Griechenland. Ein Land kurz vor dem Konkurs?



  • Erhard Henkes schrieb:

    Mögliche Wege: 1) Schulden erlassen (das macht gerade GR selbst, politisch ist das möglich, finanziell ist das allerdings die Bankrott-Erkärung), 2) BIP erhöhen

    Interessant, weil du ja so stark gegen den Schritt der Griechen hetzt die eben eine BIP Erhöhung erreichen wollen.



  • Mr X,
    Verstanden. Aber letztlich ist was du Dir wünscht dann nichts weiter als eine Nivellierung der Produktivität nach unten hin (Lohnstückkosten nach oben), auf den gemeinsamen Nenner mit Ländern wie Griechenland. Aber das ist zu schlecht für den Weltmarkt! Griechenland muss hochkommen, statt Deutschland absteigen. Und das liegt vor allem an Griechenland. (Also müssen dort die Löhne runter.)
    Das meinte ich mit Tüchtigkeit auf der Ebene des Staates, nicht nur des einzelnen.



  • scrontch schrieb:

    Mr X,
    Verstanden. Aber letztlich ist was du Dir wünscht dann nichts weiter als eine Nivellierung der Produktivität nach unten hin (Lohnstückkosten nach oben), auf den gemeinsamen Nenner mit Ländern wie Griechenland. Aber das ist zu schlecht für den Weltmarkt! Griechenland muss hochkommen, statt Deutschland absteigen. Und das liegt vor allem an Griechenland. (Also müssen dort die Löhne runter.)
    Das meinte ich mit Tüchtigkeit auf der Ebene des Staates, nicht nur des einzelnen.

    Das ist nicht richtig. Die Produktivität (also den Gegenwert dessen, was wir pro Stunde herstellen) können wir gerne weiter steigern, das ist unproblematisch. Wir dürfen nur nicht unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen (d.h. die Lohnstückkosten senken). Das ist ein feiner aber wichtiger Unterschied, denn ein Produktivitätswachstum ermöglicht uns einen weiter steigeden Lebensstandard, und das läuft bei entsprechender Lohnentwicklung auch überhaupt nicht auf Kosten anderer. Eine Lohnstückkostensenkung erhöht unseren Lebensstandard nicht (weil wir uns dank der fehlenden Reallohnsteigerung nicht mehr leisten können), sondern nur unsere Produktion. Und das geht nur auf Kosten anderer.

    Auch sage ich nicht, dass nur wir uns an Griechenland anpassen müssen, denn Griechenland hat ja über seinen Verhältnissen gelebt. Inzwischen hat Griechenland seine Reallöhne aber um ~20% abgebaut, sodass die ihren Überhang (mehr als) abgebaut haben.

    Was unser Verhältnis zum Weltmarkt betrifft: Wenn wir alle unproduktiv werden, senkt das unseren Lebensstandard und verschlechtern natürlich unsere Handelsposition am Weltmarkt. Das wollen wir natürlich nicht. Müssen wir ja auch nicht. Wenn die Eurozone aber versucht, ihre Lohnstückkosten zu senken, wird der Euro sofort aufwerten, sodass sich dadurch keine Vorteile am Weltmarkt mehr ergeben.



  • Die ökonomische Diskussion ist interessant, allerdings scheint die Zeit dafür vorbei zu sein.

    "Wir haben die Notenpressen zerstört" (V.) <== Schon wider Erpressung! (Euroholiker)

    Fakt ist, mit T&V kann niemand ernsthaft verhandeln. Genau genommen ist das Land regierungslos.

    Es könnte daher nun eine ganz andere Phase, nämlich die Zeit der inneren Gewalt und des Trotzes gegenüber Europa aufziehen, was letztendlich in einem Bürgerkrieg in GR enden kann. Die etwa 50:50 Stimmung für Oxi oder Nai ist gefährlich, weil sich nach der Volksabstimmung (über was auch immer) die Hälfte der Bürger als Verlierer fühlt.

    Bin gespannt, wann der Tourismus auch noch zusammenbricht.



  • Hi Mr X,

    Mr X schrieb:

    Leider gibt es kein erwiesenermaßen funktionsfähiges Konzept, wie man Korruption wieder los wird, wenn man sie einmal hat.

    doch, gibt es - den Totalen Bodenaufschlag aller. Solange die Oberen noch was zu verteilen haben, werden sich die Unteren an sie heranschleimen um davon etwas zu erhaschen. Wenn die Oberen aber nichts mehr zu verteilen haben, gibt es auch für die unteren keinen Grund mehr, sie zu umschnurren.

    Ein Crash auf das Niveau von Ostdeutschland 1945 würde der Korruption die Grundlage entziehen. Zum Vergleich, die Krise in Griechenland ist nun mittlerweile schon rund 8 Jahre alt, und es ist nicht nur kein Ende abzusehen, es ist, wenn wir ehrlich sind nicht mal die wirkliche Talsohle sichtbar. Wenn Wenn die Politik so weitermacht, wird die Talsohle auch in 5 Jahren noch nicht erreicht sein. Die DDR war dagegen 8 Jahre nach dem Krieg zumindest aus dem gröbsten raus, und das obwohl wir keinen Marshallplan bekommen haben sondern im Gegenteil von der SU noch bis auf die Knochen geflöht wurden. Was da an Betrieben in der DDR abgebaut wurde und als Reparation in die SU ging war damals gewaltig. Auch in der Infrastruktur. Bei der Bahn wurde bei allen mehrgleisigen Strecken das zweite Gleis raus gerissen. Und von dem bisschen was produziert wurde ging auch noch ein großer Teil weg zum großen Bruder. Und trotzdem ging es da zielstrebig aufwärts.

    Komme mir jetzt keiner damit, dass es unter der alten Regierung langsam aufwärts ging. Da ging nichts aber auch garnichts aufwärts, die haben nur die Messlatte mal kurz nach oben gerissen, um die Bedingungen für weiteren Mittelzufluss zu erhalten. Wenn ich Tafelsilber verticke, und aus allen möglichen Institutionen Kapital abziehe, dann kann ich schon mal einen kurzen Trend nach oben vorweisen, der aber spätestens dann beendet ist, wenn die eisernen Reserven alle sind.

    Genau hier liegt der Verdienst von Syriza, das sie die Lage erst mal öffentlich gemacht haben. Den zweiten Schritt, nämlich wenn der Staat ken Geld mehr hat, von den säumigen Steuerzahlern mal was einzutreiben, den sind sie aber nicht gegangen, weil es einfacher ist, andere dafür zahlen zu lassen.
    Da wird auf die Tränendrüsen gedrückt, dass die armen Griechen ja nur noch 60 Euro pro Tag von der Bank bekommen. 60 Euro klingt auf den ersten Blick sehr wenig. Aber mal 30 Tage sind es 1800 Euro im Monat. Aber Hallo, welcher Deutsche kann sich jeden Tag 60 Euro von der Bank holen? Bei den meisten Deutschen dürfte, wenn die fixen Ausgaben die gleich am Monatsanfang abgebucht werden weg sind, nicht mal mehr ein Tausender zum Leben für den Monat übrig sein, und das selbst bei Leuten die sehr hart dafür arbeiten. Die 90 Milliarden, die in den letzten Wochen über ELA-Kredite nach GR geflossen sind, sind pro Person umgerechnet mehr als das Durchschnittsvermögen eines Ostdeutschen (8000 Euro). Mit rund 9000 Euro kann man schon eine ganze Weile Mehl und Brot kaufen. Das das nicht für alle gilt, ist mir schon klar. Aber das ist dann Sache der Griechen selber, dafür zu sorgen, dass die Gelder so verteilt werden, dass für alle was davon übrig bleibt. Die können schließlich nicht erwarten, dass wir sie so mit Wohltaten fluten, dass die beim Prassen der Fettaugen daneben fallenden Krümel für alle zu einem tollen Einkommen reichen. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis eine ganze menge Leute, die in der Woche nicht mal 30 Euro zum Kauf von Lebensmitteln haben. Aber auch deren Steuern (z.B. Mehrwertsteuern) sind es mit, mit denen in Griechenland ein Luxusproblem behoben werden soll.

    Hugo Müller Vogg hat es recht gut auf den Punkt gebracht:

    Weder die griechischen Sozialdemokraten noch die Konservativen haben sich jemals an die Macht geputscht; sie sind demokratisch gewählt worden. Die Griechen haben halt traditionell für die Partei gestimmt, die ihnen das meiste verspricht – unabhängig von den Kosten.
    Der Staat, das war für die Griechen ein Gebilde, das man irgendwie ausnutzen oder übers Ohr hauen kann. Die griechischen Wähler haben sich auch damit abgefunden, dass ihr Land ein „failed state” ist – ein Land ohne Infrastruktur im weitesten Sinn, ohne funktionierende Steuerverwaltung, ohne ein belastbares Sozialsystem, ohne angemessene Krankenversicherung, ohne eine halbwegs leistungsfähige Wirtschaft.
    Der Mythos, die alten Parteien hätten das Land ruiniert, soll Syriza als Alibi dienen. Ihr Land ruiniert haben die Griechen jedoch selbst.

    Man kann es drehen und wenden wie man es will, eine Lösung im Euro ist für Griechenland nicht möglich, man kann die Löhne einfach nicht so sehr wie nötig absenken. Bei einer Lösung im Euro wird die gesamte Anpassung der Produktionskosten nur über den Lohn realisiert. Nur bestehen die Kosten eben nicht nur aus dem Lohn. Bei einer Wiedereinführung der Drachme und Abwertung würden dagegen alle Kostenanteile, auch Steuern, Abschreibungen, Mieten... sinken, so dass die Absenkung geringer ausfallen könnte. Außerdem bliebe zumindest die inländische Kaufkraft erhalten, so dass die heimische Wirtschaft wieder auf die Beine kommen würde (oder zumindest könnte).

    Ähnlich ist es mit dem angeblichen Lohndumping in Deutschland. Alle fordern Lohnerhöhungen in Deutschland, aber wer will die durchsetzen? Wir können nicht ganz Deutschland flächendeckend kaputt streiken, nur damit wir für die armen Griechen, Spanier, Franzosen und Italiener keine übermächtige Konkurrenz mehr sind. Die einzige Lösung ist, auch Deutschland muss aus dem Euro raus, dann wertet die deutsche Mark auf, die deutschen Bürger können sich wieder mehr leisten, es entsteht innerdeutsche zusätzliche Kaufkraft ohne die Notwendigkeit von Lohnerhöhungen und es würde ein wenig der Druck aus dem System genommen.

    Aber um das zu erreichen müssten vermutlich zuallererst mal Merkel und ihr Dackel Gabriel weg.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Man kann es drehen und wenden wie man es will, eine Lösung im Euro ist für Griechenland nicht möglich

    Dazu müsste die EU einen Schuldenschnitt machen. Ist Ökonomisch gesehen trivial. Aber politisch dem Volk (wie man hier im Thread wunderbar sieht) nicht verkaufbar. Ergo können es die reichen Staaten nicht machen -> so beißt sich die Katze in den Schwanz.



  • Hi Shade Of Mine,

    Shade Of Mine schrieb:

    muemmel schrieb:

    Man kann es drehen und wenden wie man es will, eine Lösung im Euro ist für Griechenland nicht möglich

    Dazu müsste die EU einen Schuldenschnitt machen. Ist Ökonomisch gesehen trivial. Aber politisch dem Volk (wie man hier im Thread wunderbar sieht) nicht verkaufbar. Ergo können es die reichen Staaten nicht machen -> so beißt sich die Katze in den Schwanz.

    Den Schuldenschnitt muss es so oder so geben, ob wir uns nun drehen oder wenden wie wir wollen. Natürlich kann man keinen 100%-Schuldenschnitt machen, aber halbieren oder dritteln und in Drachmen umschreiben wird man müssen.

    Aber was soll denn ein Schuldenschnitt bewirken? Jetzt alle Schulden weg, die Griechen wären wieder kreditwürdig, und in spätestens drei Jahren ständen sie wieder mit 175% Verschuldungsquote da und würden um Solidarität betteln.

    Es müssen Bedingungen geschaffen werden, dass sie ihren Lebensunterhalt wieder selber erwirtschaften können, und es muss vor allem dafür gesorgt werden, dass es dort alle begreifen, dass sie dabei mitarbeiten müssen. Nich nur die paar Dummen, die nicht genug Geld zum Fakelaki rüberreichen haben.

    Neulich kam ein ganz interessanter Bericht im Fernsehen. Da gab es in Grichenland Firmen, die auf dem Gebiet der Photovoltaik durchaus sehr gut waren. Und es gab auch sehr gute Anwender von Photovoltaik. Aber die Familie der ehemaligen Regierungschefs (ich glaube es war Papandreou) hatten Anteile an Tankerflotten. Und die verdienten sich dumm und dämlich an den Öltransporten für die alten Ölkraftwerke. Der steigende Anteil an Photostrom hat aber die Geschäfte der Tanker geschmälert, weil dadurch weniger Öl gebraucht wurde. Also wurden die ganzen Photovoltaik-Betriebe und -Nutzer kaputtgemacht, damit das Geschäft der Kleptokraten mit dem Öltransport nicht gestört wurde. Willst Du wirklich, dass unsere arbeitenden Mitbürger das mit ihren Steuergroschen bezahlen?

    Gruß Mümmel

    PS:
    Hier noch eine sehr schöne Analyse von Dirk Müller:
    http://www.handelsblatt.com/politik/international/-liveblog-zur-griechenland-krise-referendum-wird-griechenland-einen/11999678.html



  • Erhard Henkes schrieb:

    "Wir haben die Notenpressen zerstört" (V.) <== Schon wider Erpressung! (Euroholiker)

    Das ist keine Erpressung, das ist ein simpler Fakt. Das geschah 2000 zur Euro Einführung.

    @muemmel:
    Du hast die Problematik kein bisschen verstanden.
    Es ist kein Probelm das Griechenland alleine lösen kann - EU und so hängen da direkt mit drin und zusammen.



  • Hi Shade Of Mine,

    Shade Of Mine schrieb:

    @muemmel:
    Du hast die Problematik kein bisschen verstanden.

    Da bin ich ja beruhigt, dass Du nicht der einzige dämliche hier bist. 😉

    Gruß Mümmel



  • Erhard Henkes schrieb:

    Bin gespannt, wann der Tourismus auch noch zusammenbricht.

    Ist der nicht schon dabei, zusammenzubrechen? Ich meine, ich haette in den letzten Tagen einige Aussagen in diese Richtung gelesen. Ist ja auch verstaendlich: Wer will schon Urlaub in einem Land machen, in dem es vielleicht demnaechst soziale Ausschreitungen gibt.



  • Hi,

    sollte man nicht mal die Überschrift ändern? Kurz vor dem Konkurs trifft es wohl nicht mehr ganz.
    Derzeit stellt sich eigentlich nur noch die Frage zwischen Konkurs und Bankrott. Wobei unsere Oberen sich alle Mühe geben es zu einem richtigen krachenden Bankrott kommen zu lassen.

    Gruß Mümmel



  • Zur Zeit tobt ein schlimmer Meinungskrieg in Griechenland. Die "Europäer" werden wohl mit JA stimmen, wissen aber nicht, was sie damit bewirken. Die Stimmung gehört leider denen, die für NEIN sind, obwohl sie den geschenkten Euro sicher schätzen. Eine politische Katastrophe. Das ist eindeutig die Schuld von T&V.

    http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/referendum-spaltet-griechenland-pro-europa-griechen-befuerchten-desaster-sie-wissen-nicht-mal-worum-es-geht_id_4791483.html



  • Da das hier ja schon fast zur Tagesschau verkommt mal ein bisschen etwas zum Nachdenken:

    New York Times schrieb:

    Mr. Tsipras’s unexpected decision to call the referendum was the equivalent of a frustrated chess player trying to break open a stalemated match with a daring last-minute move that his opponent considered to be against the rules.

    Prinzipiell sollte jeder Mensch der sich fuer Politik interessiert wissen, dass sobald ein Feindbild gezeichnet wird, sobald Jemand als "der Boese" dargestellt wird, die Quelle "biased" ist und somit nicht vertrauenswuerdig.

    Das ist etwas das sehr wichtig waere sich in der heutigen Zeit vor Augen zu halten. Denn die Medien sind laengst keine objektiven Betrachter mehr. Deshalb ein kleiner Aufruf hier zum kritisch sein. Die Welt ist nicht Schwarz/Weiss. Sobald euch Jemand sagt "der ist der Gute" und "der ist der Boese" werdet ihr belogen.



  • @Shade Of Mine: Danke für die wichtige Belehrung.

    Fokus auf Sparmaßnahmen hilft nicht weiter. Daher die Frage:

    Was benötigt GR zur Stabilisierung und zum Wachstum?

    1. Eine Regierung, die nicht nur erpresserisch, demagogisch und spieltheoretisch agiert, sondern auch ökonomisch den Überblick behält

    2. Investitionen

    3. Schuldenschnitt/entlastung (Zinsen runter, ...)

    4. Umschuldung (IWF u. EZB ==> 3./4./... Hilfspaket durch ESM)

    5. Funktionsfähiges Staatswesen



  • Erhard Henkes schrieb:

    Was benötigt GR zur Stabilisierung und zum Wachstum?

    Simpel: einen Schuldenschnitt.

    Frag jeden x beliebigen Ökonomen.
    Denk aber nochmal über deinen Punkt 1 nach. Denn du sagst damit "die Griechische Regierung ist böse" was entweder heißt
    a) du weißt es nicht besser
    b) du lügst/bist "biased"

    Das Problem ist aus ökonomischer Sicht trivial.
    Es ist ein politisches Problem. Denn der Schuldenschnitt ist nur sehr schwer den eigenen Leuten zu verkaufen - und darum geht es in einer Demokratie. Deshalb versucht man den Schuldenschnitt zu verschieben - am besten in die nächste Amtsperiode wo sich dann der Nachfolger damit rumschlagen muss. Oder es passiert ein Wunder - darauf kann man auch immer hoffen.

    Denn dass er kommen muss, ist fix. Er ist die einzig sinnvolle Lösung und das wurde ja auch bereits beschlossen - nur der Zeitpunkt ist das Thema. Griechenland will jetzt, die Geldgeber wollen später.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Es ist ein politisches Problem. Denn der Schuldenschnitt ist nur sehr schwer den eigenen Leuten zu verkaufen

    @Shade: Ich denke, die Glaeubiger koennten einen Schuldenschnitt wesentlich besser ihrer eigenen Bevoelkerung verkaufen, wenn man eine Perspektive fuer Griechenland sehen wuerde, nicht sehr schnell wieder in die gleiche Situation zu kommen. Aber dafuer bedarf es eben auch der anderen Punkte, die Erhard gelistet hat und noch einiges mehr.



  • die Griechische Regierung ist böse

    Das habe ich bisher nicht gesagt. Ich würde das eher als - zumindest aus internationaler Sicht - wenig erfahren, ja fast planlos beschreiben. Zumindest haben T&V es geschafft, dass ihre Verhandlungspartner ihnen nicht mehr vertrauen. Selbst das eigene Volk hat nun nur die Wahl zwischen "Pest und Cholera" und keine Ahnung, wie es danach weiter geht. Das ist nicht böse, sondern einfach nur schädlich und zwar letztendlich für alle.

    Man sollte GR aber auch nicht überbewerten. Die Börsenkurse in China sind wichtiger für die Finanzmarktmarktstabilität, und da sieht es leider momentan gar nicht gut aus.



  • Hi Erhard,

    Erhard Henkes schrieb:

    Man sollte GR aber auch nicht überbewerten. Die Börsenkurse in China sind wichtiger für die Finanzmarktmarktstabilität, und da sieht es leider momentan gar nicht gut aus.

    Gerade dabei würde ich Dir aber nun nicht recht geben. Das das so ohne weiteres an Europa vorbei geht ist nicht mehr anzunehmen.
    Mittlerweile ist jettz eine Untersuchung durch den IWF rausgekommen, die für die nächsten 2-3 Jahre einen Mindestbedarf für Griechenland von 52 Milliarden Euro beziffert. Aber da die schon ein paar Tage alt ist, hat sie den Schaden der aktuellen Entwicklung noch nicht mit eingerechnet. Es kommen also noch mal gut 15 Milliarden dazu. Realistischer sollte man gleich von ca 100 Milliarden ausgehen.
    Bei diesen Summen hat selbst Merkel ihre Probleme, wie sie das ihrem Volk als alternativlos verkaufen soll, zumal sie ja jetzt nicht mehr rumlügen kann, dass das nur Bürgschaften und Kredite wären, mit denen wir uns dumm und dämlich verdienen. Sie wird nicht umhin kommen, zuzugeben, dass das alte Geld weg ist, und dass auch diese neuen Forderungen keine Kredite sind, sondern dass es auch da letztlich wieder auf Schenkungen hinausläuft.
    Nun, Merkel wird da schon irgendwie rauskommen, denn der dämliche deutsche Michel liebt seinen dicken Wonneproppen heiß und innig und wird einen Deibel tun, Merkel die Gefolgschaft zu verweigern. Irgendwie komme ich mir vor, wie in der DDR, wo auch immer alle kritischen Diskussionen mit der Totschlagsfrage "bist du nun für den Frieden oder nicht" abgebügelt wurden.
    Nun gibt es aber im Euro auch andere Länder, die zum einen wesentlich ärmer als wir sind, und die andererseits noch ein bisschen eigenes Denken beibehalten haben und die Tätigkeit des Denkens nicht zu 100% an die Staatsorgane und das Medienkomplott ausgelagert haben. Entweder die dortigen Regierenden stimmen den neuen Krediten nicht zu, oder sie riskieren, dass es bei ihnen zu Revolten kommt.
    Ähnlich würde ich auch in Griechenland einen Bürgerkrieg und eventuell eine neue Militärdiktatur (möglicherweise wäre das sogar das beste was Griechenland passieren könnte) nicht ausschließen wollen.
    Wir sind derzeit drauf und dran, das uns die ganze EU-Diktatur mit einem richtig schönen Knall um die Ohren fliegt.
    Und was macht die EU? Die hat zur Zeit nichts wichtigeres zu tun, als festzulegen, das Deutschland Verbotszonen für Dieselautos in deutschen Großstädten einrichten soll. http://www.wiwo.de/politik/deutschland/abgase-eu-fordert-verbotszonen-fuer-diesel-autos-in-deutschen-grossstaedten/12000250.html
    Abgesehen davon, dass z.B. die Feinstaubbelastung durch Benzin-Direkteinspritzer um den Faktor 10 höher ist (aber man braucht ja ein Feindbild, in dem Fall der Diesel) und eine Sperrung wegen des zu 100% aus Dieselfahrzeugen bestehenden Transportgewerbes sowieso nicht machbar ist, könnten solche kleinen Nadelstiche irgendwann der letzte Funken sein, der dann irgendwann auch hier in Deutschland das explosive Gemisch zum Zünden bringt.

    Gruß Mümmel

    PS: Zu Griechenland hab ich übrigens noch enen schönen Kommentar aus einem Leserbrief im Fokus gefunden:

    wer zum Teufel hatte in Griechenland Besorgnis über die mehr als 15 jährige Arbeitslosigkeitsrate jenseits der 20% in Ostdeutschland?



    1. Schuldenschnitt/entlastung (Zinsen runter, ...) <== hier wird es kritisch, denn ein Land wie Irland, das sich aus der Krise gekämpft hat, während GR immer tiefer hinein schlidderte, ist mit 350 Mrd. € bei diesen Schulden als Gläubiger beteiligt. GR ist diesbezüglich eine große Provokation für die Gemeinschaft.

    Ich denke, die beste Lösung wäre es, wenn D möglichst rasch aus dem Euro und der EU austritt, bevor es alle anderen gemacht haben (s. mögliche Volksabstimmung über den Austritt aus der EU in Österreich).

    Übrigens: Der Euro-Rettungsfonds EFSF hat GR offiziell für insolvent erklärt. Der Bankrott ist nun bestätigt.



  • muemmel schrieb:

    PS: Zu Griechenland hab ich übrigens noch enen schönen Kommentar aus einem Leserbrief im Fokus gefunden:

    wer zum Teufel hatte in Griechenland Besorgnis über die mehr als 15 jährige Arbeitslosigkeitsrate jenseits der 20% in Ostdeutschland?

    Erklär mal kurz warum du den Kommentar "schön" findest.
    Quasi als Beispiel wie wenig Ahnung der Durchschnittsbrüger von Wirtschaft hat?

    Erhard Henkes schrieb:

    die Griechische Regierung ist böse

    Das habe ich bisher nicht gesagt. Ich würde das eher als - zumindest aus internationaler Sicht - wenig erfahren, ja fast planlos beschreiben.

    Du hast sie als erpresser, unfähig und dumm hingestellt.
    Das ist Allgemein auch als "böse" bezeichenbar.

    Dabei ist das Referendum ein unglaublicher Geniestreich. Der aktuellen griechischen Regierung kann man sicher viel nachsagen aber sie haben etwas geschafft dass die gesamte EU seit 5 Jahren nicht geschafft hat. Planlos ist etwas anderes.

    Was ich versucht habe mit dem "böse"-Beispiel zu erklären, was scheinbar nicht funktioniert hat, ist dass nur weil man anderer Meinung ist oder gewisse Pläne nicht gut findet, es sich noch lange nicht um "dumme Pläne" oder "böse Absichten" oder "Planlosigkeit" handelt.

    Und ich wiederhole noch einmal: bei politischen Diskussionen sofern irgendjemand, egal wer, jemanden, egal wen, als "dumm", "unfähig", "böse", "erpresserisch", etc. ist das ein eindeutiges Zeichen dass diese Quelle nicht vertrauenswürdig ist.

    Gregor schrieb:

    Shade Of Mine schrieb:

    Es ist ein politisches Problem. Denn der Schuldenschnitt ist nur sehr schwer den eigenen Leuten zu verkaufen

    @Shade: Ich denke, die Glaeubiger koennten einen Schuldenschnitt wesentlich besser ihrer eigenen Bevoelkerung verkaufen, wenn man eine Perspektive fuer Griechenland sehen wuerde, nicht sehr schnell wieder in die gleiche Situation zu kommen. Aber dafuer bedarf es eben auch der anderen Punkte, die Erhard gelistet hat und noch einiges mehr.

    Wenn es keine Perspektive für Griechenland gibt, dann sind Kredite ebenfalls falsch. Das ganze System basiert darauf, dass es eine Perspektive gibt. Deshalb macht Griechenland ja auch massig Reformen. Denn es geht ja bei diesen Diskussionen zwischen Griechenland und der Troika gar nicht darum Ob man Reformen machen muss. Sondern es geht um die Natur und Art der Reformen.

    Der Schuldenschnitt selber ist übrigens vom IWF bereits aktzeptiert worden - der Streitpunkt ist der Zeitpunkt. Die Geldgeber wollen so spät wie möglich, Griechenland will so früh wie möglich.

    Was dabei hier Niemand versteht ist folgendes: Das Problem ist ein EU Problem und kein Griechenland Problem. Denn die EU ist ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Das muss man sich vor Augen halten!

    Deutschland zB profitiert enorm von der Griechenland Krise. Also weniger von der Krise ansich als von dem Geld das Griechenland nicht hat. Das ist übrigens nichts worüber es sich zu diskutieren lohnt - weshalb ich hier in dem Thread eher nur den Kopf schüttle als etwas zu posten. Denn das sind die Grundlagen wie die EU funktioniert.

    Griechenland hat ja selber gar nicht die Optionen etwas zu ändern! Deshalb muss die EU eingreifen und deshalb ist ein Grexit für die EU auch absolut keine Option.

    Jetzt habe ich viel zu viel geschrieben. Ich empfehle einfach mal sich in unabhängigen Medien schlau zu machen. Deutsche Medien sind, und da muss man die aktuelle deutsche Regierung absolut bewundern, was internationale Standpunkte betrifft absolut unreflektiert auf der Regierungslinie. Das ist für Deutschland als Nation ziemlich ideal - aber prinzipiell halt aus rein ideologischer Sicht sehr bedenklich.


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