Bummelstudent Guttenberg auch noch Plagiator?



  • Hi Scrub,

    scrub schrieb:

    Bei uns läuft das so, daß bei allen Vorträgen alle Institutsmitarbeiter im Saal sitzen. Das sind der Chef, dessen Vorgänger, zwei Doktor-Ingenieure, mehr als ein halbes dutzend Diplomingenieure, dazu kommen viele Studenten, die derzeit am Institut selbst noch an einer Arbeit schreiben.

    Insbesondere die Mitarbeiter stellen Nachfragen. Die nehmen dabei auch keine Rücksicht, und wer fachlichen oder formalen Unsinn vorgetragen hat, kriegt das zu spüren. Die Bewertung des Vortrags fließt in die Bewertung der Gesamtarbeit ein.

    Glückwunsch, Ihr habt damit aus meiner Sicht die Idealform. Ist natürlihc für den einzelnen der da durch muss stressig, aber anbetracht dessen, dass ein Master bzw. Dipl-Ing was wert sein soll durchaus angemessen.

    Gruß Mümmel



  • Das läuft überall so, wo ich es bisher mitbekommen habe, zumindest im naturwissenschaftlichen Bereich und bei den Ingenieuren.

    muemmel schrieb:

    Und nein, ich will hier nicht gegen Unis stänkern, aber wer so von oben herag auf die FHs blickt wie die Unis, der sollte es eben auch besser machen. Im übrigen war ich auch an Dis-Verteidigungen dabei (hab mehrere Jahre an ner Uni gearbeitet) wo ich selbst als fachfremder "NurFHDiplomand" sehr intensiv über Fremdschämen nachdenken musste. Und wenn selbst bei einer Habil-Verteidigung nur weichgespülte kuschelweiche Fragen kommen, dann ist da mehr als nur etwas nicht in Ordnung.

    Keine Ahnung, an was für einer Uni Du da warst, oder wie objektiv Deine Äußerungen sind, aber an einer normalen Uni läuft das anders als von Dir geschildert. Und wo man auf die FH'ler herabblickt, das ist mir auch noch nicht ganz klar. Ich vernehme eher dauernd, dass sich mancher was beweisen will. Man redet sich ein, dass 'die' sich für was besseres halten, und dass das alles theoretischer Unsinn ohne Bezug zur Realität ist. Und das riecht nach Minderwertigkeitskomplex.

    muemmel schrieb:

    Im übrigen sind FH-Diplome meist sehr viel fachspezifischer. Das theoretische Rüstzeug zum Erstellen der Arbeit hat man sich da meist schon vor dem Angehen der eigentlichen Arbeit geholt und löst mit der Arbeit dann ein ganz konkretes fachliches Nicht-Informatik-Problem mit den Mittlen der Informatik. Da weis man (zumindest ich) bei den einzelnen Schritten nicht, woher einem die nowendige Weisheit zugeflogen ist. Die Basis mit der man die Arbeit macht ist dabei die SUMME des vorher in Vorlesungen, Seminaren und Büchern gewonnenen Wissens.

    Dann haben wir wohl unterschiedliche Vorstellungen davon, was Gegenstand einer Abschlussarbeit ist. Natürlich bilden die Vorlesungen usw. die Grundlage, aber wenn ich ein Allerweltsproblem mit einfachsten Mitteln löse, dann ist doch wohl viel eher die Tür zum Plagiarismus geöffnet. Natürlich kann man jede Aufgabenstellung so aufhübschen, dass ein konkretes Problem gelöst wird, aber wenn ich im Endeffekt bloß ein paar Algorithmus einhacke, die man auf einem Bierdeckel erklären kann und vielleicht noch ein wenig grafische Ausgabe drum bastle, dann ist das eine eher schwache Vorstellung. Ich kenne Deine Arbeit nicht, aber es hört sich gerade irgendwie nach so einem Typ von Abschlussarbeit an. Natürlich gibt es viele praktisch ausgelegte Arbeiten, aber da benutzt man dann Resultate, die man nicht so einfach aus dem Ärmel zaubern kann. Und die referenziert man natürlich auch als solche im Text. Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu diskutieren gibt.



  • Hi Walli,

    Hab genug Uni-Diplomarbeiten gelesen, um zu wissen dass die auch nur mit Wasser kochen und nicht mal unbedingt einen größeren Tauchsieder benutzen. Da gönn ich mir wirklich keine Minderwertigkeitskomplexe.

    Außerdem ist Deine Meinung über meinen Abschluss für mich nicht soooooo relevant. Meinen Betreuern hats gereicht, was will ich mehr. Ich wollte keine Diss schreiben, sondern mir die Grudnlage für einen Job schaffen, den ich damals nicht hatte. Und den habe ich ja mit meiner Arbeit als Referenz bekommen. Wie gesagt, damals an ner Uni.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Hab genug Uni-Diplomarbeiten gelesen, um zu wissen dass die auch nur mit Wasser kochen und nicht mal unbedingt einen größeren Tauchsieder benutzen. Da gönn ich mir wirklich keine Minderwertigkeitskomplexe.

    Dann spar Dir doch bitte solches Geschwätz von wegen praxisbezogenerer Arbeit und mangelnder Leistungskontrolle an der Uni. Dass man auch an der Uni für die Diplomarbeit nicht das Rad erfindet, sollte jedem klar sein. Allerdings ist man dort stärker mit Teilaufgaben aus aktuellen Forschungsprojekten konfrontiert, während ich bei manchen FH-Arbeiten, die ich gelesen habe, den Eindruck hatte, dass auch oft aus Mangel an Aufgabenstellungen ein Allerweltsproblem 'gelöst' wurde, zu dem sich halt der Betreuer eine nette anwendungsbezogene Aufgabenstellung ausgedacht hat. Irgendwas mit 'Pathfinding' im Titel klingt halt dann z.B. doch spannender, als wenn man schreibt, dass man im Endeffekt Algorithmen eingehackt hat, die Pac-Man schon in den 80ern konnte. Natürlich gibt es positive und negative Beispiele in beiden Lagern, aber irgendwie driftet die Diskussion auch zu sehr ab. Im Endeffekt ging es doch darum, dass Du nicht verstanden hast, warum man anständig zitieren und referenzieren solle.



  • Hi Walli,

    Walli schrieb:

    Im Endeffekt ging es doch darum, dass Du nicht verstanden hast, warum man anständig zitieren und referenzieren solle.

    Nö, im endeffekt ging es darum, daß und warum ich bei meiner Arbeit auch ohne Zitieren ausgekommen bin. Das das eben bei einem anderen Thema ganz anders gewesen wäre ist die andere Sache. Aber bei meinem Thema wars eben so.

    Gruß Mümmel



  • Lad doch mal deine Diplomarbeit (anonymisiert) hoch. Dann kann man sich vielleicht besser ein Bild davon machen, *warum* du auch ohne Zitieren ausgekommen bist.



  • muemmelplag
    SCNR



  • http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/DocE71AF4D370D064FA48397C480EFB20542ATplEcommonSspezial.html

    Die Universität Bayreuth wirft Karl-Theodor zu Guttenberg vor, bei seiner Dissertation „vorsätzlich getäuscht“ zu haben. Zu diesem Ergebnis kommt die Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“. Guttenberg habe wissenschaftliche Standards „evident grob verletzt“.



  • Oh endlich, hab mir schon gedanken gemacht, ob's noch jemand interessiert.

    Die Kommission habe auch das Promotionsverfahren untersucht und eine Mitverantwortung des Doktorvaters und des Zweitgutachters für das Fehlverhalten Guttenbergs verneint, heißt es weiter.

    Die einzige verhaltene Kritik der Bayreuther Kommission findet sich in der Feststellung, dass die Benotung der Arbeit mit dem Prädikat „summa cum laude“ einer ausführlicheren Begründung bedurft hätte. Die Gutachten gäben keineswegs genügend Aufschluss darüber, warum die Höchstnote gerechtfertigt sei.

    Irgendwie hört sich an nach, geben wir die alleinige Schuld Guttenberg, sein Ruf ist doch schon ruiniert.



  • Als ich gehört habe, dass der Doktorvater keine Schuld treffen soll, musste ich einmal ganz laut lachen. Guttenberg hat viele Fehler gemacht, aber alles anderen jetzt als Opfer darzustellen trifft nun wirklich nicht den Kern der Sache...
    Mit jeder Fehlleistung mehr, schwindet mein Vetrauen an unseren Professoren...auch wenn mir klar ist, das man nicht verallgemeinern soll, so ist der Drang doch recht gross



  • Hi,

    nu isse auch hin, Stoibers Tochter. Sie muss auch ihren Dr. abgeben.
    Dazu noch FDP-SKM eventuell... Aber sollte es nicht nachdenklihc mache, dass auch Stoibers Tochter an der Uni Bayreuth promoviert hat.
    Sollte man nicht darüber nbachdenken, das Unis, die einen zu hohen anteil an Schrott liefern auf bestimmte Zeit oder für immer ihre Promovierfähigkeit verlieren?
    Bei Gutenberg bin ich mir aber mittlerweile sicher, das er mit der Arbeit nicht wirklich jemanden abgeschrieben hat. Vermutlich hat er da nur seinen Namen drunter geschrieben, und den muss er ja nicht als Zitat kennzeichnen.
    Vielleicht war er bei der Auswahl seines Ghowstwriters zu sparsam? Wie heiwt es doch, wer billig kauft kauft zweimal. Oder wie mir neulich ein Baarkeeper sagte. "Wenn man mit Kokosnüssen zahlt darf man sich nicht wundern wenn man Affen bekommt".
    Ein zu militantes Abschreiben könnte man vielleicht dadurch eindämmen, dass es nur noch für wirklich Neues einen Doktor gibt. Dann könnte zwar nciht mehr jeder Dödel Dr. werden, in bestimmten Fächern vermutlihc keiner mehr, aber ein Dr. hätte wieder eine Fachunabhängige Aussagekraft.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Aber sollte es nicht nachdenklihc mache, dass auch Stoibers Tochter an der Uni Bayreuth promoviert hat.

    Wenn es so wäre, vielleicht. Aber es war die Uni Konstanz.



  • Matthias Pröfrock, CDU-Landtagsabgeordneter in BW ist der Nächste. Das ganze scheint geläufiger gewesen zu sein als vermutet



  • http://www.faz.net/s/Rub1ED0C280BBA14ACAB16800E2F760DF3E/DocE755CCEDFF4B148FDAB436F97F4188185ATplEcommonSspezial.html

    Insgesamt sieht die Kommission die Höchstnote „summa cum laude“ nicht ausreichend begründet. Außerdem hätte beiden Gutachtern auffallen können, dass Guttenberg wiederholt auf unveröffentlichte Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags Bezug genommen habe. Es hätte daher nahegelegen, die Vorlage zu verlangen und sie einzusehen. Die Kommission selbst hatte alle sechs Ausarbeitungen, die auf bis zu zehn Seiten in der Dissertation nahezu wörtlich übernommen wurden, vom Präsidenten des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert (CDU), bekommen.

    Immerhin äußern sie ein bisschen Kritik an dem Doktorvater.



  • zwutz schrieb:

    Matthias Pröfrock, CDU-Landtagsabgeordneter in BW ist der Nächste. Das ganze scheint geläufiger gewesen zu sein als vermutet

    Siehe auch: http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/hochschule_artikel,-CDU-Abgeordneter-fuehrt-Doktortitel-vorerst-nicht-mehr-_arid,133841.html

    Und dann noch die Veronica Saß: http://www.sueddeutsche.de/karriere/plagiate-in-der-dissertation-stoiber-tochter-verliert-doktortitel-1.1095825



  • Ich habe mal vor einiger Zeit im Radio einen Beitrag gehört. In diesem Beitrag ging es um einen Dienstleister in England, der dir deine Bachelor, Master etc. Arbeit schreibt. Auch in der eigenen Sprache gegen Aufpreis natürlich. Die Verantwortlichen des Dienstes sind sich natürlich keiner moralischen Verantwortung bewusst. Warum auch...
    Wäre es nicht langsam an der Zeit etwas an dem Prozess zu verändern? Oder wie wäre es wenn alle Unis, sämtliche Arbeiten überprüfen...sicher sein kann man sich ja anscheinend nicht mehr...

    Was für ein Armutszeugnis der deutschen Wissenschaft...



  • Nasghat schrieb:

    Wäre es nicht langsam an der Zeit etwas an dem Prozess zu verändern? Oder wie wäre es wenn alle Unis, sämtliche Arbeiten überprüfen...

    Das tun sie bereits, und der Prozess ist auch an sich in Ordnung. Gegen Gefälligkeiten unter Parteifreunden, die sich gegenseitig einen Titel in Jura zuschieben, hilft eine Verändung auch nicht. Da hilft es nur, wenn man möglichst viele Betrüger medienwirksam auffliegen lässt. Ein gutes Indiz um mal genauer hinzuschauen ist immer, wenn der Doktorand noch zig andere Tätigkeiten nebenher ausüben konnte.



  • ..



  • Die Frage ist doch auch, ob es unter den Nichtpolitikern auch solche Misstände gibt.



  • Im technischen/naturwissenschaftlichen Bereich eher weniger, denn dort sind Plagiate einfacher zu entdecken und der wissenschaftliche Fortschritt ist leichter messbar. Oft sind diese Arbeiten mittlerweile auch keine Staubfänger mehr, sondern werden elektronisch zur Verfügung gestellt, was ich für sehr sinnvoll halte, da der Autor damit signalisiert, dass er nicht bloß einem Kommittee von 3-4 Leuten, sondern praktisch der ganzen Welt Rede und Antwort steht. In allem, was man in der Schule als Laberfächer bezeichnet hat, kann man allerdings leicht fremde Erkenntnisse als eigene verkaufen. Und das sind dann genau diese Ziertitel, die auch Politiker so gerne mögen. Man sieht selten Politiker mit einem Dr.rer.nat. oder einem Dr.-Ing. etc. Was hier aber besonders fatal ist, ist die Art und Weise, wie plagiiert worden ist. Und es hätte dem jeweiligen Doktorvater aufffallen müssen. Gutti z.B. gibt ein 500-seitiges Schriftstück ab, was er zwischen Tür und Angel geschrieben haben will, und das soll eine nach wissenschaftlichen Maßstäben ausgezeichnete Arbeit gewesen sein? Summa cum laude? So dumm kann doch niemand sein, der sich sein Leben lang mit dem Gebiet beschäftigt.


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