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Hallo Golfi1812,
um Dir erst einmal grundlegend zu zeigen was für Astrofotografie nötig ist, hier einmal ein paar Effekte die dabei auftreten.
Wenn Du eine normale Kamera auf den Polarstern richtest und längere Zeit belichtest, wird der Polarstern ja als Punkt und alle anderen Stern als Strich dargestellt, Kreisförmig um den Polarstern. Das liegt ja daran das der Polarstern das Optische Zentrum ist. Wenn Du nun per Autoguider einen anderen Stern verfolgst aber eine azimutale Aufstellung des Teleskops hast (wozu ja ein Dobson gehört), erhältst Du den selben Effekt, da sich dein Bildfeld um den nachgeführten Stern deht. Es gibt so genannte Bildfeld Rotatoren, die zwischen Okularauszug und Kamera gebaut werden und somit die Drehung ausgleichen. Nur damit wäre dann mit einer solchen Montierung das Fotografieren möglich.
Mit einer parallaktischen Montierung wird diese Drehung von vornherein ausgeglichen, unter der Voraussetzung das die Montierung richtig aufgestellt worden ist. Ist das der Fall, muß nur noch eine Achse angetrieben werden um die Erddrehung aus zu gleichen(RA - Achse). Hierführ werden in der Regel Schrittmotoren im Mikrosteppbetrieb verwendet, um die Schwingungen auf dem Teleskop so gering wie möglich zu halten. Sollte die Montierung nicht richtig aufgestellt sein, muß zusätzlich die zweiten Achse (DEC - Achse) ausgeglichen werden.
Dein 10" f/5 hat ja 1270mm Brennweite. Um ihn fotografisch ein zu setzen wird eine GP - Motierung vermutlich nicht reichen, da sie für das Gewicht nicht ausgelegt ist. Selbst die GP-DX sollte da noch auf wackligen Beinen stehen, da sie nur 11kg trägt. Leider ist es so das die Montierungen das zwar zum Beobachten tragen können, aber Fotografisch mit dem Gewicht Deines Teleskopes nicht wirklich klar kommen. Eine EQ6 Pro Montierung trägt schon 18kg was Dir fotografisch etwas Spielraum geben würde. Dazu müstest Du aber als erstes prüfen, ob Dein Dobson überhaupt stabil genug im Tubus ist um ihn so Aufhängen zu können. Da beim Dobson ja auf Hauptspiegelhöhe gelagert wird, ist das Rohr/Gestell bis zum Fangspiegel oft eher im Leichtbau ausgeführt.
Eine Montierung selber zu bauen scheitert oft an fehlenden Bearbeitungsmöglichkeiten wie Drehen und Fräsen sowie an brauchbaren Schneckengetrieben. Aber selbst wenn Du dies auf die Reihe bekommst, ist der Weg noch sehr weit zur Fotografisch verwendbaren Monierung. Der kontinuirliche Schneckenfehler, den jede Schnecke hat, sowie das Getriebespiel sollte Programmtechnisch ausgeglichen werden. Die Nachführung per Autoguider ist da oft erst der letzte Schritt um die Präzision zu erhöhen. Beim Autoguiden gibt es mehrere Möglichkeiten.
1. Du führst über ein Zweites Teleskop nach welches fest mit mit dem anderen verbunden ist. Hierbei spielt es eine große Rolle welche Pixelauflösung Du am Guider hast und welche auf dem Sensor der das Bild macht. Angenommen der Guider würde eine Auflösung von 2 Bogensekunden am Himmel haben und Deine Kamera zum Fotografieren nur 1 Bogensekunde so wäre deine maximal Auflösung auf dem Bild trotzdem nur 6 Bogensekunden. Der Grund ist das der Guider im besten Fall ja um ein Pixel in alle 4 Richtungen nachführen kann und ein Pixel im Zentrum plus ein Pixel links und rechst daneben sind dann schon 6 Bogensekunden. Hinzu kommen Ungenauigkeiten durch unterschiedliche thermische Ausdehnung der beiden optischen Tuben oder der Halterungen.
2. Genauer geht es mit einem off axis guider. Hier werden am Okularauszug zwei Kameras montiert, eine zum Nachführen und eine zum Fotografieren. Die Auflösung des Guiders ist so wesentlich höher, dafür wird es wesentlich schwieriger in dem winzigen Ausschnitt einen Leitstern zu finden.
3. Man benutzt nur eine Kamera zum Fotografieren und guiden. Diese Technik wird ja zum Beispiel auch bei Hubble verwendet. Wodurch in den Bildern immer ein Ausschnit fehlt.
Wenn Du also keine parallaktische Montierung verwenden willst, bleibt dir eh nur Möglichkeit 2 und 3 über mit Zugabe eines Bildfeldrotators. Ob man das allerdings sauber zum laufen bekommt, wage ich zu bezweifeln.
Um zu Deiner Frage nach der reinen Elektronik zu kommen. Um eine Montierung jeglicher Art nachführen zu können bedarf es keines PC's. Ein einfacher Microchip genügt vollkommen. Bei einer parallaktischen Montierung erzeugst Du nur die Frequenz um deine RA-Achse in ca. 24h einmal um seine Achse zu drehen und stellst Frequenzen bereit zur Bewegung der DEC-Achse.
Bei einer azmutalen Montierung müssen die Bewegungen beider Motoren eine Kreisbahn bilden, was also je nach Abweichung vom Pol schneller bzw. langsamer geschied. Beide Steurungsarten werden über 4 Tasten für die Himmelsrichtung gesteuert. Ein Autoguider macht nun nichts weiter als auf diese 4 Tasten zu zugreifen und die dementsprechende Bewegung aus zu lösen. Das könnten im einfachsten Fall kleine Relais sein deren Schaltkontakte parallel zu den Tastern geschaltet sind.
Der Antieb würde dann nichts weiter sein als zwei Schrittmotoren und dazu gehörigen Schrittmotortreibern welche über Takt- und Richtungseingang verfügen. Wie Stark die Motoren sein müssen, hängt von der Montierung ab, wie viel Drehmoment auf den Schnecken benötigt wird. Die Schrittmotorsteurungen und Motoren sollten mit 12V auskommen, da man ja auf dem Acker keine Steckdose hat und ein Accupack oder Zigarettenanzünder vom Auto nun mal die einfachste Lösung ist. Dabei sollte die Auflösung der Motoren und Getriebe wesendlich höher sein als die der Optik, wodurch meist zusätzliche Zwischengetriebe nötig werden.
Um auf Deinen Einwand des Transports zu kommen. Ich selber besitze eine CGE-Pro Montierung welche schon sehr groß und robust ist. Dazu ein 10" RC Teleskop nebst weiterer Teleskope die immer mit auf reisen gehen, Kameratechnik, Okularkoffer, Stromversorgung... Da ich nur einen Kleinwagen fahre, muß ich dafür schon die Rücksitze umklappen, habe aber bisher immer alles weg bekommen. Trotzdem ist es immer eine schlepperei, das gebe ich schon zu.
Leider ist es in der Astronomie und vorallem in der Astrofotografie immer mehr der Fall, das gute Ergebnisse immer vom bewegten Gewicht und dem technischen Aufwand abhängen, der nun mal meistens sehr viel Geld kostet. Da ich auch nicht Krösus bin und weder die Eier legende Wollmichsau, noch ein Esel-Streck-dich sich nicht in meinen Stall verirrt hat, muß ich auf viele Dinge auch lange Sparen. Aus frust habe ich es auch schon mal ein paar Jahre ruhen lassen. Habe selber Montierungen gebaut die bis 60kg tragen können. Leider wurde ich in meinen Entwicklungen immer wieder vom Markt eingeholt. Dinge wie GoTo-Steurungen die ich mir vor 10-15 Jahren noch mühsam erarbeitet habe, gibt es heute fürn Appel und nen Ei. Wenn Dein Interesse an der Astronomie nicht gebrochen ist, rate ich Dir, Dich mal mit den EQ6 Pro Montierungen auseinander zu setzen. Die sollten Dein Teleskop gut tragen und die Kosten halten sich für eine Montierung in dieser Traggewichtsklasse noch in Grenzen. Zum Fotogafieren sollte man die Montierung aber noch etwas tunen. Sicher kann man auch DAS Geld nicht aus dem Ärmel schütteln, aber andere Montierungen dieser Traggewichtsklasse kosten ein vielfaches davon.
Ja, wenn man es richtig machen möchte, sind die Kosten schon sehr hoch und 10000 Euro, wie ober angesetzt wurden, eher sehr tief gestapelt. Dazu kann ich nur sagen, es ist nun mal Hobby, was bedeutet der größte mögliche Aufwand mit dem geringst möglichen Nutzen. Verglichen mit anderen Hobbys wie zum Beispiel Motorad fahren sind die Einstiegskosten etwa gleich dafür die Folgekosten gering. Den Diesel bis zu meinem 26km entfernten Beobachtungsplatz kann ich vernachlässigen und den Strom zum Auftanken meines Accus auch.
Dafür entschädigen die Ergebnisse, vor allem wenn man sie voller Stolz präsentieren kann.
LG
Susann