Geisteswissenschaften [Split aus "Endlich wieder mal ein wenig Gerechtigkeit!"]


  • Mod

    Jodocus schrieb:

    Messdaten zu fälschen ist IHMO ein Unding, auch im Praktikum.
    Ich habe einzelne Daten in Messreihen aber auch "gefälscht" (i.e. ein paar Ausreißer eingefügt, damit man Fehlergeraden/-streifen auf dem Millimeterpapier überhaupt malen konnte (war gefordert), da wir bei einem Mechanik-Versuch einfach viel zu genau gemessen (oder viel Glück gehabt) haben. Ohne erkennbare Fehlerstreifen hätten wir kein Abtestat dafür bekommen.

    Sowas kenne ich auch noch, bei einigen Dozenten waren Messreihen ohne Ausreisser grundsätzlich fälschungsverdächtig... wenn die Messung also super lief und alles wie auf einer Perlenschnur aufgereiht war, hat man einen Wert völlig aus der Kurve rausgenommen, damit man zeigen konnte "hey, wir haben versucht zu messen". Das ist dann auch eine negative Erwartungshaltung des Dozenten, der unterstellt grundsätzlich Manipulation oder Fälschung, und schreibt deswegen unter eine perfekte Messreihe "Bewertung unter Vorbehalt, da keine Messtätigkeit erkennbar". Zielführend ist das nicht.

    Ebenfalls habe ich erlebt, dass der Laboring. vorher genau einige Schlussfolgerungen des Versuchs aufzählte, die unbedingt in den Folgerungen im Laborbericht zu erwähnen seien. Da ist dann auch kein Raum für Erkenntnis mehr. Und vor allem öffnet das der Manipulation auch Tür und Tor, vielleicht kann man nämlich die Erkenntnis aus der eigenen Messreihe mangels entsprechender Werte vielleicht gar nicht erkennen, muss aber die Erkenntnis als wichtiges Ergebnis des Versuchs schlussfolgern - eine wirkliche Zwickmühle.

    Die einzige gute Sache daran war, dass man sich dann oftmals doch sehr tief mit der Theorie des Versuchs und seines Aufbaus befasst hat, so dass man in der Lage war die gewollten Folgerungen und Messergebnisse in der Form zu beschreiben, dass sie zu den eigenen Ergebnissen passten. Frei nach "normalerweise sollte der Versuch zeigen blabla, was aber hier im vorliegenden Fall nicht beobachtbar war. Der Grund dafür könnte blabla sein..."

    Irgendwo wird das Lernziel dann erreicht, aber der Weg dahin... hm.



  • @Dravere: Messfehler und Blödsinn messen sind zwei verschiedene Dinge. Es ist ja nicht so das man aus heiteren Himmel Blödsinn misst. Und wenn das wiederholt auftritt sollte man sich auch mal Gedanken darum machen. Studenten neigen dazu jegliche Verantwortung abzuweisen, und zu behaupten hier ginge es mit Magie zu.
    Ausserdem ist der Schluss "ich lasse mir davon mein Studium nicht versauen" zwar durchaus nachvollziehbar, aber der erste Schritt zum kompletten Durchschummeln. Denn, warum solltest du dir dann von anderen Fächern in denen man schlecht abschneidet sich das Studium versauen lassen? Warum sollte eigtenlich meine Begabung überhaupt irgende eine Relevanz für meine Abschluss haben?



  • Dravere schrieb:

    @Jester,
    Beantworte mir nur diese eine Frage: Du würdest also riskieren, dass du dein Studium abbrechen musst, deine Berufsziele über Bord wirfst, grundsätzlich alles worauf du seit Jahren hingearbeitet hast

    Ehrlich gesagt hab ich bis zu diesem Teil des Satzes geglaubt, dass du gegen das Fälschen bist, denn wenn das Fälschen rauskommt, kommst du in Teufels Küche.



  • Michael E. schrieb:

    denn wenn das Fälschen rauskommt, kommst du in Teufels Küche.

    Ich habe mal eine Kleinigkeit geschummelt. In einem Praktikum als wir einfach nicht in den Zahlenbereich kamen, der angenommen wird, habe ich aus dem UV-Licht-Löschgerät den EPROM der Vorgängergruppe genommen und siehe da, 10 Minuten Licht haben das alte Programm noch nicht gekillt. Also geklautes Programm vorgeführt und eigene Doku abgegeben. Es wäre nicht möglich gewesen, den Fehler in der selbergeschriebenen Divisionsroutine in der Zeit zu finden.

    Später habe ich dem Prof das aber auch erzählt. Anfangs war er ein wenig erboßt. Aber dann entspann sich ein durchaus konstruktives Gespräch, was an dem Praktikum und der zugehörigen Vorlesung schief gelaufen war; die paßten nämlich überhaupt nicht mehr zusammen und es war unmöglich geworden, es ehrlich zu packen. Die anderen Gruppen hatten alle direkt von älteren Semersten abgeschrieben.



  • Dravere schrieb:

    @Jester,
    Beantworte mir nur diese eine Frage: Du würdest also riskieren, dass du dein Studium abbrechen musst, deine Berufsziele über Bord wirfst, grundsätzlich alles worauf du seit Jahren hingearbeitet hast, nur um ein paar völlig bedeutungslose Messdaten, welche keinerlei Nebeneffekte haben, nicht zu fälschen?

    Mit so einer Argumentation kann man fast alles rechtfertigen. 🙂 Zum Beispiel auch das Betrügen bei Klausuren. Und warum fälscht man nicht einfach gleich sein Abschlusszeugnis? Sollte man etwa wegen so einem völlig unbedeutenden Studium gleich seine Berufsziele über Bord werfen?

    Die Praktikumsversuche waren bei uns nichts, was man nur einmal, zweimal oder dreimal machen durfte. Man hätte die Veranstaltung so häufig mitmachen dürfen, wie es nötig ist. Mir ist allerdings nicht bekannt, dass Leute da in die dritte Runde oder so gegangen sind. Ich habe die Praktika beim ersten Durchgang problemlos geschafft und ich denke, das betrifft auch die meisten meiner damaligen Mitstudenten. Ein Wiederholen kann ich mir da eigentlich nur vorstellen, wenn man die Veranstaltung aus Zeitproblemen oder ähnlichem abbrechen muss. Die Praktika waren keine Veranstaltungen, um Studenten klar zu machen, dass dieses Studium vielleicht doch nichts für sie ist.

    PS: Ich glaube, keiner, der die Fälschung von Messdaten hier für allgemein üblich hält, hat eine entsprechende Veranstaltung an der Uni erst beim letzten Versuch unter Einsatz dieses Mittels bestanden. Ansonsten hätte er sich jenseits von seinem Betrug eher selbst die Frage stellen sollen, ob er in diesem Bereich überhaupt glücklich werden kann, wenn er doch derart untalentiert ist. Hier geht es aus meiner Sicht eher darum, dass sich einige Leute sagen "Och nö, die Veranstaltung will ich nicht im nächsten Semester wiederholen.".



  • Soviele Seiten für eine so blöde Frage? 😕
    Wissenschaft ist alles, was etwas hinterfragt, neue Erkenntnisse sucht, vorherige Erkenntnisse als unbrauchbar erkennt und diese möglichst verbessern hilft. Das gilt so für alle Disziplinen, zu denen eben auch die Geisteswissenschaften gehören. Nur die Theologie vermag ich hier nicht einzuordnen.



  • Hi Berniebutt,

    berniebutt schrieb:

    Nur die Theologie vermag ich hier nicht einzuordnen.

    das vermag vermutlich keiner. Aber anscheinend geht auch dort die Angst vor Vroniplag um. Der Papst tritt jedenfalls am 28.2. zurück, und dass noch bevor ihm Frau Dr. Merkel ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen hat. 😉

    Gruß Mümmel



  • berniebutt schrieb:

    Soviele Seiten für eine so blöde Frage? 😕
    Wissenschaft ist alles, was etwas hinterfragt, neue Erkenntnisse sucht, vorherige Erkenntnisse als unbrauchbar erkennt und diese möglichst verbessern hilft. Das gilt so für alle Disziplinen, zu denen eben auch die Geisteswissenschaften gehören. Nur die Theologie vermag ich hier nicht einzuordnen.

    Bei der Definition von Wissenschaft, lässt sich doch die Theologie hervorragend einordnen, selbst die Dogmen :).



  • Hich,

    um Welten wichtiger, als nun auch noch beim letzten zu gucken, wo er seine Diss abgeschrieben hat (außer bei denen ie bei anderen daw Maul ganz weit aufgerissen haben) ist meiner Meinung nahc die Arbeit von Lobbyplag.

    Bei den bisherigen Plagiatsjägern gings nur darum ob jeder der sich in seinem Heiiligenschein sonnt auch die Stromkosten dafür selber bezahlt hat.

    Bei Lobbyplag geht es aber darum, aufzudecken, wo wir alles von unseren püolitischen Vertretern so schnell über den Tisch gezogen werden sollen dass wir die Reibungshitze als Nestwärme empfinden.

    http://gutjahr.biz/2013/02/lobbyplag/

    Gruß Mümmel



  • Anstatt das die Leute auf Facebook und Twitter lange weile Schreiben, sollte man Ihnen Aufgaben geben. Die Piraten-Partei funktioniert nicht (ich bin auch nicht bei der und auch nicht für die), dennoch ist der Gedanke, der Wille des Schwarms gar nicht so verkehrt. Nur müsste dann jeder einzelner Wurm alles wissen, und das ist faktisch nicht mal annähernd so!

    Also sollte man erst den Wurm testen um so zu schauen wo hat er Ahnung und dann in diesem Gebiet ihm fragen stellen.

    Das ist meine Meinung! Ihr müsste sie ja nicht teilen aber seit ich denken kann passieren Sachen so wie ich es immer geahnt hatte. Und damit meine ich nicht den Bus um die Ecke, sondern große globale Sachen.


Anmelden zum Antworten