In Eigenregie Chemie lernen?
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Hoi.
Ich entwickle ein immer größeres Interesse für (anorganische) Chemie, würde da gerne mal etwas ausprobieren. Leider war der Chemieunterricht in der Schule ein Fiasko, nur ein Jahr und überwiegend Periodensystem auswendig lernen.
Desweiteren suche ich sowieso irgendetwas, um nach dem Master meine akademische Ausbildung aufzupeppen, ich würde Informatik gerne mit etwas Anderem naturwissenschaftlichen kombinieren, reine Informatik langweilt mich mittlerweile ein wenig. Ich möchte herausfinden ob da Chemie für mich in Frage kommen würde.
Da wollte ich an etwas spielen und mir etwas elementare Theorie geben. Für die Theorie dachte ich an http://www.amazon.de/Chemie-Das-Basiswissen-Mit-Übungsaufgaben/dp/3134843064 , der wird ja überall empfohlen, könnt ihr in auch uneingeschränkt empfehlen?
Und damit das Ganze auch nen Spaßfaktor hat, würde ich begleitend gerne ein paar Experimente machen, gibt es denn günstige Einsteigersets um mit ein paar Reaktionen und Synthesen herumzuspielen? Wenn ja, welche Preisklasse?Würde mich sehr über ein paar Antworten freuen!
Danke und Grüße,
Ethon
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Welches Niveau möchtest du denn hinterher erreichen? Sprengstoff in der Garage herstellen können oder eine Diplomprüfung mit Schwerpunkt theoretische Chemie bestehen können?
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Naja, Sprengstoff in der Garage herstellen wird nicht so schwer sein.
Ich dachte an Bachelorniveau, was in 4 Semester erreichbar wäre, ewig will ich nach meinem Infostudium auch nicht mehr weiterstudieren.
Nur weiß ich ja noch garnicht ob mir das Universitätsstudium gefallen würde.
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Auf welchem Niveau bist du denn jetzt? Du schreibst, die Schulchemie war bei dir nichts. Das heißt, du kannst nicht mal die? (Redoxgleichungen, Säuren, Reaktionsmechanismen, Farbstoffe, ..?)
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cooky451 schrieb:
Auf welchem Niveau bist du denn jetzt? Du schreibst, die Schulchemie war bei dir nichts. Das heißt, du kannst nicht mal die? (Redoxgleichungen, Säuren, Reaktionsmechanismen, Farbstoffe, ..?)
Doch, die von dir genannten Dinge sind mir alle ein Begriff, auch wenn die Erinnerung etwas verblasst ist, ist mittlerweile gute 5 Jahre her. Meine "Strategie" war bis jetzt, dass ich Dinge, die mich interessieren auf Wkipedia nachgeschlagen habe und so lange Sublinks gefolgt bin, bis ich das Gefühl hatte zu verstehen, was gerade abgeht. Dass das Mist ist weiß ich selbst.
Es ist einfach gerade so eine Idee, und die will ich prüfen. Kann sein dass Chemie nichts für mich ist aber hey, bei uns haben auch Leute ihren Infobachelor gemacht, die mit Java und absoluten mathematischen Grundlagen überfordert waren ... vlt ist es ja nen Versuch wert.
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Wie wärs denn mit Bioinformatik, wenn du die Informatik mit etwas verbinden willst? Dabei gehts jedoch um Molekularbiologie/Genetik/Physiologie, reine Chemie eher weniger.
Ansonsten kann ich dir den von dir verlinkten Mortimer empfehlen, der erklärt alle Grundlagen und noch mehr und hat mich im ersten Semester gut begleitet
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Ich entwickle ein immer größeres Interesse für (anorganische) Chemie, würde da gerne mal etwas ausprobieren. Leider war der Chemieunterricht in der Schule ein Fiasko, nur ein Jahr und überwiegend Periodensystem auswendig lernen.
Also, zu der Zeit als ich Chemie studiert habe, bestanden vor allem die AC-Vorlesungen aus nichts anderem als auswendig lernen.
Ich kann mich noch gut an die erste Klausur erinnern, in der tasächlich verlangt wurde, einen Ausschnitt des Periodensystems hinzumalen.
Auch sonst war das meiste, das ich in AC gemacht habe (die ersten Semester)
fast nur auswendig lernen. Zuerst irgendwelche Kristallgitter, dann die Hauptgruppen, Nebengruppen, Herstellungsverfahren für Stoffe ...Erst später kommen dann interessantere Themen (Katalysatoren , juhuuuu)
Für meinen Geschmack war das ganze aber dennoch sehr sehr trocken (nicht zu vergessen die Tage im Labor ...)
Die physikalische Chemie war für mich persönlich immer wesentlich interessanter, außerdem hat man es hier leichter Themengebiete zu finden, welche sich mit Programmierung in Einklang bringen lassen.
Naja , mit der Zeit bin ich trotzdem immer mehr bei den Biochemikern/Informatikern gelandet.
Das liegt aber daran, dass ich nicht mehr so oft in die Labore wollte.
Wenn du dich für AC interessierst, würde ich dir den Riedel als Einstieg empfehlen. Zumindest bei uns war der das Standardwerk.
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Der Mortimer ist ein erstklassiges Standardwerk, dass dich ohne alle Vorkenntnisse aufnimmt und in etwa bis zum Ende der AC-Vorlesung im ersten Semester begleitet. Er ist sehr intuitiv und anschaulich geschrieben und du kannst ihn gut in 3-4 Wochen in Eigenregie durcharbeiten, wenn du etwas Hartnäckigkeit mitbringst. Der Morti schafft saubere Grundlagen, bleibt aber auch ziemlich an der Oberfläche. M.E. machst du damit zum Einstieg aber nichts verkehrt und füllst auf jeden Fall die sicherlich vorhandene Schullücken auf.
Zum Chemie-Bachelor in Eigenregie allgemein sei gesagt: Vergiss es gleich! Sorry. Aber du kannst dir Theorie einprügeln soviel du willst, das wird nie reichen. Die Kollegen stehen seit dem ersten Semester so gut wie jeden Tag in Halbzeit in irgendeinem Labor und kochen sich die Seele aus dem Leib. Die praktischen Aspekte wirst du nicht einmal im Ansatz daheim nachbilden können und auch an die benötigten Chemikalien nicht herankommen. Zumal ein halbwegs brauchbares Laborset auch schon im guten vierstelligen Bereich dabei ist und immer mal wieder etwas zu Bruch geht. Die Chemie ist einer der wenigen universitären Fachbereiche, wo wirklich einmal Praxis bis zum Erbrechen zählt.
RonjaRaeuber schrieb:
Wie wärs denn mit Bioinformatik, wenn du die Informatik mit etwas verbinden willst? Dabei gehts jedoch um Molekularbiologie/Genetik/Physiologie, reine Chemie eher weniger.
Wie kommst du denn darauf? Bioinformatiker haben mit Molekularbiologie und vor allem Physiologie eigentlich sehr wenig zu tun, was nicht über absolute Basics hinaus geht. Die beschäftigen sich eher mit Strukturalgorithmen und - wie gesagt - reichlich trockener Genetik. Wer Spaß daran hat, stundenlang in PyMOL oder Chimera Strukturen zu analysieren, abzugleichen und mit Alignments herumzuexperimentieren, der hat da sicherlich Spaß dran. Und sicher gibt's auch von Uni zu Uni Abweichungen in den Schwerpunkten und wie viel Biochemie letztlich mit drin ist. Aber wer sich für Chemie interessiert könnte sich da imho genau so gut gleich für Philosophie einschreiben ...
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Also während des Studiums habe ich die AC haßen gelernt. Lag aber an den Dozenten und dem Studienplan.
Der Standard, mit dem ich im Grundstudium gequält wurde, war der
http://de.wikipedia.org/wiki/Holleman-Wiberg_Lehrbuch_der_Anorganischen_Chemie
Ufff, mittlerweile 2149 Seiten - arme Schweine.Auch der analytische Teil kann Spaß machen - z.B:
http://www.amazon.de/Package-Anorganische-Einführung-Quantitative-Präparate/dp/3777621579/ref=pd_cp_b_0
http://www.amazon.de/Blasius-Lehrbuch-analytischen-präparativen-anorganischen/dp/3777613886Meine Erfahrung mit Anorganikern: Entweder waren es Genies oder der Hölle entstiegen. Die Doktoranten waren meistens immer diejenigen die Schwierigkeiten hatten überhaupt eine Promotionsstelle zu bekommen.
Also ohne Immatrikulation außerhalb der Uni an Chemikalien zu kommen - wenn man vom harmlosen Kramm absieht - ist schwierig. Und selbst dann wollen die meisten Händler immer ein Diplom sehen und Gefahrstoffverordnungsschein. Glücklicherweise.
Btw, wir hatten einen Lehrstuhl für Neurobiochemie in Bochum und der war 97% analytisch. Molekularbiologie/Genetik/Physiologie machten nebenan die Biologen.