E-Technik gut?
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Hallo,
ich habe starkes Interesse an E-Technik (FH). Stimmt es, dass man in vielen Fällen letztlich als Programmierer endet, wenn man das studiert hat? Ich programmiere zwar schon ganz gerne, aber den ganzen Tag UML, Klassen und Gedöhns nervt mich. Es würde mich btw auch nerven, den ganzen Tag C auf Mikrocontrollern zu programmieren (auch wenn ich das freizeitlich ganz gern mache).
Mehr interessiert mich hingegen die Anwendung physikalischen Wissens, Untersuchung mathematischer Modelle, Simulation und Modellbildung etc.Dachte bisher, da ist man mit E-Technik gut aufgehoben (vom Berufsbild her). Aber ich höre immer öfter, dass man letztlich ein Programmierer wird. Soll ich also meine Auswahl überdenken?
Grüße
LOLer
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LOLer schrieb:
Mehr interessiert mich hingegen die Anwendung physikalischen Wissens, Untersuchung mathematischer Modelle, Simulation und Modellbildung etc.
Hört sich eher an als ob du FH gegen UNI tauschen solltest.
Ich glaub das ist ein realtiv allgemeines Problem der Technisch, Naturwissenschaftlichen Studiengänge, dass sie hinterher mehr Programieren als ihnen lieb ist.
Aber wenn man rechtzeitg weiß das man es aufjedenfall nicht machen will, kann man dem auch gut vorbeugen.
Und meine Einstellung zum Studieren:
Schau dir alles an was du Studieren kannst, schau nach den Vorlesungen die du besuchen musst, und diejenigen die du dazu wählen kannst.
Wähle die Studiumsrichtung von der du meinst das sie dich am meisten interessiert.Also mach E-Technik wenns dir am meinsten zusagt, dann bist du da auch gut Aufgehoben. ( anstonten schonmal über Physik nachgedacht? )
Wenn du jetzt schon aufs Geld, etc. schaust oder dir sorgen machst wie du später enden wirst, dann machst du dir das Leben in einem Technisch Naturwissenschafltichen Studiengang nur schwer. (in BWLsachen geht das alles ^^)
MFG
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Rolf Bär schrieb:
Wenn du jetzt schon aufs Geld, etc. schaust oder dir sorgen machst wie du später enden wirst, dann machst du dir das Leben in einem Technisch Naturwissenschafltichen Studiengang nur schwer. (in BWLsachen geht das alles ^^)
Ich kenne einen ETechniker, der nach dem Studium ne Menge Geld, Energie und Zeit in das Erlernen von Börsenvorgängen, Marktzusammenhängen und so weiter investiert hat. Er handelt jetzt an der Börse und kann davon _sehr_ gut leben. Ich habe ihn gefragt, wie man von der ETechnik zum Börsenhandel kommt. Sein Kommentar: "Ist halt leichter verdientes Geld." Naja, zumindest wenn man das Wissen und die Erfahrung hat. Er meint, wer das nicht hat, wird da einfach ausgenommen.
Wenn ich soetwas höre, frage ich mich als Anhänger von MINT-Fächern, ob ich mir das Leben nicht unnötig schwer mache.
LOLer schrieb:
Mehr interessiert mich hingegen die Anwendung physikalischen Wissens, Untersuchung mathematischer Modelle, Simulation und Modellbildung etc.
Kannst Du mal ein bischen ausführen, was Du Dir darunter vorstellst?
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Es ist eigentlich viel mehr eine Frage in welche Richtung du dich entwickelst als eine Frage des Studiengangs oder der Studienform, und das kannst du durchaus gut steuern. Und E-Technik bietet Zugang zu vielen Bereichen.
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Nach meinen Erfahrungen und Kenntnissen (studiere aber noch!), stimmt es durchaus, dass in der E-Technik immer mehr programmiert wird, was unter anderem auch daran liegt, dass man heute viele Dinge digital/mit µC löst, die man früher eben mit analogen Schaltungen gelöst hätte. Auch werden eben heutzutage gerade die Modellbildungen und Simulationen programmiert. Das hat aber alles in der Regel wenig mit UML und Klassengedöhns zu tun. Das ist eher etwas für "angewandte Informatiker", die "E-Business-Solutions" entwickeln ;). Und es sind auch nicht alle Sachen "lowlevel" µC-Programmierung. Selbst wenn man mit µCs zu tun hat, wird heute eben vieles mit Matlab/Simulink oder Python etc. entworfen und dann nur ggf. mit C ausprogrammiert. Und der ganze Simulationsbereich (ob da nun physikalische Effekte im Halbleiter oder Regelung in Energienetzen simuliert wird) hat damit auch nichts zu tun. Und selbst wenn man mit Schaltungen (oder Werkstoffen oder biologischem Zeugs) heutzutage arbeitet, "programmiert" man die Geräte (zB Elektronenmikroskope), um sich Arbeit zu ersparen (da wird leider viel LabVIEW Zeugs verwendet *brrrr*).
Aber es muss definitiv nicht unbedingt sein, dass man hauptsächlich programmiert. Es ist wohl aber sehr wahrscheinlich, dass man für seine Arbeit programmiert (eben wirklich als Hilfsmittel).
YMMV
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Gregor schrieb:
LOLer schrieb:
Mehr interessiert mich hingegen die Anwendung physikalischen Wissens, Untersuchung mathematischer Modelle, Simulation und Modellbildung etc.
Kannst Du mal ein bischen ausführen, was Du Dir darunter vorstellst?
Simulation / Modellbildung:
Naives, vielleicht überzogenes Laienbeispiel, was ich mir zusammenspinne: Reduktion der Schaltungskomplexität eines Industriearmroboters durch Simulation bestimmter Schaltungszustände am PC (kennt jmd das Programm "Electronic Workbench"? Kenne das aus der Schule. Da modelliert man grafisch Schaltungen.)Mathematische Modelle:
Untersuchen bestimmter Leistungseigenschaften eines Systems zur Approximation von Funktionen, um bestimmte Kenntnisse zu gewinnen? Was man so mit Analysis treibt?Ja, sowas stelle ich mir als naiver Laie vor. Einfach etwas Spannenderes als das Rumprogrammiere an irgendwelchen Quelltexten.
Vllt. wäre Maschinenbau oder Mechatronik eher was für mich?
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Achja: Ich liebäugel' mit Automatisierungstechnik, ich erhoffe mir davon, etwas in die Robotik reinschnuppern zu können? Realistisch?
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LOLer schrieb:
Achja: Ich liebäugel' mit Automatisierungstechnik, ich erhoffe mir davon, etwas in die Robotik reinschnuppern zu können? Realistisch?
Normalerweise ja: ich hab das studiert (die Diplomarbeit geht im Herbst los) und bei uns wurde recht viel Robotik gemacht und es gab einige Projekte dazu. Muß aber nicht sein: prinzipiell kann es auch sein, daß deine bevorzugte Uni da mehr Telepräsenz, Meßtechnik oder Regelung von Industrieanlagen macht. Viele solche Sachen (also Robotersehen oder Fahrtplanungen) machen die Informationstechniker auch. Red am besten mal mit ein paar Leuten, wenn Du studierst, aber fixiere dich eh nicht zu früh, deine Meinung kann sich ja schon noch verändern.
BTW, ich hab bisher nicht so viel programmiert. Ein bißchen was implementiert, aber der Hauptteil im Studium ging definiv in die Regelungsalgorithmen usw. Wie das in der Industrie aussieht, weiß ich letztlich nicht genau, ich hab immer das Gefühl, alle Ingenieure machen Management
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Daniel E. schrieb:
ich hab immer das Gefühl, alle Ingenieure machen Management
Gegen so einen 50% Management / 50% Produktionsjob hätte ich generell auch nichts. Hauptsache keine 8 Stunden am Tag programmieren.
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Wo sind die ganzen Elektroingenieure?
Ein paar Erfahrungsberichte wären nettIch dachte, hier sind ein paar berufstätige Elektrotechniker unterwegs?
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Jaja, hier.
Früher habe ich zu 100% programmiert, heute zu 0%, aber ich haue den Lieferanten ihre Software um die Ohren wenn es nicht geht.
Man kann Etechnik machen ohne viel zu programmieren, wenn man als Studienfach Energietechnik oder Energieübertragungstechnik wählt. Das sind so Themen wie Kraftwerksbau & Co, da macht man weiterhin "nur" Etechnik, aber die Jungs haben in der Praxis viel mit Simulationen zu tun, und da wird dann natürlich auch wieder an der Programmierung "gekratzt".
Von der Robotertechnik solltest Du Dich nicht blenden lassen, üblicherweise werden Roboter eigentlich von Technikern programmiert, nicht von Ingenieuren, außer man hat in Bereichen zu tun, wo die Robotertechnik oder eine bestimmte Applikation noch Neuland ist, oder wenn man Roboter baut. Aber da gibt's ja wesentlich nur zwei Firmen dafür, Reis oder Kuka, oder einige OEMs. Die heutigen Robotersteuerungen sind so weit abstrahiert, daß man da nur Fahrbefehle und Koordinaten vergibt, den Rest macht dann die Steuerung im Hintergrund. So ein Standard-Kuka funktioniert fast wie eine CNC-Maschine. Viel weniger spannend als es aussieht.
Allerdings wird Dir Robotik mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Automatisierungstechnik begegnen, insofern ist das schon richtig.
Ob Du einen Job mit viel Programmierung oder wenig hast kannst Du auch durch die Wahl Deines Arbeitgebers steuern:
Gehst Du zu einem Maschinenbauer oder Anlagenbauer, wirst Du als Projektingenieur irgendwas planen und bauen, und in diesem Zusammenhang wohl auch programmieren, außer Du machst jetzt Schaltschränke. Überall wo Du mit Entwicklung zu tun hast, kommst Du zwangsläufig dort an. Selbst im Auto sind heute mehr Mikrocontroller verbaut als Relais.
Gehst Du aber zu einer Firma die Massenware (also keine Investitionsgüter) produziert, wirst Du eher mit Produktionsaufgaben und der Steuerung von internen und externen Lieferanten zu tun haben, in einigen Fällen auch mal selbst Projekte intern realisieren. Da sind die Aufgaben natürlich wesentlich breiter gestreut.
Vielleicht sollte man aber schon einen Unterschied der Programmierung betonen: in diesen Bereichen ist Programmierung viel mehr "notwendiges Übel" zur Erreichung eines Ziels, während die Informatiker eben als Endprodukt tatsächlich ein Programm erstellen. Der Etechniker erstellt ein Programm, damit z.B. eine Maschine funktioniert. Findet er eine Lösung, wie man das ohne Programm machen kann, ist's auch gut.
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Danke für den Erfahrungsbericht, Marc++us!
Sowas liest man auf keiner Beurfsbildbeschreibungsseite einer Hochschule.
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Solche Beschreibungen sind ja meistens sehr allgemein gehalten (wobei vermutlich allen gemein ist, daß es natürlich empfehlenswert ist, dieses und jenes genau an dieser Hochschule zu studieren). Wenn jemand mit so einer spezifischen Fragestellung kommt, muß er irgendwie anders zurechtkommen.
Wenn du z.B. die Themen für Abschlußarbeiten mal ansiehst, kannst du wenigstens sehen, was du am Ende des Studium können könntest.
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Marc++us schrieb:
Jaja, hier.
Von der Robotertechnik solltest Du Dich nicht blenden lassen, üblicherweise werden Roboter eigentlich von Technikern programmiert, nicht von Ingenieuren,Genau. Manchmal sind das freiberufliche "Wanderarbeiter", die jede Woche eine andere Baustelle ansteuern.
Im High-End Bereich programmieren allerdings auch Informatiker Industrieroboter in C oder C++, z.B. damit:
http://www.staubli.com/de/robotik/produkte/robotersoftware/lli-robot-programming/
Aber sowas lernt man höchst selten an einer Uni.
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Ich habe auch Elektrotechnik (mit Schwerpunkt Informations- und Kommunikationstechnik) studiert und arbeite nun als Software-Entwickler. Programmiere vorwiegend C und in letzter Zeit immer mehr C++, früher kleinere 16 Bit Mikrocontroller und in letzter Zeit DSPs für Audioanwendungen. In ein Paar Projekten durfte kleinere CPLDs in VHDL programmieren. Ich würde aber nicht sagen, dass ich 100% die 8 Stunden programmiere, weil häufig ist es ja so, dass man z.B. am Fehlersuchen ist und häufig ist der Fehler in der Hardware und man muss auch in der Hardware den Fehler finden und ggf. beheben können...
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Marc++us schrieb:
Der Etechniker erstellt ein Programm, damit z.B. eine Maschine funktioniert. Findet er eine Lösung, wie man das ohne Programm machen kann, ist's auch gut.
hehe, absolut richtig. die beste software ist immer noch 'keine software'. obwohl programmieren auch spass machen kann, so isses ja nun nicht.