Dipl.-Inf. (Univ): Job oder Promotion? Was würdet ihr raten?



  • Ben04 schrieb:

    Kann man von einem Arbeitgeber erwarten, dass er weiß wie komplex ein Programm ist? Um jetzt mal ein ganz krasses Beispiel zu bringen: Ist ein Kommandozeilen-Compiler besser als irgendein kleines Spielchen? Ersteres ist ja um Meilen anspruchsvoller allerdings erschließt sich die Bedeutung für den Uneingeweihten nicht (frag mal Passanten auf der Straße...). Beim Spielchen ist das aber ganz anders, es ist bunt und der Sinn ist jedem klar (Ich sag nur Mario-Klon). Man kann sogar hoffen, dass der Arbeitgeber Spaß dabei hat und man dadurch einen Vorteil hat.

    das haengt ja wohl ausschliesslich mit deinen skills zusammmen. bei einem einfachen spiel wuesste ich aus dem stegreif nicht wo ich anfangen sollte. einen einfachen compilier koennte ich hingegen recht problemlos machen.

    gruesse, mm



  • Hi,

    ich glaube nicht, daß es den zukünftigen Arbeitgeber interessiert, wie komplex Dein Programm ist. Du wirst nicht für Deine Arbeit bezahlt, sondern für Deine Leistung. Von zwei Programmierern ist meist der der gesuchtere, der das Problem auf einfachere Art löst. Getreu dem Spruch: "Die dümmsten Programmierer haben die dicksten Programme".
    Dafür das Du ein komplexes Programm gemacht hast, kann sich Dein Brötchengeber nichts kaufen. Softwareverträge laufen meist nicht auf Quellzeilenbasis, sondern auf Ergebnisbasis. Die auf dem Tisch liegende Lösung ist verkäuflich/nutzbar, nicht der dicke Stapel Quelltext.
    Wer vom zukünftigen Chef enrnstgenommen werden will, sollte aus meiner Sicht tunlichst nicht mit einem Spiel aufkreuzen (Ausnahme Firma die Spiele herstellt).
    Auch halte ich bunt nicht für gut. Farbig ja, aber nicht bunt.
    Das Referenzobjekt muß etwas, eine Idee, eine Lösung... transportieren und sich möglichst durch eine gewisse Eleganz der Lösung und angenehmes Arbeiten damit auszeichnen. Man muß daraus ersehen, daß der Entwickler den Opel-Werbespruch ("wir haben verstanden") verinnerlicht hat.
    Das das ganze ein Programm und somit Software sein muß ist doch nur ein Nebeneffekt. Nur das Ergebnis zählt. Programme sind kein Selbstzweck sondern Mittel zum Zweck. Wir sollten uns als Informatiker nicht so sehr an unseren Teil klammern, sondern uns als Mittler für den Kunden ansehen.
    Blos mal ein einfaches Beispiel:
    Wenn ich das morgige Wetter wissen will, dann ist es mir egal, ob da ein Wetterfrosch mit Großrechnerprogramm, ein alter Bauer mit seinen Bauernregeln, der Onkel mit seinem Ischias oder ne olle Frau mit Glaskugel die Daten liefert. Wer die beste Trefferquote hat ist erfolgreich, nicht der der mir am tiefsinnigsten sagen kann warum's so wird.
    Das ist wie mit der Hummel. Generationen von Aerodynamikern haben berechnet, daß sie nicht fliegen kann. Da sie sich aber nicht daran hält und doch fliegt ist deren ganze viele Mühe sinnlos vor die Säue geworfen. Einen Nutzeffekt hat erst der erbracht, der herausfand warum sie doch fliegen kann. Auch wenn das vielleicht nur 3-4 eben mal so geäußerte Gedanken sind. Aber er hat eben einen Nutzeffekt gebracht.

    Gruß Mümmel



  • Hi,

    was vielleicht noch wichtig ist, wenn Du eine Chance hast in den öffentlichen Dienst zu kommen, dann würde ich an Deiner Stelle unbedingt vorher promovieren. Dort entscheidet das Dr vor dem Namen oder sein Fehlen wie man eingestuft wird. Dummerweise ist dann meist die getroffene Einstufung die entgültige. Das heist ein Dr vor dem Namen kann bei der Einstellung da ne Menge Geld wert sein.

    Ansonsten kann das Dr oder nicht vor dem Namen auch anzeigen, ob Du der sein willst der das Problem lösen will oder ob Du eher der bist, der das Problem strukturieren und zur Lösung verteilen will.

    Gruß Mümmel



  • Hoi,

    also ich habe jetzt in meiner Uni-Zeit so ca. 1 Jahr an einem Programm gearbeitet. Der Hintergrund ist allerdings sehr mathematisch - in den Bereich der Numerik einzuordnen. Wie soll man denn das (war auch meine DA), einem Arbeitgeber erklären. Man übergibt ein file und der Algorithmus rechnet intern die Lösung und spuckt ein ergebnisfile heraus. Das ganze läuft auch noch parallel auf mehreren Prozessoren. Ich bezweifle dass ich damit einen Arbeitgeber beeindrucken könnte. Wenn ich nur viel rumerzähle bringt das ja wie Du schon sagtest nicht viel. Klar könnte ich jetzt noch eine kleine GUI drumrum basteln aber ein user der nicht weiß wozu das ist kann damit überhaupt nichts anfangen. Ich nehme also hier an - sowas war wohl fast völlig für die Katz. Das dahinter aber effizienter C++-Code steckt (weils um Laufzeitproblematiken ging) kann und wird wohl niemanden interessieren.

    Was ich damit sagen oder in den Raum stellen will: Es gibt doch auch Bereich (Numerische Simulation) wo jetzt Softwareentwickler inder Industrie überhaupt keine Ahnung von dem Bereich haben. Wo es meist nur darum geht die Simulation anzustoßen und der Hintergrund z.B. effiziente Implementierung steht. Hier stelle ich mir eine Vorstellung einer solchen Sache ziemlich happig vor.

    Meinungen hierzu nehme ich gerne wieder entgegen 🙂



  • Naja, selbst so ein Thema steht ja nicht im luftleeren Raum. Das kommt doch sicher aus einer mehr oder weniger konkreten Anwendung. Dieses ursprüngliche Problem ist oft anschaulicher (etwa Wirbelerkennung in Triebwerkströmungen oder ähnliches). Also stelle dieses Problem vor. Vielleicht kannst Du auch was dazu sagen, wie lange man mit einem naiven Ansatz (sofern es den gibt) gebraucht hätte um eine Probleminstanz mit realistischer Größe zu lösen. Anschließend erzählste, dass Du Dich damit beschäftig hast das zu beschleunigen und dabei ein viel schnellerer Algorithmus rausgekommen ist. Den haste auch implementiert und damit schaffste es vielleicht in wenigen Minuten. Wenn das ganze auch wirklich für Analysen oder Experimente benutzt wurde kannst Du damit weiter unterstreichen, dass die Arbeit nicht nur theoretisch war, sondern eben auch "was dabei rausgekommen ist".



  • Hi,

    jemand der für soetwas einen sucht wird eine entsprechende Arbeit auch zu würdigen wissen, aber machen wir uns doch mal nichts vor, 95% aller Programmierarbeiten sind vom mathematischen Gesichtspunkt her doch eigentlich recht trivial. Die Masse machen doch mathematisch relativ simple Aufgaben, Webanwendungen, Datenbankarbeiten, ... mit entsprechenden Formularen aus.
    Aus meiner Sicht ist es heute essentiell gute und idiotensichere Formulare entwickeln zu können. Die Zeit der Dos-Programme wo bei den Nutzern wengistens noch rudimantäres Wissen vorhanden war geht unwiederbringlich zu Ende bzw. ist es schon. Stand der Dinge ist das was uns die Werbung vermitteln will: "Jetzt zeigt ihnen Oma Schmidt, wie sie ihren Rechner netzwerkfähig macht" -> rums Stecker rein.
    Wenn schon die Rede von Strong-Tasten ist, dann stehen mir schon die Haare zu Berge. Sogar unser Fachinformatiker-Azubi spricht von Strong-Tasten. Mit der Aufforderung etwas in die Wurzel zu stellen kann man doch heute ganze Betriebe fachlich überfordern. Und wer an ganzen Dateibäumen mit dem attrib-Befehl den Schreibschutz entfenen kann, der hat doch eindeutig einen Gurufaktor von 8,9 auf der nach oben offenen Wunderblumenskala.
    Unter diesen Bedingungen ist doch Effizienz nicht mehr das primäre. Die nächste Rechnergeneration wirds schon richten. und was nützt ein superperformantes Programm, wenns der Nutzer nicht gestartet bekommt.
    Also möglichst bedienerfreundliche Formulare, die den Nutzer an die Hand nehmen und ihn zwangsläufig vom Start zum Ziel führen. Wenn man erreicht daß der Nutzer glaubt alles entscheiden zu können und man ihn trotzdem zwangsführt dann hat man noch am ehesten Erfolgshoffnung.

    Gruß Mümmel



  • Klar, wer 08/15 machen will kann natürlich auch 08/15 präsentieren. 🙂



  • Hi Jester,

    was ist sooooo furchtbar schlimm an 0815-Programmen. Vor dem Nutzen von irgendwelchen Gimmiks kommt erst mal das perfekte Beherrschen von 0815. Nichts ist schlimmer als Leute die das ganz ausgefallene und irgendwelche Zaubertricks machen wollen und nicht mal das soliede Handwerk beherrschen.
    Nicht umsonst hat sich doch C++ von vielen Zaubertricks die unter C noch gang und gebe waren mehr oder weniger verabschiedet. Und solche Tricks aus der Anfangszeit, wie Daten in redundanten Bits speichern um noch ein wenig Speicherplatz zu sparen sind doch schon lange auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet.
    Bei meiner ersten Abschlußarbeit hab ich noch nach jeder Funktion geguckt, was die so an Bytes Speichervverbrauch dazugepackt hat und gegebenefalls umgeschrieben. Wer guckt da heute noch drauf.
    Heute ist es doch (in den meisten Fällen) so, das innerhalb kurzer Zeit ein weitgehend korrektes Programm entstehen muß, welches so geschrieben ist, daß man auch nach 5 Jahren noch versteht, was man da gemacht hat und es noch ändern oder weiterentwickeln kann.
    Bei meiner Arbeit war es bisher fast nie so, das irgendwelche Programmierertricks das essentielle waren, sondern das wirklich entscheidende war, daß ich dem eigentlichen Nutzer so weit wie möglich auf SEINEM Gebiet entgegen kommen konnte. Hat halt für mich als ehemaligen Maschinenbauer bedeutet, daß ich mich auch in Acker- und Pflanzenbau reinfinden musste. Sicher werde ich nie ein Agraringenieur werden. Aber ich muß verstehen, was der jeweilige Fachmann will, auch wenn dem das noch lange nicht klar ist, und rausfinden, wie das einem Rechner klarzumachen ist. Je mehr mir das gelingt, um so besser sind auch die daraus resultierenden Programme. Bei dem Programm von dem ich oben geschrieben habe, hab ich mir noch die ganzen Datenstrukturen vorgeben lassen. Entsprechend ist auch das Ergebnis geworden. Letztlich ist es ein Rucksackprogramm geworden, wo ein ursprünglich kleines Programm immer noch einen weiteren Rucksack aufgehängt bekommen hat. Hätte ich damals das Fachgebiet schon ausreichend überblickt, wäre vieles was so nachträglich angeflanscht wurde schon in der Konzeption mit drin gewesen und zumindest als Platzhalter vorgesehen worden. Das ich das ganze dann noch dem Rechner beibringen muß, und rausfinden muß, wie ich ein GIS-Format lesen kann, wie ich die Daten anzeigen kann... das ist dann nachher einfach nur Handwerk, das ich eben zu beherrschen habe. Aber das dem Nutzer auf SEINEM Gebiet entgegenkommen und schon weit in dessem Gebiet drin die Weichen stellen ist das, was dann die wirklichen Unterschiede ausmacht.
    Oder wie es mal einer sinngemäß in einem anderen Fred gesagt hat, wenn ich Chinesenkinder unterrichten will muß ich natürlich chinesisch beherrschen. Das ist die Grundlage, sozusagen das Handwerkszeug. Aber was dann? Dan kann ich mich zwar mit ihnen verständigen, aber WAS will ich ihnen beibringen. Ich brauch also noch Fachwissen.

    Gruß Mümmel



  • Ich glaube, du hasst Ignaz missverstanden. Er meinte eher 08/15-Arbeit (sprich immer aehnliches Zeug fuer Leute programmieren, die eigentlich nicht wissen was sie wollen) im Gegensatz zo Forschen/Promotion.



  • Hi Korbinian,

    sicher hast Du da recht. Aber auch in der Forschung wenns nicht gerade direkt in der Informatik ist wird nur mit Wasser gekocht. Das ist ja das kuriose an der ganzen Sache. Gerade in UNI-Informatikstudien nimmt Mathematik einen sehr hohen Stellenwert ein. In dem was man danach macht dominieren dann aber oft die Grundrechenarten. Forschung ist das, was die Belohnung für den Geist ist, aber das Säckl füllen ist dann das Alltagsgeschäft.
    Es ist letztlich bei vielen Informatikern und dem was sie dann praktisch machen so als ob man Paul Bocuse für die Schulspeisung kochen läßt.

    Man muß irgendwie schauen, in welche Richtung man mal gehen will. An UNIs ist es immer Gang und Gäbe das betont wird, das sie ja nicht für die Praxis, sondern für die universitäre Laufbahn ausbilden. War in der Landwirtschaft in der Zeit wo ich da an der UNI gearbeitet habe nicht anders. Aber wo landen denn die Absolventen letzlich. Auch an UNIs wird gespahrt und die Zeiten wo jeder Prof Heerscharen von Wimis und Assistenten hatte sind nun mal vorbei. Heute hat vielfach der Prof einen Assistenten und wenn er gut ist kann er über Drittmittel noch etwas Geld für ein paar Doktoranden einwerben.
    Gehen wir doch mal ganz nüchtern und logisch an die Sache ran. Die Zahl der Profs wird sich in der Zukunft nicht gravierend erhöhen. Also ist davon auszugehen, das (im Durchschnitt) jeder Prof im Laufe seines gesamten wissenschaftlichen Lebens genau einen einzigen weitern Prof ausbilden wird (gute kommen sicherlich auch auf ein paar mehr... aber auch nicht die Masse). Kann man statistisch also wegfallen lassen.
    Bleibt noch der (fast) gesamte Rest. Einige werden an sonstige Forschungseinrichtungen wie z.B. Fraunhofer-Institute gehen. Sie haben gute Aussichten auf wirkliche wissenschaftliche Arbeit mit entsprechendem Anspruch und Niveau. Für sie ist der Dr. sicher unabdingbar.
    Einige werden in alle möglichen Stellen in die Ausbildung gehen. Hier ist er Dr vor dem Namen sicher auch nützlich, zumindest wenn der Arbeitgeber ein bestimmtes Niveau hält.
    Sicher werden auch ein ganzes Teil in irgendwelche Stellungen im öffentlichen Dienst gehen. Gute bzw. gutbezahlte Stellen sind hier fast unmittelbar an das Dr vorm Namen gebunden.
    Ein großer Teil geht in die Industrie oder in kleinere DV-Unternehmen. Hier ist es unterschiedlich. Wer z.B. bei einem der Autohersteller in der Crashforschung am Computer landet hat sicher interessante Forschungsarbeit mit hohem Anspruch und guter Nützlichkeit der Promotion. Der Großteil wird aber bei besagter 08/15 Arbeit landen. Hier ist es dann entscheidend, ob man eines der vielen fleißigen Bienchen wird, die die Arbeit machen, oder ob man eine der Stellen bekommt wo man selber an den Hebeln der Entscheidung sitzt.
    Dann wird ein gewisser Anteil in irgendwelchen Handels- oder Vertreterjobs landen. Teilweise ist hier die Promotion die Eintrittskarte, damit für den Betrieb abgesichert ist, daß man eine entsprechend geschmückte Visitenkarte rüberreicht und ein Aushängeschild für den Betrieb ist, bei anderen ist man "überqualifiziert" (letzlich nur anderes Wort für zu teuer).
    Und letzlich schlägt sich ein gewisser Teil längere Zeit an den UNIs auf Projektstellen rum, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, das das keine Sache für die Zukunft ist und daß man irgendwann mal sehen müsste daß man den Absprung schafft und was für die Zukunft aufbauen müsste.
    Wo ist nun also der Anspruch der UNIs, für die universitäre Laufbahn auszubilden, geblieben?

    Letztlich muß jeder selbst erst mal ehrlich seine eigenen Fähigkeiten beurteilen, kann aus ihm was wirklich großes werden, und wenn nicht, muß er sich für zukünftige Arbeitgeber aus dem produzierenden Bereich wertvoll machen.

    Gruß Mümmel



  • Also ich studiere für mich und nicht für den Beruf, also hätte ich schon sehr stark etwas dagegen wenn die Uni zu einer Berufsausbildungsstätte werden würde.



  • muemmel schrieb:

    ich glaube nicht, daß es den zukünftigen Arbeitgeber interessiert, wie komplex Dein Programm ist. Du wirst nicht für Deine Arbeit bezahlt, sondern für Deine Leistung. Von zwei Programmierern ist meist der der gesuchtere, der das Problem auf einfachere Art löst.

    Wenn allerdings ein dritter dabei ist, der das Problem überhaupt nicht gelöst bekommt, weil es über seinen Horizont geht, dann hat er von vornherein verloren. Genau in dem Punkt wird jemand, der Erfahrung in der Lösung komplexer Probleme hat, interessant.



  • Du solltest bedenken, was das für jemand ist dem du deine Referenzen zeigst.

    Ein paar schnell gestrickte Klickiebuntieprogramme, die optisch was her machen, sind oft effektiver als eine hocheffiziente Verkettung komplexer Algorithmen zur Lösung eines abstrakten Problems.

    Du solltest nicht unbedingt denjenigen, der deine Referenzen durchsieht gnadenlos übertreffen, er versteht es dann nicht, sagt sich "so jemanden will ich nicht als mir unterstellten Entwickler haben, der könnte Konkurrenz darstellen" oder zumindest "der programmiert ja total wirr und unverständlich, ich verstehe nix, wie soll man den in mein Team stecken" und das wars mit der Stelle.

    Aber alles abhängig vom wo bewerbe ich mich, genauso wie die Frage ob der Doktor beruflich Sinn macht.
    "Privat" kommt son dr natürlich auch immer gut zum rumprollen 😉



  • dreaddy schrieb:

    Du solltest bedenken, was das für jemand ist dem du deine Referenzen zeigst.

    Ein paar schnell gestrickte Klickiebuntieprogramme, die optisch was her machen, sind oft effektiver als eine hocheffiziente Verkettung komplexer Algorithmen zur Lösung eines abstrakten Problems.

    Das halte ich nicht wirklich für zutreffend. Okay, in manchen Bereichen mag das so sein, aber doch bitte nicht irgendwo, wo man als Diplom-Informatiker arbeiten möchte. Wenn die sich einen Diplom-Informatiker leisten wollen, dann doch sicher nicht für Klickibunti-Oberflächen.

    Aber abgesehen davon kommt es doch auch stark auf die Präsentation an. Schaffst Du es nur zu vermitteln, dass das ein hochkomplexes Problem ist für dessen Lösung unglaublich komplexe Algorithmen verwendet werden mußten? Oder kannst Du eine Anwendung erklären und am praktischen Beispiel verdeutlichen was Dein Programm leistet?



  • Also ich promoviere, weil ich die Freiheit (im Vergleich zu einer Industrieanstellung) geniesse und mir der Unialltag Spass macht. Ein netter Nebeneffekt ist, dass meine zukuenftigen Jobs dann hoffentlich in aehnlicher Umgebung stattfinden.



  • Hi,

    das eine UNI nicht zur Berufsausbildungsstelle verkommen darf ist mir schon klar, sonst wäre sie überflüssig.

    Genau so klar ist aber auch, daß sie einem das Rüstzeug mitgeben muß, daß man sich in die sich im Beruf stellenden/zu lösenden Aufgaben schnell reinfinden kann.

    Sicher, der UNI-Alltag und die gesamte Atmosphäre an UNIs hat schon was, und wer das Zeug dazu hat, dort mehr als nur Projektmitarbeiter zu werden, für den ist das sicher ein empfehlenswerter Job.

    Wenn man aber mit 35 feststellt, daß man immer noch nur auf Projektstellen hockt, dann sollte man doch nachdenklich werden. Spätestens wenn man Familie hat und genügend Mäuler zu Hause die zu stopfen sind, ist es äußerst hinderlich, wenn zwischendurch zwischen den einzelnen Projektstellen immer mal kürzer oder länger bei der Agentur für Arbeit geparkt werden muß. Und ein größeres Auto oder ein Haus auf Kredit ist ohne einen unbefristeten Arbietsplatz auch nur ne Illusion (Zielstellungen ggf. mit zweibeiniger Hauskatze abstimmen). Es hängt also in erster Linie an der Frage, kann man eine Stelle ergattern, wo der "Bis-Termin" nicht ausgefüllt ist oder das Erreichen des eigenen Rentenalters markiert.

    Das man letztlich jeden Bildungsstand erst mal für sich selber erwirbt ist nur natürlich. Aber was einem Beruflich nicht weiterbringt ist reine Hobbyforschung.

    Man kann es drehen wie man will, aber am Ende braucht man einen, der jeden Monat ein Gehalt rüber wachsen läßt. Und für den sind die ganzen Gesichtspunkte im wesentlichen auf einen einzigen reduziert: "bringt ers oder bringt ers nicht"

    Wer nur für sich lernt, und die Berufsfrage ignoriert, wird möglicherweise an den einzelnen Stationen des Lebens nur eine geringe Halbwertszeit haben.
    Wer nur auf das gerade konkret gebrauchte schielt, wird spätestens bei einer grundlegenden Änderung seines Aufgabenspektrums und wesentlich anderen an ihn herangetragenen Anforderungen nach Schwimmflossen suchen.

    Wenn man sich bei wirklichen Fachleuten mit Klickimicki-Programmen vorstellt, kann es sein, daß man sich schneller als reiner Schauspieler outet als einem lieb ist.
    Wenn man dagegen einen Chef erwischt, der nur auf Grund seiner Unfähigkeit für was Konkretes nach oben geschubst wurde (Peter-Prinzip) dann kann ein zu gutes Programm das Gefahr signalisiert auch kontraproduktiv sein.
    Vielleicht mal eher an alten Buchalterweisheiten orientieren,, die wenn eine Prüfung ins Haus steht versuchen, alles so perfekt wie nur möglich hinzubekommen, aber ein paar kleine Fehlerchen zum findern als "Belohnung" für den Prüfer einbauen. Wenn der Chef also sieht, das Du ein komplexes Problem elegant gelöst hast, aber doch noch 1 oder 2 (nicht mehr!) kleine Ecken findet, wo er Dir noch "wervolle" Hinweise geben kann ist das sichher nicht ungünstig.

    Anders ist es bei Stellen, wo ein Softwareentwickler gesucht wird, der als Einzelkämpfer in einem sonst völlig anders geartetem Team gesucht wird (immer noch viel häufiger als man denkt). Hier interessiert es keinen, daß Du in erster Linie für Dich studierst. Hier wird ein ZAUBERER gesucht, der all die Probleme die man an ihn heranträgt löst. Noch besser, wenn er die Lösung für das heutige Problem bereits gestern anbieten kann. Hier wird eine soliede Grundlage benötigt, weil man nie weiß, was einen alles mal an Aufgaben über den Weg läuft, wenn man die aber zu deutlich vorweist kann man schnell als unbrauchbarer Theoretiker eingestuft werden.
    Eine gewisse Verschrobenheit kann für solche Stellen unter Umständen ganz nützlich sein, erhöht sie doch den Gurufaktor.

    Gruß Mümmel



  • du scheinst mir zumindest bei der arbeit nicht ausgelastet, bei dem verhältnis länge/inhalt deiner beiträge. 🙂 bitte nicht als angriff werten, es sei dir gegönnt, das zu halten, wie du es für richtig hältst.

    muemmel schrieb:

    Wenn man dagegen einen Chef erwischt, der nur auf Grund seiner Unfähigkeit für was Konkretes nach oben geschubst wurde (Peter-Prinzip) dann kann ein zu gutes Programm das Gefahr signalisiert auch kontraproduktiv sein.
    Vielleicht mal eher an alten Buchalterweisheiten orientieren,, die wenn eine Prüfung ins Haus steht versuchen, alles so perfekt wie nur möglich hinzubekommen, aber ein paar kleine Fehlerchen zum findern als "Belohnung" für den Prüfer einbauen. Wenn der Chef also sieht, das Du ein komplexes Problem elegant gelöst hast, aber doch noch 1 oder 2 (nicht mehr!) kleine Ecken findet, wo er Dir noch "wervolle" Hinweise geben kann ist das sichher nicht ungünstig.

    wenn das erforderlich sein sollte, hätte ich wohl den falschen chef 'gewählt'. -> gespräch mit chef, chefchef, betriebsrat oder wechsel der abteilung/firma. das ist doch keine grundlage für befriedigendes arbeiten.



  • Hi,

    je nach, mal so mal so... Daher auch mal lange Beiträge, und mal wieder gar nichts... Zwei Rechner auf dem Tisch zu haben hat schon seinen Vorteil, da kann man jede noch so kleine Pause oder Wartezeit nutzen um was anderes zu machen. Manches kommt auch auf dem Stick von zu Hause mit. Leider vergehts mir dort bei den Übetragungsraten.
    Außerdem brauche ich zum schreiben (zumindest am Computer) nicht wesentlich länger als zum Reden.

    Wo ist das Problem mit so nem Chef. Auch Chefs sind nur Menschen und hungrig auf kleine Erfolgserlebnisse. 🙂
    Da sie vielfach nicht mehr so direkt in der praktischen Arbeit drin stehen, können sie ihre Erfolgserlebnisse nicht mehr in dem Maße aus sich selbst ziehen. Aber eine gutgelungene Arbeit vorgestellt bekommen und dann dazu noch helfende Tipps geben zu könne streichelt schon das Ego.
    Aufgabe des Chefs ist doch nicht unbedingt Deine Arbeit besser zu können. Wenn ers trotzdem kann optimal, aber nicht die Regel.
    Hauptaufgabe des Chefs ist zuerst mal, dafür zu sorgen, daß Du Arbeit hast und daß dafür am Monatsende pünktlich Geld auf dem Konto ist. Weiterhin muß er dann, wenn Du mit Deinem Latein am Ende bist wissen wie und wo es weiter geht. Aber ansonsten hat man mit dem Chef doch nicht zu viel zu tun.
    Als ich noch an der UNI gearbeitet habe hat der Institutsleiter auch immer sein Erfolgserlebnis darin gehabt, daß er in meinen Programmen den einen oder anderen Schreibfehler gefunden hat (die brauchte ich aber nicht absichtlich reinmachen 😉 ). Der war dann immer ganz wichtig und mußte unbedingt sofort beseitigt werden. Was solls, so oft hatte ich mit dem nicht zu tun.

    Gruß Mümmel



  • Jester schrieb:

    dreaddy schrieb:

    Du solltest bedenken, was das für jemand ist dem du deine Referenzen zeigst.

    Ein paar schnell gestrickte Klickiebuntieprogramme, die optisch was her machen, sind oft effektiver als eine hocheffiziente Verkettung komplexer Algorithmen zur Lösung eines abstrakten Problems.

    Das halte ich nicht wirklich für zutreffend. Okay, in manchen Bereichen mag das so sein, aber doch bitte nicht irgendwo, wo man als Diplom-Informatiker arbeiten möchte. Wenn die sich einen Diplom-Informatiker leisten wollen, dann doch sicher nicht für Klickibunti-Oberflächen.

    Aber abgesehen davon kommt es doch auch stark auf die Präsentation an. Schaffst Du es nur zu vermitteln, dass das ein hochkomplexes Problem ist für dessen Lösung unglaublich komplexe Algorithmen verwendet werden mußten? Oder kannst Du eine Anwendung erklären und am praktischen Beispiel verdeutlichen was Dein Programm leistet?

    Genau das ist ja das Problem, ein kleines Programm, das einen besonders effizienten Algorithmus benötigt gibt es eher Selten, eines das jemanden beeindruckt, der nicht so gut in der Materie drin ist noch weniger.

    Was könnte das denn sein? Ein Packprogramm? Ein schnell zusammengecodeter Huffman oder soetwas mit einer netten Gui drumrum oder lieber eine hocheffiziente, doppelt so schnelle Lösung, die sich auf Konsole beschränkt, was macht wohl mehr Sinn?
    Kann man natürlich auch verbinden, aber ich behaupte einfach mal, der in die Effizienz gesteckte tage- und wochenlange Zeitaufwand bewirkt meistens so gut wie nichts und ist vielleicht sogar eher kontraproduktiv, wenn man nicht grad schneller und effizienter als die kommerziellen Anbieter ist und das auch reinschreibt.
    Wenn die Entscheider nicht über die Qualifikation verfügen wie der Bewerber, hätten sie bei der einfachen Lösung vielleicht eher Lust sich das durchzulesen und zu sagen "jo, das ist ganz nett", wohingegen sie die komplexe Lösung nicht verstehen, was nunmal nicht grad positiv für den Bewerber ist.



  • Gott seid ihr weltfremd. Ihr macht euch Gedanken.. was ist wichtiger.. effiziente Algorithmen oder eine beeindruckende App oder eine tolle GUI oder blabla.
    Macht einfach einen guten Abschluss und fertig. Bei der Bewerbung zählt zu 95% eh nur der Abschluss und der Nasen-Faktor. Dem Personaler ist es scheiss egal was ihr in der Uni zusammengefrickelt habt. Wahrscheinlich ist sogar eure Frisur am Bewerbungstag wichtiger als sowas.


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