Wird der IT-Arbeitsmarkt bald kriseln?



  • Noch scheint alles in Ordnung, wer C++ und/oder Java kann (um es mal vereinfacht auszudrücken) findet aktuell immer einen Job im IT-Bereich, meistens auch noch mit einem anständigen Gehalt. Allerdings, wenn man etwas weiterdenkt, könnte das bald anders werden.

    Erst einmal möchte ich bitten, dass all diejenigen, die aktuell in der IT-Branche gutes Geld verdienen, nicht einfach pauschal aus ihrer Erfahrung heraus unüberlegt argumentieren, sondern erstmal mitdenken. Es geht nicht darum, dass man in der IT mal gutes Geld (für fast Jedermann) verdienen konnte, es geht um den zukünftigen Trend in 5-15 Jahren!

    Außerdem möchte ich "IT-Branche" etwas einschränken, mir geht es schwerpunktmäßig um die Softwareentwicklung (sein es ABBAP für SAP, Java/C# für Office-Anwendungen, Webentwicklung, Treiberprogrammierung, auch 3D-Programmierung und -modellierung, Datenbankanwendungentwicklung usw), Bereiche, in welchem ein Großteil der User hier tätig ist. Die Softwareentwicklung ist immerhin ein großer Teil (der größte?) der gesamten IT-Branche.

    Vorwarnung: Ich werde die Softwareentwicklung insbesondere mit der Elektro-/Maschinenbauindustrie vergleichen.

    Kurz zu meiner Person: Ich bin Fachinformatiker, Hobbyprogrammierer und im Studium zum Wirtschaftsingenieur (Module in Wirtschaft, Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau), ich habe schon viele Einblicke in die Informatik bekommen (praktisch & theoretisch) und viele Menschen (vom ungelernten über andere Fachinformatiker bis hin zum Dr. Inf Mustermann) aus dieser Branche kennengelernt.

    Ich biete folgende Argumente, die den Denkanstoss in die Richtung "Drohende Flaute am IT-Arbeitsmarkt" geben sollen:

    1) Die Softwareentwicklung ist relativ outsourcing-gefährdet, gleich nach Fließbandarbeit im Werk.
    Während Ingenieurentwicklungen (Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau usw) kaum ins Ausland verlagert werden können, sieht das bei der Software ganz anders aus. Software kann, auch wenn es jetzt etwas stumpf rüberkommen mag, viel leichter transportiert (importiert, exportiert) werden, als Maschinenanlagen. Während die USA, Indien und bereits auch Osteuropa schon einen sehr guten Ruf in Sachen Softwareentwicklung genießen, gilt das für Deutschland (und Mitteleuropa) eher nicht.

    Falls jemand sagt, er sei ja flexibel und würde dann auch "der Verlagerung ins Ausland folgen", dem sei gesagt, dass die Verlagerung deshalb geschieht, weil im Ausland die Softwareentwicklung weit günstiger ist und dies vor allem (Softwareentwicklung braucht keine Rohstoffe, nur Gehirnschmalz) an den Löhnen liegt.

    Neben Osteuropa und Indien wird auch immer mehr China zum Hersteller von Software, welche das Siegel "gut & günstig" verdient hat. Und was heute nicht ist, kann morgen schon sein.

    2) Softwareentwicklung ist ziemlich bedroht durch Plagiate und Raubkopien. Während eine Firma im Ausland schon enormen Aufwand fahren muss, um eine deutsche Maschine nachzubauen, ist Software mit nur wenigen Mausklicks verfielfältigt und auch relativ leicht anpassbar. Die Softwareentwicklung wird da schon enormen Schaden nehmen und in Zukunft von Haus aus auf Kosteneffizienz achten.

    3) IT-Fachkräfte:

    3a) IT-Fachkräfte sind im Durchschnitt sehr jung und werden kaum in Rente gehen können. Während es viele alte Elektro-/Maschinenbau-/Verfahrenstechnikingenieure gibt, die alt sind und in Rente gehen (oder "gegangen werden"), gibt es nur verhältnismäßig wenige alte Informatiker. Das Durchschnittsalter in der Softwareentwicklung liegt doch von Firma zu Firma zwischen 28 und 36 Jahren. Auch ich aus meiner Erfahrung sehe kaum (aktive) Informatiker, die älter als 40 sind.

    3b) Sehr viele Ingenieure, Physiker und Mathematiker arbeiten als Softwareentwickler (Informatiker), kaum aber ein ausgebildeter/studierter Informatiker arbeitet als Ingenieur, Physiker oder Mathematiker.
    Meiner Erfahrung nach, arbeiten insbesondere häufig Elektrotechnikingenieure und Physiker als Informatiker.

    3c) In der Softwareentwicklung, nein, in der gesamten IT-Branche, sind die Fachkräfte enorm überakademisiert.

    Während ein Bauingenenieur konstruiert und plant, führen die Bauarbeiter die Arbeit aus. Während Maschinenbauingenieure Maschinen planen, kosntruieren und die Produktion steuern, warten, reparieren und bedienen Facharbeiter sie. Hier grenzen sich die Studierten gegenüber den Facharbeitern sehr ab (auch wenn einige Ingenieure mit den staatl. geprüften Technikern konkurrieren mögen).

    In der IT-Branche arbeiten Ungelernte (Quereinsteiger), Fachinformatiker und Diplom Inf. Mustermann quasi nebeneinander und führen in den meisten Fällen die selbe Arbeit aus!
    Sicherlich werden auch in der IT-Branche gewisse Unterschiede (Verantwortungsbereich) gemacht, aber ich habe es oft erlebt, dass es zwischen dem Tätigkeitsbereich eines Fachinformatikers und Diplom Informatiker o.Ä. kaum bis keine Unterschiede gibt.

    Dennoch greifen Firmen oft zum Studierten (aus Prestige? Oder einfach, weil sie es sich leisten können?), die Fachinformatiker/Systemelektroniker/IT-Kaufleute haben meistens das Nachsehen.
    Sicherlich ist es dann gut, wenn man studierter Informatiker oder Wirtschaftsinformatiker ist, aber wo bleiben die Aufstiegschancen für die selben, wenn doch quasi jeder Mitarbeiter ein Studierter ist? Wie soll man sich da noch abgrenzen?

    Dieser Trend ist meiner Meinung nach also sowohl für den IT-Facharbeiter schlecht (weil er von den Studierten verdrängt wird), als auch für den Studierten (weil es nur noch seinesgleichen gibt).

    ---------------------

    Ich bin gespannt, was ihr zu diesen Argumenten sagt. Ich möchte keinesfalls Eure/Unsere Branche schlecht reden, ich bin auf Eurer Seite! Aber ich schätze mich relativ glücklich, das muss ich leider sagen, dass ich mich durch mein Studium etwas von der IT-Branche unabhängig mache und auch andere Branchen aufsuchen kann.



  • lizard_gismo schrieb:

    N

    1) Die Softwareentwicklung ist relativ outsourcing-gefährdet, gleich nach Fließbandarbeit im Werk.
    Während Ingenieurentwicklungen (Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Maschinenbau usw) kaum ins Ausland verlagert werden können, sieht das bei der Software ganz anders aus. Software kann, auch wenn es jetzt etwas stumpf rüberkommen mag, viel leichter transportiert (importiert, exportiert) werden, als Maschinenanlagen. Während die USA, Indien und bereits auch Osteuropa schon einen sehr guten Ruf in Sachen Softwareentwicklung genießen, gilt das für Deutschland (und Mitteleuropa) eher nicht.

    "maschinen" können genauso einfach wie software importiert/exportiert werden.
    die entwicklung findet nämlich oft per simulation am rechner statt, sodass die konstruktionspläne vorhanden sind.

    lizard_gismo schrieb:

    Neben Osteuropa und Indien wird auch immer mehr China zum Hersteller von Software, welche das Siegel "gut & günstig" verdient hat. Und was heute nicht ist, kann morgen schon sein.

    viele unternehmen haben mit outsourcong sehr negative erfahrungen gemacht. vor allem der transfer vom fachlichen know-how (also z.b.: wie funktioniert eine versicherung?) ist sehr schwierig. klar, wenn die spezifikation sehr detailliert fest steht, dann kann man es outsourcen. wenn die analyse erst erfolgen muss, dann kann man das vergessen, da plötzlich sehr viel kommuniziert werden muss.

    lizard_gismo schrieb:

    2) Softwareentwicklung ist ziemlich bedroht durch Plagiate und Raubkopien. Während eine Firma im Ausland schon enormen Aufwand fahren muss, um eine deutsche Maschine nachzubauen, ist Software mit nur wenigen Mausklicks verfielfältigt und auch relativ leicht anpassbar. Die Softwareentwicklung wird da schon enormen Schaden nehmen und in Zukunft von Haus aus auf Kosteneffizienz achten.

    Mit Raubkopien hast du völlig recht. da muss man irgendetwas gegen unternehmen...
    Plagiaten würde ich nicht zustimmen.
    Welche komplexe Software wurde denn schon nachgemacht?

    lizard_gismo schrieb:

    3) IT-Fachkräfte:

    3a) IT-Fachkräfte sind im Durchschnitt sehr jung und werden kaum in Rente gehen können. Während es viele alte Elektro-/Maschinenbau-/Verfahrenstechnikingenieure gibt, die alt sind und in Rente gehen (oder "gegangen werden"), gibt es nur verhältnismäßig wenige alte Informatiker. Das Durchschnittsalter in der Softwareentwicklung liegt doch von Firma zu Firma zwischen 28 und 36 Jahren. Auch ich aus meiner Erfahrung sehe kaum (aktive) Informatiker, die älter als 40 sind.

    Das stimmt. Die "Informatik" als Studienfach wurde ja auch erst in den 90er Jahren berühmt.

    lizard_gismo schrieb:

    3b) Sehr viele Ingenieure, Physiker und Mathematiker arbeiten als Softwareentwickler (Informatiker), kaum aber ein ausgebildeter/studierter Informatiker arbeitet als Ingenieur, Physiker oder Mathematiker.
    Meiner Erfahrung nach, arbeiten insbesondere häufig Elektrotechnikingenieure und Physiker als Informatiker.

    Die Erfahrungen habe ich auch gemacht. Ich muss aber auch sagen, dass ich von der Qualität der Ergebnisse oft nicht überzeugt bin. Das ist IMHO auch der Grund dafür, warum in vielen Softwarebuden "gefrickelt" und nicht ingenieursmäßig entwickelt wird. Der Trend kehrt sich jedoch langsam um. Die meisten Unternehmen bevorzugen eher Informatiker, wenn es denn welche gibt.

    lizard_gismo schrieb:

    3c) In der Softwareentwicklung, nein, in der gesamten IT-Branche, sind die Fachkräfte enorm überakademisiert.

    Während ein Bauingenenieur konstruiert und plant, führen die Bauarbeiter die Arbeit aus. Während Maschinenbauingenieure Maschinen planen, kosntruieren und die Produktion steuern, warten, reparieren und bedienen Facharbeiter sie. Hier grenzen sich die Studierten gegenüber den Facharbeitern sehr ab (auch wenn einige Ingenieure mit den staatl. geprüften Technikern konkurrieren mögen).

    Das ist tatsächlich oft so. Der "Bauarbeiter" ist nämlich der Compiler, deshalb braucht man in der Softwareentwicklung auch keine. 😉
    Ein Großteil ist nämlich kreative Arbeit, die man schwer automatisieren kann. akademikern traut man in dieser hinsicht einfach mehr zu, weil die sich im studium ja bereits profiliert haben und komplexe aufgaben lösen können. außerdem kennen die sich mit den methoden (softwaretechnik) oft einfach besser aus.



  • lizard_gismo schrieb:

    1) Die Softwareentwicklung ist relativ outsourcing-gefährdet, gleich nach Fließbandarbeit im Werk.

    Nicht wirklich. Der Trend kehrt sich sogar eher wieder um, da man damit eher schlechte Erfahrungen gemacht hat. Aber ja, ganz einfache "Stupide" Aufgaben die nach Schema F funktionieren, werden relativ gerne ins Ausland gegeben. Bedroht hier aber niemanden wirklich.

    lizard_gismo schrieb:

    2) Softwareentwicklung ist ziemlich bedroht durch Plagiate und Raubkopien.

    Du bist zu sehr auf den Privatkundenmarkt fixiert (durchzieht sich übrigens durch dein ganzes Posting). Es ist richtig, dass hier viel mit Raubkopien gemacht wird. Und es ist auch richtig, dass es schwer ist mit "normalen" Büroanwendungen hier noch groß Geld zu machen. Viel Softwareentwicklung läuft aber im Unternehmensbereich, die immer ganz spezielle und komplexe Anforderungen haben. Und sowas wird weder raubkopiert noch irgendwohin ins Ausland ausgelagert (meistens zumindest).

    lizard_gismo schrieb:

    3a) IT-Fachkräfte sind im Durchschnitt sehr jung und werden kaum in Rente gehen können.

    Ganz so extrem sehe ich das nicht, aber das ist sicherlich richtig ja. Aber du willst ja selbst eher langfristig in die Zukunft schauen, und da hat sich das dann definitiv relativiert.

    lizard_gismo schrieb:

    3b) Sehr viele Ingenieure, Physiker und Mathematiker arbeiten als Softwareentwickler (Informatiker), kaum aber ein ausgebildeter/studierter Informatiker arbeitet als Ingenieur, Physiker oder Mathematiker.
    Meiner Erfahrung nach, arbeiten insbesondere häufig Elektrotechnikingenieure und Physiker als Informatiker.

    Das ist richtig. Aber was willst du damit sagen?

    lizard_gismo schrieb:

    3c) In der Softwareentwicklung, nein, in der gesamten IT-Branche, sind die Fachkräfte enorm überakademisiert.

    Programmieren ist nicht gleich programmieren. Jemand der irgendwelche GUIs zusammenbastelt wird man wohl nicht mit jemandem vergleichen können, der z.B. irgendwelche Bildvarbeitungsverfahren entwickelt.
    Bzw. ist letztendlich einfach auch immer das eigene Können entscheidend und nicht irgendwelche Titel.



  • lizard_gismo schrieb:

    Wird der IT-Arbeitsmarkt bald kriseln?

    Nein



  • Nur 1.) ist wirklich könnte ein Grund für kriseln sein, ist aber nicht mal zu Zeiten von Greencard Indern usw. passiert.

    Der Rest hat irgendwie nix mit deiner kriseln-Theorie zu tun.



  • lizard_gismo schrieb:

    Meiner Erfahrung nach, arbeiten insbesondere häufig Elektrotechnikingenieure und Physiker als Informatiker.

    nein, ingenieure arbeiten als ingenieure. oft gehört softwareentwicklung einfach dazu, aber das ist nur ein teil ihrer tätigkeit. sagen's wir mal so: selbst der schlechteste ingenieur ist noch ein halbwegs brauchbarer softwareentwickler.
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    nein, ingenieure arbeiten als ingenieure.

    Quark.

    selbst der schlechteste ingenieur ist noch ein halbwegs brauchbarer softwareentwickler.

    Wie gut jemand als Ingenieur ist, sagt nur wenig darüber aus, ob er als Softwareentwickler taugt.



  • ~fricky schrieb:

    ...ingenieure... softwareentwickler.

    was bist du eigentlich?



  • Bashar schrieb:

    ~fricky schrieb:

    nein, ingenieure arbeiten als ingenieure.

    Quark.

    wieso quark? vielleicht gibt es welche, die bademeister oder tanzlehrer geworden sind. aber das sind ausnahmen.
    🙂



  • Quark woh deshalb weil ausgebildete Ingenieure nicht weniger als andere auch den Quereinstieg in die IT-Branche machen. Und genau dagegen hast du mit dem "Ingenieure arbeiten als Ingenieure" argumentiert.

    Was das kriseln oder nicht-kriseln am IT-Arbeitsmarkt angeht:
    Der Vergleich IT-Branche -> Elektro/Maschinenbau-Industrie hinkt. Die It-Branche besteht zum größten Teil aus Entwicklung, während die Industrie zum Großteil aus Fertigung besteht. Die aktuelle Krise in Autobau und anderen Bereichen betrifft aber hauptsächlich die Fertigung, die Aufwände für Entwicklung wurden bei den Konzernen kaum oder garnicht reduziert. Ebenso wird in der IT-Branche fleißig weiterentwickelt. Nicht umsonst ist das eine der wenigen Branchen die im nächsten Jahr trotz momentaner Wirtschaftsflaute mit einer Zunahme rechnet.

    Und selbst wenn es Auswirkungen auf den IT-Arbeitsmarkt gibt, werden sie nicht so gravierend sein: Als ich Mitte des Jahres meinen Job bekommen habe geisterten bei heise & Co. Zahlen von ca. 45.000 freien Arbeitsplätzen gegen 12.000 Bewerber durchs Netz. Allgemein betrachtet sehen wir also kaum schlechten Zeiten entgegen.

    Natürlich mag es für den Einzelnen nicht ganz so toll aussehen, gerade wenn die Jobanforderungen häufig ein abgeschlossenes Hochschulstudium beinhalten haben Fachinformatiker ohne Studium trotz der fachbezogenen Ausbildung vielleicht schlechtere Karten als fachfremde Studierte. Das ist dann aber kein Problem des Arbeitsmakrtes sondern eher ein Problem der Personaler und des Bildungsmarktes, wenn erstere für einen kopflastigen Berufszweig theoretisch ausgebildete Bewerber bevorzugen und letzterer eher praktisch ausgebildete Bewerber produziert.



  • Das Maschinen ggü. Software schwerer exportiert werden können, kann ich nicht erkennen. Immerhin ist Deutschland Exportweltmeister in Sachen Maschinenbau - da Deutschland einen weltweit guten Ruf hat. Was ist denn wirklich schwer eine Maschine von A nach B zu transportieren? Das Ding wird auf einen Schiffscontainer gelegt und über das Meer verschifft. Notfalls wird es in Module zerlegt und im Zielland wieder einfach zusammen gebaut. Fertig!

    Die Chinesen haben schon ganze ausgemusterte Stahlfabriken in Deutschland abmontiert und in China wieder aufgebaut - Gebrauchtware halt. Aber ne ganze Fabrik!

    Das machen dt. Autofirmen auch, wenn alte Modelle hier nicht mehr verkaufbar sind, werden ganze Produktionsstrassen nach Brasilien, China usw. transportiert und dort die Autos weiter gebaut.

    Zur Software: es gibt verschiedene Software-Branchen. Einmal die Standardsoftware und dann Individual-Software. Dann gibts noch den wissenschaftlichen Bereich, z.B. wo jemand an einer Uni das MP3 entwickelt.

    Standard-Software würde ich als einzige Sparte sehen, die in Deutschland einen schweren Stand hat. Nein, ich halte es nicht für unmöglich damit hier Geld zu verdienen, weil genug Standard-Software aus Deutschland (Softmaker Office, MAGIX u.a.), USA (Adobe u.a.) usw. kommen. Aber Standard-Software kann man auf jeden Fall auch sehr gut in Russland, Ungarn, Indien, China usw. entwickeln. Da bekommen die heimischen Entwickler sicherlich Konkurrenz.

    Individual-Software kann man dagegen nicht im Ausland entwickeln lassen. Das geht nur, wenn du ein super penibles Pflichtenheft geschrieben hast. Und ich habe die Erfahrung gemacht, das dieses selten der Fall ist. Es wird ein Pflichtenheft erstellt, aber man merkt im Laufe der ENtwicklung doch, das dieses und jenes anderes gemacht werden muß. Und das kannst du nur richtig mahcne, wenn der Entwickler die lokalen Gegebenheiten kennt. Bei uns ist es sogar so extrem, das wir direkt beim Kunden sitzen. Unser Kunde akzeptiert es nicht mal, wenn wir in unseren eigenen Büros in der selben Stadt sitzen. Wir müssen persönlich ansprechbar sein, um seine Wünsche erfüllen zu können und ihn beraten zu können.

    Das ist sicherlich ein extremes Beispiel. Es gibt natürlich auch Individual-Entwicklung, wo man nicht direkt beim Kunden sitzen muß, sondern in der selben Stadt oder Nachbarstadt. Zumindest das man kurzfristig greifbar ist.

    Das wird man mit einem Inder nicht schaffen. Der wird verständlicherweise auch nicht die lokalen Gegebenheiten verstehen können, da er garnicht persönlich eingebunden ist. Für ihn ist alles weit weg und er wird alles nur im Dunkeln umsetzen können. Auch umgekehrt wäre es schlecht: ich könnte für ein indisches Unternehmen sehr schlecht deren Wünsche umsetzen, wenn ich hier in Niedersachsen sitze.



  • Bulli schrieb:

    Bei uns ist es sogar so extrem, das wir direkt beim Kunden sitzen. Unser Kunde akzeptiert es nicht mal, wenn wir in unseren eigenen Büros in der selben Stadt sitzen.

    gibt es dafür einen vernünftgen grund, in einem zeitalter der hochentwickelten kommunikationsmittel? ich glaube eher, dein brötchengeber vermietet dich, betreibt also arbeitnehmer-überlassung.
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    gibt es dafür einen vernünftgen grund, in einem zeitalter der hochentwickelten kommunikationsmittel? ich glaube eher, dein brötchengeber vermietet dich, betreibt also arbeitnehmer-überlassung.
    🙂

    Nein, Arbeitnehmerüberlassung ist es nihct, da wir mit dem Kunden nicht in einem Büro sitzen dürfen. Wir sind im selben Firmengebäude, auch in der selben Etage, aber wir dürfen (um Arbeitnehmerüberlassung zu vermeiden) nicht im selben Bürozimmer arbeiten. Für Meetings usw. sitzen wir natürlich dann in einem gemeinsamen Bürozimmer, klar. Aber das ist keine dauerhafte Arbeit.

    Aber es hat den Grund, das wir immer persönlich anwesend sind. Wenn irgendwas ist, ist der Kunde im Nachbarzimmer und er kann ruck zuck bei mir ins Büro stürmen, und offene Fragen klären. Auch umgekehrt, wenn ich Fragen habe, steh ich auf und gehe ins Bürozimmer des Kunden und kläre es persönlich. Und ich kann auch sozusagen Live die Arbeitsweise und Firmenkultur des Kunden miterleben und darauf entsprechend die Software abstimmen. Am Standadort sind 20.000 Mitarbeiter (die ausländichen und an anderen dt. Standardorten nicht mitgerechnet), da kann man nicht alles auschließlich mit Telefon oder EMail klären.

    Für besondere Problemfälle muß ich dann auch schon mal über das Werksgelände und einem Anwender sozusagen das Händchen halten, wenn er sich mal über die Software auslassen will. 😉 Oder manche Anwender haben eine lange Wunschliste und man kann sich manche Wünsche nicht erklären oder vorstellen, dann ist es ganz gut, wenn ich neben dem Anwender einen pers. Besuch abstatte und neben ihm sitze und er mir alles live schildert und seine Arbeitsweise erklärt. Und da fällt einem dann schon mal auf, das man als Entwickler meistens andere Vorstellungen hat, wie ein Anwender damit arbeitet.

    Das geht nur, wenn man immer greifbar ist. Und der Kunde kann davon nur profitieren, denn er bezahlt viel Geld dafür. Und wenn er das einen Inder (oh man, die armen müssen hier immer dafür herhalten, sorry!) machen lässt, wird es billiger im Preis, aber er bekommt auch die Nachteile! Man sollte bei diesem Thread eines bedenken: Qualität hat seinen Preis! Die Inder können sicherlich Software entwickeln (warum auch nicht?), aber manches kann man nicht ersetzen.



  • ~fricky schrieb:

    Bulli schrieb:

    Bei uns ist es sogar so extrem, das wir direkt beim Kunden sitzen. Unser Kunde akzeptiert es nicht mal, wenn wir in unseren eigenen Büros in der selben Stadt sitzen.

    gibt es dafür einen vernünftgen grund, in einem zeitalter der hochentwickelten kommunikationsmittel? ich glaube eher, dein brötchengeber vermietet dich, betreibt also arbeitnehmer-überlassung.
    🙂

    Hast du ne Ahnung. Man hat sogar schon oft Kommunikationsschwierigkeiten wenn man im selben Gebäude auf unterschiedliche Stockwerke verteilt ist.



  • Wir müssen persönlich ansprechbar sein, um seine Wünsche erfüllen zu können und ihn beraten zu können.

    Das könnte auch die Innensicht sein. Die Fremdsicht könnte darin bestehen, dass man die Programmierer "arbeiten" sehen will, damit es vorwärts geht. Sind diese weit weg, telefonieren oder hocken diese in Besprechungen herum. Bei Zeitdruck für den Kunden inakzeptabel. 😃



  • obwohl es in meiner gegend sowieso kaum it jobs gegeben hat, gibt es jetzt gar keine mehr. ob das nur jahresanfang ist oder irgendeine kriese, kann ich nicht sagen. jedenfalls wird es noch viel schwerer, arbeit zu finden, als es bisher schon war.



  • Ich beobachte seit 2 Jahren den Arbeitsmarkt hier in der Region und es wird immer weniger. Mittlerweile stehen nicht mal mehr Stellen für Studierte drin. Lange Zeit waren wenigstens die noch vertreten. 😞



  • Das mit dem Outsourcing würde ich nicht unterschätzen...

    Welche Kommunikation ausreicht ist sehr stark von den jeweiligen Personen abhängig.
    Ich habe meine Diplomarbeit(Firmenauftrag) mit jemandem so gut wie nur über Skype geschrieben ohne ernsthafte Probleme und ich habe an der Entwicklung an einem größeren kommerziellen Browserspiel mitgearbeitet -> 10 Leute im Team nur über Email, Bugtracker und Messenger.
    Die Art der Kommunikation war da überhaupt kein Problem, da alle Beteiligten damit quasi aufgewachsen sind.

    Wenn sich so eine Vorgehensweise in den nächsten Jahren mehr durchsetzt, könnte das Outsourcing durchaus eine neue Dimension erreichen:
    Für all diese Tätigkeiten hätte ich mich ebenso in Indien oder sonstwo befinden können, das einzige Problem wäre die Zeitverschiebung und Sprache gewesen.
    Und ich werde mich bei der Suche eines Grafikers, den ich demnächst benötige, auch nicht nur auf Deutschland zu beschränken, wenn es andernorts die gleichen Bilderchen für weniger Geld gibt... und ich kenne auch Teams, die genau dies bereits taten, warum auch nicht?



  • Inder haben aber nicht so gute Proggabilities



  • Es kommt auch immer auf das Produkt an. Es gibt Sachen, die mag man nicht aus den eigenen 4 Waenden lassen und es gibt auch Projekte bei denen solch eine Kommunikation nicht funktioniert. Es entwickelt halt nicht jeder Browsergames.


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