Wie sähe eine gerechte Weltordnung aus?



  • Als Angestellter gibt es praktisch keine Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (+ eventueller privater Zusatzversicherung), bei der Rentenversicherung ist die Lage direkt dramatisch, ich zahle Unmengen für einen richtig schlechten Service ein - nein danke.

    Das ist völlig richtig. Mit der staatlichen Rente kommt man nicht wirklch klar. Das war aber schon vor einer Generation glasklar, sodass Angestellte und ihre hoffentlich fürsorglichen Arbeitgeber sich um mehrfache Zusatzversorgungen kümmerten, wie z.B. Aktien, Wertdepots oder Betriebsrenten, und selbst das reicht nicht aus, um den Standard zu halten. Zusätzliche private Vorsorge war/ist notwendig. Der jungen Generation fällt das zunehmend schwerer.

    Linke Politiker würden sich an diesem angesparten/erarbeiteten Vermögen gerne bedienen. Dazu gibt es den alten Spruch: "Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst." Comrades, jeder, der den Klassiker "Animal Farm" gelesen hat, kann darüber nur schmunzeln.



  • Ethon schrieb:

    ..., bei der Rentenversicherung ist die Lage direkt dramatisch, ich zahle Unmengen für einen richtig schlechten Service ein - nein danke.

    Ja, weil sich die Welt nur um dich dreht. Du zahlst auch nicht für Service sondern per Umlage für die Rentner.

    FYI: Nicht jeder wächst in der Mittelschicht auf. Insbesondere ist es nicht deine Leistung in einer Mittelschichtfamilie geboren zu werden. Analog ist es nicht die Schuld Anderer in Familien aufzuwachsen die auf Sozialleistungen angewiesen sind. Demnach verstehe ich nicht warum du so hochnäsig durch die Gegend läufst. Aber das ist wohl so eine liberale Eigenart: Fremde Leistungen sich selber zusprechen.



  • Schneewittchen schrieb:

    Ja, weil sich die Welt nur um dich dreht. Du zahlst auch nicht für Service sondern per Umlage für die Rentner.

    Das ganze System ist aber von vorne bis hinten kaputt. Das, was die vorherige Generation eingezahlt hat, wurde für alles mögliche verwendet aber nicht exklusiv für deren Renten. Heutige Generationen sollen für den Schaden der Politik aufkommen.

    Schneewittchen schrieb:

    FYI: Nicht jeder wächst in der Mittelschicht auf. Insbesondere ist es nicht deine Leistung in einer Mittelschichtfamilie geboren zu werden. Analog ist es nicht die Schuld Anderer in Familien aufzuwachsen die auf Sozialleistungen angewiesen sind. Demnach verstehe ich nicht warum du so hochnäsig durch die Gegend läufst. Aber das ist wohl so eine liberale Eigenart: Fremde Leistungen sich selber zusprechen.

    Wer sagt, dass das Leben fair ist? Interessiert doch auch keinen (wenn man ehrlich ist, geheucheltes Mitleid oder eine 5€ Spende an Weihnachten zählen nicht), wenn die Kinder in Afrika verhungern. Ich fühle mich Leuten im gleichen Land nicht mehr verpflichtet als Kindern in Afrika, warum auch?

    Wichtig sind für mich Familie und Freunde. Ich würde natürlich meine Eltern finanziell über Wasser halten, genauso wie es meine Kinder hoffentlich mal für mich tun würden, würde ich aus irgendwelchen Gründen ins Elend rutschen. Dafür brauche ich keinen monströsen Staat.

    Und ja, ich habe 41 Stunden pro Woche gearbeitet und abends studiert. Jahrelang verdammt wenig Freizeit gehabt. Zur Belohnung zahle ich mehr an Menschen, die einen Scheiß geleistet haben. Ist mein gutes Recht, das abzulehnen. Sie hätten fast alle die gleichen Möglichkeiten gehabt. Studium und Bildung steht hier jedem offen.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Linke Politiker würden sich an diesem angesparten/erarbeiteten Vermögen gerne bedienen. Dazu gibt es den alten Spruch: "Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst." Comrades, jeder, der den Klassiker "Animal Farm" gelesen hat, kann darüber nur schmunzeln.

    Im Moment erscheint mir der Zusammenhang aber eher so, dass gewisse Vermögen und Sozialbestände sowie soziale Standards (Wasserversorgung, Krankenversorgung, Rechtssicherheit) von bzw. an Spekulanten verramscht werden. Stichwort Privatisierung.

    Das Problem mit den Aktien als Anlage z.B. für Renten ist ebenfalls der zunehmende Spekulationsdruck. Das ist nicht Risikofrei!
    Und ich fühle mich im Moment auch nicht an "Animal Farm" erinnert, sondern viel eher an Dallas.

    Wir kommen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Symbolzuschreibungen nicht aus der Sch.. raus, die auf uns zu kommt bzw. in der wir bereits sitzen. Hier hätten Computersysteme eindeutig einen Geschwindigkeitsvorteil - aber die werden im Moment nur zu weiterer Spekulation benutzt.

    Zu einem "freien Markt" gehört auch immer eine gewisse Rechtssicherheit und Verlässlichkeit.



  • Ethon schrieb:

    Techel schrieb:

    Das Volk will einen Sozialismus? Wie kommst du darauf?

    Es gibt schon einen sehr starken Hang Richtung Sozialstaat. Kürzungen von Sozialleistungen jeder Art produzieren ein sehr starkes negatives Feedback in der Bevölkerung und im Allgemeinen wünschen sich die Leute mehr Sozialleistungen in praktisch jedem Bereich. Das gleiche wenn es um die Besteuerung von Unternehmen geht, Reichensteuer etc. Man will das Geld von den Reichen rauben und im Volk verteilen.

    Für mich als überzeugten Kapitalisten ist das Bullshit, ich möchte für keinerlei staatliche Sozialleistungen zahlen noch sie bekommen. Die Kontrolle des Staats über Dinge wie zb. Krankenversicherungen blockieren einen effektiven privaten Sektor und das mutet für mich schon sehr sozialistisch an. Als Angestellter gibt es praktisch keine Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (+ eventueller privater Zusatzversicherung), bei der Rentenversicherung ist die Lage direkt dramatisch, ich zahle Unmengen für einen richtig schlechten Service ein - nein danke.

    Hier widerspreche ich massiv.

    Wenn ein Unternehmen staatliche Aufgaben übernimmt will es:

    1. Profit daraus schlagen.
    2. So wenig wie möglich investieren.
    3. Ein Monopol aufbauen (Was meistens sehr leicht ist, da die enorme staatliche Investition von keinem anderen Unternehmen "mal eben" wiederholt werden kann.

    Daraus resultiert nahezu immer, dass die Leistung für den Bürger teurer + schlechter wird.

    Ich möchte für keinerlei staatliche Sozialleistungen zahlen noch sie bekommen

    Ja, solange du sie nicht brauchst!
    Du hast wahrscheinlich einen gut bezahlten Job und zur Zeit gute Zukunfsaussichten. Wenn sich das mal ändert möchtest auch du die Leistungen haben!

    Wie mein Opa sagte:" Früher als ich jung war und 3 Kinder versorgen musste, hätte ich freiwillig keinen Pfennig in die Rentenkasse gezahlt. Nun bin ich froh, dass ich es gemacht habe."

    bei der Rentenversicherung ist die Lage direkt dramatisch, ich zahle Unmengen für einen richtig schlechten Service ein - nein danke

    Stimmt! Weil nicht Jeder daran teilnehmen muss und sich einige Gruppen bessere Leistungen auf Kosten aller Anderen erschleicht (leider legal).
    Wenn jeder in das System einzahlen müsste (z.B. auch Beamte) würde es für alle mehr abwerfen.

    Die selbe Logik gilt auch für die Krankenversicherung. Weil genau die besser Verdienenden sich mit den Privaten Krankenversicherungen aus dem System raushalten können, wird es für jeden teurer. (Die Besserverdienenden werden dafür im Alter von den Privaten Krankenversicherungen abgezockt und haben dann noch nicht einmal selbst was davon.)

    Es gibt vier Möglichkeiten:

    1. Die armen zahlen in ein Staatliches System ein und die Reichen in ein Privates. (was wir haben z.B bei Krankenversicherungen). Dann verdient die Privatwirtschaft an den Reichen und der Staat muss die Armen subventionieren.

    2. Alle Zahlen in das Staatliche System ein. Dadurch erhalten alle eine gleiche Leistung. Die Armen freuen sich, die Reichen meinen sie zahlen zu viel.

    3. Alle zahlen in Private Systeme ein. Dann verdient die Privatwirtschaft einen Teil der Einzahlungen als Gewinn. Reiche erhalten mehr Leistung als Arme.

    4. Keine Pflicht für irgendwas. Reiche können sich die Leistungen leisten und Arme nicht. Arme sterben z.B. weil sie sich eine Behandlung nicht leisten können. Da das Kapitalistische System mit den Zinsen eine Exponentielle Komponente enthält, steuert es auf wenige Super-Reiche und viele Super-Arme hinaus.

    Ich lebe lieber in einer Welt mit 2. Auch wenn ich eher nicht zu den Armen gehöre.



  • Wir reden nicht über Deutschland, sondern die ganze Welt. Da muss man sich die Systeme der einzelnen Länder genau anschauen und für die Gesamtheit das jeweils gerechteste Modell auswählen. Wobei das Problem der Definition von Gerechtigkeit besteht. Das bedeutet, wir benötigen zunächst einen akzeptierten Wertekodex.



  • Ethon schrieb:

    Schneewittchen schrieb:

    Ja, weil sich die Welt nur um dich dreht. Du zahlst auch nicht für Service sondern per Umlage für die Rentner.

    Das ganze System ist aber von vorne bis hinten kaputt. Das, was die vorherige Generation eingezahlt hat, wurde für alles mögliche verwendet aber nicht exklusiv für deren Renten. Heutige Generationen sollen für den Schaden der Politik aufkommen.

    Wenn ich mich Recht erinnere gibt es hinter der gesetzlichen Renvenversicherung keine wirkliche Rentenkasse im Sinne einer Kapitaldeckung. Die Beiträge werden doch direkt umgelegt um laufende Rentenansprüche zu begleichen. Wer hat wann wieviel Geld aus den Rentenbeiträgen zweckentfremdet?

    Ethon schrieb:

    Wer sagt, dass das Leben fair ist? Interessiert doch auch keinen (wenn man ehrlich ist, geheucheltes Mitleid oder eine 5€ Spende an Weihnachten zählen nicht), wenn die Kinder in Afrika verhungern. Ich fühle mich Leuten im gleichen Land nicht mehr verpflichtet als Kindern in Afrika, warum auch?

    Na wenn das Leben nicht fair ist, dann zahl doch weiterhin > 50% Steuern und behalte deine Leidsbekundungen für dich. Oder ist das nur okay, wenn das Leben für die anderen unfair ist? Liberalismus = Egozentrismus. Was die Kinder in Afrika angeht: Das klingt mal nach der alten Leier: "Warum sollst du von sozialen Leistungen leben können wenn Menschen in Afrika verhungern?".

    Ethon schrieb:

    Wichtig sind für mich Familie und Freunde. Ich würde natürlich meine Eltern finanziell über Wasser halten, genauso wie es meine Kinder hoffentlich mal für mich tun würden, würde ich aus irgendwelchen Gründen ins Elend rutschen. Dafür brauche ich keinen monströsen Staat.

    Geh mal auf den Mindeslohn runter und versuche damit mal die finanzielle Verantwortung tragen, mit der du soeben so sehr geprallt hast. Es geht nicht nur um dich. Da draußen gibts noch mehr Menschen.

    Ethon schrieb:

    Und ja, ich habe 41 Stunden pro Woche gearbeitet und abends studiert. Jahrelang verdammt wenig Freizeit gehabt. Zur Belohnung zahle ich mehr an Menschen, die einen Scheiß geleistet haben. Ist mein gutes Recht, das abzulehnen. Sie hätten fast alle die gleichen Möglichkeiten gehabt. Studium und Bildung steht hier jedem offen.

    Bist du nicht der Meinung, dass der Staat Studium und Bildung doch nicht finanzieren sollte? Das sind dann ja auch soziale Leistungen. Aber genau dann stehen die Chancen eben nicht allen offen.

    ps: Um zu studieren muss man keine 41 Stunden arbeiten. Ich habe an einer Uni mit > 35k Stunden studiert und in den 5 Jahren habe ich keinen einzigen Studenten kennengelernt, der 41 Stunden arbeiten musste. Der üerwiegende Teil kam mit 8-12h die Woche aus. Einzelne Studenten haben eben 20h die Woche gearbeitet, um vllt noch ein Auto oder eine schickere Wohnung zu unterhalten.

    Die Angaben hier beziehen sich natürlich auf Zuverdienstmöglichkeiten über Bafög/Hilfe der Eltern hinaus.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Wir reden nicht über Deutschland, sondern die ganze Welt. Da muss man sich die Systeme der einzelnen Länder genau anschauen und für die Gesamtheit das jeweils gerechteste Modell auswählen. Wobei das Problem der Definition von Gerechtigkeit besteht. Das bedeutet, wir benötigen zunächst einen akzeptierten Wertekodex.

    Dieser Aussage stimme ich zu! (und ich hatte nicht daran gedacht)
    Es wäre natürlich für alle am Besten, wenn sie in den Genuss von voller sozialer Absicherung kommen, aber es gibt kulturell unterschiedliche Akzeptanz der verschiedenen Herangehensweisen an dieses Problem.

    Ein anderes Sub-Thema:
    Was ich komisch finde ist, dass anscheinend allgemein akzeptiert wird, dass man eine Autoversicherung bezahlen muss. Wenn ich Schaden bei Anderen anrichte, kommt meine Versicherung dafür auf. Auch dies ist in Deutschland eine Pflicht. Aber es wird allgemein akzeptiert.

    Wenn ich aber eine Pflicht habe für mich selbst eine Absicherung zu schaffen von der ich selbst profitieren kann (Renten, Kranken, Pflegeversicherung) kommt bei einigen Leuten Widerstand dagegen auf. Warum? Echt jetzt, warum lehnt der Mensch (Zwangs-) Schutz für sich selbst eher ab, als den (Zwangs-) Schutz für Andere?

    Ist es die Selbstüberschätzung, dass man meint, nie in die Situation zu kommt, die Sozial-Versicherungen für einen selbst in Anspruch nehmen zu müssen? Oder z.B. zu meinen die Kontrolle über die eigene Lebenssituation zu haben? Oder ein anderer Grund?



  • Was ich komisch finde ist, dass anscheinend allgemein akzeptiert wird, dass man eine Autoversicherung bezahlen muss. Wenn ich Schaden bei Anderen anrichte, kommt meine Versicherung dafür auf. Auch dies ist in Deutschland eine Pflicht. Aber es wird allgemein akzeptiert.

    Wenn ich aber eine Pflicht habe für mich selbst eine Absicherung zu schaffen von der ich selbst profitieren kann (Renten, Kranken, Pflegeversicherung) kommt bei einigen Leuten Widerstand dagegen auf. Warum? Echt jetzt, warum lehnt der Mensch (Zwangs-) Schutz für sich selbst eher ab, als den Schutz für Andere?

    Ein interessanter Punkt. Das hängt wohl mit der möglichen Höhe des Schadens bei Haftpflicht ab. Dieser kann in die Millionen gehen. Eine Krankenversicherung werden wohl auch viele akzeptieren, weil die Kosten bei langer Behandlung immens hoch sein können. Rente ist schon schwieriger. Weit weg und ein beschissenes System, bei dem ich viel mehr einbezahlen darf, als ich heraus bekomme, einfach lachhaft. Pflegeversicherung lehnen viele innerlich ab, weil sie da nicht hin wollen in diese beschissenen langweiligen Vorhöfe zum Friedhof.



  • Fazit: Es gibt keine gerechte Ordnung auf dieser Welt, vielleicht nach dem Tode.


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