Informatikstudium ???



  • Ich kann von einem Informatikstudium nur abraten.

    Das Studium ist schwer, den Einstieg ins Berufsleben wirst du wahrscheinlich auch schaffen. Dann wirst Du Speziallist in irgendeiner Technologie.

    Das Du dabei gut verdienst kannst Du vergessen. Softwareentwickler bekommen in der Regel ein Facharbeitergehalt. Dies wird mit der Globalisierung begründet. Aus finanziellen Gründen ist ein Studium also überflüssig.

    Ab 30 wirds dann langsam eng. Mit den neuesten Technologien wirst Du nicht mehr vertraut sein, außer Du beschäftigst Dich weiter in der Freizeit intensiv mit sämtlichen Strömungen der Softwareentwicklugn, was wohl kaum jemand immer machen will. Irgendwann kommt ja auch mal die Zeit, in der man eine Familie gründet, etc.

    Weiterbildung ist für die Unternehmen heute ein Fremdwort, auch wenn sie gegenteiliges behaupten. Ich kenne nur sehr wenige Firmen, die an der Weiterbildung im Informatikbereich interessiert sind. Dafür ist das derzeitige Umfeld (man denke nur an die massive Anzahl von Enterprise-Java-Frameworks) zu komplex.

    Zwischen 30 und 40 wird also von Seiten der Firma versucht werden, dich durch junges billiges Personal zu ersetzen.

    Du kannst Dich aber auch in Richtung Management weiterentwicklen. Da hat man dann gute Verdienstmöglichkeiten. Vorraussetzung ist, man kann gut präsentieren und hat ausgeprägte social Skills und ist ein extrovertierter Typ der es versteht sich selbst und andere Produkte gut zu verkaufen.

    Das ist allerdings nicht das Berufsbild des Informatikers. Dann studiert man am besten von vornherein BWL mit Nebenfach Informatik oder so etwas ähnliches.

    Es gibt derzeit zahllose arbeitslose Informatiker. Die Mär vom Fachkräftemangel wird ständig gesäht, um sich für die Zukunft billige Arbeitskräfte im Ende der Nahrungskette zu sichern.

    Das ist mein Eindruck der Branche. Ich bin selbst in ungekündigter Stelle bei einem Software-Unternehmen beschäftigt.

    Ich hätte hier gern etwas positiveres zu meinem Beruf erzählt, da ich leidenschaftlich gern Software entwickle. Aber derzeit ist der Status des Softwareentwicklers nicht gut und verschlechtert sich tendenziell immer mehr. Ich hoffe, ich kann noch ein paar Jahre mit meinem Wissen meine Brötchen verdienen 😋

    Meinen Kindern jedoch rate ich derzeit von einem Informatikstudium ab!!!



  • quatsch



  • Wenn Du Informatik studierst, dann lernst Du aber eben nicht umbedingt das, was man im Allgemeinen unter Informatik versteht, denn ein Großteil das Stoffs hat direkt (und oft auch indirekt) gar nichts mit Computern, Hardware, Software oder Programmieren zu tun.

    Deswegen heisst es ja auch Informatik bei uns und nicht computer science.:) Auch ist die Abbrecherzahlen bei Informatik konstant geblieben, waehrend sie in den anderen Naturwissenschaften (inkl. Mathematik) gesunken sind.



  • byto schrieb:

    was man im Allgemeinen unter Informatik versteht, denn ein Großteil das Stoffs hat direkt (und oft auch indirekt) gar nichts mit Computern, Hardware, Software oder Programmieren zu tun.

    tatsächlich - was denn zB nicht?



  • Alle Themen, die theoretisch behandelt werden koennen ... Angefangen mit Turingmaschine, Registermaschine, Lambdakalkuel koennen losgeloest vom Computer behandelt werden, auch Algorithmen und Datenstrukturen. Hatte mal nen Kurs "Optimierung kombinatorischer Schaltkreise" ... von Computern keine Spur. Technische Informatik bezog sich zwar auf Computer, aber wie bei den vorher genannten brauchte man nur Bleistift und Papier. Automatische Beweisfuehrung, Logische Programmierung und vieles mehr hat keinen Computer vorausgesetzt, es war nur Pflicht, Lesen und Schreiben zu koennen. Bei Kodierungstheorie das gleiche.

    Zwar finden sie alle Anwendung in der Technik, aber die vorgestellten Themen koennen auch als (angewandte) Mathematik verkauft werden.



  • ich meinte: ein Thema, das direkt (und oft auch indirekt) gar nichts mit Computern, Hardware, Software oder Programmieren zu tun hat. Mir fällt keins ein.



  • Omg, wie pingelig, dann hat ja jedes Thema mit Computern zu tun (da google zwangslaeufig mit Computern zu tun, so hat auch jeder gefundene Begriff was mit Computern zu tun). Ach ja, die Maxwell-Gleichungen haben auch was mit Computer zu tun, wie sollte ich denn sonst meinen zu Hause anschalten. Auch Telefone ... aber der Erfinder dessen war wohl etwas frueh dran. Welches Thema hat denn dann deiner Ansicht nach nichts mit Computer direkt oder indirekt zu tun? Ich ziehe einfach die Trennlinie woanders, sonst hat alles mit Computern zu tun. Und wenn man drueber reden will, so ist es voellig sinnbefreit. Also kann man nicht drueber reden.



  • knivil schrieb:

    Welches Thema hat denn dann deiner Ansicht nach nichts mit Computer direkt oder indirekt zu tun? Ich ziehe einfach die Trennlinie woanders, sonst hat alles mit Computern zu tun.

    Eben.

    Ich kann mir nur wenige Themen aus dem technisch-mathematischen Vorlesungskanon vorstellen, die nichts mit Comp. oder Prog. zu tun haben. Eigentlich gar keines - Computeranwendungsmöglichkeiten, wo man hinsieht.



  • am ehesten Computeranwendungs-befreit scheinen noch Themen wie Axiomatik der Mengenlehre oder einige Gebiete der Zahlentheorie zu sein, aber man weiß nie, ob es nicht auch dafür eines Tages Anwendungen geben wird.

    Wer hätte vor 100 Jahren gedacht, daß trockene Primzahltheorie und modulare elliptische Kurven einmal Schlüsseltechnologien für sichere Kommunikation sein würden ?



  • @ u-ser_l: Es ging um das allgemeine Verständnis der Informatik. Nicht darum, wo man überall Verbindungen zu Computern herstellen kann. Und ich weiß nicht, wie es heutzutage aussieht, aber ich kann nur sagen, dass ich damals am Ende meiner Schulzeit auch nur eine sehr naive Vorstellung von Informatik hatte.

    Was genau verstehst Du denn unter "Informatik"? Was ist Informatik? ...also jenseits von unverständlichen Wörterbuchdefinitionen. Wenn Du auf der Seite der Gesellschaft für Informatik nachsiehst, wirst Du feststellen, dass sich sogar diese Organisation sehr schwer damit tut, die Informatik zu beschreiben.



  • u_ser-l schrieb:

    am ehesten Computeranwendungs-befreit scheinen noch Themen wie Axiomatik der Mengenlehre oder einige Gebiete der Zahlentheorie zu sein, aber man weiß nie, ob es nicht auch dafür eines Tages Anwendungen geben wird.

    Aber Euler hat auch nicht mit seinem Eulerverfahren an Computer gedacht, als er eine numerische Methode zum Loesen von Differentialgleichungen entwickelt hat. Axiomatik ... Mengenlehre ... Logik ... da faellt mir doch spontan Theorembeweiser oder automatisches Beweisen ein. Klar kann man ueberall Computer sehen, aber das ist - wie gesagt - sinnbefreit.



  • knivil schrieb:

    Aber Euler hat auch nicht mit seinem Eulerverfahren an Computer gedacht, als er eine numerische Methode zum Loesen von Differentialgleichungen entwickelt hat.

    hat er dir das erzählt ?

    Die damaligen Menschen träumten von Rechenmaschinen, wie Schickard 1623 oder Leibniz.

    Sinnbefreit ist es zu leugnen, daß sich fast alle Mathematik indirekt oder sogar direkt in der Programmierung anwenden läßt.

    Zu behaupten, irgendein Thema wäre keine angewandte Mathematik, weil der Erfinder - für die Platoniker: der Entdecker - einer Theorie noch keine Anwendung im Sinn hatte, ist lächerlich.



  • Also ist Mathematik jetzt ein Teilbereich der Informatik, oder wie?



  • sicherlich eine extreme Position, aber nicht ganz von der Hand zu weisen - schließlich kommt alles mathematische Wissen algorithmisch zustande.

    Denkbar wäre auch die umgekehrte, ebenso extreme Position - da sich Turingmaschinen (und damit auch alle weniger mächtigen Maschinen- und Automatenmodelle) in Form von Rechen- und Entscheidungsbäumen oder algebraischen Gleichungen und Ungleichungen darstellen lassen, sei die Informatik ein Teilgebiet der Algebra.


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