Jobwechsel nach dritter Nullrunde?
-
Hallo zusammen,
ich arbeite im Rhein-Neckar-Raum als Softwareentwickler in einer Medizintechnikfirma seit aktuell 5 Jahren und verdiene gut 60k€. Die letzte Gehaltserhöhung hatte ich 2018/2019 von 53k€ auf 60k€. 2019/2020 habe ich daher nichts verlangt, dennoch einen Bonus im niedrigen vierstelligen Bereich erhalten. 2020/2021 gab es "coronabedingt" keine Gehaltserhöhung sondern den Coronabonus, und dieses ja, nun ja, nichts.
Kurzer Hintergrund: Die Firma hatte jahrelang ein massives Problem mit ihrem Hauptprodukt, eine auf über 20 Jahre alter Technologie basierende Software (mit WATCOM Compiler...), die den mittlerweile auftretenden Datenmengen nicht mehr gewachsen ist, und beim Kunden in der Benutzung alle 20 Minuten abgestürzt ist. Ich habe 3 Jahre, im ersten Jahr zusammen mit einem externen Mitarbeiter, ein komplettes Rewrite durchgeführt; die Optimierung, dass es überhaupt bedienbar war, habe komplett ich durchgeführt. Das beheben der Bugs habe ich zu mindestens 80% ich übernommen. De facto war ich komplett verantwortlich für den Code bzw. die Architektur. Letztes Jahr war Markteinführung, und es war ein voller Erfolg!
Ich finde, meine Tätigkeiten gehen deutlich über die eines "normalen" Softwareentwicklers hinaus, weshalb ich das Gehalt als zu niedrig empfinde. Sagt mir bitte, wenn ich hier einen falschen Eindruck habe.
Verlangt habe ich 8%. Mein Jahresgespräch lief äußerst positiv. Ich habe mir jetzt als Strategie überlegt, meinem Chef möglichst subtil in Zugzwang zu setzen. Betteln möchte ich nicht, eigentlich mag ich auch die Aufgaben, und in der Firma habe ich einen guten Stand.
Ich würde gerne wissen, ob ihr das Gehalt als angebracht empfindet, oder ob ihr wechseln würdet?
Danke für eure Ratschläge
-
60k ist auch nicht das Gehalt eines normalen Software-Entwicklers, damit hast du schon mehr als Durchschnitt. Wie alt bist du und wie lange arbeitest du schon als C++ Entwickler? Und wie gross ist die Firma (Standortgrösse, alle Mitarbeiter dort, egal welche Tätigkeit)?
-
Danke schonmal für deine Antwort und Einordnung. Ich bin 29, ist meine erste Stelle nach dem Studium. Die Firma hat 60 Mitarbeiter, wir sind aber Subunternehmen von einer 500-Mitarbeiter großen Firma, die wir mit Software beliefert haben und die uns vor einigen Jahren gekauft haben.
Tatsächlich mache ich aktuell eher 20% C++, was nicht wirklich performancekritisch ist, ist in C# programmiert.
-
Hm. Also ich muss mich korrigieren. Ich bin in Österreich, wo die Gehälter wohl anders (etwas niedriger) sind.
Ich hab jetzt nochmal für D nachgesehen, und musste feststellen: mit 60k bist du nicht überdurchschnittlich, aber ziemlich genau durchschnittlich. Also jetzt ungeachtet der Erfahrung, Firmengrösse etc.Dabei ist aber eben dein Alter/Berufserfahrung noch nicht eingerechnet. Und du bist erst 29. D.h. alles in allem verdienst du vermutlich trotzdem gut überdurchschnittlich, für einen Software-Entwickler in deinem Alter.
Wie das mit der Firmengrösse in dem Fall zu beurteilen ist kann ich nicht sagen. 60 wäre am oberen Ende von "klein". 500 wäre am unteren Ende von "gross". Und grosse Firmen zahlen halt einfach besser.
Ich würde sagen: wenn dir der Job Spass macht (insgesamt, also inklusive Klima in der Firma, wie du mit den Kollegen auskommst etc.), dann sehe ich (noch) keinen Grund zu kündigen.
Wenn es dir hauptsächlich darauf ankommt möglichst schnell möglichst viel zu verdienen, dann ... wieso nicht? In dem Fall solltest du schauen möglichst bei grösseren, namhaften Firmen unterzukommen. Und möglichst nach ein paar Jahren wieder zu wechseln, wenn du ein besseres Angebot bekommst. Ziel wäre dann bei einem der dicken Schweine unterzukommen, also Google, Microsoft, Facebook etc. Wobei das nicht für jeden ist. In grossen Firmen gibt es viel viel mehr sinnlose Regeln, Bürokratie und die Work/Life Balance ist meist eher nicht so toll.
-
@hustbaer sagte in Jobwechsel nach dritter Nullrunde?:
In grossen Firmen gibt es viel viel mehr sinnlose Regeln, Bürokratie und die Work/Life Balance ist meist eher nicht so toll.
Hm, aber große Firmen haben eher einen Betriebsrat als kleine. Ich war in meinem ersten Nicht-Uni-Job bei einer kleineren Firma (ca 40 Personen) und dort war Kernzeit 9-18h von Mo-Fr mit relativ viel Stress und 50k€ (meist reale Arbeitszeit eher so 9 - 19:30). Das fand ich eher nicht so toll und bin auch nach 6 Monaten da weg. Von großen Firmen kenne ich eher, dass es z.B. Dinge wie 38 oder gar 35h gibt und dass Überstunden bezahlt werden oder abgebaut werden können anstatt "mit dem Gehalt abgegolten" sind (vermutlich ungültige Klausel, aber ich habe ja keine Lust, mit auch noch einen Anwalt zu nehmen). Aber bei sinnlosen Regeln stimme ich dir zu - sowas wie "Glühlampe defekt? Erstmal Callcenter in Indien anrufen, die schicken dann vielleicht in 2 Wochen jemanden vorbei, der die zu tauschen berechtigt ist" (gehört von Bekanntem bei großer IT-Firma) scheint doch leicht übertrieben zu sein.
-
Die 38h bringen dir halt auch nur was, so lange du dich nicht genötigt fühlst mehr zu arbeiten ohne die Zeit zu erfassen
-
Wenn's darum geht, möglichst viel zu verdienen: Entweder zu einem Unternehmen, das nach Tarif bezahlt (Metall oder Chemie sind da gute Adressen), oder halt zu einer der klassischen Beraterbuden, das hat aber auch seine Nachteile.
Ansonsten sind 60k mit 29 Jahren auch nicht sooo verkehrt.Ist auch immer noch ein bisschen eine Frage, wo das ganze ist: In München und Stuttgart verdienst du eher mehr, als in Kiel zum Beispiel
-
Ja, vom Klima her, und auch vom Standort, passts eigentlich gut, stressig ist es schon hin und wieder, aber Überstunden kommen nur sehr selten vor. Prinzipiell "reicht" mir auch das Geld. Danke für die Einschätzungen, ich werde nochmal ein paar Nächte drüber schlafen
-
Das ist wirklich nicht so schlecht. Ich kenne wirklich viele, die (deutlich) weniger verdienen. Ist klar, man kann auch deutlich mehr verdienen. Aber grad wenn es dir da gefällt, ist das wirklich nicht schlecht und kein Kündigungsgrund.
-
Gier frisst Hirn