Griechenland. Ein Land kurz vor dem Konkurs?



  • @muemmel:
    Milchmädchen Rechnung.
    Wieviel hat Deutschland denn gewinn gemacht die ganzen Jahre durch das Geld was Griechenland jetzt fehlt?

    Deutschland ist der große Gewinner. Klar wollt ihr nicht zahlen, keiner will sein Geld hergeben, aber Deutschland geht es gut weil es Griechenland schlecht geht. Klar dass da die Griechen nicht glücklich sind.

    Aber ich habe beim Warten auf das WM Spiel Canada vs England die Tagesschau auf dem ARD gesehen. Junge junge, da wundert mich nichts mehr. Die ganzen Zusammenhänge sind schon etwas komplizierter als "die faulen Griechen sind an allem Schuld".



  • Hi Shade Of Mine,

    Shade Of Mine schrieb:

    @muemmel:
    Milchmädchen Rechnung.
    Wieviel hat Deutschland denn gewinn gemacht die ganzen Jahre durch das Geld was Griechenland jetzt fehlt?

    Wer hat denn Gewinne gemacht? Die Großindustrie vielleicht. Aber davon, das Kraus-Maffei oder Siemens oder Daimler-Benz Gewinne gemacht haben, hat Lieschen Müller kein bisschen Vorteil davon. Im Gegenteil, der ganze Plunder ist für nen Appel und nen Ei verscherbelt worden. Die Großindustrie, die zum größten Teil besitzmäßig gar nicht mehr in deutscher Hand ist, hat sich von den Banken ihren Preis auszahlen lassen. Und was hart die Bundesbank dafür bekommen? Ne Schuldverschreibung auf dem Target-Saldo. Da hätten wir den den Plunder auch gleich verschenken können. Aber dann wenigstens an unsere Bürger (obwohl was sollen die mit U-Booten).

    Es ist ja nun nicht so, dass unsere Verkäufer denen die Pistole auf dei Brust gesetzt hätten nach der Devise kauf oder stirb. Sicher, ein paar Fakelaki sind da schon rüber gegangen. Aber das war einfach nur das dort zwingend erwartete Schmiermittel, dass auch andere hätten zahlen müssen. Letztlich wurden die deutschen Produkte aber eben nicht deswegen gekauft, weil geschmiert wurde, sondern weil man was haben wollte und die Produkte aus Deutschland eben zum einen Qualität und zum anderen Renommee bedeuten. Klar, statt dem deutschen Leopard II hätten die auch den amerikanischen Mark nehmen können. Nur ist der eben doch nicht ganz so toll und hat dazu noch den rund doppelten Spritverbrauch. Außerdem hätten sie den nicht mit Target-Salden bezahlen können, sondern hätten richtig harte Dollars auf den Tisch legen müssen. Und frag mal einen griechischen Händler, ob für ihn anstelle von einem Benz nicht auch ein Peugeot oder Lada oder Dacia ausreichend wäre.

    Die haben mit dem Eintritt in den Euro erst mal die unbegrenzte Bonität bekommen und sind reihum einkaufen gegangen, was kost die Welt. Sie haben Top-Produkte bekommen, und wir haben dafür einen Wisch mit einer Zahl drauf bekommen, über den die sich heute noch kaputt lachen.

    Und erzähle mir keiner, das das ja nur die bösen großen wären, die sind durch und durch ein Volk von Ganoven. Im übrigen wenn ich mein Gehalt bekomme, dann hat da der Staat schon seinen Anteil davon einbehalten. Da werde ich gar nicht gefragt. Und wenn ich davon in die Kneipe gehe, dann steht da eine Registrierkasse, die extra fürs Finanzamt eine schöne dicke Rolle ausdruckt, damit den ja nicht ein Cent verloren geht. Und wenn ich danach ins Taxi steige, dann zählt da das Taxameter ab dem Einsteigen hoch was ich zu zahlen habe und für das Finanzamt wird auch exakt nachgewiesen was es zu bekommen hat.
    In GR ist das was Du in der Kneipe zahlst oder danach im Taxi auch heute noch Cash für den Kneiper oder Fahrer, die haben immer noch nicht begriffen, das ihnen der Staat nur einen Teil von dem was sie dem Staat geben wieder zurückgeben kann.

    Gruß Mümmel





  • XEURUSD Sell Short Limit @ 1.135



  • Wer wird das Propagandaduell um den griechischen Wähler gewinnen?



  • Shade Of Mine schrieb:

    Deutschland geht es gut weil es Griechenland schlecht geht.

    Deutschland geht es gut, weil Deutschland eine wettbewerbsfähige Wirtschaft hat und in Deutschland eben jede Menge erwirtschaftet wurde.



  • Gregor schrieb:

    Shade Of Mine schrieb:

    Deutschland geht es gut weil es Griechenland schlecht geht.

    Deutschland geht es gut, weil Deutschland eine wettbewerbsfähige Wirtschaft hat und in Deutschland eben jede Menge erwirtschaftet wurde.

    Auf Kosten von unter Anderem Griechenland.

    Natuerlich koennte man jetzt sagen dass es Schuld von Griechenland ist mit Deutschland gemeinsam in eine Wirtschaftszone wie die EU zu gehen und natuerlich hat auch Griechenland von der EU profitiert, aber am Ende des Tages ist es nunmal zu einem grossenteil Deutschland dass am meisten von der Griechenlandpleite profitiert hat.

    Und ja, ich weiss Deutschland sieht es nicht so. Man muss sich dazu ja nur mal die deutschen Medien anschauen. Aber wenn man den Schritt zurueck geht und es objektiv betrachtet ist Deutschland einer der Hauptverantwortlichen an dem Problem.

    Davon, dass die EU das Problem Griechenland schon laengst haette loesen muessen, davon rede ich ja gar nicht erst.

    Tut mir uebrigens leid dass ich hier gepostet habe. Manchmal gehen die Pferde da mit mir durch. Mir ist bewusst dass so eine Diskussion in einem deutschen Board keinen Sinn macht. Dazu muss man sich nur muemmels Post durch lesen. Ei ei ei. "ein Volk von Ganoven". Aber klar, so stehts ja in der Zeitung.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Tut mir uebrigens leid dass ich hier gepostet habe. Manchmal gehen die Pferde da mit mir durch. Mir ist bewusst dass so eine Diskussion in einem deutschen Board keinen Sinn macht.

    Ich nehme an, das ist der Grund warum Du auch gar nicht erst versucht hast überhaupt Argumente für Deine Behauptungen anzuführen. 🙂


  • Mod

    Shade Of Mine schrieb:

    Natuerlich koennte man jetzt sagen dass es Schuld von Griechenland ist mit Deutschland gemeinsam in eine Wirtschaftszone wie die EU zu gehen und natuerlich hat auch Griechenland von der EU profitiert, aber am Ende des Tages ist es nunmal zu einem grossenteil Deutschland dass am meisten von der Griechenlandpleite profitiert hat.

    Und nun ist alles futsch, weil das Erwirtschaftete in Form von Schulden bei einem Pleitier vorliegt. Hätte man die schönen Dinge doch lieber selbst behalten, anstatt sie für imaginäre Zahlen zu verkaufen. Deshalb sieht man es nicht so, dass Deutschland von der Geschichte profitiert hätte.



  • muemmel schrieb:

    Deutschland hat alleine in Griechenland in den rund 8 Jahren 100.000.000.000 (100 Milliarden) an Euros versemmelt, wenn man mal gegenrechnet, was man damit für Forschung und Infrastruktur hätte tun können, oder was man damit unseren Rentner an Rentenerhöhungen hätte geben können, Merkel soll mal vor die Rentner hintreten, die immer brav CDU gewählt haben und ihnen sagen wie viel die pro Monat mehr hätten kriegen können, wenn sie das Geld nicht verschleudert hätte.

    Der Denkfehler besteht in der Annahme, dass die 100 Mrd - wären sie nicht in Griechenland versemmelt worden - dem einfach Volke zu gute kämen. Wenn Griechenland nicht wäre, wären die 100 Mrd an einer anderen Stelle versemmelt worden. Erhöhungen bei Sozialausgaben (wie Renten) sind aus Sicht der Politiker unbeliebt. Das Geld wird ausgezahlt und ist dann weg. In Griechenland zwar auch, aber dort kann man Weltpolitik spielen.

    Sozialausgaben sind nur beliebt, wenn die Bundestagswahl (2017) ansteht. Oder was glaubt ihr, warum die in 2014 beschlossene Bafögerhöhung erst ab Herbst 2016, in Kraft tritt?



  • "Tsipras droht mit Rücktritt" <-- jetzt erpresst er sogar sein eigenes Volk, dass es mit NEIN abstimmt. Erst spricht er von Demokratie und dass er sich dem "Referendum" beugen wird, weil es Volkes Wille ist. Nun sagt er, dass er es auf keinen Fall umsetzen wird. Niemand kann sich auf diesen Ministerpräsidenten verlassen. Merkel sollte ihn mit Verachtung strafen.

    In meinen Augen verspielt er nun den letzten Rest an Ansehen als Staatsmann. Ich kann nur hoffen, dass man ihm nun von allen Seiten zeigt, was der Sinn der EU ist.

    Lawrence H. Summers sieht die Vorgänge als sinnlose Konfrontation:
    http://www.handelsblatt.com/politik/international/griechenland-krise-und-weltweite-reaktionen-der-juni-2015-wird-zum-juli-1914/11986662.html

    Das Schlimme daran ist, dass so viele widerstrebende Emotionen im Spiel sind. Das ist nicht die beste Weise, um Wirtschaftsprobleme zu lösen oder neue Regeln zu vereinbaren.

    Das wesentliche Problem ist, dass die führenden EU-Politiker einfach Bammel davor haben, Griechenland zunächst aus dem Euro und später aus der EU zu lassen. Denn dann fragen viele, wo ist das nächste faule Ei im Nest, und die Hetzjagd am Finanzmarkt beginnt aufs Neue.



  • war heute im Deutschlandradio zu hören

    Tsipras bereitet schon die Klage am EuGh gegen einen Rausschmiss aus dem Euro vor 🤡

    Er hat natürlich Recht, entgegen allen Grexit-Debatten - welche bei Umsetzung
    selbiger Idee eine Rechtsbeugung darstellen würde. Genauso wie die Bailouts es
    waren. Rechtsbeugung in der EU ist jedoch gelebte Rechtsnorm - also alles ist
    möglich 👍



  • RED-BARON schrieb:

    Im Hintergrund läuft alles nach Plan. Griechenland wird im Euro bleiben.

    🕶



  • Erhard Henkes schrieb:

    "Tsipras droht mit Rücktritt" <-- jetzt erpresst er sogar sein eigenes Volk, dass es mit NEIN abstimmt. Erst spricht er von Demokratie und dass er sich dem "Referendum" beugen wird, weil es Volkes Wille ist. Nun sagt er, dass er es auf keinen Fall umsetzen wird. Niemand kann sich auf diesen Ministerpräsidenten verlassen. Merkel sollte ihn mit Verachtung strafen.

    In meinen Augen verspielt er nun den letzten Rest an Ansehen als Staatsmann. Ich kann nur hoffen, dass man ihm nun von allen Seiten zeigt, was der Sinn der EU ist.

    Lawrence H. Summers sieht die Vorgänge als sinnlose Konfrontation:
    http://www.handelsblatt.com/politik/international/griechenland-krise-und-weltweite-reaktionen-der-juni-2015-wird-zum-juli-1914/11986662.html

    Das Schlimme daran ist, dass so viele widerstrebende Emotionen im Spiel sind. Das ist nicht die beste Weise, um Wirtschaftsprobleme zu lösen oder neue Regeln zu vereinbaren.

    Das wesentliche Problem ist, dass die führenden EU-Politiker einfach Bammel davor haben, Griechenland zunächst aus dem Euro und später aus der EU zu lassen. Denn dann fragen viele, wo ist das nächste faule Ei im Nest, und die Hetzjagd am Finanzmarkt beginnt aufs Neue.

    Du hast das Spiel nicht verstanden.
    Lies mal das von deinen eigenen Sender:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/grexit-befuerworter-wolfgang-bosbach-und-klaus-peter-willsch-a-1041196.html

    Die Rechnung:
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-soviel-verliert-deutschland-bei-pleite-a-1041209.html

    "Griechenland ist erst pleite, wenn Griechenland das sagt!" - Ich weiß zwar nicht welches Kraut in Washington, Athen, München und Brüssel so gereicht wird, aber das Zeug muss wirklich stark sein. 🙄
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schuldenkrise-warum-griechenland-heute-nicht-pleitegeht-1.2544092



  • Hi Shade Of Mine,

    Shade Of Mine schrieb:

    Davon, dass die EU das Problem Griechenland schon laengst haette loesen muessen, davon rede ich ja gar nicht erst.

    Ja klar, das Zauberwort nennt sich Arschtritt!

    Mir ist bewusst dass so eine Diskussion in einem deutschen Board keinen Sinn macht. Dazu muss man sich nur muemmels Post durch lesen. Ei ei ei. "ein Volk von Ganoven". Aber klar, so stehts ja in der Zeitung.

    Wie willst Du denn ein Volk, dass sich seiner Schulden schon x mal durch Pleite (Bankrott wäre exakter) entledigt hat, das sich den Eintritt in die EU erschwindelt hat und dann hemmungslos Schulden gemacht hat ohne zurückzahlen zu wollen, und dass die, die ihnen helfen wollen noch als Nazis diffamiert sonst noch nennen?

    Mit helfen in dem Sinne wie bisher ist da aber nichts mehr zu machen. Dabei wird immer die Schere bleiben, zwischen den Fettaugen die oben schwimmen, den Möchtegernfettaugen, die sich noch krampfhaft oben festhalten und denen denen es wirklich dreckig geht.
    Das Land muss erst mal auf einen Nenner gebracht werden. Die müssen alle erst mal mit der Gusche im Dreck landen und Dreck fressen, so wie Deutschland nach 45, damit sie endlich begreifen, dass einer so gut wie der andere ist, und dass es nur dann wieder aufwärts geht, wenn sie alle mit anpacken und das Land wieder nach oben bringen. Aber so lange sich die ganzen Staats- und Parteibonzen und Nachfolger des Obristenregimes noch als was besseres vorkommen, da wird das nichts.

    Die bisherige Methode, immer noch ein bisschen tiefer in den Dreck, die ist aber nicht gangbar. Das ist unnötige Grausamkeit. Es muss einen einmaligen und kompletten Aufschlag alle auf der untersten Sohle geben, und dann muss es jeden Tag ein Stückchen, ganz wie sie es gemeinsam erarbeiten, aufwärts gehen. Hätte man dass gleich am Anfang gemacht, wären die jetzt schon lange aus dem Dreck raus.

    Helfen muss man sicher auch in Zukunft. Aber nicht, in dem man einfach Checks rüber reicht oder ihnen die Benutzung der Druckerpresse erlaubt, sondern dass man denen hilft, die es am nötigsten brauchen. Also Versorgung der Krankenhäuser mit dem nötigsten, Unterstützung der Schulen, absichern dass niemand verhungern oder im Winter erfrieren muss. Und ansonsten nur denen helfen, die selbst was auf die Beine stellen. Wenn jemand irgend ein (sinnvolles) Gewerbe auf die Beine stellen und was produzieren will, dann muss man ihm dabei helfen.

    Im übrigen, wo steht geschrieben, dass Griechenland einen höheren Lebensstandard haben muss als Senegal oder Polynesien, wenn es ihn selber nicht erarbeitet? Weil es keine Schwarzen sind? Die Begründung wäre rassistisch. Weil von dort die Demokratie kommt? Nun die kam von den Hellenen, mit der heutigen Bevölkerung haben die nicht allzu viel gemein, die sind in erster Linie aus dem slawischen Raum eingewandert. Warum also?

    Sie behaupten doch immer so ein stolzes Volk zu sein. Also dafür einen passenden Freiheitsbegriff: Freiheit ist so zu leben, wie man es gerne hätte, und das zu haben, was man erwirtschaftet.

    Gruß Mümmel



  • Tsipras ist schon wieder am Zocken.
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-krise-tsipras-schlaegt-deal-ueber-zwei-jahre-vor-a-1041420.html

    Die EU hat es wohl nicht anders verdient, wenn sie sich dieses Dauergeschachere bieten lassen muss.

    Es kann vor allem nicht gut enden. Immer wieder ein Stückchen karotte, damit der störrische und faule Esel sich in die gewünschte Richtung bewegt. Vor allem, wenn es ums Sparen geht, dann sollte man kein Geld in ein Fass ohne Boden werfen.

    Mümmel hat es genau richtig aufgezeigt.

    Meines Erachtens trägt Kanzlerin Merkel hierfür die Verantwortung, weil sie kein einziges klares Statement zu der Sache abgibt, sondern immer gleichmütig bleibt, egal was von GR kommt.



  • Ich hoffe denen, die sich immer darüber aufregen, dass
    - Deutschland so viel Wohlstand an die Krisenländer verschenke und
    - die Griechen so viele Schulden machen und
    - keine wettbewerbsfähige Wirtschaft haben,
    ist klar, dass
    - der verschenkte Wohlstand in unserem Außenhandelsüberschuss besteht und
    - Wettbewerbsfähigkeit kein absolutes, sondern ein relatives Konzept ist, genauso wie
    - die Schulden des Einen das Vermögen der Anderen sind.

    Wenn wir einen Außenhandelsüberschuss erzielen, dann heißt das, dass wir weniger konsumieren als wir produzieren. Die Differenz verkaufen wir - z.B. an die Griechen. Dummerweise kann aber nicht jeder einen Exportüberschuss haben, d.h. wenn wir mehr verkaufen als kaufen, muss der Rest der Welt ein Außenhandelsdefizit haben. Ist daran nun der Käufer mehr Schuld als der Verkäufer? Könnten wir nicht mehr kaufen (von dem, was wir ja in harter Arbeit erwirtschaften), sodass wir unseren Überschuss abbauen? Dann kann der Rest der Welt uns gegenüber kein Defizit mehr haben...

    Mit Wettbewerbsfähigkeit verhält es sich ganz ähnlich. Wenn wir Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, verliert diese jemand anderes. Wir sind seit 2000 wettbewerbsfähiger geworden und haben unsere Eurozonen-Partnerländer damit plattgemacht, weil kein Wechselkursmechanismus mehr da war, der das ausgleichen könnte. Diese Wettbewerbsfähigkeitsgewinne haben wir durch Lohnzurückhaltung erzielt; unsere Produktivitätsentwicklung war in diesem Zeitraum völlig unspektakulär (die üblichen ~1-2% pro Jahr), aber die Reallöhne sind nicht mehr gestiegen. Davon haben wir (zumindest die breite Masse) wenig, da wir keine Einkommenszuwächse mehr hatten und nicht mehr von unseren Produktivitätsgewinnen profitiert haben. Und der Rest Europas hatte davon auch nichts, wie man sieht.

    In diesen weltwirtschaftlichen Mechanismen sind wir für alles, was sich ereignet hat, genauso (oder angesichts unserer Größe vielleicht auch etwas mehr) verantwortlich wie die Südeuropäer. Das heißt, wer sich über die oben genannten Punkte aufregt, muss sich über Deutschland genauso ärgern wie über Griechenland. Da wir in der Gemengelage der Gläubiger sind, sitzen wir machtpolitisch am längeren Hebel, auch wenn wir am Ende die Dummen sein können, wenn die Griechen nicht zurückzahlen. Aber wir sind für die Situation auch mitverantwortlich, wenn wir uns nicht in die Gläubigerposition begeben hätten, wären die Griechen nicht in der Schuldnerposition. Deswegen halte ich es auch für moralisch daneben, sich hier im Recht zu fühlen und die Griechen zu irgendetwas zwingen zu wollen.

    "Tsipras droht mit Rücktritt" <-- jetzt erpresst er sogar sein eigenes Volk, dass es mit NEIN abstimmt. Erst spricht er von Demokratie und dass er sich dem "Referendum" beugen wird, weil es Volkes Wille ist. Nun sagt er, dass er es auf keinen Fall umsetzen wird. Niemand kann sich auf diesen Ministerpräsidenten verlassen. Merkel sollte ihn mit Verachtung strafen.

    Ja, Menschen, die für ihre Überzeugungen zurücktreten würden, sind uns hier suspekt. Was daran Erpressung ist, ist mir rätselhaft. Auch ist mir rätselhaft, was an dem Referendum das Problem ist. Tsipras ist dafür gewählt worden, die Sparpolitik zu beenden. Das kann er nicht umsetzen, weil die Gläubiger es verweigern. Also fragt er das Volk, ob es seine Meinung zur Sparpolitik angesichts der Erpressung durch die Gläubiger ("Fresst das Hilfsprogramm zu unseren Bedingungen, oder geht Pleite") geändert hat. Wenn ja, ist er fehl am Platz, dann darf jemand mit anderer Überzeugung oder weniger Rückrat dran.



  • Hi Mr. X,

    Du zählst also auch zu denen, die denken, Deutschland brauchte sich nur ein bisschen zurücknehmen und auf das Niveau Griechenlands naja oder zumindest Frankreichs zurückzufallen und schon wäre alles in Butter?

    Nichts wäre in Butter, im Gegenteil, damit wäre einer der letzten, die in der EU noch richtig was erwirtschaften auch den Bach runtergegangen.
    Wo ständen denn die ganzen Rettungsmaßnahmen, wenn nicht die dummen deutschen Michel immer noch die Grundlage dafür erarbeiten würden. Ohne Länder wie Deutschland als Zahlmichel wäre der Spaß schon lange am Ende.

    Es ist weder so, dass Deutschland die anderen an die Wand drückt, noch dass eine deutsche Zurückhaltung auch nur einem von denen helfen würde. Die Zeiten, wo noch Deutschland der Maßstab war sind lange vorbei. Wir sind heute nur noch einer von vielen. Unsere echten Wettberber sind nicht Frankreich oder Italien, sondern China, Japan, Taiwan, Indien, Brasilien, Russland. Korea...

    Die Frage unserer Leistungsfähigkeit entscheidet heute nicht (nicht mehr) darüber ob Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland mit am Tisch sitzen, sondern nur noch darüber ob wir mit am Tisch sitzen (und damit auch die Möglichkeit haben den anderen mal ein paar Krumen runterzureichen) oder ob wir auch mit unter dem Tisch sitzen und auf runterfallende Krumen hoffen müssen.

    Den Zug der Entwicklung der Welt können wir nicht aufhalten, nicht einmal bremsen, wir haben lediglich die Möglichkeit uns selber zu entscheiden mitzufahren, und wenn wir uns dafür entscheiden, mit zu entscheiden, wo wir fahren wollen, Holsterklasse oder vorne auf der Lok.

    Gruß Mümmel



  • RED-BARON schrieb:

    Tsipras bereitet schon die Klage am EuGh gegen einen Rausschmiss aus dem Euro vor 🤡

    Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich glaube nicht, dass es einen "Rausschmiss" geben wird. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass Griechenland einfach das Geld ausgeht, keine Loehne mehr gezahlt werden konennen und kein Geld mehr bei den griechischen Banken abgehoben werden kann. Wenn Griechenland in der Situation ist, wird der Austritt aus dem Euro von der griechischen Regierung ausgehen, damit sie mit der Drachme einfach neues Geld drucken koennen. Da das im momentanen Vertrag nicht vorgesehen ist, wird dann vermutlich ein Zusatzvertrag abgeschlossen, in dem das geregelt wird. Aber Griechenland wird sicherlich nicht "rausgeworfen". Wenn Griechenland den Euroraum verlaesst, dann wird das die freie Entscheidung Griechenlands sein.



  • muemmel schrieb:

    Du zählst also auch zu denen, die denken, Deutschland brauchte sich nur ein bisschen zurücknehmen und auf das Niveau Griechenlands naja oder zumindest Frankreichs zurückzufallen und schon wäre alles in Butter?

    Das ist tatsächlich meine Überzeugung. Das wäre aber mitnichten ein "zurückfallen", sondern ein Fortschritt. Zumal wir uns ja im Wortsinne nicht zurücknehmen, sondern eher einen Schluck aus der Pulle nehmen sollten. Wir können ja exportieren wie ein Weltmeister, das ist ja nicht das Problem, wir müssen aber dann auch Importweltmeister sein.

    Nichts wäre in Butter, im Gegenteil, damit wäre einer der letzten, die in der EU noch richtig was erwirtschaften auch den Bach runtergegangen.
    Wo ständen denn die ganzen Rettungsmaßnahmen, wenn nicht die dummen deutschen Michel immer noch die Grundlage dafür erarbeiten würden. Ohne Länder wie Deutschland als Zahlmichel wäre der Spaß schon lange am Ende.

    Was wollen wir eigentlich? Was erwirtschaften, oder was konsumieren? Die Südländer haben ihre Löhne zu stark erhöht, weil sie konsumieren wollten. Wir haben unsere Löhne zu wenig erhöht, weil wir produzieren wollten (wir wollten Marktanteile). Das war ja Ergebnis der "kranker Mann Europas"-Debatte um 2000 herum. Meiner Auffassung nach produzieren die Menschen, weil sie konsumieren wollten; wir Deutschen jedoch haben Produktion zum Selbstzweck betrieben, also einen Überschuss generiert, den wir dann exportiert/verschenkt haben. Diese Möglichkeiten zur Erhöhung der Produktion oder zur Erhöhung des Konsums gibt es nur in einem gemeinsamen Währungsraum, und es klappt auch nur, bis die Sache explodiert. Will man einen stabilen Währungsraum, müssen sich die Löhne an die Produktivität anpassen. Niemand darf versuchen, seine Konsumanteile oder seine Marktanteile zu vergrößern, sonst entsteht automatisch ein Ungleichgewicht.

    Es ist weder so, dass Deutschland die anderen an die Wand drückt, noch dass eine deutsche Zurückhaltung auch nur einem von denen helfen würde. Die Zeiten, wo noch Deutschland der Maßstab war sind lange vorbei. Wir sind heute nur noch einer von vielen. Unsere echten Wettberber sind nicht Frankreich oder Italien, sondern China, Japan, Taiwan, Indien, Brasilien, Russland. Korea...

    Der entscheidende Unterschied ist: Wir, d.h. die Eurozone, hat gegenüber all diesen Konkurrenten eine eigene Währung, sodass eine Strategie des Lohndumpings für diese Länder nicht funktioniert. Es stimmt, dass diese Länder niedrigere Löhne haben, allerdings ist die Produktivität auch entsprechend niedriger. Jeder Versuch, unter den eigenen Verhältnissen zu leben (also die Löhne langsamer steigen zu lassen, als die Produktivität), würde die Währung mit einer Aufwertung scheitern lassen. Wir haben unsere Löhne langsamer als die Produktivität steigen lassen, und das heißt, dass wir alle Länder im gleichen Währungsraum an die Wand gedrückt haben.

    Die Frage unserer Leistungsfähigkeit entscheidet heute nicht (nicht mehr) darüber ob Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland mit am Tisch sitzen, sondern nur noch darüber ob wir mit am Tisch sitzen (und damit auch die Möglichkeit haben den anderen mal ein paar Krumen runterzureichen) oder ob wir auch mit unter dem Tisch sitzen und auf runterfallende Krumen hoffen müssen.

    Wenn wir hart und effizient arbeiten, wie wir es uns ja immer selbst attestieren (und was ja auch nicht völlig erfunden ist), können wir uns auch viel leisten. Wir müssen uns dann sogar viel leisten, sonst entsteht automatisch ein Überschuss, der das Defizit der anderen ist. Wenn ein Land aber nichts importiert, können die anderen Länder produzieren wie sie wollen - sie müssen es selbst verbrauchen und das Defizit bleibt. Gewissermaßen hat sich Deutschland geweigert, zu importieren, weil wir unsere Gewinne nicht in Löhnen ausgezahlt, sondern angespart haben. Und sparen heißt (immer! Das ist eine bilanztechnische Identität.), dass jemand anderes sich verschuldet. Und wenn die deutsche Wirtschaft als Ganzes spart, ist das Ausland der Schuldner, sonst kommt ja niemand in Frage.

    Den Zug der Entwicklung der Welt können wir nicht aufhalten, nicht einmal bremsen, wir haben lediglich die Möglichkeit uns selber zu entscheiden mitzufahren, und wenn wir uns dafür entscheiden, mit zu entscheiden, wo wir fahren wollen, Holsterklasse oder vorne auf der Lok.

    Die Eurozonen-Entwicklung hat mit der weltwirtschaftlichen Entwicklung wenig zu tun, weil der Rest der Welt flexible Wechselkurse haben, wir jedoch nicht. Bei flexiblen Wechselkursen muss derjenige, der sich mehr Konsum leisten will, eben mehr erwirtschaften, d.h. die Arbeitszeit oder die Produktivität erhöhen. Das gilt für die Eurozone als Ganzes, innerhalb besteht als dritte Möglichkeit auch, die Löhne nicht der Produktivität anzupassen und entweder mehr zu produzieren oder mehr zu konsumieren. Nur diese dritte Möglichkeit geht immer auf Kosten der anderen.

    Im Ergebnis ist völlig klar: Die Griechen sind deutlich weniger produktiv, also müssen die Löhne dort niedriger sein als hier. Bei gleichem Arbeitseinsatz produzieren sie weniger, und müssen dann auch entsprechend weniger konsumieren. Umgekehrt gilt das aber eben auch (für Deutschland und jedes andere Land der Welt), sonst besteht ein Ungleichgewicht (Die Welt kann nicht mehr konsumieren, als sie produziert; und wenn sie weniger konsumiert, als sie produziert, dann würde die Differenz verfallen, was wohl kaum wünschenswert wäre). Das hat auch wenig mit einer linken Spinnerei zu tun, sondern folgt schlicht aus ökonomischen Gesetzmäßigkeiten.


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