Wir erschaffen nichts Greifbares



  • Jetzt hört doch auf zu jammern. Es ist einfach Einstellungssache.

    Es gibt viele, die über uns ITler schimpfen. Und es gibt viele, die sich über die Kassiererin im Supermarkt aufregen oder über die Bundeskanzlerin oder über den Artzt, der schon wieder mal was verpfuscht hat oder der Lehrer, der unfähig ist, den Kindern was beizubringen. Jeder hat das Potential zum jammern.

    Unser Beruf ist dennoch dazu geeignet, vieles zu bewegen. Müssen wir dazu von allen bewundert werden? Natürlich erwartet man eine gewisse Anerkennung vom Umfeld. Manchmal bekommt man sie und manchmal nicht. Das liegt aber nicht an der IT, sondern ist überall so. Es wird immer Menschen geben, die das, was Du tust verachten und welche, die das anerkennen.

    Ich empfinde große Genugtuung, wenn ich mal wieder was geleistet habe. Und sei es, in einem zig Jahre alten verpfuschen Code eine Verbesserung erreicht zu haben. Ich bin stolz darauf, selbst in die Tasten greifen zu dürfen um etwas zu bewegen. Es gibt auch Berater, die für viel Geld dummes Zeug labern. Mit denen möchte ich dennoch nicht tauschen. Wobei tauschen wäre nicht das richtige, da viele "Berater" leider nicht die Fähigkeit hätten, selbst das zu machen, was sie empfehlen 🤡 ).



  • CatchNothing schrieb:

    Das kann auch nichts viel mit dem Abstrakten zu tun haben, da Mathematiker hingegen wieder besser angesehen werden. Warum weiß ich auch nicht.

    Weil bei Mathematikern keiner weiss was die eigentlich tun, und die Leute sich darüber im Klaren sind dass sie nicht wissen was die eigentlich tun.

    Bei Programmierern glauben aber sehr viele Leute zu wissen was man als Programmierer so macht. Nämlich mal schnell ein bisschen "mach mal so und so" in den Computer reinzutippen, und die restlichen 55 Minuten jeder Stunde zu wichsen oder Comics zu lesen (oder beides gleichzeitig). Oder sein Dampfgeplaudere zu üben.
    Weil Menschen die keine Ahnung von etwas haben, dazu neigen die Komplexität/Schwierigkeit dieses Etwas zu unterschätzen. Je dümmer/weniger gebildet man ist, desto krasser.



  • Programmierer? Das sind doch die, die in der Farbik für Metallbearbeitung an der CNC Maschine stehen und da die Koordinaten für die Maschine eintippen müssen.
    So etwas macht mein 8 jähriger Neffe auch am 3d Drucker, kann also nicht so schwer sein.



  • Hallo CatchNothing,

    ich habe sowas auch schon gedacht wie das was du beschreibst. Sowas ist in den ersten 20 Jahre in der SW-Entwicklung bei mir nie vorgekommen. Im Gegenteil: so viele interessante Sachen zu lernen, diese tolle Sprache, super System, etc. Ich denke bei mir ist nach 20 Jahren in diesem Beruf eine gewisse Müdigkeit eingetreten, wodurch erst solche Gedanken Raum bekommen haben um entstehen zu können. Diese Gedanken könnten sowas wie ein kleines Burnout-Anzeichen sein. Vielleicht ist es Zeit mehr für Regeneration zu tun. Davon abgesehen hindert einen niemand daran anderen Menschen zu helfen, denen es schlecht geht, nur weil man Informatiker ist.

    Mal angenommen ich würde statt einfach Daten durch die Gegend schieben für irgendeine Firma die Steuerung für ein Blutanalysegerät oder einen Computer-Tomographen bauen. Dann würde ich was machen, was kranken Menschen helfen würde. Wäre das dann ganz toll? Das wäre es vielleicht. Aber ob ich gut wäre so eine Software zu entwickeln (Bildverarbeitung, embedded) ist die Frage. Womöglich ist ein trockener Mathematiker, dem die kranken Menschen nicht interessieren, sehr viel besser darin und nützt den Patientin viel mehr. Ganz einfach, weil die Sache mal angenommen eher was mit Mathematik zu tun hätte. Ich habe sogar mal eine Stellenanzeige von einer Medizinfirma gesehen, die Software-Entwickler suchte. In Kununu stand die Firma aber ganz schlecht da. Habe also bloß die Finger davon gelassen.

    Man muss einfach das machen, was man gut kann und sich unabhängig machen von Wünschereien. Was Gutes tun kann man auch in der Freizeit und vielleicht besser als Mediziner, die nach Feierabend völlig fertig sind. Der Mensch will immer das, was er gerade nicht hat. Ist er Single, will er lieber nicht mehr alleine sein. Ist er es nicht mehr, möchte er jetzt lieber Mönch sein. Das ist die Krankheit des Geistes. Die Dinge, die man nicht ändern kann, so nehmen wie sie sind, ist wohl das Beste.

    Oh je, ist das lange geworden. Sorry.
    Gruß, Saxo



  • CatchNothing schrieb:

    "Impact auf die Welt" beschreibt das von mir Vermisste echt gut. Bei einem kleinen Spiel oder einer Fun-App was man mal kurz für Android runterkloppt, kann die Umwelt wenigstens noch was anfangen. Da so gut wie jeder ein Android-Handy hat und das überall ausprobieren kann ohne Ahnung von irgendwas in der IT zu haben. Eine Webseite erstellen ist auch noch ok, wenn auch grenzwertig, weil der ganze Hintergrund keinen interessiert und wenn man nicht gerade für die GUI zuständig war interessiert das auch niemanden groß. Da kann man auch betonen wie schwierig die Technologie auf dem Server ist. Webseiten gibt es wie Sand am Meer und das kann daher alles nicht so schwierig sein, da mein Neffe mit 12 schon seine erste Seite online gestellt hat und auch bei YT seinen Videoblog über Webseiten programmieren betreibt.

    So sieht die Umwelt uns leider. Wenn ein Arzt eine Diagnose im Stillen stellt und ein paar Pillen verschreibt ist das hundert mal angesehener als wenn ein Informatiker einen neuen bahnbrechenden Algorithmus beschreibt.

    Das kann auch nichts viel mit dem Abstrakten zu tun haben, da Mathematiker hingegen wieder besser angesehen werden. Warum weiß ich auch nicht.

    Informatiker sind irgendwie die Nieten der Nation, außer in Hackerfilmen 😃

    Hattet ihr nicht schon von Anfang an das Gefühl, dass CatchNothing ein Troll ist, der nur Informatik schlecht reden will?



  • Saxo schrieb:

    Hallo CatchNothing,

    ich habe sowas auch schon gedacht wie das was du beschreibst. Sowas ist in den ersten 20 Jahre in der SW-Entwicklung bei mir nie vorgekommen. Im Gegenteil: so viele interessante Sachen zu lernen, diese tolle Sprache, super System, etc.

    Ich habe halt vor der Entwicklung als Elektroniker/Elektriker gearbeitet und das war von der Anerkennung wie auch von der Genauigkeit der Arbeit was völlig anderes, dann habe ich mein Hobby(Programmieren) irgendwann zu Beruf gemacht und war dort bis zum Schluss geschockt wie da erstens meist ohne Sinn und Verstand oder Planung entwickelt wird und zweitens wie Undankbar dieser Job eigentlich ist(aus den beschriebenen Gründen)

    Mittlerweile bin ich wieder komplett raus aus der IT, aber ich wollte dennoch mal mit Leuten aus dem Fach darüber reden, so wie ich es hier nun mache.



  • CatchNothing schrieb:

    Ich habe halt vor der Entwicklung als Elektroniker/Elektriker gearbeitet und das war von der Anerkennung wie auch von der Genauigkeit der Arbeit was völlig anderes, dann habe ich mein Hobby(Programmieren) irgendwann zu Beruf gemacht und war dort bis zum Schluss geschockt wie da erstens meist ohne Sinn und Verstand oder Planung entwickelt wird und zweitens wie Undankbar dieser Job eigentlich ist(aus den beschriebenen Gründen)

    Mittlerweile bin ich wieder komplett raus aus der IT, aber ich wollte dennoch mal mit Leuten aus dem Fach darüber reden, so wie ich es hier nun mache.

    Du hast recht. Das liegt daran, dass irgendwelche Leute, die möglicherweise gute Elektroniker/Elektriker sind, meinen, dass sie aus ihrer Hobbyprogrammierung einen Beruf machen können. Das schlimme ist, dass solche Leute auch noch angestellt werden und dann auf andere solche Leute treffen.



  • Ich habe halt vor der Entwicklung als Elektroniker/Elektriker gearbeitet und das war von der Anerkennung wie auch von der Genauigkeit der Arbeit was völlig anderes, dann habe ich mein Hobby(Programmieren) irgendwann zu Beruf gemacht und war dort bis zum Schluss geschockt wie da erstens meist ohne Sinn und Verstand oder Planung entwickelt wird und zweitens wie Undankbar dieser Job eigentlich ist(aus den beschriebenen Gründen)

    Ich kenne das sehr gut. Ich ärgere mich auch manchmal über das sehr oft un-ingenieursmäßige arbeiten in der SW-Entwicklung. Bank-ITs sind da oft ein Problem (die Bank betreibt die IT so wie sie die Bank selbst auch betreibt). Aber un-ingenieursmäßiges arbeiten gibt es fast überall. Es war früher auch besser. Ich würde sagen, dass die Internet-Entwicklung (Web-Anwendungen) zu einem Schnell-Schnell-Gemurkse geführt hat.

    Relativ ingenieursmäßig wird im Bereich C/C++ gearbeitet und sonst im embedded bereich. Hier muss man von Anfang an sehr sorgfältig arbeiten, weil Umstellungen in der Software sehr schwierig im Vergleich zu dynamischen Sprachen und Sprachen mit einem GC.

    Das Problem mit der "Wertschätzung" liegt aus meiner Sicht am management. Wir haben hier einen Geschäftsführer, der einfach einen Externen eingestellt hat, der ihm wohl auffiel, weil er erzählte er wäre der Größte. Dem Externen wurde einfach die Firma übergeben und jeder musste gehorchen. Jetzt sind 2 jahre rum. Das Große Ziel ist bei weitem nicht erreicht. Aber gelernt hat das Management nichts daraus. Und so ist es sehr oft. Wenn nicht Externe als Weihnachtsmänner gesehen werden, dann halt die Architekten.

    Wenn du Elektrotechniker bist, bist du ja für C/C++ und embedded prädestiniert! Ich wünschte ich könnte da arbeiten. Aber meine ganze Ahnung liegt jetzt im bereich Anwendungsentwicklung auf der JVM.



  • sagt mal schrieb:

    Hattet ihr nicht schon von Anfang an das Gefühl, dass CatchNothing ein Troll ist, der nur Informatik schlecht reden will?

    Es gibt halt die zwei moeglichkeiten
    1. jemand der es schafft im ziemlich besten beruf den man haben kann depressive zu werden -> first world programmer problem
    2. jemand der trollt weil er es nie soweit bringen koennte -> first world troll problem

    in beiden faellen hilft es ihm positiv zu antworten, da
    1. er vielleicht erkennt dass er das problem kuenstlich erschafft und eventuell einen schubs in proaktivitaet braucht um es auch selbst zu loesen, statt zu versacken.
    2. es doch nichts schlimmeres gibt fuer einen troll als einen friedlichen konsens der ihn eher bemitleidet statt mit einer debatte auf seine kontroverse these reagiert.

    Saxo schrieb:

    Das Problem mit der "Wertschätzung" liegt aus meiner Sicht am management. Wir haben hier einen Geschäftsführer, der einfach einen Externen eingestellt hat, der ihm wohl auffiel, weil er erzählte er wäre der Größte. Dem Externen wurde einfach die Firma übergeben und jeder musste gehorchen. Jetzt sind 2 jahre rum. Das Große Ziel ist bei weitem nicht erreicht. Aber gelernt hat das Management nichts daraus. Und so ist es sehr oft. Wenn nicht Externe als Weihnachtsmänner gesehen werden, dann halt die Architekten.

    ich kenne leute aus anderen berufen (z.B. Baenker) die genau dasselbe sagen. Sie sagen ihrem management (bzw vorstand) seit jahren was gemacht werden muss, werden aber ignoriert. dann kommt ein consultant der sich in den himmel lobt und ueber 3 ecken mit jemandem im vorstand verwand ist, wird mit geld beworfen, fragt die leute in der firma ab 'was sie machen wuerden' und verkauft es dem vorstand als seine idee + magic phrases.
    wenn das management scheisse ist oder co-worker hobby heros sind, verlasst das unternehmen. es werden genug qualifizierte leute gesucht.



  • Saxo schrieb:

    Ich habe halt vor der Entwicklung als Elektroniker/Elektriker gearbeitet und das war von der Anerkennung wie auch von der Genauigkeit der Arbeit was völlig anderes, dann habe ich mein Hobby(Programmieren) irgendwann zu Beruf gemacht und war dort bis zum Schluss geschockt wie da erstens meist ohne Sinn und Verstand oder Planung entwickelt wird und zweitens wie Undankbar dieser Job eigentlich ist(aus den beschriebenen Gründen)

    Ich kenne das sehr gut. Ich ärgere mich auch manchmal über das sehr oft un-ingenieursmäßige arbeiten in der SW-Entwicklung. Bank-ITs sind da oft ein Problem (die Bank betreibt die IT so wie sie die Bank selbst auch betreibt). Aber un-ingenieursmäßiges arbeiten gibt es fast überall. Es war früher auch besser. Ich würde sagen, dass die Internet-Entwicklung (Web-Anwendungen) zu einem Schnell-Schnell-Gemurkse geführt hat.

    Relativ ingenieursmäßig wird im Bereich C/C++ gearbeitet und sonst im embedded bereich. Hier muss man von Anfang an sehr sorgfältig arbeiten, weil Umstellungen in der Software sehr schwierig im Vergleich zu dynamischen Sprachen und Sprachen mit einem GC.

    Das Problem mit der "Wertschätzung" liegt aus meiner Sicht am management. Wir haben hier einen Geschäftsführer, der einfach einen Externen eingestellt hat, der ihm wohl auffiel, weil er erzählte er wäre der Größte. Dem Externen wurde einfach die Firma übergeben und jeder musste gehorchen. Jetzt sind 2 jahre rum. Das Große Ziel ist bei weitem nicht erreicht. Aber gelernt hat das Management nichts daraus. Und so ist es sehr oft. Wenn nicht Externe als Weihnachtsmänner gesehen werden, dann halt die Architekten.

    Wenn du Elektrotechniker bist, bist du ja für C/C++ und embedded prädestiniert! Ich wünschte ich könnte da arbeiten. Aber meine ganze Ahnung liegt jetzt im bereich Anwendungsentwicklung auf der JVM.

    Du triffst das sehr gut. Ich habe auch im Webbereich gearbeitet und ich weiß dass man in anderen Bereiche weit aus sorgfältiger arbeiten muss(Medizin, Industrie allgemein, etc.) Ich war es halt früher gewohnt, jeden Schritt genau zu planen. Ich hatte mein Projekt komplett auf dem Papier fertig, bevor ich den ersten Transistor raus geholt hatte. Dann kam mein Traum, die IT und da ging es nur darum das schnell fertig zu bekommen, wie war total egal. Das war ein Schock für mich und im Kern, in den drei Firmen in denen ich gearbeitet hatte, nicht wirklich anders.

    Der andere Punkt, mit der Wertschätzung, kam halt im Laufe der Jahre. Ich selbst weiß wie wichtig die Informatik ist und was da für Arbeit drin steckt, schließlich geht heute ohne IT gar nichts mehr. Aber die Resonanz für die Informatik empfand ich als extrem schlecht im Vergleich zu anderen Berufen. Zusammen mit dem aufgezwungen "Pfusch am Bau" wurde der Frust halt bei mir immer größer, was mich ja auch dann irgendwann dazu brachte komplett mit der IT aufzuhören. Das ist jetzt zwei Jahre her und ich will auf gar keinen Fall beruflich noch in irgendeiner IT Bude arbeiten müssen.



  • rapso schrieb:

    hobby heros

    was sind hobby heros? 😕



  • schade finde ich eher, dass man im Informatik Studium lauter interessante Dinge lernt, und dann im Job macht man meistens irgendeinen Bullshit a la "Daten aus DB rausholen, Daten ändern/verknüpfen - Daten auf GUI anzeigen".
    Gibt auch immer wieder mal interessante Dinge, aber meist läuft es wie oben genannt ab.

    Imaginärer Traumjob: machine learning (z.B. Spracherkennung), Übersetzerbau (z.B. Sprache x in Sprache y umwandeln), numerische Mathematik, OS Entwicklung (z.B. Linux Kernel), ...

    Realität: "ich hätte gern diesen Button in hellblau" -> und dafür hab ich studiert!? Wenigstens die Bezahlung passt.



  • hustbaer schrieb:

    rapso schrieb:

    hobby heros

    was sind hobby heros? 😕

    leute die programmieren als hobby gelernt haben und aufgrund ihrer kleinen privaten erfolge im team eher heros als co-worker sein moechten. die arbeiten dann eher gegen dich als mit dir. sie kennen einen, ihren, weg und es ist kaum moeglich alternativen aufzuzeigen etc.

    kurz: leute mit denen es sehr schwer auszukommen ist.

    (ich bin selbst hobby programmierer, weswegen ich bestimmt nicht versuche alle hobby programmierer ueber einen kamm zu scheeren, aber ich bin mir sicher jeder kennt soeinen 'hero').

    dfhggfhgf schrieb:

    Imaginärer Traumjob: machine learning (z.B. Spracherkennung), Übersetzerbau (z.B. Sprache x in Sprache y umwandeln), numerische Mathematik, OS Entwicklung (z.B. Linux Kernel), ...

    hast du dich darauf mal beworfen? gesehen wieviele solche fachleute gesucht werden? ich verstehe nicht wie man buttons zusammenklicken kann wenn der traumberuf ein ganz anderer ist und unmengen von leuten dafuer gesucht werden.

    Wenigstens die Bezahlung passt.

    es ist lebenszeit. soviel geld kann man doch garnicht bekommen um das zu opfern was einem spass machen wuerde. ich waere lieber intern bei meinem traumberuf als buttons zusammenzuschieben was ich hasse, selbst fuer 100k$ im monat.



  • tntnet schrieb:

    CatchNothing schrieb:

    Ich habe halt vor der Entwicklung als Elektroniker/Elektriker gearbeitet und das war von der Anerkennung wie auch von der Genauigkeit der Arbeit was völlig anderes, dann habe ich mein Hobby(Programmieren) irgendwann zu Beruf gemacht und war dort bis zum Schluss geschockt wie da erstens meist ohne Sinn und Verstand oder Planung entwickelt wird und zweitens wie Undankbar dieser Job eigentlich ist(aus den beschriebenen Gründen)

    Mittlerweile bin ich wieder komplett raus aus der IT, aber ich wollte dennoch mal mit Leuten aus dem Fach darüber reden, so wie ich es hier nun mache.

    Du hast recht. Das liegt daran, dass irgendwelche Leute, die möglicherweise gute Elektroniker/Elektriker sind, meinen, dass sie aus ihrer Hobbyprogrammierung einen Beruf machen können. Das schlimme ist, dass solche Leute auch noch angestellt werden und dann auf andere solche Leute treffen.

    Ich wollte noch ergänzen, dass Du wahrscheinlich einer der Guten warst. Leute, die ingenieurmässig und qualitätsbewusst Software entwickeln, sollte es mehr geben. Es gibt einach zu viele Seiteneinsteiger, die keine Ahnung von systemantischer Softwareentwicklung haben. Da wird was zusammen geschustert und im Normalfall läuft es ja. Wenn dann eine kleine Unregelmässigkeit auftritt, dann stürzt das System ab statt eine aussagekräftige Fehlermeldung zu liefern oder noch schlimmer: es tut sich ein Scheunentor auf, über den Hackern Tür und Tor geöffnet werden. Dass so eine Art der Arbeit nicht gerade förderlich ist, das Ansehen von Softwareentwicklern zu steigern, sollte uns klar sein.



  • Ja danke, ich war natürlich bedingt durch die mir in der Lehre beigebrachten Herangehensweise für technische Lösung sehr vorbelastet was Planung usw angeht. Ich hatte zudem auch viel SPS programmiert und selbst Schaltungen für Aktoren und Sensoren entworfen. Beim Programmieren habe ich mich auch stets weiter gebildet und habe keineswegs Sachen wie O-Kalkül oder so ausgelassen. Auch wenn mein Wissen bestimmt nicht mit dem eines echten Informatikers mithalten konnte, so habe ich doch auch viel über Algorithmen, Softwaredesign und natürlich die wichtigsten Frameworks gelesen und immer wieder ausprobiert, was sich wie in der Praxis einsetzen lässt. Das allgemeinen Programmieren kannte ich ja schon als 13-Jährigen aus meinen Assemblertagen auf dem C64 und später kamen ja noch in der Ausbildung die ganzen Logikschaltungen dazu. Da wurde dann sozusagen in Hardware programmiert.

    Ich behaupte mal vom Wissen her war ich nicht so schlecht aufgestellt im Vergleich zu manch anderen Quereinsteigern damals Anfang des Jahrtausends.

    Wie dem auch sei. Ich empfand meinen Job immer als undankbar und schwer vermittelbar an die Umwelt. Naja, das hatten ich hier schon alles erzählt.

    Ich danke euch fürs Mitmachen hier in diesem Thread, es war sehr interessant eure Meinungen zu lesen. Und für mich war es mal wieder ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit des Programmierens.



  • rapso schrieb:

    hustbaer schrieb:

    rapso schrieb:

    hobby heros

    was sind hobby heros? 😕

    leute die programmieren als hobby gelernt haben und aufgrund ihrer kleinen privaten erfolge im team eher heros als co-worker sein moechten. die arbeiten dann eher gegen dich als mit dir. sie kennen einen, ihren, weg und es ist kaum moeglich alternativen aufzuzeigen etc.

    kurz: leute mit denen es sehr schwer auszukommen ist.

    (ich bin selbst hobby programmierer, weswegen ich bestimmt nicht versuche alle hobby programmierer ueber einen kamm zu scheeren, aber ich bin mir sicher jeder kennt soeinen 'hero').

    danke für die erklärung.
    ja, solche leute können sicher sehr nerven.
    wobei ... mir fällt jetzt bei meinen kollegen bzw. in meinem bekanntenkreis keiner ein auf den die beschreibung passt. gut für mich 🙂



  • Dafür gibt es natürlich auch Gegenbeispiele. Ein Informatiker bei meiner letzten Firma hatte 2 Jahre an einem Programm gearbeitet und es generalisiert bis der Arzt kommt. Am Ende wurde er entlassen und das Programm wurde von einem neuen Kollegen in 2 Monaten komplett neu geschrieben und war 100% funktionstüchtig. Der Neue war einer der aus der Hackerszene kam und auch nur ein Semester Informatik hatte, also auch "nur" ein Hobbyprogrammierer ist.

    Der Informatiker hat zwar mehr meinem Stil mit Planung etc. entsprochen während der Hacker total pragmatisch an die Sache ran gegangen ist. Für die Firma war der Pragmatiker aber ein wahrer Segen.

    Wie dem auch sei, es gibt halt immer solche und solche. Wie man richtig in der IT arbeitet ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. Das ist Wildwuchs pur, ganz anderes als ich es von meinem gelernten Beruf gewohnt war.



  • CatchNothing schrieb:

    Wie dem auch sei, es gibt halt immer solche und solche. Wie man richtig in der IT arbeitet ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. Das ist Wildwuchs pur, ganz anderes als ich es von meinem gelernten Beruf gewohnt war.

    Das ist einfach abhängig vom Gebiet und vom Umfang des Projekts.



  • SLx64 schrieb:

    CatchNothing schrieb:

    Wie dem auch sei, es gibt halt immer solche und solche. Wie man richtig in der IT arbeitet ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. Das ist Wildwuchs pur, ganz anderes als ich es von meinem gelernten Beruf gewohnt war.

    Das ist einfach abhängig vom Gebiet und vom Umfang des Projekts.

    Und wegen solcher Anforderungen kann man schlecht ein Ausbildungsprogramm stricken. Als Elektroniker weiß ich genau was gelehrt wird und was die Leute können und damit kann man gut planen. Ich muss nicht bei jedem Jobgesuch die Grundlagen auf schreiben, die kann JEDER.



  • CatchNothing schrieb:

    Als Arzt, Schwester und Sanitäter hilft man jeden Tag Menschen die dankbar sind. Als Handwerker baut und repariert man Sachen die man real im Alltag um sich hat. Als Grafiker, Fotograf schafft man tolle Werke bei denen es Freude macht sie anzuschauen.
    Als Musiker verzaubert man die Ohren so mancher.
    Als Bauarbeiter baut man die Stadt aus, die jeder sehen kann.

    Und als Software-Architekt baut man all das, damit der Herzmonitor piept, der Handwerker seine Aufträge verwalten und Rechnungen drucken kann, der Grafiker und der Fotograf seine Werke überhaupt machen kann oder der Musiker seine Musik abmischt.
    Ich arbeite im Bereich Architektur-CAD. Der Plan, den der Bauarbeiter sieht kommt (u.a.) von mir. Natürlich kommt der vom Bauzeichner, aber den kann man sich heute nicht mehr leisten. Darum benutzt der ein CAD-Programm und keinen Stift.

    Unsere CAD-Software wird für Betonfertigteile genutzt. Damit wird nicht der Kölner Dom gebaut, eher Supermärkte, Stadien, Parkhäuser. Nutzbauten. Da fragt auch keiner mehr nach dem Architekten.
    Der Handwerker repariert Dinge, die er nicht kaputt gemacht hat.
    Mein letzter Krankenhausaufenthalt war in der Onkologie. Ich kam mit den Krankenschwestern ganz gut zu recht, die waren häufig zum 'nem Schwatz bei mir. Nach ein paar Wochen meinte jemand zu mir, dass man sich wundert, dass ich noch so gute Laune hätte. Ich sagte immer, das Leben ist ein Witz und wer nicht darüber lacht hat die Pointe nicht verstanden. Andere Patienten hatten weniger zu lachen.
    Diesen Job möchte ich nicht machen.
    Und Künstler können auch trotz Talent wenig zu beißen haben.

    CatchNothing schrieb:

    Als Vater, Mutter schafft man neues Leben und gibt ihm Wurzeln, da macht jeder Tag Sinn.

    Informatiker sind nicht grundsätzlich unfruchtbar. 😃

    CatchNothing schrieb:

    Als Software-Entwickler bastelt man an meist virtuellem und abstrakten Zeugs rum, was kaum einer versteht und was auch kaum jemanden wirklich interessiert. Da ist keiner dankbar, sondern es wird eher gemeckert.

    Ich programmiere privat eine Programmiersprache. Das mache ich nicht, weil es keiner versteht, es kaum einen interessiert oder weil keiner dankbar ist und man auch hier als zu blöd dargestellt wird, sondern weil es mir persönlich Spaß macht.

    Spaß halte ich nicht für abstrakt. Außerdem ist es ein Indoor-Job without heavy Lifting. Ich habe auch schon im Outdoorjob with heavy Lifting gearbeitet. Das spart das Fitnesstudio, dafür steht man bei -20 Grad in der windigen Ecke und friert an Metallteilen fest und bei +40 Grad im freien Feld und kuschelt mit einem heißen Presslufthammer, während es keinen Unterschied macht, sich Wasser in oder über den Kopf zu schütten.

    CatchNothing schrieb:

    Die Bezahlung ist bei vielen ein Witz im Gegensatz zu anderen studierten Berufen.

    Hmm... ja. Mag sein. Mein Gehalt könnte besser sein.
    Aber ich lebe angenehm. Ich leiste mir regelmäßig Fortbildungen in irgendwelchen Themen, die mir Spaß machen. Dieses Jahr wird es der Tauchlehrerschein, ansonsten plane ich mir ein paar Kurse für Blender zu gönnen. Mein Gehalt erlaubt mir ein Leben jenseits der großen finanziellen Sorgen. Wenn ich Bock auf'n Steak habe, gehe ich in das entsprechende Restaurant und bestell mir ein Steak ohne mir überlegen zu müssen, ob ich das Geld dafür habe. Das passt schon. Autoreparatur? Neue Waschmaschine? Ja, macht man dann halt.
    Wenn sowas war, sagten meine Eltern mir drei Monate lang "Wir müssen momentan was sparsamer sein".
    Neues Auto ist jetzt spontan nicht drin, aber meins fährt noch ein paar Jahre. 🙂
    Ich empfinde das als immensen Luxus, darüber vergleichsweise wenig nachdenken zu müssen.
    Mein Gehalt scheint für mich zu reichen.

    CatchNothing schrieb:

    So ist jedenfalls meine Erfahrung die letzten 12 Jahre als Entwickler gewesen, wie sieht es bei euch aus?

    Mein Vater drückte seine Wertschätzung dadurch aus, dass er nicht meckerte. Mein Chef sagt meistens nichts, aber so einmal im Jahr kommt sowas wie, dass er einen Kunden überzeugen konnte, weil etwas was ich programmiert habe funktioniert und die Konkurrenzprodukte da versagt haben.
    Was ich programmiere hilft dem Kunden und hilft meinem Chef das Produkt zu verkaufen und mein Gehalt zu bezahlen.

    Ein Informatiker ist niemand, der Glück in die Welt bringt, sondern sich wiederholende Vorgänge automatisiert. Ich habe aber nach der Arbeit auch noch Zeit und Energie etwas Glück zu verteilen.


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