Brexit - was bedeutet das für die EU?



  • dachschaden schrieb:

    Auf der einen Seite hätte ich nichts gegen das Modell Belgien. Die hatten jahrelang keine Regierung, weil die Flamen und die Wallonen sich nicht einigen konnten. In der Zeit hatten die halt eine Notverwaltung, da wurde nichts schlimmer.

    Abgesehen davon, dass man fleißig Jodtabletten verteilt statt marode Atommeiler vom Netz zu nehmen ist das Modell Belgien total super, meinst Du sicher. Gut, wobei, das hätte auch die Notverwaltung geschafft. Hast mich überzeugt 😃 .



  • goi schrieb:

    Gut, wobei, das hätte auch die Notverwaltung geschafft.

    Ach, das schaffen die maroden Meiler von selbst. *

    Aber kaum haben die dann mal eine Regierung, denkt diese schon darüber nach, keine anonymen Zugtickets mehr zu erlauben. Den Durchsuchungsbefehl für Hausdurchsuchungen haben sie vor drei Jahren nicht mehr notwendig gemacht.

    Hacking Team hätte gerne an Belgien verkauft - aber rate mal? Da hatten die noch keine Regierung.
    Und zum Abschießen der VDS von Seiten des Verfassungsgerichts benötigt man auch keine Regierung.

    EDIT: *Da hatten die schon wieder ihre Regierung, das lasse ich als Gegenargument also nicht gelten. 😋



  • Xin schrieb:

    Und wer glaubt, dass er mit seiner Wahl über den ein oder anderen Kriegseinsatz und ein bisschen Rentenpolitik abstimmt, der hat noch nicht verstanden, was Wahlen sind.

    Das Volk wählt die Vertreter. Das war's. Damit sind die Wahlen abgeschlossen.
    Die Vertreter sind dafür da, damit man nicht wegen jedem Kram alle fragt.

    Jetzt schießt du aber genauso über's Ziel und tust so, als ob es nicht so etwas wie ein Parteiprogramm gäbe. Das ist natürlich nicht verbindlich (ein Wahlversprechen zu brechen kostet nur genau dann Reputation, wenn die vierte Gewalt das nicht genügend ignoriert oder beschwichtigt). Alles in Allem hängt es also vom Wahlverhalten ab: Manche wählen eine Partei, weil sie jemanden darin sympathisch finden und Andere wählen sie, weil sie sich erhoffen, dass der Vertreter das versprochene Programm durchsetzt, unabhängig, wer das nun ist.

    Xin schrieb:

    Und das gilt auch für Syrienflüchtlinge. Vor allem müsste man erstmal jemanden finden, der dazu was Intelligentes zu sagen hat. Wer von uns ist Fachmann für Syrer? Für Menschenrechte? Für Wirtschaft? Für Organisation von Integration? Ich nicht. Also was sollte ich dazu Intelligentes sagen? Das Intelligenteste wäre wohl, wenn sich da ein paar Leute zusammen setzen und sich auf das Thema konzentrieren und sich mit Fachleuten da einarbeiten. Und wer macht das? Politiker.

    Jetzt bekommst du auch mal ein bisschen Demokratieunterricht: Demokratie bedeutet nicht, dass du dich auf die faule Haut legen und dich hinter Ausreden à la "von XYZ hab ich 0 Ahnung, also maße ich mir keine Meinung an" verstecken darfst. Als Souverän hast du im Prinzip die Verantwortung, dich vor einer Wahl hinreichend gut zu informieren, sodass du dir guten Gewissens eine Meinung bilden kannst. Alle vier Jahre ein mal ist das auch nicht zu viel verlangt. Wer sich blind darauf verlässt, dass ein Politiker das schon regeln wird, ist kein mündiger Wähler mehr, sondern Wahlvieh. Parteien wie die CDU legen es gerade zu auf so eine Entmündigung an, "das ist zu kompliziert für dich, wähle Merkel und es wird alles gut. Merkel heißt Stabilität".
    Ferner muss ich richtigstellen, dass hier bei Weitem nicht nur Syrer gekommen sind. Menschenrechte stehen überhaupt nicht zur Disputation, die bleiben, wie sie sind. Du redest von Integration, dabei handelt es sich um Flüchtlinge, die keine Integration, sondern Durchsetzung ihrer Menschenrechte benötigen und so bald es möglich ist wieder in ihre Heimat zurück müssen, sofern sie keine Staatsbürgeschaft beantragt und bekommen haben - in ihrem eigenen Interesse. Ein Asylantrag ist nun einmal nicht das Selbe wie ein Antrag auf Einbürgerung, es wird nur von allen dauernd nachgeplappert.

    Xin schrieb:

    Und wenn es ihm nicht passt, wie die Themen besprochen werden, dann gibt beispielsweise Petitionen oder Demonstrationen oder Streiks. Der Wähler ist also auch nicht einfach machtlos - wie die Montagsdemonstrationen in der Ex-DDR zeigen.
    Aber all das findet nicht auf dem Wahlzettel statt.
    Das findet zwischen den Wahlen statt, wo der Wähler "machtlos" ist.

    Das ist nur ideelle Macht. Wo in der Verfassung steht, dass eine Regierung per Petition oder Demonstration gestürzt werden kann? Eben. So etwas gehört natürlich auch nicht in eine Verfassung. Was aber auch nicht darin steht, ist, dass eine Regierung so viel Demut und genug Taktgefühl besitzen sollte, sich in außergewöhnlichen Situationen ihrer Legitimation zu vergewissern. Hätte Merkel einfach die Vertrauensfrage gestellt (das hätte sie schon einmal bei der NSA-Affäre tun müssen), hätte sie im besten Falle alle Zweifel ausgeräumt, stattdessen wird und wurde durchregiert, zum Unmut der Bevölkerung und zur Freude von Rechtspopulisten.

    Xin schrieb:

    Der Bürger ist nicht machtlos, der Bürger macht nichts. Beim Bürger ist nix los. Da müsste man ja konstruktiv an Lösungen arbeiten. Arbeiten. Und auch noch konstruktiv. Lösungsorientiert. Da müsste man Engagement zeigen, wo im Fernsehen doch die Hochzeit von Daniela Katzenberger läuft. Da ist es doch viel einfach zu sagen "Die Merkel ist schuld.", "Der Ausländer ist schuld.", "Die Muslime/Juden/... sind schuld.", "Das Jobcenter ist schuld."
    Am besten die Schule vorzeitig abgebrochen und dann beschweren, dass da keiner Schlange steht, um einen hochbezahlten Job anzubieten. Ein Buch zu lesen war zuviel verlangt, aber die Bildzeitung, da steht ja auch alles drin.
    Und wer ist das Schuld? Die Merkel. Und der Bürger ist ja machtlos.

    Ganz schön viel Polemik, aber wenig Inhalt. Immerhin beklagst du auch das Aufkommen der Unmündigkeit bei vielen. Es ist aber, wie gesagt, nicht verwunderlich, dass Parteien (und Wirtschaft) kaum Interesse daran haben, die Menschen zu verantwortungsbereiten und mündigen Bürgern zu erziehen. Es mangelt eben an Demokraten in unserer Demokratie (und daran ist die freie Marktwirtschaft ganz und gar nicht unbeteiligt).

    Xin schrieb:

    Ich persönlich wäre für einen Wahlführerschein. Sobald man mal verstanden hat, was man da eigentlich tut, wenn man ein Kreuz malt, darf man in echten Wahlkabinen Kreuze malen.
    Ich könnte mir vorstellen, die Briten hätten VOR der Wahl "What is the EU?" gegooglet und nicht erst am nächsten Tag.

    Sehr gute Idee. Wählführerschein (alleine schon das Wort "Führerschein" in Verbindung mit politischer Macht ist mehr als komisch). Am besten noch mit schriftlicher Klausur vor der Wahl, damit sichergestellt wird, das ja das richtige gewählt wird, nicht wahr? Wer darf sich denn anmaßen zu entscheiden, wer nun mündig entschieden hat und wer nicht? Deine Arroganz in allen Ehren, aber als Demokrat bist du m.E. nicht geeignet. 👎



  • Jodocus schrieb:

    Sehr gute Idee. Wählführerschein (alleine schon das Wort "Führerschein" in Verbindung mit politischer Macht ist mehr als komisch). Am besten noch mit schriftlicher Klausur vor der Wahl, damit sichergestellt wird, das ja das richtige gewählt wird, nicht wahr? Wer darf sich denn anmaßen zu entscheiden, wer nun mündig entschieden hat und wer nicht? Deine Arroganz in allen Ehren, aber als Demokrat bist du m.E. nicht geeignet. 👎

    Die Idee, die Pispers vor Jahren aufgestellt hat, finde ich eigentlich ganz gut - jeden direkt vor der Wahl einfach mal fragen, wie das mit Erst- und Zweitstimme aussieht, welche davon objektiv eher die Richtung weist, und wie das mit den Überhangsmandaten aussieht. Auf Listenplätze will ich da nicht mal eingegangen sein, aber so die Grundkonzepte des Wahlsystems möchte ich verstanden wissen.

    Ansonsten ist Demokratie nur die Herrschaft der Ungebildeten. Wissen ist Macht. Da hätte ich lieber eine Aristokratie, da sind wenigstens wenig gebildete dran (und der Erste, der dies mit einer Rückkehr in absolutistische Zeiten gleichsetzt, gehört mit einem nassen Lappen erschlagen).

    EDIT: s#interpretiert#gleichsetzt#, ich kann kein Deutsch.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Der Wähler ist Machtlos, aber aus einem ganz anderen Grund: öffentlicher Meinungsmache.

    Die Leute wählen das was man ihnen sagt dass sie wählen sollen. So einfach ist das.

    Das ist ja toll. Dann sagen wir ihnen doch einfach, dass sie die AfD nicht mehr wählen sollen und schon ist der Spuk vorbei. 😃



  • Shade Of Mine schrieb:

    Bengo schrieb:

    Ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt auch gute Menschen auf der Welt, sogar in der Politik.

    Sobald man in einer gewissen Machtposition ist, kann man sich soetwas wie Moral nicht mehr leisten. Bedenke: Politiker sind da wo sie sind weil ihnen Jemand anderer dafür Geld geschenkt hat.

    Demokratie funktioniert Anhand von Lobbies. Die Lobbies mit viel Geld bekommen mehr Gesetze die ihnen passen als die Lobbies ohne Geld.

    Welche Lobby hatte jetzt dafür bezahlt, dass Flüchtlinge ohne große Kontrolle hier rein dürfen?

    Marc++us schrieb:

    Die Machtlosigkeit des Wählers liegt auch an der Zeitdauer der "Stimmengültigkeit" - 4 Jahre, aus "Kostengründen" gerne auch mal auf 6 Jahre ausgedehnt - das ist einfach zu lange.

    Das z.B. so ein Ding wie die Einreisewelle, dafür hat niemand ein Mandat gegeben. Das war ausserhalb der Erwartungsschwelle. Wenn jemand CDU wählte, dann hatte er so bisschen Rentenpolitik, Wirtschaftsförderung und hier und da mal einen Militäreinsatz im Hinterkopf. Aber an sowas hat keiner denken können. Man weiss ja nicht mal genau welche Regierung man wählt, da man vorab nicht weiss welche Koalition es gibt. Wenn jemand CDU wählte mit "oh, wird wieder schwarz-gelb", dann hat er eigentlich mit schwarz-rot bereits was völlig anderes bekommen.

    Da wäre es schon besser man würde wirklich den Kanzler direkt wählen, dann wäre man wenigstens über die Person vorab klar.

    Da gibt wohl gerade einer zu, was er früher immer so gewählt hat und warum er jetzt wohl lieber sowas wie AfD wählt.

    Man kann nur hoffen, dass die Protestwähler hier aus dem Brexit lernen, dass eine komplette Systemänderung nicht die Lösung ist, wenn einem ein paar Leute/Dinge nicht gefallen. Spätestens wenn der IS deine Entscheidung feiert, sollte man merken, dass diese etwas dumm war. http://www.n-tv.de/politik/IS-Brexit-ist-Chance-fuer-Attentaeter-article18043971.html



  • MrBurns schrieb:

    Spätestens wenn der IS deine Entscheidung feiert, sollte man merken, dass diese etwas dumm war. http://www.n-tv.de/politik/IS-Brexit-ist-Chance-fuer-Attentaeter-article18043971.html

    Es gibt einige, denen an einer Destabilisierung des Westens sehr gelegen ist: Putin, ISIS, die AfD, Front National, usw.

    Eine Allianz des Bösen. So kann man sie wohl nennen. 😞



  • MrBurns schrieb:

    Welche Lobby hatte jetzt dafür bezahlt, dass Flüchtlinge ohne große Kontrolle hier rein dürfen?

    Schau halt, wer damit Geldt verdient:
    https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/lobbyliste

    Wohlfahrt und Stiftungen, die dadurch direkt oder indirekt Unsummen verdienen.
    Oder einfach ihre abnormen Ideen durchsetzen wollen.


  • Mod

    MrBurns schrieb:

    Da gibt wohl gerade einer zu, was er früher immer so gewählt hat und warum er jetzt wohl lieber sowas wie AfD wählt.

    Nichts wäre verkehrter, da ich nie CDU wählte. Aber das gilt genauso für einen Grün-Wähler, der dann sicherlich erstaunt war, dass seine pazifistische Partei einen Angriffskrieg gegen Serbien mitgetragen hat.

    Xin argumentiert juristisch korrekt, man wählt einfach Leute aus und die handeln dann. Es ist eine unbedingte Handlungsvollmacht - juristisch.

    Aber im Verständnis der Leute wird das anders gesehen, da gehen die Leute davon aus, dass sie den Bk wählen, eine Partei, eine gewisse Grundausrichtung, eine gewisse Art von Versprechungen. Juristisch handelt der Bt korrekt, aber durch diese Divergenz zwischen Erwartung und Realität ist bedingt, dass die Wähler in hohem Anteil enttäuscht sind "qua System". Das ist ausserordentlich schädlich, das ist wie bei der Versicherung an die man glaubt, aber im Schadenfall findet man im Kleingedruckten, dass man gar nicht gedeckt ist.

    Das war vor 12-16 Jahren oder mehr noch nicht so dramatisch, weil die Abweichungen zwischen Erwartung und dem was geschieht überschaubarer waren - aber die letzten Jahre gibt es immer dramatischere Wellen, daher die Abweichungen zwischen Erwartung und Realität immer grösser - die Enttäuschung auch.

    Und egal was man über "das Volk" und dessen Wissen/Bildung sagt, die Aufgabe der Politik ist für das Volk zu arbeiten - wenn man also durch diesen Drift alle Leute verwirrt & verliert macht man einen schlechten Job. Auch wenn alles juristisch korrekt ist.



  • Xin schrieb:

    In dieser repräsentativen Menge sitzt auch das Politiker, der Dich vertritt. Und wenn der überstimmt ist, dann gehört es auch zur Demokratie zu akzeptieren, wenn man seinen Willem dem Rest vom Volk nicht aufzwängen kann.

    Darum geht es nicht, sondern "mein" Politiker überstimmt ja meistens mich selbst. Im gleichen Atemzug erklärt er mir dann noch, daß das schon besser so ist, weil ich nämlich dies und jenes gar nicht richtig verstanden hätte. Er ist klüger und hat den Überblick.
    Und so einen Scheißdreck will ich nicht hören. Es ist völlig irrelevant, ob die sich für schlauer halten (oder das Volk für weniger schlau): Demokratie heißt, es sollte nach dem Willen des Volkes gehen. Nicht "es sollte nach dem Willen des Volkes gehen, aber bitte nur dann, wenn es schlau ist, ansonsten dürfen wildgewordene Repräsentanten ihren Willen als Ersatz installieren".

    Der Witz ist, daß man eigentlich durch richtiges Handeln bei ein paar Schlüsselthemen das Volk ganz gut bei Laune halten könnte- aber selbst das kriegen die nicht mehr hin.



  • Xin schrieb:

    Marc++us schrieb:

    Das z.B. so ein Ding wie die Einreisewelle, dafür hat niemand ein Mandat gegeben.

    Mal kurz zum Verständnis: Man wählt nicht über Themen. Man wählt Vertreter, die Themen behandeln: Erststimme. Und man wählt eine politische Verordnung: Zweitstimme.

    Und so sicher, wie ich mir bin, dass Du das weißt, so schludrig ist es, auch nur anzudenken, dass eine Wahl irgendetwas über irgendein Thema aussagt.

    Marc++us schrieb:

    Das war ausserhalb der Erwartungsschwelle. Wenn jemand CDU wählte, dann hatte er so bisschen Rentenpolitik, Wirtschaftsförderung und hier und da mal einen Militäreinsatz im Hinterkopf. Aber an sowas hat keiner denken können. Man weiss ja nicht mal genau welche Regierung man wählt, da man vorab nicht weiss welche Koalition es gibt. Wenn jemand CDU wählte mit "oh, wird wieder schwarz-gelb", dann hat er eigentlich mit schwarz-rot bereits was völlig anderes bekommen.

    Und auch hier erscheint mir die Wahl eher missverstanden zu sein. Man wählt nicht schwarz-gelb, man wählt einen (1,0) Personen und setzt Stimme für die politische Richtung im Parlament. Eine Farbe. Nicht schwarz und gelb, nur schwarz oder gelb.

    Und diese Wahl bedeutet auch nicht, dass man die Erwartung haben kann, dass diese Partei oder die gewählte Person irgendwas zu sagen hat. Es wird nur einem Vertreter des Wahlkreises das Vertrauen ausgesprochen, die Interessen für diesen gesamten Wahlkreis vorzutragen. Und mit der Zweitstimme wird eine politische Richtung angezeigt.

    Eine Wahl ist aber keine Bestellung. Wer sich schwarz-gelb wünscht und wählen geht, hat keine Bestellung aufgegeben und darf sich dann beschweren, wenn schwarz-rot geliefert wird. Weil er nicht die Regierung wählt, sondern die Leute, die dann regieren.

    Eine Wahl ist ein Verfahren, um aus einer Vielzahl von Bewerbern eine repräsentative Menge herauszufiltern. Und nochmal: Es wurde nirgendwo über ein Thema abgestimmt, sondern die repräsentative Menge soll sich anschließend mit den Themen in Vertretung zum Volk beschäftigen.
    Und das heißt, die haben das Mandat. In dieser repräsentativen Menge sitzt auch das Politiker, der Dich vertritt. Und wenn der überstimmt ist, dann gehört es auch zur Demokratie zu akzeptieren, wenn man seinen Willem dem Rest vom Volk nicht aufzwängen kann.

    Und wer glaubt, dass er mit seiner Wahl über den ein oder anderen Kriegseinsatz und ein bisschen Rentenpolitik abstimmt, der hat noch nicht verstanden, was Wahlen sind.

    Das Volk wählt die Vertreter. Das war's. Damit sind die Wahlen abgeschlossen.
    Die Vertreter sind dafür da, damit man nicht wegen jedem Kram alle fragt. Und das gilt auch für Syrienflüchtlinge. Vor allem müsste man erstmal jemanden finden, der dazu was Intelligentes zu sagen hat. Wer von uns ist Fachmann für Syrer? Für Menschenrechte? Für Wirtschaft? Für Organisation von Integration? Ich nicht. Also was sollte ich dazu Intelligentes sagen? Das Intelligenteste wäre wohl, wenn sich da ein paar Leute zusammen setzen und sich auf das Thema konzentrieren und sich mit Fachleuten da einarbeiten. Und wer macht das? Politiker.

    In einer ein parlamentarischen Demokratie werden Themen vorrangig im Parlament behandelt und der Wähler kann zuhören, dafür gibt's die Plätze da oben, es gibt die Kameras und die Übertragungen auf Phönix oder im Netz, weswegen sich alle beschweren, dass sie GEZ bezahlen müssen, obwohl sie ja gar keine ÖR gucken wollen. Da kann der Bürger erfahren, was im Parlament parliert wird.

    Und wenn es ihm nicht passt, wie die Themen besprochen werden, dann gibt beispielsweise Petitionen oder Demonstrationen oder Streiks. Der Wähler ist also auch nicht einfach machtlos - wie die Montagsdemonstrationen in der Ex-DDR zeigen.
    Aber all das findet nicht auf dem Wahlzettel statt.
    Das findet zwischen den Wahlen statt, wo der Wähler "machtlos" ist.

    Und wenn einem die gegenwärtige Demokratie nicht passt, dann möge er das sagen, sich von seinem Umfeld die Unterstützung zusichern lassen, um sich in den Bundestag wählen lassen und dort das Thema zur Sprache bringen. So funktioniert Politik und nicht "Alles scheiße, weil die nicht das tun, wie ich mir das vorstelle." oder weil das Wahlprogramm nichtig wird, weil gegenwärtige Realitäten es unmöglich machen, zum Beispiel die Tatsache, dass man in einer Koalition nicht einfach sein Wahlprogramm auf den Tisch knallt und den Partner damit überzeugt hat, das so zu unterstützen - weil der Partner nämlich ein eigenes Wahlprogramm dabei hat.

    Reduzieren wir das Mandat, brauchen wir keine Regierung mehr. Wir haben ein Jahr Wahlkampf, wo keiner mehr irgendwas Unpopuläres macht und nur Versprechungen rumgereicht werden, da Menschen mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf wählen, und ein halbes Jahr, bis sich die Koalitionen geeinigt haben, was sie nun machen wollen. Bleiben 2,5 Jahre, wo tatsächlich was Sinnvolles passiert. Verkürzen wir die Mandatszeit, verkürzen wir genau diese 2,5 Jahre.

    Wenn der Bürger sich machtlos fühlt, muss er seinen Arsch vom Sofa nehmen und das Maul aufmachen. Und zwar konstruktiv: "Isch hap volljendes Problem, deswejen bin isch hier mal in der Partei vorbeijekommen weil ich tät da was ändern wollte, kömme dat mal anspreche?".
    Und? Der Bürger geht in die Küche, holt Chips und erklärt "Man kann ja eh nichts machen." und "Dafür bin isch damals nisch wählen jewesen."

    Der Bürger ist nicht machtlos, der Bürger macht nichts. Beim Bürger ist nix los. Da müsste man ja konstruktiv an Lösungen arbeiten. Arbeiten. Und auch noch konstruktiv. Lösungsorientiert. Da müsste man Engagement zeigen, wo im Fernsehen doch die Hochzeit von Daniela Katzenberger läuft. Da ist es doch viel einfach zu sagen "Die Merkel ist schuld.", "Der Ausländer ist schuld.", "Die Muslime/Juden/... sind schuld.", "Das Jobcenter ist schuld."
    Am besten die Schule vorzeitig abgebrochen und dann beschweren, dass da keiner Schlange steht, um einen hochbezahlten Job anzubieten. Ein Buch zu lesen war zuviel verlangt, aber die Bildzeitung, da steht ja auch alles drin.
    Und wer ist das Schuld? Die Merkel. Und der Bürger ist ja machtlos.

    Und wenn man dann mal nachfragt, ob man sich vielleicht mal ein wenig mit so Kram wie Demokratie oder Bildung beschäftigen möchte, damit seine Interessen auch mal vertreten kann, weil man gehört man gleich zu dieser "Elite, die da oben" und hält sich für was Bessers.

    Ich persönlich wäre für einen Wahlführerschein. Sobald man mal verstanden hat, was man da eigentlich tut, wenn man ein Kreuz malt, darf man in echten Wahlkabinen Kreuze malen.
    Ich könnte mir vorstellen, die Briten hätten VOR der Wahl "What is the EU?" gegooglet und nicht erst am nächsten Tag.

    Danke dass das hier einer mal so ausführlich erklärt 👍
    Wenn mehr Leute diese Einstellung hätten, wäre unsere jetzige Demokratie wohl tatsächlich eine ideale Staatsform



  • Bengo schrieb:

    Wenn mehr Leute diese Einstellung hätten, wäre unsere jetzige Demokratie wohl tatsächlich eine ideale Staatsform

    Wie nennt man denn eine Staatsform, in der nur 'qualifizierte' Bürger (die mit dem Wahlführerschein) wählen dürfen? Eine Demokratie kann ich darin jedenfall nicht mehr erkennen...



  • Killer-Kobold schrieb:

    Bengo schrieb:

    Wenn mehr Leute diese Einstellung hätten, wäre unsere jetzige Demokratie wohl tatsächlich eine ideale Staatsform

    Wie nennt man denn eine Staatsform, in der nur 'qualifizierte' Bürger (die mit dem Wahlführerschein) wählen dürfen? Eine Demokratie kann ich darin jedenfall nicht mehr erkennen...

    Darum ging es mir nicht wirklich, klar ist ein Fürherschein wohl kaum möglich, aber man kann ähnliches auch durch gute Aufklärungs und Bildungsarbeit erreichen.



  • Killer-Kobold schrieb:

    Wie nennt man denn eine Staatsform, in der nur 'qualifizierte' Bürger (die mit dem Wahlführerschein) wählen dürfen?

    Hab ich ja nur auf der letzten Seite geschrieben ... aber aus den Augen, aus dem Sinn halt, oder?

    de.wikipedia.org schrieb:

    Aristokratie bezeichnet in der Politikwissenschaft die Herrschaft einer kleinen Gruppe besonders befähigter Individuen, wobei die Art der Befähigung nicht näher bestimmt ist. Die ursprüngliche Wortbedeutung ist „Herrschaft der Besten“ [...]. In der Praxis wurde die Eigenschaft, zu „den Besten“ zu gehören, in aller Regel mit der Zugehörigkeit zu einer adligen Oberschicht gleichgesetzt, weshalb man unter Aristokratie meist die Herrschaft des Adels versteht.

    Gegen eine Technokratie hätte ich auch nicht wirklich etwas, solange hier die Befähigung mit reiner Kompetenz und nicht durch Vetternwirtschaft erreicht wird. Die EU wird als Technokratie bezeichnet, aber in meinen Augen ist das Blödsinn, weil man meistens nur technische Berater einlädt, die die gewollte Meinung bereits vertreten.

    Bengo schrieb:

    man kann ähnliches auch durch gute Aufklärungs und Bildungsarbeit erreichen.

    Können ist hier nicht das richtige Wort. Sollen, oder noch eher wollen ist die Frage hier.
    Ich erinnere mich an die Geschichten, die mir meine Großmutter erzählte, als der Pastor in der Kirche die Leute noch mal daran erinnert hat, wen sie wählen sollten, weil dies "christlich" sei.

    Es ist doch nur hinderlich, wenn die Leute wissen, wie das Wahlsystem funktioniert. Dass sie Koalition und Opposition nicht verwechseln beim täglichen Nachrichtenhören im Auto ist doch genug, was willst du noch?



  • Hi,

    ich hab Angela Merkel noch sleber auf ner Wahlveranstaltungerlebt, damals vor ihrer ersten Wahl als Bundekanzlerette. Da hat sie noch ganz eindeutig ins Mikrofon gesagt: "Ich will Deutschland dienen".
    Und dann kann man ja bei so einem eindeutigen Wahlbekenntnis auch erwarten, dass sie das auch umsetzt, ansonsten ist sie ganz klipp und klar und einfach eine Wahlbetrügerin.

    Gruß Mümmel



  • Ohje, das war doch offensichtlich nur eine Phrase, um Nationalisten einzufangen. 🙄



  • Merkel wird immer mehr als eine der Hauptursachen für den Brexit und die Spaltung Europas heraus gedeutet, wie ich weiter oben bereits konstatiert habe. Fazit: Deutschland trägt mit dem Spardiktat am Zustand Griechenlands Schuld. Deutschland hat mit seiner emotionalen und offenen Migrationspolitik den Brexit befördert. Etc.

    http://www.focus.de/politik/deutschland/brexit-votum-geht-merkel-als-eu-spalterin-in-die-geschichte-ein_id_5684645.html

    Was soll man dazu noch sagen? Merkel wird zur tragischen Figur und ist aktuell sogar Hauptansprechpartner der EU für die USA.

    Man sollte vor allem an die Wirtschaft denken, denn dort sind bei anhaltender Unsicherheit Investitionen und Arbeitsplätze bedroht. Zusätzlich droht eine massive Finanzkrise, wenn das Vertrauen in die Banken und den Staat schwindet.

    Jede Veränderung bietet Chancen für die Zukunft. Eine Erneuerung und Neuausrichtung der EU wäre sicher kein Fehler.


  • Mod

    muemmel schrieb:

    Und dann kann man ja bei so einem eindeutigen Wahlbekenntnis auch erwarten, dass sie das auch umsetzt, ansonsten ist sie ganz klipp und klar und einfach eine Wahlbetrügerin.

    Da musst Du mal der Argumentation von Xin folgen, die wie bereits gesagt juristisch sauber den Sachverhalt erklärt:

    Du wählst keine Angela Merkel: sie kann damit keine Wahlbetrügerin sein. [Ausser Du wohnst im Wahlkreis Uckermark oder wo sie ihren Wahlkreis hat.]

    Du wählst nicht mal wirklich die CDU. Du wählst eine Gruppe von Wahlmännern, die sich dann mit anderen Wahlmännern anderer Gruppen zusammentun, und diese wählen nach einem Kompromissprinzip den Bk.



  • Marc++us schrieb:

    muemmel schrieb:

    Und dann kann man ja bei so einem eindeutigen Wahlbekenntnis auch erwarten, dass sie das auch umsetzt, ansonsten ist sie ganz klipp und klar und einfach eine Wahlbetrügerin.

    Da musst Du mal der Argumentation von Xin folgen, die wie bereits gesagt juristisch sauber den Sachverhalt erklärt:

    Du wählst keine Angela Merkel: sie kann damit keine Wahlbetrügerin sein. [Ausser Du wohnst im Wahlkreis Uckermark oder wo sie ihren Wahlkreis hat.]

    Du wählst nicht mal wirklich die CDU. Du wählst eine Gruppe von Wahlmännern, die sich dann mit anderen Wahlmännern anderer Gruppen zusammentun, und diese wählen nach einem Kompromissprinzip den Bk.

    Wir wählen keine Wahlmänner, sondern Abgeordnete. Diese machen für uns die Politik und wir sollten so wählen, dass die Poltitik unserer MPs möglichst nach unserer Vorstellung ist. Der/Die KanzlerIn hat sowieso nicht so viel Einfluss wie du vielleicht denken magst, sehr viel läuft in den Gremien der Partein und Fraktionen und auch diese Leute kannst du wählen, wenn du in einer Partei bist und sogar mit an der Politik arbeiten.



  • Die letzte Meldung aus der Praxis, an die ich mich noch grob erinnere, war, daß SPD-Funktionäre den Zwergenaufstand aus der Provinz damit kommentiert haben, daß es doch schade wäre, wenn keine Mittel mehr für den nächsten Wahlkampf bereit wären oder wenn man nochmal über Personalfragen nachdenken müßte.


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