Release-Strategie



  • Der Punkt meiner Aussage ist, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass Firmen oder gar Endbenutzer sich lieb und nett verhalten, immer schön legal bleiben und man schon irgendwie dadurch an Geld kommt. Seitenhieb war drin an Aussagen des Typus "DRM ist nutzlos, weil eh alles geknackt werden kann", weil ich auch das für Schwachsinn halte und mir das gerade im Zusammenhang damit einfiel.

    An höherer Ebene wird derjenige wohl die Antwort bekommen, dass man eben durchaus DRM einsetzt, weil es Sinn ergibt, und nicht einfach alles frei zur Verfügung stellt, weil man damit eben kein Geld macht. "Gib doch einfach Mal die Software frei raus und verlange Lizenzen für die, die's kommerziell nutzen wollen" wird je nach Branche vermutlich auch mit einem müden Lächeln beantwortet.

    Ist schön, dass eure Firma darauf achtet, tut aber nicht jede, also sollte sich eine anbietende Firma auch nicht darauf verlassen, wenn sie ihr Geschäftsmodell plant. Klappt vielleicht in Randgebieten oder wenn man wenige, aber große Kunden hat. Sind die kleiner, wird's schwieriger bis unmöglich.



  • Folgendes Modell sieht man wohl relativ oft: Binary Release für nichtkommerzielle Nutzung, eine billigere Lizenz für kommerzielle Nutzung, die einem ebenfalls nur die Binaries kauft und Source Code gegen eine richtig fette Lizenzgebühr. Ansonsten wirst du wohl in Richtung Binary Encryption schauen wollen: http://en.wikipedia.org/wiki/Executable_compression



  • Nun, du kannst auch verschiedene Library-Versionen anbieten. Bsp. nicht-kommerziell aber mit Einschraenkungen, kommerziell mit Lizenz ohne Einschraenkungen, kommerziell mit Lizenz und Source. Normalerweise macht sich eine Softwareschmiede, die deine Bibliothek benutzen moechte, nicht die Muehe deine Bibliothek zu cracken. Reine Kosten-Nutzen-Frage: Kosten eines Softwareentwicklers fuer 2 Wochen: 2000 Euro, Kaufpreis deiner Bibliothek 300 Euro. Sie wird also gekauft oder eben nicht. Alles andere ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnlos.



  • Eben. Firmen / Entwickler müssen auch von irgendwas leben. Es ist nunmal nicht jeder Millionär und kann aus Spaß an der Freude 24/7 Software zum Wohle der Gesellschaft entwickeln... Manch einer muss davon auch seine Familie ernähren...



  • Kenner der Firmen schrieb:

    Keine ernstzunehmende Firma achtet auf die Lizenz. Kriegt doch eh keiner mit wenn man es illegal nutzt.

    Falsch, keine Firma die sich noch nie auf die Fresse gelegt hat vielleicht. Habe einmal erlebt wie in einer Firma eine Kontrolle durchgeführt wurde. Jeder der Glaubt so etwas wird nie vorkommen, mag zwar statistisch gesehen durchaus reale Chancen haben, die Gefahr wenn etwas an den Tag kommt ist aber dafür extrem.

    Ich würde in keinen kommerziellen Projekt mit einer GPL-Lizenz wählen, ebenso wenig wie eine Bibliothek die man lizenzieren muss, dies aber nicht tun will. Die Gefahr mag gering sein, beim Erwischen kann es aber im schlimmsten Fall zum Bankrott führen (und dies sollte man niemals bewusst riskieren).



  • Ich würde in keinen kommerziellen Projekt mit einer GPL-Lizenz wählen

    Nun, da muss man genauer bei den einzelnen Lizenzen hinschauen. Wir haben schon GPL mit Runtime-Exception benutzt.



  • Also meine Erfahrungen bzgl. Lizenzen in Firmen sind folgende:

    Für wirklich bekannte Software werden fast immer Lizenzen beschafft:

    - Office
    - Visual Studio
    - Matlab
    - ...

    Allerdings läuft das dann auch gerne so ab, dass man eigentlich 10 Visual Studio Lizenzen braucht, aber nur 5 beschafft. Oder man hat 2 Matlab Lizenzen für Version "Uralt", auf den Rechnern läuft aber die gecrackte neue Version. Auf jeden Fall ist hier die Bereitschaft aber grundsätzlich da, Geld auszugeben.

    Anders sieht es bei kleineren Libs / unbekannteren Sachen aus. Hier werden Lizenzen fast nie beschafft und man, auf gut Deutsch, scheisst auch auf GPL und Co. Da wird dann auf Nachfrage behauptet, man "forscht ja" und deswegen brauche man keine Lizenz 🙄

    Die Entscheider sind halt eher bereit für ein Kack Case-Tool 30.000€ pro Lizenz hinzublättern, als die Qt-Entwicklerlizenz zu zahlen (ein weiteres Beispiel)



  • Hier werden Lizenzen fast nie beschafft und man

    Und wer crackt die? Bei Matlab kann ich das ja verstehen, dass einige ausserhalb der Firma cracken und man das einfach nutzt.



  • knivil schrieb:

    Hier werden Lizenzen fast nie beschafft und man

    Und wer crackt die? Bei Matlab kann ich das ja verstehen, dass einige ausserhalb der Firma cracken und man das einfach nutzt.

    Die Mitarbeiter selber. Weil Lizenzen immer belegt sind oder weil Entscheidungsprozesse zu lange dauern oder weil eben die Lizenzbeschaffung gänzlich abgelehnt wurde.



  • Ach so deine Frage war auf die kleineren Libs bezogen:

    Meist werden die einfach verwendet, da Open Source, obwohl in kommerziellen Projekten nicht erlaubt. Gecrackt wird da nichts zumindest hab ich das noch nie gesehen. Man legt halt einfach seinen Code nicht offen



  • Kenner der Industrie schrieb:

    Meist werden die einfach verwendet, da Open Source, obwohl in kommerziellen Projekten nicht erlaubt.

    Open Source heißt nicht zwangsweise, das diese nicht in kommerziellen Projekten verwendet werden können. Es hängt sehr stark von der Lizenz und der Art der Einbindung ab.

    Kenner der Industrie schrieb:

    Gecrackt wird da nichts zumindest hab ich das noch nie gesehen. Man legt halt einfach seinen Code nicht offen

    Viel Spaß wenn dies irgendwann aufgedeckt wird, dann ist eurer Code ebenso offen zu legen, wenn man sich nicht über Lizenznachzahlungen davon frei kaufen kann (Es gab schon einige Urteile zu GPL und Co)...


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