Bald Dipl-Inf: Ohne Ahnung! Persönliche Krise.



  • Dravere schrieb:

    Dem Depressiv wurde ja denke ich schon geholfen, zumindest teilweise ^^
    Was ich dazu sagen kann ist eigentlich nur irgendwo "selber Schuld". Wissen kann man nicht nur stopfen und lernen.

    Depressionen sind eine Krankheit. Das kommt nicht, weil man was falsch macht und denkt, dass man nix kann, sondern man denkt, dass man nix kann, weil man depressiv ist.



  • Dravere schrieb:

    Xin schrieb:

    Es gibt auch ein Leben neben dem Computer.

    WAS? UNGLÄUBIGER! Verschwinde du Dämon, du Zeichen des Bösens! Es gibt nur ein Leben und es gibt nur ein Gott, das ist der Computer!!!

    Der Computer ist eine Hure, für Geld verkauft er sich an jeden.

    Dravere schrieb:

    Was ich dazu sagen kann ist eigentlich nur irgendwo "selber Schuld".

    Eine echte Depression bedeutet nicht, aus der logischen Schlussfolgerung, dass man nichts kann, sich schlecht zu fühlen, sondern man fühlt sich auch dann schlecht, obwohl es eigentlich keinen logischen Grund dafür gibt.
    Eine echte Depression ist etwas, was jedem jederzeit passieren, wie eine Lebensmittelvergiftung. Dass man dadurch eine zeitlang krankheitsbedingt ausfällt, dafür trägt der Patient jedoch keine Schuld.

    Dravere schrieb:

    Wissen kann man nicht nur stopfen und lernen. Wissen muss man anwenden, nur dann blüht es auf. Ich sehe das auch bei meinen Mitstudenten. Die schauen mich immer wieder an und Fragen mich woher ich denn dies wisse oder wieso ich das so gut kann oder wieso ich dies und jenes kann usw. Der Grund ist simpel, ich interessiere mich für die Informatik und lerne somit nicht nur das, was mir im Studium beigebracht wird, sonst lerne auch ausserhalb und bringe mir Dinge bei, an welchen ich interessiert bin. Bücher gibt es ja wirklich genügend ^^

    Ich habe mir im Studium eine brauche größere Bibliothek angesammelt, die mangels Geld von Händlern kaufte, die vorrangig Mängelexemplare verkauften. Aber das Wissen ist das gleiche, wie bei den teuren Büchern. Darum mache ich das heute eigentlich auch nicht anders.
    Sich für die Informatik zu interessieren halte ich für einen wichtigen Punkt, wenn man schon Informatik studiert. Bei vielen ist das Interesse für Computeranwendungen oder Computeradministration da, wirklich programmieren will aber nicht jeder.

    Doch um Dich auch etwas auszubremsen: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die von sich aus Programmieren und daher einen Vorteil gegenüber normalen Studenten haben mit Kusshand verabschiedet werden, sobald sie gezeigt haben, was sie alles können (und so natürlich gute Zeugnisse bekommen). Bei der Bewerbung zählt hingegen nur, was andere Dir bescheinigt haben. 10 Jahre nachgewiesene Berufserfahrung und perfekte Kenntnisse in der zu leistenden Problematik sind erforderlich um mancherorts überhaupt für ein Bewerbungsgespräch für einen Praktiumsplatz eingeladen zu werden. Der Einstieg kann frustrierend sein, wenn alle Projekte, die man bisher
    umgesetzt hat abgetan wird mit den Worten "Haben Sie nichts Vernünftiges (vernünftig ist, was die Firma macht) gemacht? Ich glaube nicht, ob ich sowas wie sie überhaupt als billige Arbeitskraft irgendwo gebrauchen kann. Schicken Sie trotzdem mal ihre Unterlagen ein. Tschüss."
    So wird man bei manchen Firmen (nicht allen!) vom guten Studenten schnell zum Bittsteller, damit man seine Arbeit verschenken darf.

    Wenn Du große Projekte machst, lass sie Dir bescheinigen. Wenn Du das Gefühl hast, dass der Prof mit Deiner Arbeit sehr zufrieden ist, soll er Dir ein Zeugnis darüber ausstellen.

    Dravere schrieb:

    Wenn man sich nach den Ferien mit den Mitstudenten trifft und ich sie Frage, was sie so programmiert haben in den Ferien, dann haben alle nix programmiert.

    Ich denke, das ist auch eine Frage der Kreativität. Wenn ich ein neues Feature in der Programmierung entdeckt habe, fallen mir sofort reihenweise Dinge ein, die man damit verbessern könnte, was man damit programmieren könnte usw. In den Tutorien, die ich gehalten habe, geht es nahezu allen Studenten so, dass sie eine Vorgabe brauchen, um etwas zu programmieren. Die ist in der Freizeit nicht gegeben. Informatik wird zum Beruf und war vor dem Studium nie Hobby.
    Ich habe mich für die Informatik entschieden, weil ich zuvor in einer Firma mitarbeitet habe, wo der Kaffee Konsistenz hatte und wenn das nicht mehr reichte, gab's auch 'ne Matraze in der Ecke. Einer fuhr nach 2 Wochen am Stück mal über's Wochenende nach Hause. Briefkasten leeren und so... Das ist krank... aber irgendwie war der Laden cool.
    Wenn Du nach 10 Stunden Arbeit nach Hause kommst und Dich dann nochmal ein paar Stunden an Dein eigenes Projekt setzen kannst, weil es immer noch Spaß macht und Dich entspannt, dann hast Du eine ganz andere Sichtweise aufs Programmierung.
    Das ist eine Gabe... und ein Fluch ;-), weil man sich wirklich zwingen muss, damit man nicht nur vor der Kiste hockt.

    Wenn 'depressiv' diese Sichtweise nicht hat, so halte ich das aber nicht für schlimm, weil ich nur wenige Menschen kennen, die Informatik studieren, weil sie ein vorhandenes Hobby zum Beruf machen. Die meisten wollen ganz normal den Computer bedienen, wie andere am Fließband arbeiten. Und nach der Arbeit kommen die Dinge, die Spaß machen.

    Die Vorstellung der Fließbandarbeit ist nicht so prickelnd, aber wenn man das Diplom in der Tasche hat, belegt es auch, dass man logisch denken kann. Man kommt damit auch besser in Berufe, die logisches Denken voraussetzen, aber vielleicht mehr mit Menschen zu tun haben. Akademiker in einem anerkannten Beruf zu sein, hilft deutlich, sich gegen weniger Qualifizierte durchzusetzen und daher denke ich, dass 'depressiv' ihr Studium möglichst zu Ende führen sollte und sich dann unabhängig vom Diplom umzusehen.



  • Also ich hab jetzt nicht alles durchgelesen, an sich nur den ersten Thread des Erstellers. Was ich aber sagen kann ist folgendes: Ich habe vor einem Monat erst meine Diplomarbeit beendet und bin nun bei derselben Firma auch angestellt. Ich habe an einer FH Elektronik studiert. Nun, es ist so, dass ich mich auch oft gefragt habe, ey, was kannst Du eigentlich? Du hast 4 Jahre studiert und was hast Du gelernt? Eigentlich nicht viel. Es war auch bei mir so, ich konnte mich nichtmal an das Zeugs vom letzten Semester erinnern. Doch ich sehe das mit dem Studium anders. Ein Studium ist nicht zwingend, bzw. eigentlich garnicht dafür da, damit man wirklich reines Fachwissen erlangt. Wenn das so wäre, müsste man ein Studium auf 20 Jahre ansetzen. Vielmehr soll das ingenieursmässige Arbeiten vermittelt werden, das ist nämlich viel wichtiger ! Es ist nicht wichtig, dass Du nach dem Informatik-Studium perfekt C++ kannst, oder Java oder was weis ich. Es ist wichtig, dass Du weist, wie man an ein Problem heran geht. Klar, jetzt denkst Du vielleicht, selbst das kannst Du nicht, aber glaub mir, das kann man nach einem Studium. Ich hab auch oft gedacht, oh weia, wie soll ich da nur anfangen, aber dann fängt man eben irgendwie an. Ich hab meine komplette Diplomarbeit in der Sprache Python geschrieben und hab während meines Studiums noch nie etwas von Python gehört, ich wusste nicht mal, was eine Skriptsprache ist. Und dann ging es trotzdem irgendwie, weil ich mich eben in Python eingearbeitet habe. Und genau das trifft jeden neuen Ingenieur. NIEMAND, aber wirklich niemand wird zu 100% von seinem erlernten Fachwissen während des Studiums profitieren können. Ich behaupte sogar, dass man nichtmal 20% gebrauchen kann. Die restlichen 80% sind alles Einarbeitung. Neue Software, neue Sprachen etc etc. Und genau um diese Einarbeitung geht es, das hast Du während des Studiums gelernt, auch wenn Du es nicht glaubst. Also hab keine Angst davor, dass Du etwas nicht weisst. Ich bin während eines Arbeitstages auch zig mal am googeln oder auf wikipedia oder sonst wo unterwegs und such mir irgendwelche Infos zusammen, aber das ist normal. KEINER wird von Dir erwarten, dass Du alles von Anfang an kannst, das kommt ganz automatisch.

    Gruß



  • Okay, der Strang ist zwar nicht mehr aktuell, aber ich will dennoch meinen Senf dazu geben.

    Der Strangeröffner studiert angeblich an einer Uni, die eine hohe Position auf der Liste der besten Unis Deutschlands haben soll, steht kurz vor seinem Diplom und will einen Notendurchschnitt von 1.2 allein durch stures Auswendiglernen erreicht haben? Never ever.

    Gute Noten kann man niemals durch reines Auswendiglernen erzielen, weil die Vorlesungskripte, Lehrbücher und sonstige Materialien dies nicht hergeben. Sie sind viel zu schlecht strukturiert und viel zu umfabgreich. Spätestens in der hochabstrakten Vorlesung "Theorie der Programmierung" scheitert dieses Unterfangen.

    Ausserdem stellen die meisten Profs Prüfungsfragen, die mehr das Verständnis als den Fleiss abklopfen. Da wird das reine Auswendiglernen zum Verhängnis.

    Jemand, der sehr gute Noten hat, obwohl er keine Ahnung hat, muss schlicht und ergreifend VITAMIN B in Anspruch genommen haben. Das habe ich selbst erlebt: Gerade die Leute der Fachschaft Informatik und die HIWIS am Lehrstuhl haben ihr Studium zügig und mit hervorragenden Noten durchgezogen. Zufall? Wohl kaum.
    Und genau bei dem Gedanken werd ich depressiv 😡


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