Die ideale Planwirtschaft
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Hallo,
es ist ja allgemein bekannt, dass jede Art von Planwirtschaft zum Scheitern verurteilt ist, weil die Planungskapabilität und Flexibilität des Menschen nicht ausreicht, um einen größeren Staat am Laufen zu halten. Aber nehmen wir einmal an, wir könnten einen guten Computer bauen -- und ich meine Singularitäts-Gut, Endlosschleife-In-Fünf-Sekunden-Deep-Thought-Gut. Welche Angaben bräuchte man dann, um eine optimale Wirtschaft zu erreichen (und was *ist* überhaupt eine optimale Wirtschaft)?
Zunächst mal müsste jeder Akteur eine Liste aller Leistungen einreichen, die er erbringen kann: (L_1, ..., L_n) und eine Liste von Leistungen, die er in Anspruch nehmen möchte -- mit Präferenzen, falls nicht alle erfüllt werden können: ((A_1, p1), ..., (A_m, P_m)). Nun ist es so, dass genau so viel produziert wird, wie konsumiert (oder umgekehrt), d.h.
Summe[alle Akteure](Leistung) = Summe[alle Akteure](in anspruch genommene Leistung)
Das ist eine Randbedingung; Es fehlt jedoch noch ein Optimalitätskriterium, das bestimmt, wer welche Leistung erbringen soll und was er im Gegenzug dafür erhält. Einen Ansatzpunkt dafür hätte man bereits aus einer Angebot- und Nachfrage-Rechnung, denn man kennt die beiden Größen exakt aus den L- und (A,p)-Vektoren.
Die Frage ist nun:
1. Wonach würde man die Verteilungsfunktion optimieren und
2. Ist das Problem dann noch theoretisch berechenbar? (Praktische Berechenbarkeit stelle ich mal zurück)
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mal angenommen, geringste planabweichungen können nicht ausgeschlossen werden. mal weiter angenommen, die teilnehmer verstärken abweichungen. hamsterkäufe, schwarzmarktpreise, statussymbole...
dann kanns gar nicht klappen, egal wie genau geplant wurde, oder?
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volkard schrieb:
mal angenommen, geringste planabweichungen können nicht ausgeschlossen werden. mal weiter angenommen, die teilnehmer verstärken abweichungen. hamsterkäufe, schwarzmarktpreise, statussymbole...
dann kanns gar nicht klappen, egal wie genau geplant wurde, oder?Na, wenn alles den Bach runtergeht, geht alles den Bach runter. So ist das immer, oder? Aber man kann in den Algorithmus auch Stabilitätskriterien einbauen, so dass eine nicht ganz optimale aber dafür stabilere Lösung genommern wird...
In so fern zähle ich das mal als Antwort zu 1.: Stabilität sollte auf jeden Fall eine Rolle spielen
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Wirtschaftliche Aufschwung entsteht typischerweise durch Erfindungen, die es ermöglichen, mehr Wert in weniger Zeit zu schaffen. Erfindungen sind selten planbar (obwohl es dafür auch Beispiele gibt). qed.
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KrakZilla schrieb:
Die Frage ist nun:
1. Wonach würde man die Verteilungsfunktion optimieren undJeder Teilnehmer der Gesellschaft hat ja einen Leistungskatalog mit Präferenzen eingereicht und diese Präferenzen dürften ja recht stark mit seinem persönlichen Glücksgefühlen korrelieren. Wenn er A_1 doppelt so gern mag wie A_2, dann sollte sich das in seinen Präferenzen wiederspiegeln und genau so gibt es doch wohl auch Antipräferenzen bei Leistungen: Leistung L_1 ist dreimal so beschissen wie Leistung L_2.
Also würde ich vorschlagen, für jeden Teilnehmer der Gesellschaft eine Gesamtglücklichkeitsfunktion G_i aufzustellen, die die (eventuell gewichtete) Summe aus den positiven und negativen Präferenzen ist.
Jetzt summiere ich über alle G_i und versuche sum(G_i) maximal zu bekommen, indem man an den zu erbringenden (und damit dank Randbedingung den erhaltenen) Leistungen schraubt. Das ist im wesentlichen ne utilitaristische Rechnung. Wenn Du Angst von Glücksmonstern hast (Leute, die extreme G_j bekommen, wenn andere G_i's stark fallen), kannst Du eine untere Schranke als individuelle Randbedingung G_i>G_min einführen.
Oder du bist komplett egalitär und dich interessiert Gesamtglücklichkeit nen Dreck, hautpsache, allen geht's quasi gleich: Dann min sum (G_i-G_j)^2. Oder wieder max sum(G_i) mit (G_i-G_j)^2<Toleranzgrenze.
Kommt halt letztlich drauf an, wie deine Gesellschaft aussehen soll. Was verstehst Du unter Stabilität? Das für ne ähnliche Anfangsbedingung was ähnliches rauskommt? Oder das die zeitlichen Lösungen in irgendeinem kulturkonservativen Sinne stabil sind?
Ersteres ist vermutlich in der Praxis ein Problem: sehr viele Leute haben recht ähnliche Präferenzen und wenn man das große Auto und wer nur den Tabi bekommt, das dürfte schon stark von kleinen Störungen abhängen.
2. Ist das Problem dann noch theoretisch berechenbar? (Praktische Berechenbarkeit stelle ich mal zurück)
Naja, gesetzt den Fall, das es wirklich durch unterschiedliche Aufgabenzuweisungen an Individuen die Gesamtkosten verändern kann, hat deine Funktion auch irgendwo ein Optimum. Wenn die Präferenzenlisten sogar alle nur endlich lang sind, dann kannst Du sogar ein diskretes Optimierungsproblem hinschreiben und wenigstens kombinatorisch lösen, vielleicht sogar effizienter (Branch&Bound, genetische Optimierung oder sowas).
Aber das ist halt einfach mal irgendein Optimierungsproblem hingeschrieben, das mit einer realen Wirtschaft, wie Volkard schon anmerkt, wenig zu tun hat. Insbesondere übersieht es die Rolle von Unternehmern, irgendwas fundamental neues zu schaffen, dazu minimale Störungen, die Fähigkeit, "stilles Wissen" zu artikulieren, die Anreizeffekte (warum zugeben, das ich viel leisten kann?) usw.
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Aber das ist halt einfach mal irgendein Optimierungsproblem hingeschrieben, das mit einer realen Wirtschaft, wie Volkard schon anmerkt, wenig zu tun hat.
Was sind denn die Größen, die von einem freien Markt optimiert werden?
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Da wird gar kein globales Optimierungsproblem gelöst, sondern viele lokale Optimierungsprobleme (jeder optimiert seine lokale Glücklichkeitsfunktion -- wenn Du einen Homo Economicus annehmen möchtest, dann den Profit).
Dafür, das das Gesamtsystem dann eine (pareto-)optimale Lösung annimmt, muß das System ein paar Annahmen erfüllen: perfekte Informationen, keine Verhandlungs- und Transaktionskosten, perfekter Wettbewerb (viele Anbieter, Konsumenten), keine Externalitäten, usw. Die typischen neoklassischen Annahmen also.
Wie man globale Optimierung auf viele verschiedene lokale Optimierungsprobleme runterbricht, so daß tatsächlich ein globales Optimum gefunden wird, ist allgemein mathematisch etwas tricky -- um so erstaunlicher, das es Vogelkolonien und Fischschwärme selbstständig hinbekommen. Dazu ist auch zu erwähnen, das Märkte auch wahnsinnig gut funktionieren, wenn die Voraussetzungen nicht gut halten (siehe den Ökonomie-Nobelpreis an V. Smith 2002).
"Optimierung per Spieletheorie". Das wäre ein Ansatz, den ich zu erst versuchen würde, wenn ich da formal rangehen müßte.
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du hast wohl zuviel Prof84 posts gelesen
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<ANTISCOPING>
prof84hasser schrieb:
du hast wohl zuviel Prof84 posts gelesen
Du bist gefeuert! :p
</ANTISCOPING>
<SCOPING CONCEPT="ideale Planwitschaft">
http://www.c-plusplus.net/forum/viewtopic-var-t-is-187595-and-highlight-is-.html
</SCOPING>
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ihr könnt soviel planen, wie ihr wollt, die großen Schübe im globalen Wirtschaftswachstum werden (für gewöhnlich) verursacht vom Durchbrechen von Erfindungen in den Alltag: ~1600 (Segelschiff), ~1800 (Dampfmaschine), ~1920 (Funk + Automobil), ~1990 (PC + Internet), ~20x0 (jemand eine Idee ?? :D)
Und Erfindungen sind selten planbar (obwohl es auch dafür Beispiele gibt).