75% Steuern für Einkommen > 1 Million oder Flat Tax oder Grundeinkommen oder doch Mindestlohn?



  • Hi,

    ich will mal versuchen, hier ne Disskusion anzuschubsen, wie denn nun eine Lösung des Problems "gerechter" und auch positif wirksamer Besteuerung aussehen könnte. Dazu gleich mal von mir ein erster Vorschlag im Ring.

    75% ist aus meiner Sicht Schwachsinn. Auch die Begrenzung ab einer Million. Aus meiner Sicht ist es entscheidender, wie einer die Million verdient. Ob mit prekär beschäftigten, oder mit Hochlöhnern. Daher hier men Vorschlag.

    Alles über einer bestimmten Grenze mit 60-65% besteuert. Diese Grenze wird erst mal berechnet aus 30*geringstes Einkommen in der Firma + 20*Medianeinkommen (an den konkreten Zahlen muss ggf. noch geschraubt werden). Jeweils Bruttoeinkommen. Für Leiharbeiter und Outgesourcte Bereiche das dort von den Mitarbeitern verdiente Bruttoentgeld mit eingerechnet, für Sebständige und Scheinselbständige das an sie ausgezahlte Einkommen abzüglich eines Wertes der bei Anstellung für Arbeitgeberanteil und Berufsgenossenschaft anfallen würde. Zusätzlich bei Betrieben die keine Essensersorgung haben eventuell noch pauschal die Werte für ne Betriebskantine mit den Lohnbeträgen örtlicher Imbissbuden.
    Die damit gewonnene Summe aufteilen nach Einkommen aus Bankgeschäften und produktivem einkommen des Betriebes. Den Anteil für Bankgeschäfte mit 0,66 multiplizieren.
    Beim produktiven Anteil den Anteil der dem zahlenmäßigen Anteil der für Forschung und Entwicklung tätigen Mitarbeiter (eventuell auch noch für soziale Zwecke wie Mitarbeiterversorgung, Betriebskindergarten) entspricht mal 1,5 nehmen. Und auf diese Summe dann noch mal 10-20% draufschlagen für unbegrenzt persönlihc haftende Unternehmer (wie z.B. Trigema-Grupp).
    Als letztes kann man dann noch einen Kündigungs/Einstellungsbonus/-malus aufrechnen, so das sich auch die Personalentwicklung auf dem Steuerzettel abzeichnet. Möglicherweise müsste dann noch en kleiner Korrekturfaktor für die Betriebsgröße dran, damit das System über alle Betriebsgrößen hinweg wirkt.
    Alles was unter dieser Summe liegt wird nach normaler Steuerberechnung versteuert, für alles darüber greifen die 60-65%

    Ich denke, mit so einem System kann man sich viele Probleme vom Halse schaffen. Die ganze Disskusion um Mindestlöhne z.B. Wenn wegen 5 Wachleuten die nur 1000 Euro im Monat bekommen ein viel höherer Betrag mit der hohen Quote besteuert werden muss, dann werden viele überlegen, ob da nicht eine Anhebung für sie günstiger ist.

    Mal ein Beispiel: ein Betrieb zahlt seinen Wachleuten 1000 Euro und der Medianwert beträgt 4000 Euro (je im Monat). Die Grenze läge also bei
    (1000*30)+(4000*20) = 110000.
    Wenn er jetzt die Wachleute... mit 2000 entlohnt dann ergibt sich folgender Wert:
    (2000*30)+(4000*20) = 140000. Jeweils auf den Monat bezogen
    Wenn er jetzt noch selbst haftend ist, sind das dann 154000 Euro die nach normalem Satz versteuert werden können, der Rest mti 60-65%.
    Wenn dann noch ien Flat-Tax mit ca 25-30% als Besteuerungsgrundlage genommen wird, denke ich, dass sich das schon für viele rechnen würde, auch ihre Mitarbeiter ordentlhc zu bezahlen.

    Schreibt mal was Ihr dazu meint, und macht Euch mal Gednaken, was es ncoh an Möglichkeiten geben würde.

    Gruß Mümmel



  • Um welche Art Steuer soll es hier gehen und für wen?
    Einkommensteuer? Körperschaftssteuer? Gewerbesteuer? Umsatzsteuer?


  • Mod

    Mümmel, ich habe ab dem 4. Satz etwa aufgehört zu lesen.

    Du machst genau den typisch deutschen Weg der "Übersteuerung", weil Du es perfekt machen möchtest. Dadurch bekommen Deine Regeln aber zu viele Parameter, der dadurch aufgespannte Vektorraum und die vorhandenen Seiteneffekte und Rückkopplungen sind aber völlig unüberschaubar.

    Es gibt doch ein mahnendes Beispiel für alle, die neue Steuern einführen wollen:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mansarddach

    Zur Verbreitung dieser Dachform führten auch steuerliche Gründe, als die Grundsteuer nach der Anzahl der Vollgeschosse erhoben wurde. Mit einem Mansarddach konnten eines oder mehrere Wohngeschosse im Dach untergebracht werden, ohne dass diese Wohnungen merkliche Dachschrägen aufwiesen und steuerlich bemessen wurden.

    Wenn die Leute zur Umgehung von Steuerregeln sogar die Bauweise von Häusern ändern, sollte das doch zeigen, daß nur einfache und überschaubare Regeln überhaupt Gegenstand einer Besteuerung sein sollten.

    Btw, Dein Wachmannbeispiel - solche Jobs werden deswegen nicht gut entlohnt, weil die Tätigkeit eben keinen großen Wert bringt und weil sie jeder machen kann. Im Osten nimmt man dafür einen Ex-Bwler nach 8 Jahren Mannschaftsdienstgrad, im Westen einen südländischen Schläger aus dem ortsansässigen Karateclub, 1 Woche Einarbeitung, und fertig ist der Wachmann. Dafür zahlt man keine 3500 EUR.

    Oder willst Du mit Deinem System etwa den Fehlanreiz institutionalisieren, daß jemand sein Personal über dem inneren Wert bezahlt, nur damit sein persönlicher Steuersatz sinkt? Das wäre ja ein weiterer staatlicher Fehleingriff noch völlig neuer Qualität...



  • Nunja,

    durch die kalte Progression werden wir sowieso zunehmend ausgenommen.
    Die Geldmenge M3 ergibt einen gewissen Inflationsindex. Seit 2008 hat sich M3 nahezu exponentiell durchkatapultiert, ohne daß entsprechende Gegenwerte erzeugt worden wären.
    Eigentlich wäre es fair, Einkommen aus Kapital genauso zu bewerten, wie aus Arbeit und auch die gleichen Umlagen (Renten usw.) anzusetzen. Da sind wir weit von entfernt.
    Das Steuerrecht vereinfachen wäre mal ein erster Schritt - den Wust blickt ja keiner mehr durch, nichtmal mehr die Finanzämter.



  • pointercrash() schrieb:

    Nunja,

    durch die kalte Progression werden wir sowieso zunehmend ausgenommen.
    Die Geldmenge M3 ergibt einen gewissen Inflationsindex. Seit 2008 hat sich M3 nahezu exponentiell durchkatapultiert, ohne daß entsprechende Gegenwerte erzeugt worden wären.
    ...

    http://sdw.ecb.europa.eu/home.do?chart=t1.2
    von 2008 bis 2010 ist das Wachstum von M3 abgeschmiert(von +12% auf 0%). jetzt ist es bei knapp 4%. immernoch deutlich weniger als der durchschnitt der letzten 10 Jahre



  • muemmel schrieb:

    ich will mal versuchen, hier ne Disskusion anzuschubsen, wie denn nun eine Lösung des Problems "gerechter" und auch positif wirksamer Besteuerung aussehen könnte.

    1. Mir ist nicht so ganz klar, welches Problem Du eigentlich meinst. Kannst Du das mal etwas genauer erlaeutern?

    2. "Gerechter" heisst doch fuer die Leute nur "ich faende es gerechter, wenn die anderen mehr zahlen muessten.". Gerechtigkeit in dem Sinne ist eine sehr subjektive Sache. Man kann sie voellig unterschiedlich sehen.

    3. Meinst Du mit "dem Problem" die Oeffnung der Schere zwischen arm und reich? Das wird auch mit einer hoeheren Steuer weitergehen. Ich sehe das ganz naiv so: Ein Geringverdiener kann kein Geld ansparen, weil er alles zum Leben braucht. Jemand, der mehr Geld verdient, kann hingegen Geld ansparen und wird damit immer reicher. Mit Besteuerung kannst Du da hoechstens fuer eine Verlangsamung sorgen, aber Du kannst dem nicht entgegenwirken. Die kalte Progression, die durch die progressiven Steuersaetze entsteht, fuehrt nun dazu, dass der Schritt von "man kann nichts ansparen" zu "man kann etwas ansparen" sehr schwer wird. Es ist in Deutschland deshalb sehr schwer, durch Leistung wirklich zu profitieren. Aus meiner Sicht kann man die Schere zwischen arm und reich nur dadurch verringern, dass man dafuer sorgt, dass Werte mit der Zeit weniger wert werden. Ich weiss nicht, ob man da etwas mit einer hoeheren durchschnittlichen Inflation machen koennte. Vermutlich nicht, weil Sachwerte hiervon nicht betroffen sind. Eine andere Moeglichkeit waere eine Vermoegenssteuer. Allerdings ist die ja nicht zu Unrecht verfassungswidrig. Ich weiss nicht, wie man dieser Entwicklung der Oeffnung der Schere zwischen arm und reich wirksam entgegenwirken kann.

    Insgesamt denke ich aber, dass dieses Problem in Deutschland nicht so gross ist, wie es immer dargestellt wird. Wenn man mal einen weltweiten Vergleich bezueglich der Einkommensverteilung und der Vermoegensverteilung ansieht, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass es in Deutschland diesbezueglich relativ "gerecht" zugeht:

    Liste der Länder nach Einkommensverteilung
    Liste der Länder nach Vermögensverteilung



  • Wo wir gerade bei Steuern sind, nur so eine Frage am Rande: Warum macht man da eigentlich immer harte Grenzen, und nimmt nicht einfach irgendeine angeglichene Funktion? Ansonsten müssen einige dauernd aufpassen unter einer bestimmten Grenze zu verdienen, weil sie dann plötzlich viel mehr Steuern zahlen müssen. Irgendwie sinnlos.



  • Hi,

    na es kommt doch schon ein bisschen Bewegung in die Sache.
    @camper
    Ich meine da schon die Einkommensteuer.

    @Marc++us
    Das mit der "Übersteuerung ist schon klar. Wenn man eine Steuerungswirkung haben will (war in dem Denkansatz so gewollt) dann muss man halt sagen wie man das bewerkstelligen will.

    Das mit den Mansardendächern war mir so nicht bekannt, aber ich weiß, dass z.B. in Polen früher mal die Regelung gab, dass für verputzte Häuser mehr Steuern zu zahlen waren. Entsprechend sah es dort damals auf den Dörfern aus.

    Einen Fehlanreiz will ich nicht institutionalisieren, bin aber der festen Überzeugung, das uns alle Tätigkeiten, die jemand in Vollzeit ausübt, mindestens so viel wert sein müssen, das von der Entlohnung von 2 Erwachsenen Eltern die beiden Eltern und 2 Kinder (einfache Reproduktion) auskömmlich leben können. Auch wenn das für verschiedene Güter und Dienstleistungen bedeutet, das wir dafür dann ein bisschen mehr zahlen müssen.

    @pointercrash()
    Dafür hatte Paul Kirchhoff einen guten Vorschlag, der aber durch Schröders Verleumdungskampagne (ein gewisser Professor aus Heidelberg) leider verhindert wurde.

    @Gregor
    Ich habe das gerecht extra in Anführungszeichen gesetzt. Ich meine damit nicht das Gerechtigkeitsverständnis von Gewerkschaften und linken Parteien.

    Aber neben der oben erwähnten Grundbedingung, dass von zweier Eltern Arbeit die Eltern und 2 Kinder leben können müssen (ohne Hilfe vom Staat) bin ich außerdem der Meinung, dass es sich für Unternehmer schon lohnen sollte, wenn sie ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen.

    Aber da das wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war ein neuer Versuch - was haltet Ihr davon:

    Abschaffung (fast) aller sonstigen Steuern und Ersatz durch eine einzige, nämlihc eine entsprechend höhere und universeller greifende Mehrwertsteuer.
    Universeller in so fern, dass sie auf alles greifen sollte, also auch auf reine Geldvermehrung.

    An Stelle von Grundeinkommen zu jedem Arbeitsplatz eine Förderung in der Höhe wie sie für ein Grundeinkommen zu zahlen wäre. Denn jeder der in Arbeit ist, muss ja nicht vom Amt bezahlt werden.
    Vorteil: es wird nicht in Nichtstun sondern in Arbeit investiert, und es würden sich in Deutschland auch wieder einfache geringproduktive Tätigkeiten lohnen. Außerdem würde es eventuell wieder eine technologische Entwicklung weg von kompletter technisierung aller Tätigkeiten hin zu manuellem Anteil ergeben, was die Sache insgesamt flexibler und störungsunanfälliger machen würde.

    Also disskutiert weiter fröhlich mit und versucht am besten auch eigene Varianten zu entwickeln, auf dass am Ende vielleicht doch was dabei rauskommt (Schwarmintelligenz).

    Gruß Mümmel



  • cooky451 schrieb:

    Wo wir gerade bei Steuern sind, nur so eine Frage am Rande: Warum macht man da eigentlich immer harte Grenzen, und nimmt nicht einfach irgendeine angeglichene Funktion? Ansonsten müssen einige dauernd aufpassen unter einer bestimmten Grenze zu verdienen, weil sie dann plötzlich viel mehr Steuern zahlen müssen. Irgendwie sinnlos.

    So ist das nicht. Die Gesamtsteuern, die jemand zahlt, sind durchaus eine STETIGE und monoton wachsende Funktion in Abhaengigkeit vom Einkommen.

    muemmel schrieb:

    Aber da das wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war ein neuer Versuch - was haltet Ihr davon:

    Abschaffung (fast) aller sonstigen Steuern und Ersatz durch eine einzige, nämlihc eine entsprechend höhere und universeller greifende Mehrwertsteuer.
    Universeller in so fern, dass sie auf alles greifen sollte, also auch auf reine Geldvermehrung.

    1. AFAIK wird die Mehrwertsteuer von vielen als eine sehr unsoziale Steuer angesehen, da sie fuer alle gleich ist. Reiche Menschen mussen keinen hoeheren Mehrwertsteuersatz zahlen als aermere Menschen. ...im Gegensatz zur Einkommenssteuer.

    2. Ich interpretiere den zweiten Teil Deiner Idee mal als Finanztransaktionssteuer. Ich halte so eine Steuer durchaus fuer eine gute Idee. Allerdings ist eine Einfuehrung so einer Steuer sehr heikel und problematisch. Es gibt einen Praezedenzfall fuer die Einfuehrung so einer Steuer in irgendeinem Land, weiss nicht mehr welches... dort war es so, dass dadurch inerhalb kuerzester Zeit ein Grossteil der Finanzwirtschaft aus dem Land abgewandert ist. Es hatte also erhebliche negative Nebeneffekte, diese Steuer einzufuehren. Und vermutlich ist der Ertrag dieser Steuer dann auch nicht mehr so hoch gewesen.



  • xroads42 schrieb:

    von 2008 bis 2010 ist das Wachstum von M3 abgeschmiert(von +12% auf 0%). jetzt ist es bei knapp 4%. immernoch deutlich weniger als der durchschnitt der letzten 10 Jahre

    Man soll keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat. 😉
    Meine hatte ich aus "Der Standard" und die finde ich grade nimmer. Nimm mal die Grafik aus der Wikipedia Da ist nur bei 10/11/ein Flachstück drin.

    Kurz erläutert in einem Blatt, das nicht als linksradikal gilt.

    Irgendwie ist alles seltsam, es ist einfach zuviel Geld unterwegs auf der Welt. 🙄


  • Mod

    muemmel schrieb:

    bin aber der festen Überzeugung, das uns alle Tätigkeiten, die jemand in Vollzeit ausübt, mindestens so viel wert sein müssen, das von der Entlohnung von 2 Erwachsenen Eltern die beiden Eltern und 2 Kinder (einfache Reproduktion) auskömmlich leben können.

    Meines Erachtens rennst Du da in ein Skalierungsproblem, weil Du hier gegen Angebot und Nachfrage kämpfst.

    Wenn es zu viele Leute gibt, die geringerwertige Tätigkeiten ausführen können, drückt das den Preis. Wenn Du nun festlegst - gar nicht mal als Gesetz, sondern als Gedankenspiel - daß Deine "Ernäherungsforderung" erfüllt wird, d.h. wir heben alle Löhne so an, daß minimal die Ernäherung von Eltern + 2 Kindern erfüllt ist. Dann mußt Du eine Lohnspreizung erhalten, um den Abstand zu den höher qualifizierten zu halten. Also steigen auch deren Gehälter. Im Endeffekt hast Du also alle Gehälter mit einem Faktor additiv versehen.

    Was passiert in diesem System? Die Preise für Nahrung und Wohnung steigen, weil man es sich leisten kann, und es pendelt sich wieder am jetzigen Arbeitspunkt ein. Nur daß man dann im neuen System "1500 EUR" als Mindestbetrag braucht statt heute z.B. "1000 EUR".

    Ein Gebäudereiniger wird es immer schwer haben als Alleinverdiener Familie + 2 Kinder durchzubringen. Der Ausbruch aus dem Dilemma gelingt nur, wenn man z.B. Vorarbeiter der Putzkolonne würde, also eine höherwertige Tätigkeit anbietet.

    Auch staatliche Zuschüsse nützen wenig, das sieht man ja auch an aktuellen Beispielen:

    - Riesterrente, die Zulagen des Staates werden durch entsprechend erhöhte Gebühren der Versicherer verschluckt
    - Als das Kindergeld gestiegen ist, haben die Kindergärten ihre Gebühren erhöht

    Das ist der pöse Markt. Der sucht sich einen energetisch günstigen Zustand aus, und dort verharrt er. Du kannst das verschieben, wenn Du permanent Geld (Energie) einsetzt, um das System aus diesem Arbeitspunkt zu verschieben. Sobald der Geldstrom wegfällt, rutscht das System zurück.

    Willst Du die energetisch günstigen Zustände verändern, mußt Du an den Parametern drehen wie Angebot (Anzahl der Leute, die eine Tätigkeit anbieten können) oder Niveau (Angebotsniveau, was die Leute können).



  • Marc++us schrieb:

    Ein Gebäudereiniger wird es immer schwer haben als Alleinverdiener Familie + 2 Kinder durchzubringen. Der Ausbruch aus dem Dilemma gelingt nur, wenn man z.B. Vorarbeiter der Putzkolonne würde, also eine höherwertige Tätigkeit anbietet.

    Stimmt doch einfach nicht. Warum sonst kann ein schwedischer Arbeitnehmer mit niederer Tätigkeit viel besser Leben als sein Kollege in Deutschland? Es geht, man muss es nur politisch wollen.



  • Minimee schrieb:

    Stimmt doch einfach nicht. Warum sonst kann ein schwedischer Arbeitnehmer mit niederer Tätigkeit viel besser Leben als sein Kollege in Deutschland? Es geht, man muss es nur politisch wollen.

    In Schweden hast Du die meisten Sozialversicherungen in den Steuern enthalten und dafuer kriegst Du AFAIK nicht sooo viel. Zum Beispiel kostet in Schweden jeder Arztbesuch Geld. ...und zwar nicht zu wenig. Der Zahnarzt wird AFAIK praktisch gar nicht von der staatlichen Krankenversicherung abgedeckt. Eine Pflegeversicherung gibt es AFAIK auch nicht. Arbeitslosenversicherung? Auf ganz niedrigem Niveau, wenn Du eine vernuenftige Arbeitslosenversicherung haben moechtest, musst Du Dich jenseits der Pflichtversicherung noch zusaetzlich versichern. Rentenversicherung? Dort gibt es am Schluss wohl etwa 50% des letzten Einkommens. Deutlich unter dem Niveau in Deutschland.

    Mit anderen Worten: Es gibt eine ganze Menge Gruende, warum in Schweden letztendlich mehr Netto vom Brutto als in Deutschand bleibt. ...mit den entsprechenden Konsequenzen. Ich persoenlich bin mir aber nicht sooo sicher, ob dieses System so anstrebsam ist.


  • Mod

    Minimee schrieb:

    Stimmt doch einfach nicht. Warum sonst kann ein schwedischer Arbeitnehmer mit niederer Tätigkeit viel besser Leben als sein Kollege in Deutschland? Es geht, man muss es nur politisch wollen.

    Schweden: 9,5 Mio Einwohner, davon 2,1 Mio im Ballungsraum Stockholm, 1/2 Mio in Göteborg, 300Tsd in Malmö. 1/3 der Leute lebt in 3 Städten.

    Außerdem bezweifle ich, daß es dem schwedischen Kollegen so viel besser geht, nimmt man z.B. Malmö

    http://sv.wikipedia.org/wiki/Rosengård

    und da steht:

    I hela Rosengård har 38 procent av invånarna mellan 20-64 år ett arbete.[4] . I Rosengård får 21 % av invånarna socialbidrag (försörjningsstöd)

    Wenn bei dieser Arbeitslosigkeit dann jemand noch eine der letzten Putzstellen bekommt, erzähle mir nicht, daß er dann viel besser lebt als mit vergleichbarem Job in DE.



  • Marc++us schrieb:

    Was passiert in diesem System? Die Preise für Nahrung und Wohnung steigen, weil man es sich leisten kann, und es pendelt sich wieder am jetzigen Arbeitspunkt ein.

    Dem kann ich nicht ganz folgen. Nach der Logik muss immer jemanden geben, der hungert.



  • Gregor schrieb:

    Zum Beispiel kostet in Schweden jeder Arztbesuch Geld. ...und zwar nicht zu wenig. Der Zahnarzt wird AFAIK praktisch gar nicht von der staatlichen Krankenversicherung abgedeckt.

    wikipedia schrieb:

    Bei einem Arztbesuch muss eine Gebühr von 8 (bei geplantem Besuch) bis 33 (bei Akutfällen) Euro bezahlt werden und die Medikamente müssen bis zu einem Höchstbetrag von ca. 100 Euro pro Jahr selbst bezahlt werden.

    Hm, in Deutschland kostet ein Arztbesuch kein Geld? Da wird erstmal 10€ Eintrittsgebühr fällig. Und die Zuzahlung zu Medikamenten beträgt weit mehr als 100€ im Jahr. Zahnersatz wird in D auch kaum noch übernommen.

    Dafür ist das in Schweden ein Steuerbasiertes System wie du schon sagtest und kostet nicht neben den Steuern nochmal bis zu 6xx Euro extra im Monat.

    @Marcus

    Keine Ahnung was das fürn Ort ist mit 21% Arbeitslosigkeit, die im gesamten Lande beträgt nur 6,xx %. In Brandenburg finde ich sicher auch nen Ort mit weit mehr als 21% Arbeitslosigkeit 😉



  • Keine Ahnung was das fürn Ort ist mit 21% Arbeitslosigkeit

    Nicht Arbeitslosigkeit, 21% beziehen Sozialhilfe. 38% haben Arbeit (also 62% Arbeitslosigkeit? KA ob man das so rechnen kann.) Das ist ein Viertel mit 86% Ausländeranteil. Also ein typischer "Problembezirk", wie es ihn wahrscheinlich in jeder Großstadt gibt.



  • Minimee schrieb:

    Gregor schrieb:

    Zum Beispiel kostet in Schweden jeder Arztbesuch Geld. ...und zwar nicht zu wenig. Der Zahnarzt wird AFAIK praktisch gar nicht von der staatlichen Krankenversicherung abgedeckt.

    wikipedia schrieb:

    Bei einem Arztbesuch muss eine Gebühr von 8 (bei geplantem Besuch) bis 33 (bei Akutfällen) Euro bezahlt werden und die Medikamente müssen bis zu einem Höchstbetrag von ca. 100 Euro pro Jahr selbst bezahlt werden.

    Hm, in Deutschland kostet ein Arztbesuch kein Geld? Da wird erstmal 10€ Eintrittsgebühr fällig. Und die Zuzahlung zu Medikamenten beträgt weit mehr als 100€ im Jahr. Zahnersatz wird in D auch kaum noch übernommen.

    Also ich zahle nur einmal pro Quartal. Ich habe momentan ein paar Zahnarzttermine, weil ein paar Füllungen ersetzt werden sollen. Das wird mich insgesamt vermutlich um die 20€ kosten. In Schweden wäre ich mit ein paar hundert Euro dabei.

    Der zentrale Punkt ist aber, dass Schweden und Deutschland nicht unbedingt direkt vergleichbar sind. Du kannst nicht einen einzigen Aspekt von Schwedens Gesellschaft herausnehmen und dann sagen, dass da alles besser ist. Ein System wie das von Schweden hat Vor- und Nachteile und ganz andere Rahmenbedingungen als es in Deutschland der Fall ist.

    Oder ich drehe es mal um: Welchen Aspekt des Systems von Schweden wünscht Du Dir denn für Deutschland, damit das Problem der zu niedrigen Löhne für einige Tätigkeiten gelöst wird?



  • Noch etwas: In Schweden liegen übrigens auch die Lebenshaltungskosten deutlich über denen in Deutschland:

    http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/lebenshaltungskosten-deutschland-billiger-als-nachbarlaender-aber-teurer-als-eu-schnitt/6794124.html

    In Schweden liegt das Preisniveau immerhin noch 28 Prozent über dem EU-Durchschnitt.

    [...]

    Den zehnten Platz teilen sich Italien und Deutschland. Die verschiedenen Werte (Fahrzeug, Nahrungsmittel, Alkohol, Unterhaltungselektronik) sind nahezu auf dem EU-Durchschnitt. Insgesamt liegt das Preisniveau der beiden Warenkörbe rund 3 Prozent über dem EU-Schnitt. Deutschland hat damit ein deutlich niedrigeres Preisniveau als seine Nachbarländer (ausgenommen Polen und Tschechien).

    Das heißt, es ist nicht gesagt, dass das höhere Lohnniveau in Schweden zu einem besseren Lebensstandard führt.


  • Mod

    camper schrieb:

    Marc++us schrieb:

    Was passiert in diesem System? Die Preise für Nahrung und Wohnung steigen, weil man es sich leisten kann, und es pendelt sich wieder am jetzigen Arbeitspunkt ein.

    Dem kann ich nicht ganz folgen. Nach der Logik muss immer jemanden geben, der hungert.

    Ja, wenn Du an der Verteilung von Qualifikationsgrad und Nachfrage nicht drehst. Wenn Du viele Leute hast, die eine niedrige Qualifikation haben, die nicht nachgefragt ist, wird das am Ende des Tages so laufen. Wenn Du eine Stelle hast, die 100 Leute machen können, wird am Ende der Tätige eine geringeres Gehalt beziehen, als wenn Du einen Job hast, den 1 Person machen kann.

    Du kannst das jetzt durch Transferzahlungen überlisten, solange andere Leute genug Geld verdienen um die Transferzahlungen zu leisten. Das kann gut gehen, wenn die Kasse sprudelt.

    Quizfrage: was bewirkt z.B. das hier in Bezug auf unsere Gehälter:

    http://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/0,2828,853030,00.html


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