Reicht Bachelor oder doch lieber Master?
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Ok, also arbeitest Du schon seit geraumer Zeit (sagen wir mal, seit 10 Jahren). Welchen Einblick müssen wir Deiner Meinung nach haben, und rechtfertigt das Deine aggressive Ausdrucksweise? Anders gefragt: Welchen Einblick hast Du, den wir nicht zu haben scheinen?
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thordk schrieb:
mit einem bachelor in informatik bist du grundsätzlich auch kein informatiker. alle naturwissenschaftler und informatiker bekommen denselben bachelor aufs auge gedrückt, nämlich den bachelor of science.
Verdammt!
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Also wenn ichs recht verstanden habe, ist der Bachelor (ehemals Grundstudium) wohl eher allgemein und die Grundlage für wissenschaftliche Arbeit. Der Master ist dann schon eine Spezialisierung auf einem Teilgebiet des Zweigs.
Aber Bologna ist IMO sowieso fürn Popo.
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Genau das geht eben nicht. Würde man tatsächlich den bestehenden Studienplan so belassen und lediglich Abschlüsse ändern, bekäme man den Studiengang nicht akkreditiert. Der Bachelor soll nämlich "berufsqualifizierend" sein.
Mal am konkreten Beispiel: Bisher dauert das Grundlagenstudium hier 6 Semester. Würde man nun nach 6 Semestern einfach den Bachelor vergeben und nach weiteren 4 den Master, wäre das gar nicht zulässig! Um den Bachelor also "berufsqualifizierend" zu machen, muß man von vornherein die Grundlagen abspecken, um stattdessen wenigstens einen Schwerpunkt haben zu können. Davon, daß im Bachelor allgemein ist und die Grundlage für wissenschaftliche Arbeit ist, kann also in dieser Weise nicht die Rede sein.
Erst mit dem Master wird eine Ausbildung im Hinblick auf wissenschaftliches Arbeiten erfolgen, im Bachelor kann man das einfach nicht unterbringen.
Als Ergebnis erhält man also Bachelors mit wenig wissenschaftlicher Arbeitsweise (wahrscheinlich ist die Arbeitgeberseite deshalb so scharf drauf) sowie Master, die dann anspruchsvolle Arbeit tun können und ggf. promovieren.
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Danke für die Erklärung
scrub schrieb:
(wahrscheinlich ist die Arbeitgeberseite deshalb so scharf drauf)
Das genau stört mich daran. Wenn sie Berufsfähige Leute wollen, dann sollen sie selbst Ausbildungen schaffen, die ihren Erwartungen entsprechen und nicht der öffentlichen Lehre vorschreiben was zu tun ist. Der Staat blächt, die Industrie kassiert.
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Minimee schrieb:
@Gregor
Lerne die Bedeutung von "Grundlagen".Ein Bachelor hat IN DEUTSCHLAND alle theoretischen Grundlagen, die ein Master hat.
"theoretische Grundlagen" ist etwas anderes als "Grundlagen der Theorie". Man kann die gesamte Theorie als Grundlage sehen und genau das drückt Deine Formulierung aus. Du sagst ja dann auch, dass ein B.Sc. wissenschaftliches Rüstzeug hat. Das stimmt IMHO nicht. Mit einem B.Sc. wird Dir i.A. keine Arbeit anvertraut werden, die etwas mit Wissenschaft zu tun hat und das hat auch seinen Grund.
Auch wenn Du nicht akzeptieren magst, dass ein B.Sc. nur ein "besserer Arbeiter" ist, so ist das genau das, was dieser Abschluss aus einem macht.
Hier wird zwar immer gesagt, dass es im Beruf nach einigen Jahren keine Rolle mehr spielt, was man für einen Abschluss hat, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Dieser Vergleich betrifft gleichartige Aufgaben. Der B.Sc. kommt aber nicht an alle Aufgaben heran, an die ein M.Sc. oder gar ein Ph.D. ran kommt.
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bachelor ist doch mist. nix halbes und nix ganzes. mittendrin aufhören ist doof.
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Also bei den Unternehmen ist der Bachelor im Moment jedenfalls nicht gerade sehr angesehen, das merkt man schon an Gesprächen mit den jeweiligen Vertretern. Kommt da einer der noch Diplom macht, dann wird sich da richtig nett und freundlich mit dem unterhalten. Kommt einer der Bachelor macht, dann ist man da erst mal sehr skeptisch. Liegt wohl ebend auch daran, dass es halt etwas neues ist (was ja aber ironischerweise viele Firmen gefordert haben).
Naja und dann ist es bei uns an der FH z.B. so, dass wir der letzte Diplomstudiengang sind, und die Semester drunter Bachelor machen. Packt jetzt einer im Diplomstudiengang das Semester nicht, dann geht er einfach in den Bachelorstudiengang und macht da weiter (und das machen relativ viele die es nicht packen). Dadurch werden eben die "schlechteren" Leute in den Bachelor-Studiengang abgeschoben.
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Gregor schrieb:
Minimee schrieb:
@Gregor
Lerne die Bedeutung von "Grundlagen".Ein Bachelor hat IN DEUTSCHLAND alle theoretischen Grundlagen, die ein Master hat.
Auch wenn Du nicht akzeptieren magst, dass ein B.Sc. nur ein "besserer Arbeiter" ist, so ist das genau das, was dieser Abschluss aus einem macht.
Schwachsinn. Ein Bachelor hat eine akademische Ausbildung. Der Unterschied zwischen Bachelor und jemandem mit nur Ausbildung (und die hat ein "Arbeiter" bestenfalls, ich verstehe unter "Arbeiter" i.d.R. jemanden mit max. Hauptschulabschluss) ist immer noch so groß wie der eines Abiturienten zu einem Erstklässler. Es ist eine unverschämte Frechheit von dir diese beiden Gruppen in einen Topf stecken zu wollen und zeugt von unglaublicher Ignoranz.
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nep schrieb:
Dadurch werden eben die "schlechteren" Leute in den Bachelor-Studiengang abgeschoben.
Bei der TU München stimmt es auf alle Fälle: da haben die Bachelors durchschnittlich eine um eine Notenstufe schlechtere Abschlußnote als die Diplomer. Dafür überziehen die Bachelors aber nur um 1,64 Semester, während sich die Diplomer 2,12 Extrasemester leisten. Ob's das wert ist?
Aber das Killer-Argument für das Diplom ist ohnehin, dass der Frauenanteil am Ende doppelt so hoch ist als beim Bachelor
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minhen schrieb:
nep schrieb:
Dadurch werden eben die "schlechteren" Leute in den Bachelor-Studiengang abgeschoben.
Bei der TU München stimmt es auf alle Fälle: da haben die Bachelors durchschnittlich eine um eine Notenstufe schlechtere Abschlußnote als die Diplomer. Dafür überziehen die Bachelors aber nur um 1,64 Semester, während sich die Diplomer 2,12 Extrasemester leisten. Ob's das wert ist?
Auf was bezieht sich das denn? Hier gibt es schließlich das sogenannte "Münchner Modell" (http://portal.mytum.de/studium/abschluesse/muenchnermodell/ ), was im wesentlichen für den Studenten sagt: Du schreibst dich für's Diplom ein und reichst deine Semesterarbeit mit anderem Deckblatt nochmal als BSc-Arbeit ein und bekommst dann den BSc nachworfen. weil: je mehr Titel desto besser. Wenn diese Bachelor-Noten mit in die Statistik reinfallen, dann werden ja manche Diplomstudenten mehrfach gezählt ....
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minhen schrieb:
Dafür überziehen die Bachelors aber nur um 1,64 Semester, während sich die Diplomer 2,12 Extrasemester leisten. Ob's das wert ist?
Ein Grundsätzlicher Unterschied zwischen einem Bachelor-Studium und einem Diplomstudium ist, dass das Bachelor-Studium viel stärker durchorganisiert ist. Es wird einem viel genauer vorgegeben, was man zu leisten hat und wann das zu geschehen hat. Das bedeutet auch, dass man weniger Wahlmöglichkeiten hat. Man kriegt in "genormter" Zeit "genormtes" Wissen. Genau das, was die Industrie zum Erledigen von Standardaufgaben haben will.
Und entsprechend muss man auch den Unterschied in den Studienzeiten betrachten: Wenn man als "besserer Arbeiter" möglichst industriekonform sein möchte, dann ist es natürlich gut, einen sehr linearen Lebenslauf zu haben, bzw. das Standardprogramm durchzuziehen ohne dabei viel Zeit zu verlieren.
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Der eigentlich interessante Punkt an der Statistik ist die Durchschnittsnote:
Informatik (Diplom): 1,67
Informatik (Bachelor): 2,60
Das meinte ich damit ob sich das zielgerichtetere, schnellere Bachelor-Studium lohnt (wenn man am Ende eine Notenstufe schlechter als die Diplomer dasteht) ...edit:
Ich hab den relevanten Teil mal hochgeladen:
http://img323.imageshack.us/img323/1953/tumdp1.png
(ganz interessant sind btw die "Durchschnittswerte" für "Angewandte Informatik" ;))
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space schrieb:
Was soll ich sagen, die wichtigen Erkenntnisse hatte ich im Grundstudium und im Nebenfach. Der Rest war totale scheiße und von Praxis hab' ich fast keine Ahnung. Der relevante Teil meines Studiums liese sich somit wohl ohne Probleme in ein Bac-Studium packen.
Das trifft möglicherweise nicht auf andere Fächer zu. Aber Informatik, insofern man nicht mal forschen will, muss irgendwann praktisch erlebt und trainiert werden. Immer mehr Theorie bringt nichts.
Im Nachhinein würde ich wohl nicht nochmal Informatik studieren. Vielleicht an einer FH. Wer weiß...
Also bei mir war genau das Gegenteil der Fall. Das Grundstudium war extrem theoretisch, richtig interessant wurde es erst im Hauptstudium. Alle drei Hauptfächer enthielten größtenteils interessante Vorlesungen mit einer meiner Meinung nach relativ hohen Praxisorientierung. Ich habe in allen Hauptfächern Praktika gemacht, die - nun ja - halt die Praxis doch sehr gut vermittelt haben.
Gekrönt wurde das ganze durch eine Studienarbeit und eine Diplomarbeit, wo ich zeigen konnte, was ich (praktisch) gelernt habe und dies eigenständig umsetzen konnte.
Also ich kann mich auf jeden Fall alles andere als beschweren, zuwenig praktische Erfahrungen mitbekommen zu haben. Ich muss jedoch auch sagen, dass ich extrem darauf geachtet habe bei der Wahl meiner Fächer und der Themen für Studien- und Diplomarbeit.
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minhen schrieb:
Der eigentlich interessante Punkt an der Statistik ist die Durchschnittsnote:
Informatik (Diplom): 1,67
Informatik (Bachelor): 2,60Ja, Informatik Diplomabsolventen haben eine sehr gute Note. Allerdings liegt das IMHO daran, dass nur die "guten" ueberhaupt das Vordiplom schaffen (welches ja nicht in die Note zaehlt) und die dann nur noch das machen, was sie interessiert.
Im Bachelor ist das halt quasi ein Vordiplom mit Bachelorarbeit, und die Vordiplomsnoten in Info sind im Schnitt glaub schlechter
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minhen schrieb:
Der eigentlich interessante Punkt an der Statistik ist die Durchschnittsnote:
Informatik (Diplom): 1,67
Informatik (Bachelor): 2,60naaaa, da vergleichst du aber äpfel mit birnen. du kannst eher die noten von diplom/master vergleichen (sind in etwa gleich) und vielleicht auch die von vordiplom/bachelor, sind wahrscheinlich auch ähnlich.
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Ich habe den Thread zwar nur überflogen, muss mich jedoch echt über einige Aussagen hier wundern.
Ich studiere an der Technischen Universität München und ich kann nur sagen, dass die ersten drei Semester dominiert werden von Hardcore-Mathe + Theoretischer Info. Zusätzlich bekommt man noch alle anderen wichtigen Grundlagen vermittelt und kann sich dann die letzten 3 Semester bereits spezialisieren (wenn natürlich auch nur beschränkt). Absolventen mit so einem Abschluss als "gebildetere Arbeiterklasse" zu bezeichnen, finde ich mehr als unqualifiziert. Nach einem Bachelorstudium auf einer guten Hochschule ist man ein vollwertiger Akademiker, der wissenschaftlich arbeiten kann.
Meiner Meinung nach kann man Bachelor und Master grob (!) so unterscheiden:
Bachelor: Vollwertiges Studium
Master: die "Krönung" für wissenschaftlich interessierte. Dient zur Spezialisierung.
Zumindest ist das an der TUM so.
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So ist es. Auch wenn's den Diplomern nicht schmeckt.
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Was soll da irgendwem schmecken?
Natürlich ist das mit der "gebildeteren Arbeiterklasse" nicht so. Aber man kann doch wirklich die Realität anerkennen: Bachelorstudiengänge sind 6 Semester lang, Diplomstudiengänge 10. Daraus folgt doch unmittelbar, daß Bachelors deutlich geringer qualifiziert sind als Diplomer. Es sei sei denn, man unterstellt dem Diplom, es enthalte überflüssigen Inhalt, wogegen jedoch die hohe Anerkennung spricht.
Je nach Uni wird ja nichtmal ein Praktikum enthalten sein.
Es steht außer Frage, daß der Masterabschluß maßgeblich sein wird. Der Bachelor ist einfach ein politisches Kunstprodukt.
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Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Mich stoert es einfach, dass man mir die Faehigkeit wissenschaftlicher Vorgehensweise beim Loesen von Problemen abspricht. Begruendet wird es damit, dass man mir "genormtes" Wissen injiziert haette, statt mir beigebracht zu haben wie man selbst denkt. Ein ganz schoen hohes Roß, auf dem Gregor da sitzt.