Diplom versus Master



  • Ich habe mich erstmal für Diplom eingeschrieben, was ich aber bis zum 15. Oktober noch ändern kann.

    Wie ist eure Meinung dazu?
    Der Diplom-Studiengang soll ja irgendwann ganz auslaufen und der Master ist international etabliert und man kann nach 6 Semestern mit einem Bachelor ins Berufsleben gehen. Außerdem soll ist er ja angeblich klarer gegliedert, was aber imho davon abhängt, in wie weit die jeweilige Universität einen abgeänderten Diplom-Studiengang als Master-Studiengang präsentiert oder wirklich etwas neues schafft. Allerdings weiß ich nicht, worin sich beide Studiengänge (besonder zu Beginn) unterscheiden und habe mal gehört, dass man vom Diplom-Studiengang leicht zum Master wechseln kann aber nicht umgekehrt.



  • Das Diplom wurde doch nicht auf das Abstellgleis verfrachtet. IMHO sollte man im Moment eher einen Diplomstudiengang beginnen als auf den Bachelor/Master-Zug aufzuspringen weil das ja so toll und internatonal ist. Man darf nicht vergessen, dass man für ein Diplom an einer deutschen Universität im Idealfall etwa 9-10 Semester einplanen muss während man bei einem Bachelor nur 6 Semester (bzw. 8 bei Master) studiert. Man ist zaw früher auf dem Markt aber hat nicht unbedingt den gleichen Wissensstand.



  • Auch ein Masterstudiengang ist auf 10 Semester ausgelegt (6Bachelor +4Master). Angeblich soll der aber so aufgebaut sein, dass man das auch schaffen kann.
    Das ist beim deutschen Diplom häufig anders. Die durchschnittliche Studiendauer im Fachbereich Elektrotechnik an der RWTH Aachen beträgt z.B. 14,7 Semester !!!


  • Mod

    Es ist auch wieder mal Hype. Ein gängiges Argument lautet ja auch, daß man damit international bessere Chancen hätte, weil jeder der Deutsch nicht als Muttersprache hat sofort den Titel versteht.

    Aber da muß man mal genauer ein Auge darauf werfen - in kaum einen Land sind Firmen so zeugnisgeil wie in Deutschland. Das hat lustige Konsequenzen (und zwar Vereinfachungen) für uns zur Folge.

    1. Angenommen, man arbeitet in Deutschland, hat aber oft im Ausland zu tun. Jetzt können die Leute nichts mit Abkürzungen wie Dipl.-Inf. anfangen... wie löst man das pragmatisch? Man schreibt einfach einen Mastertitel auf die englische Visitenkarte, Problem gelöst. Machen viele Firmen mit internationaler Erfahrung so, Thema durch.

    2. Du hast ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet und hast die Schnauze voll und willst ins Ausland. In den meisten Ländern mit angelsächsisch geprägten Ausbildungssystemen (also Amiland, Kanada, GB, Mechiko, Südamerika, Asien, ins.bes. Taiwan, Singapore, Thailand, Hongkong) - dort wo man wohl auch nach Jobs sucht - besteht die Bewerbung eher aus einer Art Schilderung mit Angaben der Tätigkeit. Wenn Du da Deine letzte Visitenkarte beilegst, wo nach 1) der Titel steht, und im Lebenslauf steht "... equal to Master of blabla..." reicht das vielen aus. Man sieht es umgekehrt, wenn sich mal Leute aus diesen Ländern bei uns bewerben. Nix mit 14 Seiten Zeugniskopien. Also ist das mit dem Namen nur halb so wild. Im Internationalen sind Zeugnisse sowieso immer zu übersetzen und zu beglaubigen, weil doch alle andere Noten verwenden... 1-5, 5-1, A-D, D-A, A-E, 1-6, usw. Also kannst Du auch Dein deutsches Master-Zeugnis nicht einfach nach England schicken, weil das mit den Noten ein Problem sein kann. Wenn Du ohnehin eine Übersetzung brauchst, kannst Du auch den Titel übersetzen lassen.

    3. Nach deutschem Studium will man sich direkt im Ausland bewerben - nicht so wahrscheinlich, da man doch meistens vorher 1-2 Semester im jeweiligen Land war, dort evtl. ein Praktikum gemacht hat, ansonsten gilt auch die Sache mit der Übersetzung wieder. Unter dem Strich vielleicht ein bißchen hinderlich mit dem Dipl.-Inf., aber kein Beinbruch.

    Außerdem oft vergessen: das deutsche "Diploma" in Elektrotechnik und Maschinenbau entlockt vielen Ausländern bei der Vorstellung im Rahmen des Visitenkartentauschs nach wie vor "Ah" und "Oh"s. Das deutsche Ingenieurdiplom ist bei Technikern weltweit ein MARKENZEICHEN - nach wie vor, auch wenn wir massiv daran arbeiten das durch "sozialintegrierende Techniken und fächerübergreifende kulturelle Bildung" zu entwerten. [Sozial kompetent, technisch impotent - der deutsche Wunsch-Techniker der Zukunft]

    Ich sehe die Einführung des Master/Bachelor-Studiums in Deutschland eher vor dem Hintergrund, daß die Hochschulen sich hier mittelfristig kostenpflichtige Studiengänge als Einnahmequelle erschliessen wollen, d.h. sie bringen den Ms/Bc ins Bewußtsein, werben mit der modernen Ausbildung, den Namen, usw, und irgendwann erschliessen sie sich endlich das Bezahlstudium - dann gibt's den Master/Bachelor gegen Bezahlung und das Diplom ist dann das "kostenlose" Angebot für die Allgemeinheit. Einige der Tendenzen gehen ja in die Richtung.



  • Wieder einmal interessante Gedanken von dir, Marcus.

    1. Ich gehe davon aus, dass der deutsche Master sich den internationalen Notenstandards (so weit vorhanden) angepasst hat / anpassen wird. Also nicht, dass die Briten sich dann wundern, dass ein Bewerber aus Deutschland 100 Punkte hat obwohl es bei den Briten nur bis 40 geht o.ä. 😃

    2. Wenn der Master mittel- oder langfristig als Weg zum Bezahlstudium sein soll, dann wird das Diplom im Gegenzug doch den Ruf des Billigstudiums erhalten, oder?

    3. Ist da ja noch die Modularität: Es ist ja ein Vorteil des Masterstudiums, das man nach 6 Semestern schon einen akademischen Abschluss (Bachelor) haben kann, mit dem man dann in der Wirtschaft Fuß fassen kann (sollte). Außerdem soll der Studieninhalt beim Master klarer geglieder sein und häufiger Leistungsüberprüfungen haben, was auf der einen Seite vielleicht als Verschulung des Studiums beurteilt werden kann, aber auf der anderen Seite auch Motivationsvorteile für den Studenten bringt (gäbe es in der Schule keine / seltener Noten, würde dort imho auch die Motivation den Bach runtergehen).

    @ etechniker

    Angeblich soll der aber so aufgebaut sein, dass man das auch schaffen kann.

    Kannst du noch mehr dazu sagen? Ist nämlich sicherlich ein interessanter Punkt.



  • Wenn die so dringend Geld brauchen, was kostet denn dann ein Dipl-Ing. direkt, ohne den Umweg mit diesen 7 Jahren Zeitverschwendung? Ich meine, man überlege sich alle diese unnötigen Nebenkosten wie Professoren und Gebäude etc. .....
    Ach, das geht ja auch wieder nicht, dann müsste die Wirtschaft ja wirklich Aufträge nach draussen geben, die derzeit als Diplomarbeiten und Praktikantenstellen umsonst erledigt werden... Das ist aber auch verzwickt.



  • Tobias Dallmann schrieb:

    Angeblich soll der aber so aufgebaut sein, dass man das auch schaffen kann.

    Kannst du noch mehr dazu sagen? Ist nämlich sicherlich ein interessanter Punkt.

    Damit meint er, daß die Regelstudienzeit, wie sie für alle Studiengänge angegeben ist, auch für den Großteil der Studenten eingehalten wird. Wenn beim Master also eine Regelstudienzeit von 10 Semester angegeben ist, dann sind es auch 10 Semester. Wenn Du einen Diplomstudiengang a la Elektrotechnik einschlägst, dann dauerts halt länger als die Regelstudienzeit (in der Regel).

    Dennoch gibt es, zumindest an meiner Uni, deutliche Unterschiede in der Art, Inhalt und Form zwischen dem Bachelor und Diplom Studiengang Elektrotechnik.

    Bachelor:
    - Schwierigkeitsgrad kleiner als Diplom
    - Unterricht ist in der Regel in Englisch
    - Klausuren sind in kleinere Portionen geschnürt (1 bis 2 semestrig) und sind in der Regel in Englisch
    - volle Räume und du hast internationale Mitstudenten

    Diplom:
    - Schwierigkeitsgrad ist größer als Bachelor
    - Unterricht ist immer in Deutsch
    - Klausuren sind je nach Vertiefungsrichtung "am Stück" abzulegen, d.h. wenn Du z.B. Informationstechnik vertiefst, dann würdest Du eine Klausur über 4 Semesterstoff schreiben, 2 Jahre Unistoff ?!

    Dabei sind beide Studienarten gleichsam theoretisch, also den praktischen Bezug hast Du stärker, wenn Du an der FH studieren würdest, so ist der der Praxisschock unter Umständen sicher, nirgends lernst Du mehr Theorie, als an dere Uni - erschreckend beizumerken an meiner Uni wäre ein Studiengang Elektrotechnik sogar möglich ohne z.B. Löten zu können !!!

    Winn



  • Wenn das Studium tatsächlich nur noch Bachelor und Master-Urkunden "verteilt" ... was geschieht dann mit den FH-Absolventen, die ein Aufbaustudium gemacht haben und sich so den Titel MSc. erworben haben?



  • CengizS schrieb:

    Wenn das Studium tatsächlich nur noch Bachelor und Master-Urkunden "verteilt" ... was geschieht dann mit den FH-Absolventen, die ein Aufbaustudium gemacht haben und sich so den Titel MSc. erworben haben?

    Was soll mit denen geschehen 😕
    Der Master Abschluss ist - egal ob an einer Uni oder an einer FH erworben - gleichwertig. Auch wenn das einigen engstirnigen und hochnäsigen Universitäts-Vertretern nicht passen wird 🤡.


  • Mod

    Ach, das glaubst Du doch selbst nicht... da gibt's dann bald einige, die in MSc.(Univ) auf dem Titel stehen haben... ist doch sogar bei Profs so, obwohl es den Titel nicht gibt, bezeichnen sich wahnsinnig viele Profs - gerade im Technikbereich - als Prof. (Univ.) um sich vom FH-Prof abzuheben.



  • Ja, das stimmt. Trotzdem bleibt "Master" Master, die Ausbildung sollte ja auch gleich sein, egal ob FH oder Uni.


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