soziale Intelligenz - Schlüsselqualifikation oder Buzzword?



  • Gregor schrieb:

    Warum machen Leute so etwas? ...

    Selbstproduktion! - Deswegen machst Du auch dein(e) Diplom(e). Veröffentlichst Arbeiten, machst Scheine, hälst Reden etc.

    Gregor schrieb:

    Wer bestimmte Dinge erreicht hat, die irgendeine Art von Intelligenz erfordern, muss sich nicht auf eine derart abstrakte Ebene zurückziehen, um anderen Leuten darzustellen, mit wem sie es zu tun haben.

    Dann substituierst Du den offiziellen Intelligenzbegriff durch einen Inoffiziellen - dem Erreichtem. Motto: Weil Du ein PhD hast, bist Du intelligent und Andere nicht?!
    Typ I Arroganz: Von einer Überlegenheit des eigenen aktiv zu beurteilenden Konzeptes wird ausgegangen!

    Gregor schrieb:

    In dem Fall gehe ich davon aus, dass Du mir zustimmst, dass fachliche Kompetenz nicht ohne Emotionale Intelligenz zu erreichen ist. Ich meine, wer sich fachliche Kompetenz, zum Beispiel durch ein Studium, angeeignet hat, muss all die Eigenschaften, die Du da aufgelistet hast, bis zu einem gewissen Grad aufweisen. Sonst würde er es nicht so weit bringen.

    Inwiefern hälst Du Emotionale Intelligenz ohne Nachweise derartiger "harter Skills" für relevant? Ist es überhaupt glaubhaft und sinnvoll, derartige Aspekte in unterschiedliche Begriffe aufzuspalten?

    Ich definiere:
    "Hard Skills" als Reife (Qualität) und Fähigkeiten (Faßungsvermögen) für den aktuellen Schöpfungsbereich.
    "Soft Skills" als Reife (Qualität) und Fähigkeiten (Faßungsvermögen) zur Bewegung in zukünftige Schöpfungsbereiche. Hier spielt die Bewegung und Veränderung die entscheidene Rolle.

    Weiterhin sollte man sich darauf verständigen das "Soft Skills" oder der "Intelligenzbegriff" an sich dynamischen Veränderungen unterworfen sind.
    Reife (Qualität) und Fähigkeiten (Faßungsvermögen) zu Bewegungen und Veränderungen können ab oder zunehmen.



  • @Prof84: Ich sage nicht, dass Leute, die keinen Doktortitel oder ähnliches haben, nicht intelligent sein können. Ich meine nur, dass Leute, die meinetwegen eine Promotion durchgezogen haben, bestimmte Fähigkeiten nachgewiesen haben. Und dazu gehören auch eine ganze Menge Fähigkeiten, die man mit den unterschiedlichen Intelligenzbegriffen assoziiert. Du kannst den Doktortitel übrigens meinetwegen auch durch irgendein Projekt in der Wirtschaft oder sonst irgendetwas ersetzen. Ich halte Erreichtes halt für wesentlich aussagekräftiger als pure Behauptungen oder Ergebnisse aus irgendwelchen Tests.

    Wenn Du das für arrogant hälst: Meinetwegen. Dann bin ich wohl arrogant. 😋 Um das auch nochmal zu unterstützen: Ich bin sogar der Meinung, dass die Persönlichkeit wesentlich durch die Dinge beeinflusst wird, die man in seinem Leben macht. Wer promoviert, ein Studium durchzieht, ein großes Projekt in der Wirtschaft managed oder sonst irgendetwas macht, der zeigt dadurch nicht nur, dass er gewisse Fähigkeiten hat, er entwickelt diese Fähigkeiten im Rahmen dieser Projekte auch weiter. Man wächst an seinen Aufgaben.

    So. Du sagst jetzt, dass die Soft Skills zeitlich veränderlich sind, aber gerade für zukünftiges relevant sein sollen. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wenn die zeitlich veränderlich sind, wie kann man dann durch eine Bestimmung dieser Soft Skills Aussagen über die Zukunft treffen? Irgendwie muss diese Variation wohl gewissen Beschränkungen genügen. Aber wenn das so ist, dann sind auch die Fähigkeiten, die man in der Vergangenheit nachgewiesen hat, ein guter Indikator. Also doch wieder die Fähigkeiten, die man durch den Erwerb der Hard Skills nachgewiesen hat. Ok, ich gestehe Dir zu, dass man weit zurückliegende Leistungen vielleicht nicht mehr so stark zur Beurteilung dieser Fähigkeiten heranziehen sollte.

    BTW: Wenn Du bei Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Begeisterungsfähigkeit und so weiter eine zeitliche Variation annimmst, dann solltest Du auch eine thematische Variation erwägen. Leute können sich vielleicht für Thema A wesentlich mehr begeistern als für Thema B. Insofern stellt sich hier wieder die Frage, inwiefern es Sinn macht, diese Eigenschaften abstrahiert von den harten Skills zu betrachten.



  • Gregor schrieb:

    Ich halte Erreichtes halt für wesentlich aussagekräftiger als pure Behauptungen oder Ergebnisse aus irgendwelchen Tests.

    👍 👍 👍



  • Walli schrieb:

    Ich muss hier eindeutig sowohl Bashar als auch ~fricky zustimmen.

    Buzzword schrieb:

    Walli schrieb:

    Ich sehe zu oft das Gegenteil um zu glauben, dass man hier von einer verschwindenden Minderheit spricht.

    Dann mach doch mal ein paar Beispiele, damit das mal etwas konkreter wird und nicht nur bei nem Buzzword bleibt.

    Es kennt doch jeder fachlich geniale aber eigenbroedlerische Leute, die sich nicht alleine die Schuhe zubinden, geschweige denn ihre Ergebnisse praesentieren koennen. Das auessert sich dann darin, dass man selbst als Fachmensch im selben oder einem aehnlichen Gebiet oft Probleme hat ihnen zu folgen. Das krasse Gegenteil sind dann Leute, die nichts auf dem Kasten haben, aber gut reden koennen. Quasi generieren die aus nichts eine Sensation, begeistern die Menschen und lassen sich von Entscheidungstraegern dafuer feiern. Die Definitionen zu beiden Formen von Intelligenz sind auesserst diffus, eine davon einfach als Buzzword abzutun finde ich aber nicht gerechtfertigt.

    Ein guter Redner sein hat doch nichts mit sozialer Intelligenz zu tun. Ich kenn einen, der kann sich und sein Zeug gut verkaufen, ist aber im sozialen Umgang mit seinen Arbeitern ein Ar...



  • Buzzwordbingo schrieb:

    Hier sind Leute mit viel sozialer Intelligenz: http://www.youtube.com/watch?v=uqHd_Y3LOc0

    Wer davon ist Prof84? 👍 😃



  • tawa schrieb:

    Buzzwordbingo schrieb:

    Hier sind Leute mit viel sozialer Intelligenz: http://www.youtube.com/watch?v=uqHd_Y3LOc0

    Wer davon ist Prof84? 👍 😃

    Der mit dem "bold move" 😃



  • Buzzword schrieb:

    Ein guter Redner sein hat doch nichts mit sozialer Intelligenz zu tun. Ich kenn einen, der kann sich und sein Zeug gut verkaufen, ist aber im sozialen Umgang mit seinen Arbeitern ein Ar...

    Ich habe nicht gesagt, dass "gut reden" das einzige ist, was einen sozial intelligenten Menschen ausmacht. Das war nur ein Beispiel! Jemand, der nach oben will und nach unten spuckt, der bekommt irgendwann automatisch die Quittung, denn letztlich ist der eigene Erfolg abhaengig von dem, was die "unten" so machen. Das vergessen viele einfach.



  • wir hatten mehrere übungen zum thema soft skills an der uni. im endeffekt haben wir uns dann darauf geeinigt, dass man anderen menschen mit respekt begegnet. für manche mag das was neues gewesen sein, für die meisten war es aber nur eine ungeschriebene regel unserer gesellschaft.
    ich denke, dass sich die sozialwissenschaften da sehr engagiert verhalten, da ich mitbekommen habe, was die vortragende für das gleiche, was sie bei uns an der uni mehr oder weniger zum nulltarif gehalten hat, bei firmen bekommt. da geht es um mächtig viel geld, sodass jeder sozialwissenschafter nur im eigenen interesse soft skills und den erwerb der selbigen als besonders wichtig bezeichnen wird.
    man muss sich also auch hier ganz im sinne von "Qui bono?" fragen, was der größte nutzen für die meisten menschen ist. meiner meinung nach ist es geld.



  • besserwisser schrieb:

    wir hatten mehrere übungen zum thema soft skills an der uni. im endeffekt haben wir uns dann darauf geeinigt, dass man anderen menschen mit respekt begegnet. für manche mag das was neues gewesen sein, für die meisten war es aber nur eine ungeschriebene regel unserer gesellschaft.

    Die Soft-Skills Veranstaltungen im Kontext irgendwelcher Studiengänge nehmen in letzter Zeit zu und ich halte das für eine ganz schlechte Entwicklung. Den Vogel schießt da momentan wohl das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam ab:

    http://www.morgenpost.de/brandenburg/article1011595/In_Potsdam_gehoert_Flirten_jetzt_fest_zum_Studium.html

    Das Fach Flirten steht künftig auf dem Lehrplan des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) für Softwaretechnik.
    [...]
    Der Berliner Buchautor und Radiomoderator Phillip von Senftleben wird den Flirt-Kurs leiten, wie es weiter heißt. Er will eigenen Angaben zufolge den Nachwuchsinformatikern unter anderem zeigen, wie man eine Flirt-SMS oder E-Mail geschickt formuliert.

    Super. So signalisiert man der Gesellschaft und vor allem auch den Studieninteressierten, dass Leute, die beim HPI ein Studium anfangen im Allgemeinen soziale Defizite haben. Was machen die als nächstes? Laden sie das "Das Model und der Freak"-Team ein, damit die den Studenten beibringen, dass sie einen völlig falschen Lebensweg gewählt haben?

    Ok, das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn soetwas nicht auf Dauer auf Kosten der fachlichen Veranstaltungen geht, aber das ist ja wohl offensichtlich. Die Zeit, die man in "Flirt-Seminaren" und ähnlichen Veranstaltungen vergeudet, hat man nicht für fachliche Veranstaltungen zur Verfügung.



  • Was mir aufgefallen ist: Die Leute, mit dem größtem Bezug zur Technik/mit dem meisten Fachwissen, sind diejenigen, die gegenüber der Sinnhaftigkeit von Social Skills am kritischsten eingestellt sind. Betrifft nicht nur das Forum.



  • Liegt daran, dass viele fachlich kompetente Leute in das Bild des klassischen Nerds passen und deswegen die Bedeutung runterspielen wollen. Niemand gibt gerne zu, dass er irgendwo Defizite hat.



  • Walli schrieb:

    Jemand, der nach oben will und nach unten spuckt, der bekommt irgendwann automatisch die Quittung, denn letztlich ist der eigene Erfolg abhaengig von dem, was die "unten" so machen. Das vergessen viele einfach.

    Ja, seine Firma gibts nicht mehr.

    Gregor schrieb:

    Das Fach Flirten steht künftig auf dem Lehrplan des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) für Softwaretechnik.
    [...]
    Der Berliner Buchautor und Radiomoderator Phillip von Senftleben wird den Flirt-Kurs leiten, wie es weiter heißt. Er will eigenen Angaben zufolge den Nachwuchsinformatikern unter anderem zeigen, wie man eine Flirt-SMS oder E-Mail geschickt formuliert.

    Finanziert durch Studiengebühren?



  • Mal ein paar Aussagen, die nicht als geschlossene Kette zu sehen sind:

    1. Techniker stellen oftmals Sachthemen über Kommunikation auf nicht-technischer Ebene. Ingenieure stehen dann fassungslos der Tatsache gegenüber, daß ihr Gegenüber eine Idee oder einen Plan nicht akzeptiert, obwohl dieser Plan technisch überlegen und einwandfrei ist. Ihnen entgeht aber, daß ihr Gegenüber aus diffusen Zwängen heraus nicht zustimmen kann, oder daß er nicht zustimmt, weil ihm die Idee nicht behagt. Jemand, der in dieser Situation nicht erkennt warum er mit seinen Plänen in solchen Situationen "nicht landen" kann, besitzt keine soziale Intelligenz.

    2. Die unter 1) bezeichnete Gruppe bringt aber natürlich gute, manchmal auch hervorragende, technische Leistungen, weswegen sie aus ihrer Fachrolle gerne auch mal in eine Vorgesetztenrolle befördert werden. Das Resultat ist im Regelfall eine Katastrophe, insbesondere für Untergebene dieser Person. Gleiches gilt auch für eine Ernennung zum Projektleiter. [These: Ein Physiker als Projektleiter ist ein Projektrisiko.]

    3. In technischen Kleinteams gibt es oft eine gute Stimmung, man arbeitet gerne zusammen, und erreicht großartige Dinge. In einem solchen Team gibt es oftmals eine Person, die als erste spricht, und die auch Rollen verteilt und die Leute ordnet, und jeden zu Höchstleistung anspornt. Niemand würde die Person jetzt aber als Chef oder Teamleiter der Gruppe betrachten (obwohl das so sein könnte). Eine solche Person besitzt soziale Intelligenz.

    4. Vorlesungen an Hochschulen zum Thema soziale Intelligenz sind IMO Bullshit.

    5. Trotzdem schwierig messbar wird jeder mit einer gewissen Berufserfahrung zugeben, daß es soziale Intelligenz gibt. Manche Leute haben für Situationen ein Gespür, wissen wann man reden oder schweigen sollte, und sagen in einem Meeting genau an der richtigen Stelle die richtige Sache.

    6. Soziale Intelligenz hat nichts mit "BWL vs. Ingenieurwissenschaft" zu tun. Wenn ein BWLer einen Ingenieur dazu bringt etwas zu tun, obwohl der die Aufgabe total unspannend findet, besitzt dieser soziale Intelligenz. Wenn ein Ingenieur einen BWLer davon überzeugen kann einen Plan durchzuführen, obwohl er teurer ist und nur schwer zu verstehende technische Vorteile bringt, so besitzt er ebenfalls soziale Intelligenz.

    7. Soziale Intelligenz ist nicht proportional zur Redezeit.



  • Headhunter schrieb:

    Was mir aufgefallen ist: Die Leute, mit dem größtem Bezug zur Technik/mit dem meisten Fachwissen, sind diejenigen, die gegenüber der Sinnhaftigkeit von Social Skills am kritischsten eingestellt sind. Betrifft nicht nur das Forum.

    Oder liegt es vielleicht ehe daran, dass diese Leute in den Bereichen arbeiten, wo die Dinge funktionieren müssen... so banal es auch klingt...



  • abc.w schrieb:

    Headhunter schrieb:

    Was mir aufgefallen ist: Die Leute, mit dem größtem Bezug zur Technik/mit dem meisten Fachwissen, sind diejenigen, die gegenüber der Sinnhaftigkeit von Social Skills am kritischsten eingestellt sind. Betrifft nicht nur das Forum.

    Oder liegt es vielleicht ehe daran, dass diese Leute in den Bereichen arbeiten, wo die Dinge funktionieren müssen... so banal es auch klingt...

    Einspruch.

    Wenn Du eine Gruppe von Technikern, von denen keiner diese berühmte soziale Intelligenz hat, an etwas arbeiten lässt, kommt nicht sonderlich viel dabei heraus. Jeder wird an seiner Sache rumprobieren, aber es ist keine effiziente Zusammenarbeit. Einer dieser Leute - ein Team- oder Projektleiter - ist zur Koordination notwendig, und je besser dessen Social Skills sind, desto besser arbeitet das Team.

    Aus irgendeinem Grund glauben vor allem Technikstudenten, daß diese Person ein BWLer wäre... es scheint hier ein starker Minderwertigkeitskomplex des eigenen Fachgebietes gegenüber anderen Gebieten zu herrschen. Denn in der Praxis sind diese Personen nämlich ebenfalls Techniker, nur oftmals mit mehr - nicht immer genug - "Social Skills". Und es wäre ebenso falsch anzunehmen, daß diese Person deswegen ein schlechter oder der schlechteste Techniker der Gruppe wäre.

    Die beiden Fähigkeiten sind orthogonal zueinander. Ihr kennt das von Euren Professoren - es gibt einige geniale Freaks, aber die Vorlesung ist totaler Mist, man versteht nichts, obwohl der Mann an der Tafel ganz offensichtlich alles über sein Fach weiß. Andere kennen sich ebenso gut aus, aber ihnen geht die Erklärung locker von der Hand, sie können beispielhaft erklären, und es gibt eine "Verbindung" zwischen Sprecher und Zuhörer.



  • Headhunter schrieb:

    Was mir aufgefallen ist: Die Leute, mit dem größtem Bezug zur Technik/mit dem meisten Fachwissen, sind diejenigen, die gegenüber der Sinnhaftigkeit von Social Skills am kritischsten eingestellt sind. Betrifft nicht nur das Forum.

    vielleicht liegt's daran, dass diese leute menschliche totalversager sind, sich mit fachwissen vollsaugen, um ihr angekratztes selbstwertgefühl aufzupolieren. wenn man's auf die spitze treibt, dann kann man irgendwann schön arrogant und überheblich werden und auf jegliche soft-skills pfeifen.
    🙂



  • 🙄



  • Marc++us schrieb:

    Aus irgendeinem Grund glauben vor allem Technikstudenten, daß diese Person ein BWLer wäre... es scheint hier ein starker Minderwertigkeitskomplex des eigenen Fachgebietes gegenüber anderen Gebieten zu herrschen.

    Du bist bisher der aller aller einzigste der in diesem Thread BWLler erwähnt hat...der aller aller aller einzigste :p



  • Ja, richtig. Nur wenn Du hier regelmäßig mitliest findest Du das als ziemlich feststehende Aussage.



  • Walli schrieb:

    Liegt daran, dass viele fachlich kompetente Leute in das Bild des klassischen Nerds passen

    Ist das eine Aussage über Dich selbst? 😋 Oder fragen wir mal allgemeiner: Wenn Du Dich unter den Leuten umsiehst, mit denen Du momentan zusammenarbeitest... Wie groß ist der Anteil der klassischen Nerds unter dieser Gruppe? Eher 10% oder eher 90%?

    Meine These ist, dass die Gesellschaft den Leuten suggeriert, dass fachlich kompetente Leute soziale Defizite haben müssen. Das Bild des Nerds wird den fachlich kompetenten Leuten gerne generell von außen aufgedrückt. Ich vermute aber eher, dass es da keine nennenswerte Korrelation gibt. Sozial inkompetente Leute gibt es in allen Bereichen.

    Wenn man davon ausgeht, dass die Gesellschaft die fachlich kompetenten Leute sehr schnell in die Schublade "fehlende Sozialkompetenz" einordnet, diese Leute aber merken, dass sie keine nennenswerten Defizite haben, dann ist es nur logisch, wenn diese Gruppe derartige "Social Skills" nicht mehr sonderlich ernst nimmt.

    Marc++us schrieb:

    1. Techniker stellen oftmals Sachthemen über Kommunikation auf nicht-technischer Ebene. Ingenieure stehen dann fassungslos der Tatsache gegenüber, daß ihr Gegenüber eine Idee oder einen Plan nicht akzeptiert, obwohl dieser Plan technisch überlegen und einwandfrei ist. Ihnen entgeht aber, daß ihr Gegenüber aus diffusen Zwängen heraus nicht zustimmen kann, oder daß er nicht zustimmt, weil ihm die Idee nicht behagt. Jemand, der in dieser Situation nicht erkennt warum er mit seinen Plänen in solchen Situationen "nicht landen" kann, besitzt keine soziale Intelligenz.

    1. Ok. Der Techniker hat also ein Fachgebiet, in dem er sich besonders gut auskennt und nutzt dann gerne auch die Fachsprache, um darüber zu reden. Mit anderen Worten, er hat etwas, das andere nicht haben. Stimmst Du mir zu, dass das impliziert, dass der Maßstab bezüglich Sozialkompetenz, gerade in Bezug auf jede Art von Kommunikation, für diese Personengruppe wesentlich höher liegt, als für Leute, die keine nennenswerte fachliche Kompetenz haben? Ich meine, wer fachlich nicht kompetent ist, muss sich keine Sorgen darum machen, dass andere ihn nicht verstehen, weil er bei anderen Wissen annehmen könnte, das diese nicht haben.

    2. Hier stören sich oft Leute daran, dass andere Leute Buzzwords nutzen. In dem Fall geht es gerade um Begriffe mit wirtschaftlichem Hintergrund. Fehlt den Leuten, die zu viele wirtschaftliche Buzzwords nutzen, auch Sozialkompetenz? Ich meine, offensichtlich können sich diese Leute auch nicht auf einer Ebene verständlich machen, ohne beim Gegenüber eine gewisse Abneigung zu erzeugen. Wenn man davon ausgeht, dass diese Buzzwords für die Leute, die sie nutzen, eine feste Bedeutung haben, dann ist es offensichtlich, dass hier eine äquivalente Situation zu Deinem Szenario vorliegt. Darauf gehst Du ja auch in Deinem Punkt 6) ein. Ich wollte das nur nochmal auf den Fall fehlender Sozialkompetenz übertragen.

    3. Zu einer Kommunikation gehören mehrere Leute. Wenn eine Person eine andere nicht versteht, weil diese sich zu technisch ausdrückt: Gehört es dann nicht auch zur Sozialkompetenz, dass diese Person der anderen klarmacht, dass sie sich anders ausdrücken muss, damit sie sie verstehen kann? Gehört es nicht zur Sozialkompetenz, der anderen Person klarzumachen, wo man Verständnisprobleme hat?

    Marc++us schrieb:

    These: Ein Physiker als Projektleiter ist ein Projektrisiko.

    Ersetz das mal durch den Mathematiker. 🙂 Die Physik ist in großen Teilen sehr teamorientiert. Physikalische Experimente kann man heutzutage kaum noch als Einzelperson durchführen. Insofern lernen die meisten Physiker spätestens im Rahmen ihrer Abschlussarbeit das Arbeiten in Arbeitsgruppen von typischerweise vielleicht um die 10 Personen. Die Personen dieser Arbeitsgruppen haben teilweise durchaus unterschiedliche Wissenshintergründe. Insofern ist das Finden einer gemeinsamen Gesprächsebene durchaus eine Kernkompetenz von Physikern. Generell kann man derartige Dinge nur lernen, wenn man mit ihnen konfrontiert wird: Jemand, der kein nennenswertes Wissen hat, der muss sich keine Gedanken darüber machen, eine Gesprächsebene zu finden, auf der ein anderer ihn versteht.


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