Verdienen Informatiker zu wenig im Vergleich zu dem was sie leisten und verantworten müssen?



  • Beim Beruf des Informatikers würde ich das nicht sehen, die verlangte Arbeit inkl. Weiterbildung und Wissensanspruch ist anspruchsvoll, aber das zu niedrige Gehalt würdigt diese Leistung in der Regel eher nicht. Oder wer von euch geht mit einem Gehalt von über 7000 €/Monat in den Feierabend?

    der Verdienst ist immer zu wenig ... egal wie viel man hat 😉

    Man wird nicht reich mit Informatik, sofern man als SW Entwickler arbeitet. Aber man verdient auch nicht schlecht.
    Hatte neben dem Studium noch 20h nebenher gearbeitet und konnte damit genug verdienen, um mich selbst zu erhalten: mitsamt Wohnung, Auto und was man halt so alles braucht. Stress hatte ich dabei wenig, klar musste ich schauen dass die Dinge fertig werden aber das war meist kein Problem*.
    Viele Bekannte anderer Studiengänge mussten in der Zeit für wenig Geld Regale im Supermarkt schlichten.

    Naja, und nach dem Studium ists ähnlich. Ich bin im technischen Bereich geblieben, habe also keine Führungsposition inne. Ich verdiene weiterhin nicht schlecht, kann davon gut leben, vor allem wenn man das Einkommen meiner Freundin dazurechnet.
    Stress hält sich immer noch in Grenzen. Man muss halt schauen dass man sich auch Fachwissen aufbaut und nicht nur Ideen anderer runterprogrammiert. Dann ist man bald mal Ansprechpartner für diverse Fragen und kann eine ruhige Nummer schieben in der Zeit in der man den Leuten erklärt, wie dies und jenes funktioniert.

    Vielleicht solltest du mal über einen Jobwechsel nachdenken. Firmen sind verschieden. Gibt auch welche die viel Leistung für wenig Geld bieten. Da muss man dann eben seine Konsequenzen ziehen und tschüss sagen.

    * war eine interessante Erfahrung zu sehen, dass in Firmen auch nur mit Wasser gekocht wird. Ich konnte anfangs kaum glauben, wie wenig sich die Mitarbeiter teilweise mit der Sprache (C++) im Detail auskannten, obwohl sie damit jahrelang bereits gearbeitet haben. Const Korrektheit, Smart Pointer, Rule of three, ... Fehlanzeige! Andererseits auch wieder gut für mich - denn ich wusste somit, dass man als halbwegs guter Informatik Absolvent bereits mehr drauf hat als ein Großteil der Programmierer in der Privatwirtschaft.



  • Etwas lange machen heißt ja nicht automatisch, dass man es gut macht. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele nur minimale C++ Kentnisse haben, aber schon viele Jahre dabei sind. Solange der Kunde zufrieden ist, ist ja auch alles ok.



  • Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎



  • Hexler schrieb:

    Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎

    Das sind nur die aus der Uni. 🤡



  • Hexler schrieb:

    Die meisten Informatiker fahren Projekte an die Wand. 👎

    Algorithmen, Datenstrukturen und zwei Programmiersprachen reichen noch lange nicht um Projekte zum Ende bringen zu können. Ausbildung/Studium bereitet meiner Meinung nach sehr schlecht auf die Welt als Entwickler vor. Das ist irgendwie so, als wenn man eine Lehre nach dem ersten Jahr abbricht und sich dann wundert warum es an Kompetenz fehlt. Die Softwarearchitektur + Softskills an sich sollte den Löwenanteil einer Ausbildung ausmachen. Also wie gehe ich ein Projekt an und bringe es auch in einer gewissen Zeit zum Abschluss. Programmiersprachen und Algos kann ich mir eher selbst beibringen als Projektkompetenzen. Das Informatikstudium ist meine Meinung nach wirklich nur für wissenschaftliches Arbeiten ausgelegt und nur sehr wenig für den Job als Entwickler.

    Aber selbst wenn die Ausbildung toll ist, dann wird der Entwicklung von Software einfach zu wenig Zeit zugestanden. Man soll immer sofort anfangen zu bauen, ohne sich lange Gedanken über das Fundament zu machen. Es müsste umgekehrt sein. Testen und Dokumentation werden auch auf ein Minimum reduziert. So waren jedenfalls meine Erfahrung als ich noch in der IT-Branche war, weiß nicht was sich in den Jahren da jetzt geändert hat.



  • Das Informatikstudium ist meine Meinung nach wirklich nur für wissenschaftliches Arbeiten ausgelegt und nur sehr wenig für den Job als Entwickler.

    was ja auch die eigentliche Aufgabe der Lehre auf der Uni ist: den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden.
    Falls man vor allem an SW Entwicklung in der Wirtschaft interessiert ist, ist vielleicht eine FH die bessere Wahl.

    Aus persönlicher Sicht hat mir die theoretische Ausbildung gut gefallen. Man versteht dann auch gewisse Dinge, und genau dieses Verstehen hat mich damals an die Uni geführt: welche Magie steckt hinter einem Compiler, wie funktioniert KI, ...



  • Alles super interessante Themen, aber wie oft musst du in der freien Wirtschaft einen Compiler entwickeln oder dich mit KI auseinander setzen? Wissen zu erlangen ist immer gut, nur sollte man gut überlegen welches Wissen und in welcher Dosis. Gehen denn wirklich so viele Informatiker in die Forschung?

    Vielleicht ist das ja auch bei angewandter Informatik praxisnäher? Ich habe davon kaum Ahnung, da ich nicht studiert habe. Ich war von Anfang an Autodidakt. Zum Studium fehlt mir leider das Abitur. Na und jetzt bin ich nach 15 Jahren IT eh raus aus der Branche, da ich ausgestiegen bin. Nun ist es nur noch ein Hobby.



  • Warum bist du ausgestiegen und was machst du jetzt?



  • Alles super interessante Themen, aber wie oft musst du in der freien Wirtschaft einen Compiler entwickeln oder dich mit KI auseinander setzen? Wissen zu erlangen ist immer gut, nur sollte man gut überlegen welches Wissen und in welcher Dosis. Gehen denn wirklich so viele Informatiker in die Forschung?

    um es deutlich zu formulieren: es ist mir egal was die Wirtschaft will!
    Ich hab damals Informatik (und noch ein zweites, technisches Studium) absolviert, weil mich das Thema interessiert hat. Wie die Jobchancen danach sind war mir egal. Erfreulicherweise waren sie aber ganz gut.

    P.S.: das Wissen über Compiler hab ich sogar schon mal in der Wirtschaft gebraucht, auch andere Dinge wie Graphentheorie. Sind dann meist die Aufgaben, wo andere (fachfremde!) aufgeben und irgendwelche Ausreden parat haben warum das nicht möglich ist, während man sich als Informatiker denkt "ah, hab ich schon gesehen, kann ich lösen".



  • Vielleicht ist das ja auch bei angewandter Informatik praxisnäher? Ich habe davon kaum Ahnung, da ich nicht studiert habe. Ich war von Anfang an Autodidakt. Zum Studium fehlt mir leider das Abitur. Na und jetzt bin ich nach 15 Jahren IT eh raus aus der Branche, da ich ausgestiegen bin. Nun ist es nur noch ein Hobby.

    naja, Hobby ist natürlich auch nett. Kann man wenigstens tun was man will 😉
    Kannst dir ja mal (Einsteiger) Literatur zu Themen wie KI oder Compilerbau holen, dann wirst du sehen, dass das bei weitem nicht so abstrakt ist wie du vielleicht meinst. Kannst dir ja z.B. mal eine eigene Programmiersprache bauen.



  • Also was KI angeht da kann ich nicht mitreden. Aber Compilerbau is jetzt echt nix spezielles. Zumindest nicht die Grundlagen. Wenn man dann auf Geschwindigkeit optimieren will (einerseits Übersetzungsgeschwindigkeit und andrerseits Geschwindigkeit des Compilats), dann wird es natürlich interessant.



  • gfdfgdfgdg schrieb:

    Vielleicht ist das ja auch bei angewandter Informatik praxisnäher? Ich habe davon kaum Ahnung, da ich nicht studiert habe. Ich war von Anfang an Autodidakt. Zum Studium fehlt mir leider das Abitur. Na und jetzt bin ich nach 15 Jahren IT eh raus aus der Branche, da ich ausgestiegen bin. Nun ist es nur noch ein Hobby.

    naja, Hobby ist natürlich auch nett. Kann man wenigstens tun was man will 😉
    Kannst dir ja mal (Einsteiger) Literatur zu Themen wie KI oder Compilerbau holen, dann wirst du sehen, dass das bei weitem nicht so abstrakt ist wie du vielleicht meinst. Kannst dir ja z.B. mal eine eigene Programmiersprache bauen.

    Werde mir die Themen vielleicht mal später anschauen. Zeit habe ich ja genug. Jetzt freunde ich mich mit Qt an. Mein C++ Wissen ist zwar nicht sonderlich umfangreich, aber für ein paar kleine Programme wird es hoffentlich reichen, ansonsten wird dazugelernt.

    Um mal zu dem Thema zurückzukommen. Wisst ihr was Leute aus anderen Studiengängen als der Informatik so verdienen?



  • Schrauber schrieb:

    Um mal zu dem Thema zurückzukommen. Wisst ihr was Leute aus anderen Studiengängen als der Informatik so verdienen?

    Ich weiß, dass "Manager" mehr verdienen. Und das nervt mich dann teilweise schon auch. Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass ich zu wenig verdiene. Aber ich weiß, dass ich mich reinhänge, mich stressen lasse, Überstunden mache, daheim noch recherchiere oder was teste usw., und mich ab und zu auch noch rechtfertigen muss. Und ich weiß, dass gewisse "Manager" oder Bereichsleiter bei uns (und natürlich nicht nur bei uns) hauptsächlich Kaffee trinken und rumlabbern, wenig Ahnung von dem haben, was sie eigentlich machen sollten, sich überhaupt nicht stressen lassen, für nichts die Verantwortung übernehmen, und dafür das doppelte bekommen wie ich. Da denke ich mir schon, dass ich zu wenig verdiene, oder sie zu viel.





  • Bin gerade auf diesen Thread gestoßen und verweise hier auf das Peter Prinzip, welches meiner Meinung nach enorm greift.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip



  • cpp_Jungspund schrieb:

    Bin gerade auf diesen Thread gestoßen und verweise hier auf das Peter Prinzip, welches meiner Meinung nach enorm greift.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

    Halte ich für Quatsch.

    Es gibt auch Menschen, die keine Spezialisten und Workaholics sind, dafür aber Allrounder und Delegierer, solche wären für höhere Posten wie geschaffen, kommen nach dem Peter-Prinzip da aber gar nicht hin, weil sie in den unteren Ebenen, wo Spezialisten und Workaholics erforderlich sind, nicht weiterkommen würden, da die These ja besagt, dass man nicht weitersteigt als bis zu seiner Unfähigkeit.

    Wenn die Unfähigkeit also unten ist, die Fähigkeit aber oben, dann bleibt man unten.

    Tja und dann gibt's noch die Quereinsteiger, die als BWLer direkt aus der Hochschule oben einsteigen. Die kommen also oben rein, weil sie was anderes studiert haben und nicht weil sie sich abhängig von ihren Fähigkeiten von unten nach oben gearbeitet haben.



  • Mechanics schrieb:

    Schrauber schrieb:

    Um mal zu dem Thema zurückzukommen. Wisst ihr was Leute aus anderen Studiengängen als der Informatik so verdienen?

    Ich weiß, dass "Manager" mehr verdienen. Und das nervt mich dann teilweise schon auch. Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass ich zu wenig verdiene. Aber ich weiß, dass ich mich reinhänge, mich stressen lasse, Überstunden mache, daheim noch recherchiere oder was teste usw., und mich ab und zu auch noch rechtfertigen muss. Und ich weiß, dass gewisse "Manager" oder Bereichsleiter bei uns (und natürlich nicht nur bei uns) hauptsächlich Kaffee trinken und rumlabbern, wenig Ahnung von dem haben, was sie eigentlich machen sollten, sich überhaupt nicht stressen lassen, für nichts die Verantwortung übernehmen, und dafür das doppelte bekommen wie ich. Da denke ich mir schon, dass ich zu wenig verdiene, oder sie zu viel.

    Ich kann dich teilweise verstehen, allerdings habe ich jetzt den Schritt aus der Entwicklung in einen Projektleiter Posten gemacht und kann sagen, dass am Labern noch viel mehr hängt als man als Entwickler gemeinhin annimmt.

    Als Softwareentwickler habe ich mir oft gedacht, kann doch nicht so schwer sein, ein komplettes Produkt zu machen, die Software läuft doch... Aber es sind halt immer noch mehr Themen dabei, an die man nicht denkt. In meinem Fall sind dass dann

    • Preise für Bauteile
    • Puffer für Bugfixes einplanen (HW/SW/Mechanik)
    • Qualifikationen mit einplanen
    • Kundentermine halten oder verschieben wenn unrealistisch
    • Zulieferer davon überzeugen, dass der Bug nachgewiesenermaßen in ihrem Bauteil liegt und nicht in unserem Design
    • Entwickler davon überzeugen dass gewisse Dokumentation für einen Abgabestand nötig ist, da wir sonst keine Freigabe erhalten
    • ...

    Das alles hat nicht viel mit der Technik zu tun, ist aber notwendig um das ganze Produkt im Auge und auf der Bahn zu halten.

    Mich stresst das mehr, als die Arbeit, die ich als Entwickler gemacht habe.

    Von daher, ja es gibt Leute die reden viel, machen wenig und verdienen mehr, aber manchmal sieht man als Entwickler auch die Arbeit hinter dem vermeindlichen BlahBlah nicht...

    Grüße
    PL



  • PL schrieb:

    Aber es sind halt immer noch mehr Themen dabei, an die man nicht denkt. In meinem Fall sind dass dann

    • Preise für Bauteile
    • Puffer für Bugfixes einplanen (HW/SW/Mechanik)
    • Qualifikationen mit einplanen
    • Kundentermine halten oder verschieben wenn unrealistisch
    • Zulieferer davon überzeugen, dass der Bug nachgewiesenermaßen in ihrem Bauteil liegt und nicht in unserem Design
    • Entwickler davon überzeugen dass gewisse Dokumentation für einen Abgabestand nötig ist, da wir sonst keine Freigabe erhalten
    • ...

    Ja... Nur passiert das bei uns praktisch nicht. Ich bin auch sowas wie Projektleiter und nehme an sehr vielen Besprechungen Teil. Die Produktmanager haben kaum eine Ahnung vom Produkt, ich weiß von vornherein, dass ich die meist gar nicht fragen brauche und die meisten Entscheidungen selber treffen muss. Dafür werden aber wie gesagt viele Besprechungen organisiert, wo man stundenlang völlig nebensächliche Fragen diskutiert, die man komplett ignorieren könnte, aber die die entsprechenden verantwortlichen Personen gerade noch verstehen und deswegen ausführlich drüber reden wollen. Mit vielen Kreuzverweisen auf andere Projekte und Fragen, die meist überhaupt nichts damit zu tun haben.



  • Hi,

    das mit verantworten ist immer ein krudes Ding. Grupp von Trigema ist eingetragener Kaufmann, der haftet mit jeder einzelnen Mark die er hat.
    Die Manager der Großbanken tragen dagegen Verantwortung für Billionen von Euros, und wenn sie alles vor die Wand semmeln, dann bekommen sie zum Abschied noch den goldenen Handschlag.

    Taxifahrer fahren meist nur einen oder zwei Fahrgäste durch die Gegend. Aber wenn sie auch nur einen Moment einpennen, dann geht die Fuhre vor die Wand und es gibt Tote. Lokführer tragen teilweise für Tausende Fahrgäste Verantwortung, aber der Zug wird von den Schinen im Gleis gehalten und notfalls von außen gebremst.

    Der kleine Arzt in der Nachtschicht ist nur ein unbedeutendes Licht. Aber er ist nachts der einzige, der dem Patienten oder Unfallopfer gegenüber steht, und von ihm allein hängt es ab, ob der andere überlebt und gesund wird oder stirbt bzw. behindert wird. Der große Klinikchef trägt eine Riesenverantwortung für das ganze riesige Klinikobjekt, aber wenn er am Schreibtisch einpennt merts nicht mal einer, und die meisten seiner Fehlentscheidungen müssen andere oder die Politik ausbügeln. Die Putzfrau im Krankenhaus ist unterste Hirarchie, und noch nicht mal im Krankenhaus direkt angestellt. Aber wenn sie Fehler macht, breiten sich vermehrt multiresistente Krankenhauskeime aus und es gibt möglicherweise Tote.

    Das Geld ist an vielerlei Dinge gebunden, vor allem daran, ob Geld da ist.
    Ein Dreher, ein Fräser, ein Gießer stellen Teile her, die Teil einer teuren Maschine sind, die verkauft wird. Wenn die Maschine verkauft ist, ist Geld reingekommen, mit dem alle, die daran beteiligt sind bezahlt werden können. Eine komplizierte Maschine mit hohen Anforderungen kann nur in einem Hochlohnland mit exquisiten Fachleuten gefertigt werden, da kann man viel dafür verlangen und seine Leute gut bezahlen.
    Erdnüsse pulen kann man dagegen auf Samoa billiger und besser. Warum sollte man denen die das hier machen mehr bezahlen, und wenn man's doch tut, wer soll beim Erwerb der Erdnüsse die Mehrkosten für teuere Arbeiter bezahlen?

    Ganz anders ist es in der Pflege und bei Friseuren. Die müssen von dem Leben, was wir von unserem Geld für sie und ihre Dienstleistung abzugeben bereit sind. Und die können als Kunden nicht nur auf die Ackermänner dieser Nation setzen. Deren Dienstleistungen müssen auch für die Geringverdiener noch verkraftbar sein. Also ist da schon mal ein Deckel nach oben.

    Ne andere Frage ist der Einfluss auf das Endergebnis. Um bei einem Beispiel aus meiner Ex-Branche zu bleiben.
    Der Vordreher kriegt Stahl- und Graugussröhren auf die Maschine und stellt erst mal die grobe Form mit mehreren Millimetern Aufmaß her. Seine Leistung ist durch die Maschinenleistung begrenzt. Und wenn er mal ein paar Zehntel zu viel abnimmt, dann juckt das auch keinen. Und teuer sind die Teile bei einem möglichen Ausschuss auch noch nicht sehr. Und einen Vordreher kann man unter Umständen in wenigen Wochen aus einem artverwandten Beruf anlernen.
    Der Fertigdreher dreht dann die endgültigen Teile draus, nachdem unter Umständen schon jede Menge andere Arbeitsgänge an den Teilen vollzogen worden. Die Teile sind also mittlerweile schon sehr teuer geworden. Und die benötigte Zeit hängt eben nun nicht mehr von der bereitstehenden Maschinenleistung ab, sondern in hohen Maße auch von seiner Fertigkeit. Wie lange er braucht, um das Teil sauber auszurichten, wieviele Ansätze er braucht um zu drehende Passkegel sauber einzustellen, genaue Passungen exakt zu treffen, Gewinde sauber zu schneiden... Er hat einen wesentlich größeren Einfluss. Aber zaubern kann er auch nicht. Was der Span läuft, das läuft er. Aber damit es optimal läuft braucht er einen großen Erfahrungsschatz. Bis zu dem Punkt ist es mit dem Bestehen der Lehre nicht getan, da erfordert es mehrere Jahre Berufspraxis um gut zu sein.
    Größeren Einfluss hat da der Technologe/Fertigungsplaner. Er kann das Teil auf einer anderen Maschine fertigen lassen, schleifen durch feindrehen ersetzen oder umgekehrt... Da ist schon ne Menge luft drin zwischen einem guten und einem weniger guten Mann. Aber auch er kann nicht zaubern.
    Wenn noch mehr Einfluss gebraucht wird, dann kann nur noch der Konstrukteur was ändern. Gewinde durch Sicherungsringe ersetzen, Grauguss durch Feinguss eretzen, wo kaum noch Bearbeitungsaufwand nötig ist. Der krasseste Fall den ich erlebt habe war, dass bei einem einfachen Pumpengehäuse nur noch das Gewinde für die Ablass-Schraube gebohrt werden musste. Alles andere war bereits komplett fertig gegossen. Geht natürlich nicht bei Hochdruck-Kesselspeisepumpen oder Kernkraftwerkspumpen. Aber wos geht bringts richtig was. Natürlich kann der Konstrukteur kein Anlernling sein. Neben einer langen Berufserfahrung braucht er zwingend ein Studium, um die Ergebnisse seiner Arbeit festigkeits- und dauerbruchfestigkeitsmäßig durchrechnen und nachweisen zu können...

    Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, wie die Richtung der Löhne sein wird. Aber es ist in dem Beispiel noch ein wenig komplizierter. Den Technologen und den Konstukteur muss ich vorausschauend bezahlen. Ich bezahlen ihn, und muss ihm erst mal Wochen, Monate oder Jahre seinen Lohn vorfinanzieren, und irgendwann dann wird das Teil wird verkauft und es kommt Geld rein. Möglicherweise hat man zu dem Zeitpunkt die beiden schon wieder vergessen. Aber beim Dreher, Fräser, Gießer, Schweißer... da ist das was anderes. Das, was die heute produzieren, das kann morgen früh schon mit der Maschine auf dem Tieflader mit raus zum Kunden. Ich bekomme also sofort einen Rücklauf, dadurch haben gute Facharbeiter auch (meistens) immer noch ein recht gutes Einkommen.

    Und ein letzter Punkt ist schließlich die Verfügbarkeit. Feuerwehrleute, auch gute gibts überall. Jede Stadt und jedes Dorf hat seine werks-, Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr. Da ist immer gerne die Bereitschaft der Kämmerer zum knausern da.

    Anders ist es wenn irgendwo eine Erdölquelle brennt, unter Umständen auf Hochsee... Da kann die Werksfeuerwehr von Entenhausen nichts mehr ausrichten. Da ist dann das Einsatzgebiet von Spezialisten wie Red Addair. Aber in der Gewichtsklasse gibts nicht viele, das sind nur ein paar wenige Spezialisten auf der Erde. Und wenn ich deren Dienste benötige, (wen man sie braucht, dann braucht man sie wirklich, denn ansonsten würde mann nicht solche teuren Leute nehmen), dann brauch ich nicht groß verhandeln, dann sagen die was die Sache kostet und ich kann nur noch überlegen wo ich das Geld auftreibe, oder ob ichs einfach restlos leerbrennen lasse. Bei ner Ölquelle wird da aber nicht gehen. Bei solchen Spezielisten ist dann ihr Alleistellungsmerkmal das, was es ihnen ermöglicht (fast) jeden Preis zu fordern (und auch zu bekommen).

    So, und nun peilt mal an, wo wir als Informatiker stehen.

    Gruß Mümmel



  • So, und nun peilt mal an, wo wir als Informatiker stehen.

    ja und wo?
    Als Informatiker ist man ja beides, Konstrukteur und Dreher in einem, man plant, macht sich Gedanken über die Architektur, über einzusetzende Technologien, andererseits schreibt man aber auch z.B. einen Fix der bereits ein paar Stunden später beim Kunden ist.


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