Bald Dipl-Inf: Ohne Ahnung! Persönliche Krise.



  • Hallo

    Ich bin Informatik-Student direkt vor der Diplomarbeit. Habe somit die fachliche Ausbildung mit allen Prüfungen hinter mir. Mein "kleines" Problem: Ich kann nichts.

    Früher, d.h. in der Oberstufe und vielleicht noch den ersten Semestern, habe ich C++ gelernt und geliebt. Auch wenn ich kein Experte darin bin, komme ich ganz gut damit klar. Das ist aber leider auch die einzige praktische Fähigkeit die ich habe. Bei den theoretischen Fähigkeiten sieht es auch nicht besser aus, weil ich nur nachlabern kann. Ich habe sehr gute Noten (Schnitt von 1.2). Aber das basiert nur auf auswendig lernen (JA, das reicht bei den Hauptdiplomprüfungen für einen sehr guten Schnitt aus). Selbst herleiten oder entwickeln kann ich eigentlich garnichts, was auch nur ansatzweise anspruchsvoll ist.

    Ich habe enorme Wissenslücken.
    Hier ein paar Beispiele:

    -Betriebsysteme. Theorie (Nix darüber gehört) und Praxis (Kann kaum mit Linux umgehen).
    -Verteilte Systeme (Corba existiert. Mehr weiß ich nicht darüber)
    -Systemprogrammierung, insb. Threads und Sockets. Vor Jahren einmal benutzt. Keine Ahnung mehr.
    -Andere Sprachen. Kann z.B. keine Skriptsprache. Kein x86-Assembler. Keine andere Hochsprache.
    -Funktionale Programmierung. Wurde in keiner Vorlesung behandelt.
    -Netzwerke, Internet, die Protokolle u.s.w.. Ich habe keine Ahnung, wie das alles funktioniert.
    -Datenbanken. Absolut null Ahnung. SQL hat was damit zu tun. Das wars.
    -Softwaremodellierung. UML, ERM, Entwurfsmuster, etc.. Von allem fast keine Ahnung. Ich könnte spontan nichtmal ein einfaches Klassendiagramm fehlerfrei zeichnen. Alles nur minimal in vereinzelten Übungsaufgaben benutzt.
    -Compilerbau. Selbst von diesem klassischen Thema der Informatik weiß ich fast nichts. Parsen mit rekursivem Abstieg kenne ich. Lächerlich.

    Ich könnte endlos damit weiter machen.

    Was ich im Hauptstudium gelernt habe war kompletter Unsinn und hat mich NULL auf die Arbeitswelt vorbereitet. Die Vorlesungen waren nahezu alle kompletter Blödsinn. Mir fehlt massiv Grundwissen eines Informatikers.

    Ich weiß z.B. wirklich nichts über Software-Engineering.

    Was soll ich machen?
    Ich habe versucht privat vieles nachzulernen, mich aber über Jahre in Details verbissen und versucht in die falsche Richtung zu gehen.

    Das ganze ist mein voller Ernst. Ich habe mich wirklich bemüht und viel gelernt (-> Note 1.2). Aber mein Minderwertigkeitsgefühl wegen der ganzen Situation hat mich (als wichtiger Grund neben anderen Ursachen) in eine schwere Depression gestürtzt (bin in therapeutischer und medikamentöser Behandlung).

    Ich weiß nicht, was aus meinem Berufsleben werden soll. Ich kann einfach nichts, was auch nur ansatzweise in irgendeiner Stellenanzeige verlangt wird.
    Mein Englisch ist katastrophal (lesen ok, schreiben und sprechen seit JAHREN nicht und damals mangelhaft), ich habe keine Praktikas gemacht, keine Auslandsaufenthalte, habe zu allem Überfluß eine Soziale Phobie.

    Mein Gott hätte ich doch nur was anderes studiert..... :-(((
    Oder FH, oder Ausbildung....

    Bitte nur ernstgemeinte Antworten. Mir geht es wirklich nicht gut

    Zur Zeit bin ich arbeitsunfähig und schiebe die Diplomarbeit seit Monaten vor mir her. Was danach kommt, wenn überhaupt, macht mir Angst...
    Hat die IT-Welt einen Platz für jemanden wie mich? Ich ziehe es wirklich in Erwägung, dann als Dipl.-Inf. eine Ausbildung in einem anderen Bereich zu beginnen. Sagt was dazu.

    P.S. Meine Uni ist in allen Rankings sehr weit oben platziert.



  • Man muss nicht alles können. Such dir was aus und spezialisier dich. Ein Praktikum kannst du immer noch machen. Es gibt auch ne Menge anderer die haben auch nicht mehr drauf als du und bekommen trotzdem nen Job, hab ich selbst gesehen.



  • Troll / Fake



  • So sehe ich viele meiner Kollegen. Die können zwar für ne Prüfung lernen, bestehen die dann auch (manche gut, andere weniger gut). Aber am Ende können die im Prinzip gar nichts. Die sagen das sogar zum Teil selber von sich ("Elektronik?? C++?? ich weis nicht mehr was wir da im Semester XY gemacht haben...").

    Tja ist halt so...





  • Statt aufzuzählen was du nicht kannst solltest du mal eine Liste von den Dingen anlegen die du kannst.

    Wenn mich jemand fragt ob ich mich gut mit Computern auskenne sage ich meist auch nur "geht so", da ich so vieles kenne das ich nicht kann. Aber im Endeffekt stellt sich dann meist heraus, dass mein Wissen vollkommen ausreicht um demjenigen weiterzuhelfen 🙂



  • depressiv schrieb:

    Was ich im Hauptstudium gelernt habe war kompletter Unsinn und hat mich NULL auf die Arbeitswelt vorbereitet. Die Vorlesungen waren nahezu alle kompletter Blödsinn. Mir fehlt massiv Grundwissen eines Informatikers.

    Unsinn? Konkretisier das mal etwas. Was genau hast Du da denn gelernt? Was ist Dein Schwerpunkt, was hast Du da gelernt?

    Du meinst, das Studium sollte Dich auf die Arbeitswelt vorbereiten? Wodurch? Dadurch, dass Dir Wissen über die aktuellen Trends vermittelt wird, die gerade in den Stellenanzeigen gefragt werden? Die meisten Dinge, die da verlangt werden, sind doch eh nur 2-3 Jahre "In", um dann wieder in Vergessenheit zu geraten. Wenn Dir genau solche Dinge vermittelt worden wären, solltest Du Dir eher Sorgen machen.

    Kleine Anregung: Vielleicht solltest Du versuchen, die Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit einer Firma zu machen. So kommst Du mit den aktuellen Technologien in Kontakt und knüpfst gleichzeitig Kontakte, die Dir vielleicht einen leichteren Einstieg ins spätere Arbeitsleben ermöglichen.



  • <°((((><

    3/10



  • Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das kein Trollversuch ist.

    Ich denke die Probleme die du hast haben die meisten Studenten - es sprechen nur einfach die wenigstens darüber, weil man ja einen gewissen souveränen Schein wahren will.
    Auch ich stehe kurz vor meiner Master-Thesis und obwohl ich nun schon ne lange Zeit studiere, habe ich doch große Lücken in manchen Bereichen. In Linux habe ich (aufgrund mangelnden Interesses) nur rudimentäre Grundkenntnisse (die paar Befehle, die man halt so für Compilerbau-Übungen usw. braucht), in Netzwerken habe ich auch nur theoretische Kenntnisse und es gibt dutzende große Gebiete wie Assembler, Corba, Webservices usw. wo ich nahezu Null Ahnung habe.
    Wenn du mal in einen großen Buchladen oder deine Uni-Bibliothek gehst bzw. bei Amazon suchst wird dir ganz schnell klar, wie unfassbar groß mittlerweile das Gebiet EDV/Informatik ist und ein lückenloses Wissen schlicht und ergreifend nicht möglich ist. Die einzig wichtige Frage ist eigentlich: Wie geht man mit dieser Erkenntnis um. Wenn du einfach akzeptierst (!), dass ein Wissensverlust im Verlauf des Studiums normal ist (wer erinnert sich im 12. Semester bitte noch an irgendwelche Gatterschaltungen ausm 1. Semester?), dann geht es dir schon mal besser. Am Ende sollst du nicht alles können, sondern die Konzepte verstanden haben und dir dann zur Not wieder alles relativ schnell aneignen können.
    Du denkst im Moment offenbar ein Dipl.Inf. muss zu jedem Gebiet alles wissen und das Gefühl das das bei dir nicht so ist scheint dich irgendwie zu erdrücken. Muss es aber nicht, weil es allen so geht.
    Ferner weiß ich, dass du tief stapelst. Es ist natürlich Quatsch wenn du sagst, dass du eigentlich garnichts kannst. Im Großen und Ganzen wirst du sehr viel Wissen aufgesaugt haben - auch wenn es nicht sofort abrufbar ist.
    Naja, vielleicht kann dir ja diese Sicht der Dinge (das es allen Studierenden so geht - inklusive mir^^) etwas aus deinem Tal helfen. 🙂



  • Auch wenn du jetzt alles vergessen hast, hast du schonmal alles gewusst.
    Wenn du mal irgendwann was machen musst und deswegen danach nachschlägst, sagst du dann : "Ahh, das hatte ich doch schonmal, so schwer war das ja gar nicht".

    Das Wissen schlummert alles noch tief irgendwo in dir. Das Studium bringt dir nicht nur Wissen bei, sondern auch wie man selbstständig arbeitet und Probleme angeht.

    Also sollte es doch nicht schwer sein, irgendwann mal ein Buch zu nehmen und sich da durch zu arbeiten. Du hast bestimmt das Verständnis für alles, einfach mal sich ein Thema aussuchen und sehen, wie gut du dich darin zurecht finden wirst.



  • KasF schrieb:

    Auch wenn du jetzt alles vergessen hast, hast du schonmal alles gewusst.
    Wenn du mal irgendwann was machen musst und deswegen danach nachschlägst, sagst du dann : "Ahh, das hatte ich doch schonmal, so schwer war das ja gar nicht".
    [...]
    Also sollte es doch nicht schwer sein, irgendwann mal ein Buch zu nehmen und sich da durch zu arbeiten. Du hast bestimmt das Verständnis für alles, einfach mal sich ein Thema aussuchen und sehen, wie gut du dich darin zurecht finden wirst.

    Leider... versäumen es die meisten, sich während des Studiums eine kleine Bibliothek anzulegen, mit Hilfe der sie bei Bedarf in Büchern, in denen sie sich halbwegs auskennen, nachschlagen könnten.



  • Gregor schrieb:

    Leider... versäumen es die meisten, sich während des Studiums eine kleine Bibliothek anzulegen, mit Hilfe der sie bei Bedarf in Büchern, in denen sie sich halbwegs auskennen, nachschlagen könnten.

    ack. ich mag ja klausuren wo man ein "doppelseitig handschriftlich beschriebenes blatt" mitnehmen darf. es ist unglaublich wie schnell man sich sachen nach ein paar jahren mit so einem blatt auf dem man dinge in 1mm größe gekritzelt hat wieder beibringen kann. irgendwo im kopf hat man noch den datensatz dazu, man brauch nur den passenden key um was wiederzufinden in der großen hashtable namens gehirn 🤡



  • Gregor schrieb:

    Leider... versäumen es die meisten, sich während des Studiums eine kleine Bibliothek anzulegen, mit Hilfe der sie bei Bedarf in Büchern, in denen sie sich halbwegs auskennen, nachschlagen könnten.

    Und deine kleine Bibliothek ist nicht zufällig voll mit den ganzen Büchern, die du mal vor langer Zeit in nem Thread gepostet hattest 🙂 Wenn ja, Respekt ! Dagegen ist meine ja noch ein Embryo ( Naja, mein Studium hat ja auch noch nicht begonnen 🙂 )



  • KasF schrieb:

    Und deine kleine Bibliothek ist nicht zufällig voll mit den ganzen Büchern, die du mal vor langer Zeit in nem Thread gepostet hattest 🙂 Wenn ja, Respekt ! Dagegen ist meine ja noch ein Embryo ( Naja, mein Studium hat ja auch noch nicht begonnen 🙂 )

    Ich weiß nicht mehr, was ich damals an Büchern gepostet hatte. Wenn ich mich hier umgucke, würde aber prinzipiell auch weniger ausreichen, als ich hier rumstehen habe. Einige der Bücher, die hier rumstehen, haben nicht direkt etwas mit meinem Studium zu tun oder berühren es nur am Rande. Aber es stimmt schon, dass meine kleine Bibliothek das Endstadion des Studiums erreicht hat. Vielleicht kommen noch so 2-3 Bücher dazu, aber das war es dann auch.



  • Meine Bibliothek is das Internet;)



  • this->that schrieb:

    Meine Bibliothek is das Internet;)

    Ein gutes Buch bietet einem typischerweise einen weitaus tieferen Einblick in ein Thema, als man ihn durch Suche im Netz bekommen kann. Außerdem ist der Aufbau deutlich systematischer.



  • Gregor schrieb:

    this->that schrieb:

    Meine Bibliothek is das Internet;)

    Ein gutes Buch bietet einem typischerweise einen weitaus tieferen Einblick in ein Thema, als man ihn durch Suche im Netz bekommen kann. Außerdem ist der Aufbau deutlich systematischer.

    Das ist richtig, und genau deshalb seh ich auch keinen sooo großen Nutzen in einer "Privatbibliothek". Bücher benutze ich immer um mir die Grundlagen beizubringen, das Internet dann um mich auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen. Wenn ich mal nach dem Studium ein bestimmtes Wissen nicht mehr parat hab, dann reanimiere ich mein altes Wissen lieber mit aktuellen Internetseiten, als mit ausführlichen Büchern.
    Aber dennoch mag ich generell Bücher lieber als Texte am Computer. Und sie machen sich einfach gut im Bücherregal. 😉



  • Hey, lass den Kopf nicht hängen. *tröst*

    Ich hab meine Ausbildung top abgeschlossen und das erste, was ich feststellen musste war, dass mein Wissen völlig veraltet war.
    Dadurch, dass ich aber schon mehrere Programmiersprachen konnte, habe ich die neue regelrecht inhaliert und war schnell im Job drin. 🙂

    Es ist auch sehr wichtig, was man sich als Maßstab nimmt.
    Mir geht es wie einem meiner Vorredner hier: Ich messe mich an jemandem, der superviel Ahnung von so ziemlich allem hat - also kann ich irgendwie nix. 🙄
    Sobald mich aber wer was fragt, auch zu Sachen von denen ich keine Ahnung habe... spätestens mit etwas Googeln kann ich helfen. 🙂

    Und: Die meisten Sachen, die ich in der Ausbildung im Schlaf konnte (Logische Gleichungen, Turbo Pascal usw.) davon kann ich kaum noch etwas.
    Ich glaube, man muss auch Wissen wieder "versinken lassen", weil sonst einfach kein Platz für neues ist. 😉
    Dafür ist man aber schnell wieder drin, wenn man es wieder braucht. Ein Buch, kurz blättern und da ist das "Aha!".

    Also: Kopf hoch und mach dein Studium erstmal so gut wie es geht fertig.
    Und wenn du dann einen Job hast, dann wirst du feststellen, dass schon alles seinen Sinn hatte und gar nicht so schlecht gelaufen ist. 🙂



  • Ich sag dazu einfach mal, dass das Problem durch Universitäten geschürt wird, da diese kein großes Interesse auf Praxis legen, ich habe in meinem Studium an einer Fachhochschule zu fast jeden Fach Labore und manche Dingen lernt man eben nur durch Praxis.
    Aber mach dir keine Sorgen, versuch einfach mal das was du so stur auswendig gelernt hast anzuwenden, du wirst sehen, wenn du es machst kommt alles wieder und mit der Zeit wird dir so einiges klarer. Natürlich kannst du das nicht bei einer Arbeitsstelle machen, wenn du da erst mal lernst wie alles geht biste schnell draußen, aber such dir Praktikumsstellen bei denen du einen umfangreichen Tätigkeitsbereich hast, es können auch 2 oder 3 sein.

    Aber auf keinen Fall würde ich mir dolle Sorgen machen, Informatiker sind gesuchte Leute und wie viele vor mir auch schon gesagt haben, immer alles zu wissen ist heutzutage nicht möglich. Meine Mutter hat auch Informatik studiert und kann mit dem was ich jetzt so habe nichts mehr anfangen.



  • MilchMaedchen schrieb:

    Ich sag dazu einfach mal, dass das Problem durch Universitäten geschürt wird, da diese kein großes Interesse auf Praxis legen, ich habe in meinem Studium an einer Fachhochschule zu fast jeden Fach Labore und manche Dingen lernt man eben nur durch Praxis.

    praxis ist auch nicht die aufgabe der universitäten, sondern der fachhochschulen 😉
    das ist eben einer der unterschiede.
    mensch sollte sich vorher entscheiden, ob er die praktische oder wissenschaftliche laufbahn einschlägt 🙂



  • elise schrieb:

    MilchMaedchen schrieb:

    Ich sag dazu einfach mal, dass das Problem durch Universitäten geschürt wird, da diese kein großes Interesse auf Praxis legen, ich habe in meinem Studium an einer Fachhochschule zu fast jeden Fach Labore und manche Dingen lernt man eben nur durch Praxis.

    praxis ist auch nicht die aufgabe der universitäten, sondern der fachhochschulen 😉
    das ist eben einer der unterschiede.
    mensch sollte sich vorher entscheiden, ob er die praktische oder wissenschaftliche laufbahn einschlägt 🙂

    Naja, die meisten Ingenieure von Universitäten schlagen ja schließlich auch mal in der Wirtschaft auf ...

    Ich denke, der Unterschied zwischen Praxis und Theorie wird immer überbewertet. Ich meine, in der Vorlesung Nachrichtentechnik beim irgendwelchen Filterformen, die irgendelche Kriterien erfüllen, blabla, theoretischer Unsinn ... dann macht man irgendwo Praktikum und stellt fest, daß die Leute genau das Zeug tatsächlich bauen.


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