Physikstudium: Gehälterfrage



  • Storm.Xapek.de schrieb:

    Nochmal zurück zu der Arbeitslosenstatistik

    Laut der Statistik der Agentur für Arbeit
    Hatten Physiker/Physikingenieure/Mathematiker im Jahr 2005 eine
    Arbeitslosenquote von 12,6% 😕 . Was sich jetzt nicht ganz
    mit den Aussagen hier deckt. Am Tag der offenen Tür der Uni-Freiburg
    behauptete der Physikprofessor die Arbeitslosenquote betrüge nicht mehr
    als 2% unter den Physikern (und den Akademikern allgemein nur unwesentlich mehr). Interpretier ich die Werte falsch?

    Weiß jemand näheres...?

    Diese Zahlen da scheinen nicht unbedingt das zu beinhalten, was wir unter den Arbeitslosenzahlen verstehen. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht genau herausgefunden, was diese Zahlen eigentlich zeigen, aber guck Dir mal die Zahlen von anderen Berufen an. Da sind teilweise auch enorm hohe Arbeitslosenquoten gelistet. Bei einigen Berufen habe ich Arbeitslosenquoten von ~35% gefunden. Ein Punkt könnte diesbezüglich sein, dass als Basis die Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten genommen werden. Vielleicht fallen da viele Physiker gar nicht rein. Zum Beispiel fallen dadurch die Selbständigen und die Beamten aus der Statistik heraus. Viele Physiker bleiben aber im akademischen Bereich, was wohl oft auf eine Beamtenlaufbahn hinausläuft.

    Ein weiterer Punkt ist, dass die Definition des Berufs da nicht unbedingt klar ist. Wenn ich von Physikern rede, dann meine ich Leute, die einen Universitätsabschluss haben. In der Statistik da trifft das nur auf 81,7% der dort gelisteten Leute zu. Auch unter denen, die einen Universitätsabschluss haben, werden nicht nur Diplomphysiker sein.

    Außerdem scheint es in dem Zusammenhang bei den Arbeitslosen um "angestrebte Berufe" zu gehen. Ich weiß nicht, was das genau heißen soll. Anstreben kann man natürlich viel. Sicherlich kann man sich als jemand, der nichtmal einen Hauptschulabschluss hat, auf eine Stelle als Physiker bewerben. Kriegen wird man die Stelle aber nicht. In dem Zusammenhang könnte auch interessant sein, dass viele Physiker fachfremd arbeiten. Wenn ein Physiker letztendlich in die IT-Branche geht, dann taucht er in dieser Statistik sicherlich nicht mehr als Physiker auf. Denn er hat dann ja offensichtlich einen anderen Beruf angestrebt.

    Naja, die Quintessenz dessen, was ich sagen will, ist: Die dort gezeigte Arbeitslosenquote bezieht sich nicht auf Leute gleicher Qualifikation, sondern auf Leute mit Berufsvorstellungen, die insofern ähnlich sind, als man sich dort wohl dazu entschlossen hat, sie in eine Gruppe zusammenzustecken. Den Beruf "Physiker" gibt es IMHO eigentlich gar nicht. "Physiker" ist keine Berufsbezeichnung, sondern eine Qualifikation.



  • Badestrand schrieb:

    Ne, der Arbeitgeber sponsort dir quasi dein Studium, dafür verpflichtest du dich, nach dem Studium bei ihm zu arbeiten, meistens drei Jahre lang. Das ist natürlich cool, weil man direkt einen Arbeitsplatz hat 🙂

    klingt imho nicht sonderlich verlockend. was ist, wenn ich nach dem studium lieber in ne ganz andere richtung gehen möchte, oder promovieren, oder ins ausland? Dann erstmal 3 Jahre irgendwo absitzen... finde ich nicht so gut. wenn man natürlich weiß, dass man da unbedingt bleiben möchte... warum nicht. nur muß ich ehrlich sagen, dass ich vor dem studium nicht einschätzen konnte was ich danach machen will.



  • Storm.Xapek.de schrieb:

    Gibt es eigetlich sowas wie Stipendien in DE (Letzter Zeugnisschnitt 1.2
    ich hoffe im Abi dann auch nicht wesentlich schlechter, da müsste man doch
    gefördert werden).

    Schulnoten sind bei Stipendien idr nicht sonderlich interessant. Vielleicht eher als Türöffner bei der Stipendienkommission. Wenn du einen Lehrer hast, mit dem du dich gut verstehst, könntest du fragen, ob der dich bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes vorschlägt. Da kannst du je nach Umstand einiges an Geld rausholen. Du wirst aber von der Kommission auf Eignung geprüft.



  • Ist vielleicht etwas OT, aber ich werf mal eine andere Frage ein:
    Wie schätzt ihr die Stellung der Univertät ein? Soll heißen, wie wichtig ist es, eine "auf Physik spezialisierte" Uni zu besuchen? Welche wären zu empfehlen?



  • Hazzel schrieb:

    Ist vielleicht etwas OT, aber ich werf mal eine andere Frage ein:
    Wie schätzt ihr die Stellung der Univertät ein? Soll heißen, wie wichtig ist es, eine "auf Physik spezialisierte" Uni zu besuchen? Welche wären zu empfehlen?

    Es gibt "auf Physik spezialisierte" Unis? Naja, im allgemeinen würde ich schauen, was mir die Uni bieten könnte. Wobei sich im Bachelorstudium die Unis eh alle kaum unterscheiden dürften. Aber wenn die Uni zB einen Forschungsreaktor hat, ist das im Masterstudium sicher ne interessante Sache.



  • rüdiger schrieb:

    Es gibt "auf Physik spezialisierte" Unis? Naja, im allgemeinen würde ich schauen, was mir die Uni bieten könnte. Wobei sich im Bachelorstudium die Unis eh alle kaum unterscheiden dürften. Aber wenn die Uni zB einen Forschungsreaktor hat, ist das im Masterstudium sicher ne interessante Sache.

    Das betrifft im Übrigen nicht nur Uni-eigene Dinge, sondern auch die Infrastruktur im Umfeld der Universität. In Hamburg kommt man im Physikstudium zum Beispiel relativ wahrscheinlich mit dem DESY in Kontakt. Auch ein Kontakt zum GKSS könnte vorkommen. Das sind Forschungszentren, die zwar nicht direkt zur Universität gehören, die aber durchaus mit der Lehre in der Universität verbunden sind. Soetwas wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv aus: Angefangen davon, dass die Lehre dadurch vermutlich mehr Lehrpersonen zur Verfügung hat, bis hin zu direkten Kontakten zwischen den Studenten und den jeweiligen Forschungseinrichtungen. Ich habe zum Beispiel im Rahmen meines Studiums einen Praktikumsversuch gemacht, bei dem mit Synchrotronstrahlung experimentiert wurde. Welche Uni hat für soetwas schon entsprechende Strahlungsquellen? Dafür braucht man schließlich einen Teilchenbeschleuniger, den sich die durchschnittliche Universität nicht leisten kann.

    In diesem Zusammenhang ist es durchaus von Vorteil, wenn man schon vor dem Studium weiß, auf was man sich spezialisieren möchte. Da wird jede _größere_ Uni in gewisser Weise ihre Schwerpunkte haben. In dem Zusammenhang könnte man sich übrigens auch darüber informieren, welche Sonderforschungsbereiche an der jeweiligen Universität existieren.



  • In diesem Zusammenhang ist es durchaus von Vorteil, wenn man schon vor dem Studium weiß, auf was man sich spezialisieren möchte.

    Welche Möglichkeiten hat man denn da so? Ist schwierig zu beantworten, aber vielleicht kannst du ein paar Erfahrungen schildern.



  • Hazzel schrieb:

    In diesem Zusammenhang ist es durchaus von Vorteil, wenn man schon vor dem Studium weiß, auf was man sich spezialisieren möchte.

    Welche Möglichkeiten hat man denn da so? Ist schwierig zu beantworten, aber vielleicht kannst du ein paar Erfahrungen schildern.

    Das ist sogar enorm schwierig zu beantworten. Die Möglichkeiten sind, wenn man die ganze Physik betrachtet, fast endlos. Vielleicht kann ich Dir weiterhelfen, wenn Du etwas Deine Motivation bezüglich so einem Studium erläuterst. Warum willst Du Physik studieren? Was interessiert Dich daran? Bist Du eher theoretisch interessiert? Willst Du Die Weltformel finden (Das trifft hier übrigens auf einen enorm hohen Anteil der Physik-Studienanfänger zu.)? Willst Du mit Lasern spielen? Willst Du mal nen Fusionsreaktor bauen?

    EDIT: Vielleicht ganz interessant: Da ist eine Liste aller von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiche. Allerdings nicht auf Physik eingeschränkt.

    http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/sonderforschungsbereiche/liste/sfb_gesamt.html

    Es gibt aber natürlich noch viele weitere Aspekte neben den SFBs. Die werden zudem erst am Ende des Studiums interessant.



  • Vor Beginn des Studiums halte ich es nicht nur für quasi unmöglich, sondern auch für relativ unsinnig, sich schon festzulegen, auf was man sich spezialisiern möchte. Es kann natürlich sein, dass man das Physik-Studium nur aufnimmt, weil man in irgendeine spezielle Richtung möchte, aber im Normalfall ist es ja eher nicht so.
    Und während der ersten Semester zeigt sich dann erst so wirklich, was einem liegt und gefällt. Vor dem Studium hat man doch normalerweise gar keine Ahnung davon, was "Theoretische Physik" tatsächlich so genau ist. Und wie ätzend Experimentalphysik manchmal sein kann, weiß man vorher auch nicht (rein subjektive Erfahrung ;)).



  • Grundsätzlich interessieren mich fast alle Naturwissenschaften. Ich denke aber dass Physik für das Richtige ist, weil es mathematische Theorie mit technischer Praxis am besten verbindet. Wobei ich mich trotzdem eher als "Theoriemensch" bezeichnen würde.
    Natürlich ist die Suche nach einer "Weltformel" etc besonders reizvoll, aber ich denke dieser Hype unter angehenden Physikern ist mit der Spieleentwicklung vergleichbar und ich will mir da keine Illusionen machen.
    Ich kenne bereits einige moderne Forschungsgebiete, aber mir fällt es sehr schwer mich jetzt schon festzulegen. Ich würde es ja einfach auf mich zukommen lassen, aber anscheinend ist eine Vorahnung ja nicht ganz unrelevant für eine mögliche Uniwahl.



  • Hazzel schrieb:

    Ich kenne bereits einige moderne Forschungsgebiete, aber mir fällt es sehr schwer mich jetzt schon festzulegen. Ich würde es ja einfach auf mich zukommen lassen, aber anscheinend ist eine Vorahnung ja nicht ganz unrelevant für eine mögliche Uniwahl.

    Wenn Du keine Vorstellungen bezüglich Spezialisierungen hast, dann spielen die bei der Uni-Wahl natürlich keine Rolle. Dann kannst Du von diesem Punkt her jede Uni nehmen, denn jede Uni kann Dir den Standardstoff bieten. Wenn Dir dann aber knapp vor der Diplomarbeit einfällt, dass Du Dich gerne mit einem bestimmten Gebiet auseinandersetzen möchtest, das Dir Deine Uni praktisch nicht als Diplomarbeitsthema bietet, dann hast Du halt Pech gehabt. Andererseits: Man wird nur an den Gebieten Interesse entwickeln, die einem während des Studiums in irgendeiner Art und Weise nahegebracht werden: Insofern ist es unwahrscheinlich, dass Du plötzlich für ein Gebiet ein Interesse entwickelst, das in Deiner Uni nicht vertreten ist.

    @Jan: In den ersten Semestern wird doch praktisch nur Schulphysik gemacht. Bis Du halbwegs einen Überblick darüber hast, was es in der Physik alles gibt, ist doch schon das halbe Hauptstudium um.

    Naja, in Zukunft gibt es wohl diese Bachelor/Master-Studiengänge. Wenn man mit dem Bachelor in der Tasche zu einer anderen Uni wechseln kann, dann ist das für die Physik durchaus eine gute Entwicklung. ...wenn man den hier diskutierten Aspekt betrachtet.



  • Jan schrieb:

    Und wie ätzend Experimentalphysik manchmal sein kann, weiß man vorher auch nicht (rein subjektive Erfahrung ;)).

    Da muss ich irgendwie an eine Erfahrung aus einem Praktikum in der Physik denken, wo ich an einer Optischen Bank arbeiten durfte: Versuch mal, ein optisches System mit vielleicht 15 Freiheitsgraden zu "debuggen". 😃



  • Gregor schrieb:

    @Jan: In den ersten Semestern wird doch praktisch nur Schulphysik gemacht. Bis Du halbwegs einen Überblick darüber hast, was es in der Physik alles gibt, ist doch schon das halbe Hauptstudium um.

    Also bis zum Vordiplom sollte man ja zumindest schonmal so um die 4 Vorlesungen in Exphysik und 2 in Theophysik gehört haben - damit sollte man dann zumindest schonmal wesentlich mehr Einblick haben, als ganz ohne.
    Mit dem Ba/Ma hat man bis zum Ende des ersten Abschnitts (ohne Master ist das Studium vermutlich nicht so ganz viel wert) ja sogar noch mehr Einblick.
    Außerdem hat man in der Zwischenzeit ja auch genug Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich die Arbeitsgruppen vor Ort anzuschauen, da wird man dann ja sehen, ob da was für einen dabei ist.

    Und was den Schulstoff angeht: auf welcher Schule warst du? 😉
    Mit solchen Aussagen sollte man vielleicht vorsichtig sein, denn mit so einer Vorstellung sollte niemand an das Studium herangehen...

    @Hazzel:
    Das nötige Interesse hast du ja scheinbar, wenn du jetzt noch die nötigen Voraussetzungen mitgringst (Mathe LK und Talent, was Mathe und Physik angeht, das sollte das wesentliche sein), dann studier Physik! Mit Physik hältst du dir fast alle Möglichkeiten offen, du wirst einen Job finden und ausreichend viel Geld verdienen.
    Bei der Wahl der Uni solltest du vielleicht eher auf die Stadt und das Außenrum (Semesterticket? usw.) und auf die Möglichkeiten, was das Nebenfach angeht achten. Wenn du eher theoretisch interessiert bist, dann ist Informatik vielleicht ein interessanteres Nebenfach für dich als Chemie. Aber soweit ich weiß, gibt es bei vielen Unis gar keine Wahlmöglichkeit.



  • Jan schrieb:

    Und was den Schulstoff angeht: auf welcher Schule warst du? 😉
    Mit solchen Aussagen sollte man vielleicht vorsichtig sein, denn mit so einer Vorstellung sollte niemand an das Studium herangehen...

    Ok, ich muss wohl klarstellen, wie das gemeint war: Das bezog sich auf die Thematik des Stoffs und nicht auf die Herangehensweise an den Stoff bzw. auf das Niveau, auf dem der Stoff behandelt wird. Natürlich ist ist das Physikstudium sehr fordernd und man hat definitiv keinen Freifahrtschein für die ersten Semester, nur weil man Physik-LK in der Schule hatte.

    Sicherlich hat man bis zum Physik-Vordiplom 4 Experimentalphysik-Vorlesungen. Das heißt aber nicht, dass man thematisch einen Einblick oder groben Überblick über die Experimentalphysik insgesamt bekommen hat. Die Vorlesungen bauen nicht vertiefend aufeinander auf, sondern decken jeweils unterschiedliche Bereiche ab. Mit anderen Worten: Dir fehlen noch 2. Und: Die Thematiken der ersten beiden Experimentalphysik-Vorlesungen kennt man schon aus der Schule. Diese bieten einen keinen Einblick in das, was man vielleicht mal vertiefen könnte, da der Stoff derart klassisch ist, dass sich damit keiner mehr beschäftigt. IMHO bieten sogar nur die letzten 3 Experimentalphysikvorlesungen derartige Einblicke.


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