In der Java-Entwicklung auf Web-GUI-Entwicklung verzichten: wie gefährlich?



  • Hallo,

    ich bin die letzte Zeit auf Stellensuche und habe jetzt die Wahl zwischen einer Stelle mit Web-GUI-Entwicklung und server-seitige Entwicklung (nenne ich mal Frontend/Backend-Stelle) und einer Stelle mit reiner server-seitigen Entwicklung mit sehr großen Datenmengen (nenne ich mal Backend-Stelle).

    Ich tendiere eigentlich zur Backend-Stelle, da es schon eine Art High-End-Sache ist mit wirklich großen Datenmengen und es ist die Entwicklung für ein Produkt für den freien Markt, das schon lange erfolgreich ist. Es wird also nicht für irgendeine Firma was ganz spezielles entwickelt, sondern eine Software entwickelt, die in ihrem Bereich von allen Firmen in dieser Branche verwendet werden kann. Sowas hat mich schon immer gereizt.

    Die Sache ist die, dass ich Kenntnisse habe in JSF und sonst keine Kenntnisse von JavaScript-Entwicklung und den myriaden von JS-Frameworks. Es wäre wichtig diese Lücke für die Zukunftssicherheit zu schließen. Mein Herz sagt eigentlich, dass ich die Backend-Stelle möchte, aber nach einigen Jahren dort bin ich von jeder Web-GUI-Entwicklung abgehängt und werde dann dort nicht mehr rein können. Es gibt so viele Web-GUI-Entwickler, die mit all dem Kram fit sind, dass man das vergessen kann.

    Die Frage für mich ist jetzt wie "gefährlich" es ist in Zukunft keine Ahnung von Web-GUI-Entwicklung zu haben. Das treibt mich jetzt etwas um. Ich müsste halt bei irgendeiner nächsten Stelle wieder was im Backend-Bereich finden. Da ich in einer großen Banken-Stadt lebe, dürfte das schon möglich sein. Aber für die Mehrheit der Java-Jobs würde ich dann trotzdem ausscheiden.

    Würde mich interessieren was andere zu dieser Thematik meinen. Ist vielleicht nicht nur für mich von Bedeutung, sondern auch ein allgemeines Thema.

    Danke und Grüße, Saxo



  • Ich hab auch nur JSF Kenntnisse und hatte seitdem auch nichts mehr mit Java zu tun. Ich denke, du verpasst nicht viel. Bzw., das ganze entwickelt sich mittlerweile so schnell weiter, dass in paar Jahren wahrscheinlich sowieso völlig andere Frameworks verwendet werden. Wenn du das wieder brauchst, dann wirst du dich sowieso intensiver damit beschäftigen müssen, bringt nichts, sich jetzt die gerade aktuellen Frameworks anzutun, wenns einen nicht interessiert.



  • Hallo Mechanics,

    ja, die Dinge ändern sich sowieso ständig und in 5 Jahren ist wieder alles anders. Das sollte man bedenken.

    und hatte seitdem auch nichts mehr mit Java zu tun.

    Dann hast du also noch ein weiteres Standbein. Das ist auch etwas was ich mir überlegt habe. Neben Java noch C++ oder Scala. Nur meine Diplomarbeit vor vielen Jahren mit C++ geschrieben. Wenn ich zu Hause was mit C++ entwickle um C++ zu lernen, würde es, fürchte ich, bei einer Bewerbung doch nicht so richtig zählen. Hm ...

    Gruß, Saxo



  • Wenn ich zu Hause was mit C++ entwickle um C++ zu lernen, würde es, fürchte ich, bei einer Bewerbung doch nicht so richtig zählen. Hm ...

    wieso?
    Ich hab damals auch explizit in die Bewerbung reingeschrieben, dass ich zwar schon ein bisschen C++ in der Uni hatte, aber ich gerne mit C++ programmieren möchte, ich mir Buch x und y zu dem Thema durchlese, ich auch privat Projekte in C++ mache/gemacht habe. Und fertig - ich hatte den Job.

    Bei Programmiersprachen ists ohnehin meist besser, wenn sich jemand damit auch schon privat beschäftigt hat, die Programmierkurse auf der Uni sind einfach zu kurz um wirklich genug Erfahrung sammeln zu können.
    Du kannst ja auch ein mittelgroßes Projekt (sauber!) in C++ umsetzen und es auf github hochladen. In der Bewerbung verweist du dann auf dieses Projekt.



  • Es kommt natürlich immer auf alle möglichen Faktoren drauf an, ob man zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird, oder nicht. Wenn du frisch von der Uni kommst und die Firma genau so einen will, stehen deine Chancen nicht schlecht, dass du eingeladen wirst. Denn wenn du dich privat für C++ interessierst, ist es wahrscheinlich mehr Wert, als eine entsprechende Vorlesung im Studium, dafür ist das Studium nicht da. Wenn du aber schon zehn Jahre Berufserfahrung hast, erwarten die Firmen wahrscheinlich eher, dass du als Senior Developer einsteigen willst, und da reicht ein bisschen Erfahrung in privaten Projekten wahrscheinlich nicht.



  • Saxo schrieb:

    Es gibt so viele Web-GUI-Entwickler, die mit all dem Kram fit sind, dass man das vergessen kann.

    Nur zum Verständnis... damit Du eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben möchtest, überlegst Du etwas zu tun, was alle tun...?
    Wäre da eine Konzentration auf eine Kassentastatur nicht erfolgversprechender? Es gibt so viele Kassierer in den Supermärkten, bist Du da als Entwickler nicht vollkommen auf der falschen Spur? Warum qualifizierst Du Dich für etwas Besonderes, was im Vergleich zum Supermarktkassierer kaum ein Mensch braucht?

    Ich habe mich auf Compilerbau spezialisiert.
    Ich hatte noch nie eine Stelle im Compilerbau. Eventuell, weil diese nicht tagtäglich inseriert werden. 😉

    Aber ich kann Übersetzungsprobleme lösen. Datenverarbeitung eben, kein unübliches Problem in der Informatik. Mir doch egal, ob die Daten von einer Textdatei, einer Datenbank oder JSON-Files kommen. Mir doch egal, ob ich ein Executable, eine Textdatei oder einen SQL-Befehl schreibe.

    Den letzten Compiler, den ich beruflich geschrieben habe, liest eine technische Datenformatbeschreibung und generiert daraus rund 6 MB C++-Quelltext, der entsprechend wartungsarm ist. Und vor allem, hat er mir erspart diese rund 6MB Quelltext zu schreiben und auf Flüchtigkeits- und Copy'n'Paste-Fehler zu debuggen.
    Euphemistisch könnte man sagen, ich habe in dem Jahr hier mehr Quelltext mit funktionierenden Klassen produziert, als alle anderen Entwickler zusammen. 😉

    Wer interessiert sich für Dinge, die jeder kann?

    Versuch etwas zu finden, worin Du gut bist und biete das den Leuten an. Was sollen Front-End-Entwickler denn machen, wenn es kein Back-End gäbe?

    Saxo schrieb:

    Aber für die Mehrheit der Java-Jobs würde ich dann trotzdem ausscheiden.

    Ist Java inzwischen echt so langweilig?
    Die Entscheidung Java schnellstmöglich wieder den Rücken zu kehren, erscheint mir wiedereinmal richtig zu sein.
    Und das obwohl ich für die Mehrheit der Java-Jobs wohl ausscheide.

    Obwohl... meinen einzigen Java-Job bekam ich, weil ich C++-Entwickler bin. Zitat: "Als C++ Entwickler weiß man was man tut." Und es gab reichlich Java-Entwickler. Ich habe unglaublich viel Zeit mit dem Debuggen von Code anderer Leute verbracht und den Code, für den ich verantwortlich war gegen Fehlbenutzung abgesichert.

    Saxo schrieb:

    Wenn ich zu Hause was mit C++ entwickle um C++ zu lernen, würde es, fürchte ich, bei einer Bewerbung doch nicht so richtig zählen. Hm ...

    Bei mir ist das eine Programmiersprache. Braucht kein Mensch. Gibt's ja schon. Aber dass ich C++ kann, Software-Architektur, über ausreichend Kreativität und Durchhaltevermögen verfüge stand danach in der Regel nicht mehr zur Debatte.

    Ganz ehrlich... warum gehen wir arbeiten? Des Geldes wegen. Und was tun wir da? Das, was der Vorgesetzte von uns verlangt.
    Zu Hause machst Du, was Dich begeistert und was Dich motiviert, Entwickler zu sein. Wenn man jemand findet, der seine Motivation im Unternehmen ausleben kann... dann wäre mir doch egal, ob der beruflich im Java-Umfeld unterwegs war.



  • Hallo Xin,

    danke für deine Antwort. Hast mir schon einige gute Tipps gegeben. Ich habe in der momentanen Stelle mit recht großen Tatenmengen zu tun gehabt (> 600 GB) und werde jetzt in meiner neuen Stelle mit noch größeren Datenmengen zu tun haben. Der neue Job ist jetzt seit gestern definitiv ;-). Da bietet es sich an sich auf große Datenmengen zu konzentrieren und hier wird auch in diesem Bereich C++ eingesetzt zwar nicht in der neuen Stelle, aber in diesem Bereich schon bei anderen Firmen. Werde mich dann wohl hobby-mäßig mit Parsen von Daten mit C++ beschäftigen oder sonstwas mit C++ machen.

    Danke für die Antworten und
    Grüße, Saxo


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