Bin ich nach dem Studium zu alt für den Berufseinstieg?
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prof_kai schrieb:
1. Konkurrenz ist verdammt gut
Ich weiß nicht... Mir ist neulich erst wieder aufgefallen, dass wir kaum noch brauchbare Entwickler finden. Wir hatten ein relativ kleines, aber sehr gutes Team (viele der Kernentwickler sind seit 15-20 Jahren dabei). Alle, die wir in den letzten Jahren neu eingestellt haben sind schon sehr durchschnittlich. Die liefern was ab, wenn man denen genau sagt, was zu tun ist, und das Ergebnis kontrolliert, aber ich würde keinem einzigen der neuen ein größeres eigenständiges Projekt zutrauen. Und einige sind schon seit 3 Jahren dabei.
Jolka schrieb:
Wenn du da dann sagst, dass du eine faule Sau bist, hast du natürlich keine Chance.
Hey, die Faulheit ist der Motor des Fortschritts!
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prof_kai schrieb:
Mit 23 J. habe ich mein Informatikstudium an einer bekannten TU angefangen. Wenn alles klappt bin ich mit 28 J. (Bachelor + Master, Vertiefung Software Eng.) fertig.
Da man nur selten die Regelstudienzeit schafft, bin ich vermutlich so mit 30 Jahren erst Berufseinsteiger.Ich hatte mit 28 meinen ersten Job als Diplom-Informatiker.
prof_kai schrieb:
Ich habe vor dem Studium keine Berufsausbildung abgeschlossen wie andere Leute, die spät ihr Studium beginnen. Meine Kindheit habe ich in China verbracht
(Meine Eltern haben dort gearbeitet). Dann kamen wir wieder nach Deutschland. Die Grundschule in Deutschland musste ich zweimal wiederholen
(mangelhafte Deutschkenntnisse).Die mangelnden Deutschkenntnisse hast Du wohl aufgeholt, jedenfalls liest man auch Texte, die deutlich schlechter formuliert sind. Bleibt eine Kindheit in China und vermutlich entsprechende Kenntnisse in Chinesisch.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine kleine, aber feine Auswahl an Firmen, sich weniger für Dein Alter als für Deine Qualifikationen interessieren.prof_kai schrieb:
In der Oberstufe bin ich auch ein mal Sitzengeblieben und habe mein Abi verhauen (Faulheit).
Willkommen im Club, aber in der Zeit war ich beim Billard ganz gut.
prof_kai schrieb:
Während dieser Zeit habe ich mich angestrengt und
Oberstufenmathematik gebüffelt. Für ein Studium an einer Uni (in Hessen kann man auch mit FH-Reife studieren) bin ich bereit. Ich habe mich umfassend darüber informiertOffenbar bist Du nun nicht mehr faul...
prof_kai schrieb:
Das Problem: Mit 28-30 Jahren haben die meisten Uni/FH Absolventen mindestens 5 Jahre Erfahrung, einen Doktortitel oder haben vor dem Studium eine Ausbildung abgeschlossen.
Einige sind sogar in Führungspositionen. Experten die "nur" eine Ausbildung abgeschlossen haben, können sogar 8-10 Jahre Berufserfahrung vorweisen.Das ist alles richtig. Andere haben 8-10 Jahre Erfahrung als Maschinenführer ("Wenn's nicht tut, den Knopf hier drücken, dann läuft's wieder") oder schon die dritte Kanalarbeiter-Gummihose durchgescheuert.
Ich verstehe den Vergleich nicht... es wird immer Leute geben, die mehr drauf haben als Du und welche, die weniger drauf haben. Wenn Du nach den Sternen greifen willst, schau nach oben - aber nicht, um Dir Depressionen einzureden.prof_kai schrieb:
Wie kann ein ehemaliger Faulersack wie ich noch einen Job finden?
Wie soll man einen Job in der IT gut machen, wenn man fleißig ist?
Ist Faulheit nicht ein Merkmal jedes intelligenten Menschens - bzw. ist der Mensch nicht intelligent, weil er sich damit das Überleben erleichtern kann?
Wenn Du bereit bist zu lernen, um Deine Aufgabe effizient zu lösen, wieso solltest Du keinen Job finden?prof_kai schrieb:
1. Konkurrenz ist verdammt gut
Hmm... so gut kann die Konkurrenz nicht sein. Ich mache etwa einmal im Jahr ein Bewerbungsgespräch und führe diese extremst ehrlich und auch fordernd: Die Firma bewirbt sich auch bei mir.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Konkurrenz so stark ist.prof_kai schrieb:
2. Dem künftigen Personalchef kann ich meine Geschichte nur schwer erklären
Erstens geht Deine Geschichte niemanden was an, zweitens sind Personaler auch Menschen, die Faulheit in der Schulzeit auch sicher mal kennengelernt haben, drittens muss man sich für Kenntnisse in einer Fremdsprache und einer Kultur, die zur Großmacht und zukünftig wichtigsten Wirtschaftsmarkt gehört nicht unbedingt entschuldigen.
Was genau ist Dein Problem?
Deine Vita ist in Ordnung. Sie ist nicht Standard, aber ich habe noch nirgendwo eine Stellenanzeige gelesen, wo halt so ein durchschnittlicher Typ gesucht wurde, der straight durch die Schule marschiert ist und nie nach links und rechts geguckt hat.
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Mal grad was Offtopic dazu:
Wie gut kommt es eigentlich an, wenn man sehr lange für sein Studium gebraucht hat? So Größenordnung ~15 Semester fürn Bachelor
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Kommt drauf an, ob es plausible Gründe dafür gibt.
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Was wäre denn ohne weiteres vertretbar und was nicht?
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Fernstudium in Teilzeit neben dem Beruf zum Beispiel.
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Okay, ich dachte eher an so Dinge wie "ja keine Lust so schnell zu machen", "Fachschaftsarbeit/AStA/StuPa etc." oder schlicht und einfach sich hängen lassen.
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Ja, ich glaube Keine Lust kommt besonders gut an
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Skym0sh0 schrieb:
Wie gut kommt es eigentlich an, wenn man sehr lange für sein Studium gebraucht hat? So Größenordnung ~15 Semester fürn Bachelor
Ich habe 12 Semester zum Diplom (8 Semester Regelstudienzeit) benötigt.
Mein Diplom ist gut, ich wurde nie drauf angesprochen, dass ich zu lange gebraucht hätte. Ich kann meine überschüssigen Semester (bis auf eins, was ich nicht in Bewerbungssituationen aber nicht erwähne ^^) aber auch ganz gut erklären.
Es geht um die Pappe. Die zu bekommen ist die Leistung. Was man sonst noch nebenher macht (viele müssen z.B. arbeiten) ist Privatsache, man bricht schließlich keine Vereinbarung mit irgendjemanden, wenn man nicht in Regelstudienzeit fertig wird. Und wenn man nicht drüber reden will, würde ich mich da auch nicht verrückt machen lassen. Interessant ist nur die Vereinbarung die man mit dem Arbeitgeber schließt und dass man diese Vereinbarung einzuhalten gedenkt.
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Xin schrieb:
Skym0sh0 schrieb:
Wie gut kommt es eigentlich an, wenn man sehr lange für sein Studium gebraucht hat? So Größenordnung ~15 Semester fürn Bachelor
Faktor 2,5
Ich habe 12 Semester zum Diplom (8 Semester Regelstudienzeit) benötigt.
Faktor 1,5
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Die Frage ist wie das halt gewertet wird.
Auf der einen Seite denke ich mir, dass ein Regelzeitstudent als "besser" angesehen werden kann, weil er sein Studium in einem bestimmten Zeitrahmen absolviert hat (folglich wird er das hoffentlich auch mit den Aufgaben in seinem Job machen). Und einer der halt statt 6 Semestern 14 oder 16 Semester braucht einfach nur eine Trantüte ist.
Man könnte natürlich auch anders begründen, dass der erstere kaum/keine Zeit hat mal einen Blick nach rechts oder links zu werfen. Er macht nur das, wa sihm durchs Studium vorgesetzt wurde.
Und klar, wer nebenher Vollzeit arbeitet, dem seien 20 Semester nicht negativ nachgetragen.
Aber, naja, wid wahrscheinlich wieder drauf hinauslaufen, dass eine Generalisierung oder Verallgemeinerung dämlich ist. Ausnahmen bestätigen die Regel.
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Skym0sh0 schrieb:
Okay, ich dachte eher an so Dinge wie "ja keine Lust so schnell zu machen", "Fachschaftsarbeit/AStA/StuPa etc." oder schlicht und einfach sich hängen lassen.
Fachschaft/AStA/StuPa ist eine gute Begründung, je nachdem wer dir im Bewerbungsgespräch gegenübersitzt. Der Rest wäre wohl eher zu deinem Nachteil.
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Wer nebenher Vollzeit arbeitet sollte sich fragen ob es die richtige Entscheidung ist, ein Vollzeitstudium zu beginnen.
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Skym0sh0 schrieb:
Die Frage ist wie das halt gewertet wird.
Man könnte natürlich auch anders begründen, dass der erstere kaum/keine Zeit hat mal einen Blick nach rechts oder links zu werfen. Er macht nur das, wa sihm durchs Studium vorgesetzt wurde.
Hier würde ich mich als Gegenbeispiel nehmen...
Skym0sh0 schrieb:
Aber, naja, wid wahrscheinlich wieder drauf hinauslaufen, dass eine Generalisierung oder Verallgemeinerung dämlich ist. Ausnahmen bestätigen die Regel.
...aber damit triffst du den Nagel auf den Kopf.
So lange sich ein Mensch die Unterlagen anschaut gibt es nicht den einen Bewerber, sondern ganz viele Menschen mit Stärken und Schwächen
Wie kulant die Arbeitgeber sind hängt auch stark davon ab wie der Arbeitsmarkt gerade aussieht. Es ist so schon schwierig in manchen Branchen/Regionen gute Leute zu finden, da kann man diese nicht auch noch aussortieren, weil sie ein paar Semester länger studiert haben.
Besser ist es natürlich immer, wenn man die Dauer auch (sinnvoll) begründen kann.
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In meinem Jahrgang waren auch einige Absolventen im Alter zwischen 28 und 30 dabei und die haben alle eine Beschäftigung gefunden (ohne Probleme) oder machen ihren Master weiter. Kann da Xin nur zustimmen:
Ich verstehe den Vergleich nicht... es wird immer Leute geben, die mehr drauf haben als Du und welche, die weniger drauf haben. Wenn Du nach den Sternen greifen willst, schau nach oben - aber nicht, um Dir Depressionen einzureden.
Andere haben auch nicht unbedingt die selben Interessen wie du (damit ist der Threadersteller gemeint), das Studium ist was du draus machst.