FOSS - welche Lizenz?



  • Ich wollt mal fragen, welche Lizenzen die Leute hier so für ihre Projekte verwenden^^
    Was hält ihr von Copyleft? Ist das eine gute Sache zur Förderung freier Software oder ist es zu einschränkend und zu kommunistisch? Damit ziele ich in erster Linie auf GPL ab.
    Gibts eine permissive Lizenz, bei der die Leute zwar damit machen können was sie wollen, aber immer, egal wie oft geforked und modifiziert wurde, ein Vermerk dabei sein muss, dass ihr Produkt auf Software X von Person Y basiert?

    Sorry für die doofe Frage aber da gibts echt ne Unmenge an Lizenzen und jeder hat ne andere Meinung drüber^^
    Wollte auch wissen, ob Copyleft wirklich so ne tolle Sache ist oder ob das in Wirklichkeit ein Wolf im Schafspelz ist^^



  • rechtsstreiter schrieb:

    Was hält ihr von Copyleft? Ist das eine gute Sache zur Förderung freier Software oder ist es zu einschränkend und zu kommunistisch? Damit ziele ich in erster Linie auf GPL ab.

    In den Unternehmen für die ich bisher gearbeitet habe war Code veröffentlichen ein komplettes No-Go. Im aktuellen Projekt ist seit einem dreiviertel Jahr die Anfrage offen ob ein Flag im im third-party Code (LGPL) von true auf false gesetzt werden darf. Wenn es die Möglichkeit gibt nicht (L)GPL zu verwenden wird es wahrgenommen.

    rechtsstreiter schrieb:

    Gibts eine permissive Lizenz, bei der die Leute zwar damit machen können was sie wollen, aber immer, egal wie oft geforked und modifiziert wurde, ein Vermerk dabei sein muss, dass ihr Produkt auf Software X von Person Y basiert?

    Neben (L)GPL sieht man häufig BSD und MIT, und die haben genau diese Klausel drin. Die Lizenzen sind auch so kurz das man sie sich selber mal durchlesen kann: https://opensource.org/licenses/MIT https://opensource.org/licenses/BSD-2-Clause



  • rechtsstreiter schrieb:

    Was hält ihr von Copyleft? Ist das eine gute Sache zur Förderung freier Software oder ist es zu einschränkend und zu kommunistisch? Damit ziele ich in erster Linie auf GPL ab.

    Bisher sah ich immer nur liberitäre Leute dagegen stänkern, die Richard Stallmann direkt mit Mao oder Stalin gleichgesetzt haben. Die GPL soll verhindern, dass Code, der ursprünglich mal frei und offen war, von irgendwelchen Unternehmen einfach so eingeheimst und geschlossen werden kann.

    Ich verweise hier mal auf Nessus und Snort, bei denen die Codebasis auf Nicht-GPL umgestellt wurde. Künftige Versionen durften als Nicht-GPL vertrieben, aber die ganzen GPL-Patches nicht mitgenommen werden. Und als Oracle Innobase aufgekauft hat, hat die GPL verhindert, dass die die Sourcen vom Netz nehmen konnten.

    BSD kann nichts dagegen machen, wenn Entwickler ausgebeutet werden. Vor etlichen Jahren kam raus, dass die UNIX-Emulation von Microsoft ziemlich direkt aus dem OpenBSD 3.0 Sourcetree kam, und machen konnten sie dagegen nichts. Die GPL garantiert nicht, dass Entwickler für so was bezahlt werden, aber immerhin kann man sich noch dagegen wehren.

    Und wenn Firmen dann den Projektcode nicht verwenden wollen, weil der GPL ist - who cares? Das zeigt dann halt nur, wie inkompetent die Firma ist. Wie bei Apple, die Samba rausgeworfen haben, weil die GPLv3.0 verwendet haben, und das hatte nun mal eine Anti-Patent-Klausel. Dann kam diese Stellungnahme raus:

    Developers report that Apple has internally officially announced that it will pull Samba from Mac OS X Lion and Lion Server, and replace it with Windows networking software developed by Apple.

    Also trifft's nur die Deppen, die sowieso Apple-Produkte einsetzen. Warum Deppen? Na weil Apple in Sachen Sicherheitlücken einen Trackrecord hat, der Oracle und Adobe alle Ehren macht. Wer bei so einer Firma kauft, hat's nicht besser verdient.

    Und als Hackingteam gehackt wurde, konnte man sehen, wie die ohne rot zu werden GPL-Code verwendet haben. Das hat dann auch noch mal ein Nachspiel gehabt.

    Meines Erachtens ist die GPL noch gar nicht streng genug. Die sollten direkt die Nutzung von Code für geheimdienstliche oder militärische Verwendungszwecke verbieten.

    Falls es mit diesem Hintergrund Gründe gegen die GPL gibt, will ich sie mir gerne anhören.



  • dachschaden schrieb:

    Und wenn Firmen dann den Projektcode nicht verwenden wollen, weil der GPL ist - who cares? Das zeigt dann halt nur, wie inkompetent die Firma ist.

    Un das zeigt nur was für ein Koffer du bist. 🙄
    Die GPL zwingt dich deinen eigenen Code ebenfalls unter GPL zu stellen und zu veröffentlichen- und damit effektiv zu verschenken. Wieso sollte Apple ihr ganzes OS unter GPL stellen wollen, nur weil sie Samba verwenden und mit ausliefern? Ist doch total bescheuert.

    dachschaden schrieb:

    Falls es mit diesem Hintergrund Gründe gegen die GPL gibt, will ich sie mir gerne anhören.

    Was sollen die Hintergründe ändern? Ist doch egal was jemand sich bei irgendwas gedacht hat, was letztendlich bleibt sind die Auswirkungen, und die sind bei GPL halt kacke.



  • hustbaer schrieb:

    Die GPL zwingt dich deinen eigenen Code ebenfalls unter GPL zu stellen und zu veröffentlichen- und damit effektiv zu verschenken.

    Du weißt schon, dass man separate Lizenzen mit den Programmierern aushandeln kann, oder? Die dann nicht unter GPL fallen und aber dafür sorgen, dass die Programmierer nicht leer ausgehen.

    Haben sie aber nicht gemacht. Stattdessen haben sie angesagt, was eigenes auf die Beine zu stellen. Und das eigene von Apple hat bisher immer gestunken. Das heißt, noch mehr, als es sonst der Fall ist.

    hustbaer schrieb:

    Was sollen die Hintergründe ändern? Ist doch egal was jemand sich bei irgendwas gedacht hat, was letztendlich bleibt sind die Auswirkungen, und die sind bei GPL halt kacke.

    Dann gib doch mal an, warum die so kacke sein sollen. GPL ist kacke zu sagen ist leicht. Schwieriger ist, wie ich Fälle auszugraben, wo die GPL genau das verhindert hat, was sie verhindern sollte. Auch wenn dir das persönlich nicht gefällt - aus welchen Gründen auch immer. Wenn du Gründe hast, dann hau sie raus. Proleten kann jeder, und bisher ist der einzige Koffer, den ich hier sehe, du.



  • dachschaden schrieb:

    hustbaer schrieb:

    Die GPL zwingt dich deinen eigenen Code ebenfalls unter GPL zu stellen und zu veröffentlichen- und damit effektiv zu verschenken.

    Du weißt schon, dass man separate Lizenzen mit den Programmierern aushandeln kann, oder? Die dann nicht unter GPL fallen und aber dafür sorgen, dass die Programmierer nicht leer ausgehen.

    Das ist bei den meisten GPL Projekten total unrealistisch. Handel mal mit zig oder gar hunderten Contributern ne andere Lizenz aus. => Bullshit

    dachschaden schrieb:

    Dann gib doch mal an, warum die so kacke sein sollen. (...) Proleten kann jeder, und bisher ist der einzige Koffer, den ich hier sehe, du.

    Hab ich gerade. Dass du meinst das sei kein Argument, dafür kann ich nix. Ist aber eins. Ein gutes sogar.



  • hustbaer schrieb:

    Das ist bei den meisten GPL Projekten total unrealistisch. Handel mal mit zig oder gar hunderten Contributern ne andere Lizenz aus. => Bullshit

    Wenn man nicht mal die Anfrage nach Aushandlung einer anderen Lizenz stellt, kann man auch nicht sagen, dass es unrealistisch ist. Bei all den Fällen, die ich aufgezeigt habe, konnte ich nicht feststellen, dass sich auch nur einer die Mühe gemacht hätte, die Leute mal anzufragen, ob die Lizenz neu ausgehandelt werden konnte.

    Ich habe bisher nur einen Fall auf dem Radar, wo das tatsächlich passiert ist - und das ausgerechnet bei einem der größten GPL-Projekte da draußen, dem Linux-Kernel. Da wollte nVidia auf eine GPL-Schnittstelle zugreifen und hat explizit nachgefragt, was man da machen könnte. Wie das ausgegangen ist, weiß ich nicht. Ist auch wieder 4 Jahre her. Vermutlich hat man ihnen gesagt, dass sie da mal die Leute kontaktieren sollen, die die Schnittstelle geschrieben haben, und dann haben sie aufgegeben.

    hustbaer schrieb:

    Hab ich gerade. Dass du meinst das sei kein Argument, dafür kann ich nix. Ist aber eins. Ein gutes sogar.

    Es ist objektiv KEIN Argument. Die GPL ist explizit entstanden, um Programmierern zu erlauben, ihren Code jedem zur Verfügung stellen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass andere Leuten diesen Code nutzen können, ohne ihren eigenen zur Verfügung stellen zu müssen. Hier wurde bewusst die Freiheit der Nutzer über kommerzielle Interessen gestellt.

    Und jetzt kommst du mit "ja, aber das kommerzielle Interesse" - das interessiert die GPL nicht.
    Bei BSD kann jeder schalten und walten, wie er lustig ist. Und wenn du mal 'ne Weile in fremden Quellcode geblickt hättest, wüsstest du, dass man in erstaunlich vielen Projekten BSD-Code findet. Nicht mal kostenloses Feedback bekommen diese Leute. Und dann sieht man, wie die FreeBSD-Foundation öffentlich um Geld betteln, weil Firmen ihren Code abgreifen.

    Und wenn Firmen dann rechtlich dazu gezwungen werden können, entweder ihren Code offenzulegen, oder die Programmierer zu beteiligen, oder ihren eigenen Scheiß, der hinten und vorne nicht funktioniert, zu erstellen, damit jeder die 'ne gute Weile auslachen kann - dann ist das definitiv etwas positives. Aber du beschwerst dich darüber, dass die GPL genau das tut, was sie tun soll. OK. Wasser ist nass. Welche anderen Konsequenzen hat das noch? Also welche, die kacke sind?



  • dachschaden schrieb:

    hustbaer schrieb:

    Hab ich gerade. Dass du meinst das sei kein Argument, dafür kann ich nix. Ist aber eins. Ein gutes sogar.

    Es ist objektiv KEIN Argument. Die GPL ist explizit entstanden, um Programmierern zu erlauben, ihren Code jedem zur Verfügung stellen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass andere Leuten diesen Code nutzen können, ohne ihren eigenen zur Verfügung stellen zu müssen. Hier wurde bewusst die Freiheit der Nutzer über kommerzielle Interessen gestellt.

    Du hast nach Gründen gegen die GPL gefragt. Nicht nach Gründen warum die GPL nicht ihren Zweck erfüllt. Es gibt viele Dinge die ihren Zweck erfüllen, wo es dennoch viele gute Gründe dagegen gibt. z.B. könnte man mit dem Zweck nicht einverstanden sein, oder dass es neben dem Zweck einer Sache auch noch andere wichtige Faktoren gibt.

    z.B. könnte man sagen dass der Zweck von Atomkraftwerken sei Strom zu erzeugen. Und den erfüllen sie auch super. Dennoch gibt es zumindest einen guten Grund gegen Atomkraftwerke zu sein.



  • hustbaer schrieb:

    z.B. könnte man sagen dass der Zweck von Atomkraftwerken sei Strom zu erzeugen. Und den erfüllen sie auch super. Dennoch gibt es zumindest einen guten Grund gegen Atomkraftwerke zu sein.

    Denken wir mal ein bisschen weiter - nehmen wir einen Grund, gegen Atomkraftwerke zu sein, die Erzeugung von radioaktiven Brennstäben (ignorieren wir mal, dass man daraus Nuklearwaffen erstellen kann). Wenn man sich darüber beschwert, dass ein Atomkraftwerk genau das tut, was es tun soll - nämlich Strom herstellen - dann ist das natürlich kein Argument. Anders sieht es bei den Brennstäben aus, die sind nämlich ein Nebenprodukt davon. Über die kann man sich sehr wohl begründet beschweren.

    Ähnliches bei der GPL. Die entwickelt wurde, um zu verhindern, dass Leute einfach so fremden Code abgreifen können. Und dein Argument ist, dass Leute und Firmen jetzt nicht mehr diesen Code abgreifen können. DAS ist äquivalent zu "Atomkraftwerke sind kacke, weil die Strom erzeugen".

    Ich frage nach Brennstäben hier, nicht nach der Stromerzeugung. Letztere ist nämlich bewusst so gewollt. Der Grund, warum sie überhaupt existieren.



  • OK, verstehe was du meinst.

    Für mich bleibt trotzdem das Problem dass es bei grossen Projekten praktisch unmöglich ist sich was mit den Autoren auszuhandeln, weil es einfach zu viele gibt. Ab einer bestimmten Zahl ist immer einer dabei dem irgendwas nicht passt bzw. der es grundsätzlich ablehnt dass sein Code kommerziell verwendet wird.
    Diese Projekte sind dann GPL-only, und damit für viele Firmen unverwendbar. Das "schützt" dann vielleicht die Arbeit aller Autoren, aber nur in der Form dass die Autoren nix bekommen weil ihre Arbeit halt einfach nicht kommerziell verwendet wird. (Oder vielleicht doch, aber dann heimlich und unter Verletzung der Lizenz.)

    Und dann gibt es noch die Projekte die "dual licensing" betreiben. Dabei gibt es dann wohl zwei Möglichkeiten:

    1. Man committet etwas und "schenkt" es der Firma die die kommerzielle Lizenz vergibt und dafür bezahlt wird.
    2. Man baut etwas was man unter GPL stellt auf dem Projekt auf, brancht es und gibt seine eigenen Änderungen nur unter der GPL frei. Damit können sie nicht in das Haupt-Projekt gemerged werden, da dieses ja alternativ unter einer nicht mit der GPL kompatiblem Lizenz lizensiert wird.
      Beide Varianten sind mMn. ebenso doof.

    D.h. mMn. versucht die GPL ein Problem zu lösen das - zumindest für grosse Projekte mit vielen committern - nicht sinnvoll lösbar ist. Und das Resultat ist halt dementsprechend.

    (Das ist jetzt wohl auch kein "Brennstäbe" Argument sondern eher ein "Strom erzeugen ich doch keine so tolle Idee" Argument. Ein - für mich - wichtiges Argument ist es aber auf jeden Fall.)


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