Physikalische Studiengänge ohne Schulphysik?
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Hallo,
ich bin momentan stark am Überlegen, welchen Studiengang ich zum kommenden WS belegen möchte. Besonders interessieren würden mich dabei z.B. interdisziplinäre Studiengänge wie die Molekulare Biotechnologie. Mein Problem dabei: Ich hatte in der Schule seit der 10. Klasse kein Physik mehr, da vier Naturwissenschaften parallel nicht möglich waren und ich mich für Mathematik, Informatik, Biologie und Chemie entschieden habe.
Nun ist in vielen Studiengängen die Physik aber mehr oder weniger präsent - Gerade in allem, was irgendwie technisch ist.
Meine Frage vlt. an die Erfahrenen hier: Kann man auch ohne die Schulphysik der Klassen 11 bis 13 einen solchen Studiengang wählen? Das ganze unter realistischen Betrachtungen, natürlich. Soll heißen: Lernwille ist da, ebenso Spaß an der Thematik, 20-Stunden-Tage zum Nacharbeiten sollen aber auch nicht das Ziel sein. Mein ehem. Mathe-LK-Lehrer meinte, dass viele der Themen im Grundstudium wohl eingeführt werden und man sie dann durchaus nacharbeiten kann. Ich habe trotzdem gewisse Zweifel, da ich eben seit ganzen 3 Jahren mit Physik an sich nichts mehr zu tun hatte.
Über einige Erfahrungen oder Tips würde ich mich sehr freuen
Danke schonmal,
Frov
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Genuegend Mathematisches Verstaendnis & etwas Vorstellungskraft vorausgesetzt ist das kein Problem, schliesslich faengt man ja im Studium wieder von Null an.
Ich hatte in den letzten 5 Schuljahren ueberhaupt keine Physik, und hab nachher 2 Semester lang Physik als Zweitstudium besucht; Man merkte zwar, dass andere mir was voraus hatten, aber es war definitiv machbar.
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Die Schulphysik wird typischerweise am Anfang des Studiums nochmal gebracht. Zwar mit einem anderen Zugang, aber es sollte machbar sein, auch ohne Physik in den letzten Klassen so ein Studium anzufangen. Ich kenne eine, bei der das geklappt hat und die jetzt Ihre Doktorarbeit in Physik schreibt. Bezüglich interdisziplinären Studiengängen möchte ich Dich übrigens auch noch auf soetwas da aufmerksam machen:
http://www.nano.uni-hamburg.de/
Guck Dir da mal den Studienplan an. Ähnliche Studiengänge gibt es übrigens auch an einigen anderen Hochschulen in Deutschland.
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Vielen Dank schonmal an euch Zwei!
Ich schätze mal, dann werde ich es wagen, mich auf einen solchen Studiengang zu bewerbenDer Link ist wirklich Interessant, Gregor! Vielen Dank So in die Richutng geht tatsächlich mein Interesse. Ich schaue mir den Studiengang nochmal näher an.
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Wieso studierst du nicht Physik oder Elektrotechnik anstatt dich gleich auf Nanotechnologie o.Ä. festzulegen? Spezialisieren kann man sich nach/ während des Hauptstudiums immer noch, ist aber nicht so sehr auf eine Branche festgelegt.
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Ich hatte leider auch keinen Physik-Grundkurs und hatte im Grundstudium mit Physik keinerlei Probleme. Das sollte dich nicht abschrecken, also lass dich nicht beirren und mach das was dich interessiert
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Also Nanotechnologie würde ich in Deutschland nicht studieren, denn dazu braucht man Chipfabriken die gerade in Deutschland eine nach dem anderen wegsterben oder schlichtweg nicht vorhanden sind.
Sprich:
Wo willst du später mit deinen Kenntnissen arbeiten wenn es nur ganz wenige Stellenangebote in Deutschland für die Chipfertigung gibt?
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Das ist doch so als Aussage nicht haltbar.
Sehr viele Maschinen, Fertigungsanlagen und Meßsysteme der weltweit aufgebauten Halbleiter- und Nanotechnologiefabriken stammen aus Deutschland.
Wie glaubst Du wird Deutschland Exportweltmeister? Mit Gummibärchen?
Es lohnt sich heute nicht, diese Produkte in Deutschland herzustellen, das ist richtig. Das heißt aber nicht, daß die Fertigungsmethoden und -maschinen dazu auch nicht aus Deutschland kommen.
Wenn Du durch eine asiatische Chipfertigung läufst, stösst Du alle paar Meter auf ein deutsches Firmenlogo... sei es eine Zeiss, M+W, etc etc.
Und damit man diese Anlagen entwickeln kann, ist natürlich fundiertes Wissen zu den Verfahrensschritten notwendig, teilweise sogar tiefer als bei den Produzenten.
Weiterhin saugt die Solarindustrie zur Zeit auch viele Nanotechnologen auf.
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Nanotech & Chips schrieb:
Also Nanotechnologie würde ich in Deutschland nicht studieren, denn dazu braucht man Chipfabriken die gerade in Deutschland eine nach dem anderen wegsterben oder schlichtweg nicht vorhanden sind.
1. Naturwissenschaftliche Studiengänge sind im Allgemeinen weniger an der Industrie orientiert, als vielmehr an der Forschung.
2. Natürlich denkt man bei kleinen Strukturen als erstes an die Halbleiterindustrie. Das ist aber nicht notwendigerweise die einzige Industrie, auf die so ein Studiengang abzielt. Dieses Arbeitsgebiet steht zumindest nicht explizit im Fokus des gesamten Studiums.
3. Ich habe auf einen Studiengang in Hamburg verlinkt. Das ist sicherlich in gewisser Weise Eigenwerbung, weil ich auch in Hamburg bin und Hamburg einfach toll finde. Aber Hamburg gehört bezüglich Nanotechnologie tatsächlich zu den Orten, an denen Spitzenforschung in diesem Bereich betrieben wird. Die Dinge, die hier untersucht werden, muss man natürlich der Grundlagenforschung zuordnen. Sie sind also noch längst nicht in der Industrie im Einsatz. Wenn man das mit Halbleiterfabriken vergleicht, dann ist das ein Vergleich zwischen Masse und Klasse. Halbleiterfabriken sind auf Massenproduktion ausgelegt, dafür können aber in der Forschung Dinge hergestellt werden, die eben noch recht einmalig sind. Das einfachste Beispiel ist die Lithografie: In Halbleiterfabriken nutzt Du Licht mit einer Wellenlänge von 193nm oder so, um Deine Strukturen herzustellen, im Physikfachbereich der Uni Hamburg wird stattdessen mit Hilfe eines Rasterelektronenmikroskops Elektronenstrahllithografie betrieben. Ok, das ist aber zugegeben noch nichts außergewöhnliches (entsprechende Geräte kann man kommerziell kaufen), aber es ermöglicht eben die Schaffung und Untersuchung von Strukturen, die noch nicht in Massenproduktion hergestellt werden können. Hier in Hamburg hat man generell diverse sehr fortgeschrittene Verfahren zur Verfügung, um Strukturen auf Nanoebene zu realisieren. Das gleiche gilt für Verfahren, mit denen man entsprechende Strukturen untersuchen kann. Wir haben hier zum Beispiel eine sehr große Gruppe, die sich mit Rastersondenmikroskopen (Rastertunnelmikroskope, Rasterkraftmikroskope,...) beschäftigt. Da sind diverse weltweit einmalige Eigenkonstruktionen vorhanden und das zugehörige Know-How ist natürlich auch hier in Hamburg vertreten.
Wenn Du Dir die Links auf der Seite des Studiengangs anguckst, wirst Du zudem feststellen, dass hier einige interdisziplinäre Sonderforschungsbereiche und Graduiertenkollegs existieren, die sich im Bereich der Nanotechnologie bewegen. Aber was heißt das eigentlich genau? Das heißt, dass hier jede Menge Geld rangeschafft wird, um wissenschaftliche Stellen in diesem Gebiet zu haben. Und mit jedem Wissenschaftler kommt zusätzliches Know-How. Du hast hier eine Bündelung von Wissen auf diesem Gebiet, das weltweit nicht an sehr vielen Orten zu finden ist. Natürlich erzeugt das auch eine gewisse Dynamik bei der Forschung.
Noch was: Auch wenn das auf der Seite dort nicht explizit erwähnt wird: Hier ist natürlich auch das DESY. Das ist ein Großforschungszentrum, in dem Synchrotron-Strahlung erzeugt wird. Diese Strahlung bietet auch entsprechende Möglichkeiten, Materie mit sehr hoher Auflösung zu untersuchen. Weltweit gibt es vielleicht 20 Orte, an denen entsprechende Strahlung erzeugt werden kann. In ein paar Jahren haben wir hier mit dem X-FEL zudem ein weiteres einmaliges Untersuchungsgerät zur Verfügung, mit dem man beispielsweise chemische Reaktionen filmen kann. Es sollte klar sein, dass Nanotechnologie gerade ein Bereich ist, in dem die Chemie eine sehr große Rolle spielt. Und es ist auch kein Wunder, dass es im DESY auch Max-Planck-Arbeitsgruppen für strukturelle Molekularbiologie gibt. Entsprechend kannst Du davon ausgehen, dass auch die Biologie als Teilgebiet der Nanotechnologien hier gut vertreten ist.
Ok, genug Werbung. Es ist wohl klar, was ich sagen will: Hamburg ist ein ausgezeichneter Studienort für so ein Studium. Das einzige, was ich diesbezüglich als problematisch ansehe ist, dass dieser angebotene Studiengang in Hamburg noch sehr jung ist. Es ist fraglich, ob da am Anfang schon alles so ist, wie es sein soll.