Warum traut man Schlipsträger nicht?



  • satanfreze schrieb:

    Würde mich zum Beispiel in der Bank ein Herr beraten, der in Jogginghose und "Schlabberlook" zu mir spricht, wäre sämtliche Seriösität und Kompetenz von ihm genommen.

    ist sie sowieso. diese "berater" schielen immer nur auf ihre provision. denen geht es überhaupt nicht um den kunden. hätte er es nicht drauf den leuten etwas zu verkaufen was sie nicht brauchen hätte er diese position nicht.



  • Bei mir kommt das irgendwie auch aufs Alter an. Ziemlich junge Typen im Anzug wollen einem meist etwas verkaufen, was man nicht braucht. Das hat immer so einen schmierigen und oberflächlichen Touch alles. Bei älteren Geschäftsleuten entsteht aber tendenziell eher ein seriöserer Eindruck durch den Anzug. Wenn die in Chucks und Jeans ankommen, dann ernten sie sich von vielen eher nur einen mitleidigen Blick, so nach dem Motto "armer Tropf, der gerne noch einmal 20 wäre".
    Wenn ich mal im Anzug rumlaufe, dann merke ich allerdings auch, dass gerade deutlich ältere Menschen (>60) einem mit mehr Respekt begegnen. Man ist dann nicht der Studityp, der mit Sneakern und bedrucktem Shirt von einem Kaffeeautomat zum nächsten schlurft, sondern jemand mit dem man das Gespräch sucht. Aber ich finde es ziemlich lächerlich, einem Stück Stoff soviel Wertung entgegen zu bringen. Ich merke normalerweise nach den ersten 3-4 Sätzen, ob jemand nur heiße Luft produziert, da kann auch kein Anzug was gegen machen. Kleiderordnungen im Job sind ohnehin ziemlich antiquiert, aber teilweise machen leider Kleider immer noch Leute. Niemand möchte einen Anwalt beauftragen, der mit 'stonewashed' Jeans auftritt.

    edit: Suit up! Passt gerade irgendwie.



  • warum hast nicht gleich den gezeigt 😉



  • Walli schrieb:

    [...] Ziemlich junge Typen im Anzug wollen einem meist etwas verkaufen, was man nicht braucht. Das hat immer so einen schmierigen und oberflächlichen Touch alles. [...]

    Da bekomme ich gerade ein Déjà-vu: momentan bewältige ich mein Abitur und wir haben tatsächlich jemanden in der Klasse, der mit Anzug und Baseball-Kappe zur Schule kommt - jeden Tag! Und gerade er ist eine Person, die sich für wichtiger nimmt, als sie überhaupt ist.



  • Warum sollte man denen nicht trauen? Es kommt auf das Klientel des Verkäufers/Vertreters etc an. Aber das wurde hier schon oft beschrieben. Allgemein gesagt ist aber der erste eindruck erstmal wichtig um zu entscheiden mit wem ich Kontakt aufnehme (Also bei wem ich mich beraten lasse). Dannach entscheide ich nach Kompetentz (sofern ich selber von der Materie ahnung habe). Bzw Sachlichkeit (sofern ich weniger Ahnung von der Materie habe). Sowas hat in erster Linie nichts mit der Kleidung zu tun. Aber prinzipiell wirken auf mich (wie wohl auf die Meisten) leute mit Professionellen auftreten (dazu gehört unter umständen der Anzug) erstmal Seriöser und Kompetenter.

    Warum hat dann der Anzug einen so schlechten Ruf? Ich denke mal das liegt dann wohl daran das Leute die weniger Kompetent sind, das ganze dadurch "überdecken" wollen, indem Sie wenigstens profesionell Auftreten. Leute die ggf Fachlich nicht so viel Ahnung haben, lassen sich von solchen Leuten auch mal was aufschwazen und merken Später was für Mist das doch ist. Naja und dann setzt das Neuronale Netz ein: Leute im Anzug = Schlechtes Erlebnis => Jeder im Anzug = Kann man nicht trauen.

    Man sollte aber auch mal beachten wie man Behandelt wird wenn man ...
    1.) ... im Schlabberlook versucht eine Beratung zu bekommen oder Informationen über irgendwas ein zu holen
    2.) .. im Anzug das gleiche versucht. Irgendwie scheinen Verkäufer einen eingebauten "Anzugdetektor" zu haben. So freundliche Berater hat man selten. Naja über die Kompetentz hatte ich mich schon ausgelassen, da gibts einige sehr gute und einige schlechte. Die setzen auch Anzug = viel Geld.

    Wenn man weiß wie man sowas für sich ausnutzen kann... ist das nicht schlecht.



  • Das ist für Techniker eine völlig normale Reaktion. Allerdings ist das auch der Grund, warum nicht die Techniker die Welt beherrschen.

    Mit Kleidung ist das wie mit anderen Äußerlichkeiten auch - man kann damit spielen und diese einsetzen. Man kann sich 50 Jahre lang beklagen, warum die Menschen so auf Äußerlichkeiten stehen, oder man akzeptiert das und benutzt das. Es gibt keinen Grund, warum man nicht am Montag mit Jeans und Poloshirt irgendwo sitzt, und trotzdem am Mittwoch bei einem Lieferant dann Anzug und Krawatte anzieht.

    Natürlich wird das Bild vom Anzugträger negativ geprägt - Politiker, Banker, Anwälte, das ist eben die Lügnerfraktion, die auch immer mit Anzug kommen. Wer relativ einfältig ist, könnte nun aus "Anzug => Lügner" folgern, aber bißchen mehr verlangt man dann doch schon...



  • Den Effekt von Kleidung man gut beobachten, wenn z.B. Flieger überbucht sind. Sacko auspacken, auf den Putz hauen und eine Stunde später hat man den ersten Tomatensaft oder eine großzügige Entschädigung um ein paar Stunden Verzögerung zu kompensieren 😉 . Das gleiche kann man mal im Freizeitoutfit versuchen...



  • Warum immer so krasse Gegensätze, also entweder Anzug oder Schlapperlook? Man kann doch auch gepflegt ohne Anzug ausschauen, keine Ahnung aller Steve Jobs oder so. Mir geht es auch so, dass ich von einem Menschen im Anzug erst einmal erwarte das er mich anlügt, egal ob Chef, Politiker, Banker, Berater, Vertreter etc.. ist einfach so antrainiert im Laufe des Lebens. Wahrscheinlich weil man von Anzugsträgern mehr angelogen als gut beraten wurde.

    Ich würde eher eine Versicherung bei einem Institut abschließen die etwas legerer, aber halt nicht ungepflegt oder schlampig, auftritt als bei einer Versicherung wo nur Leute im Anzug raumlaufen.

    Warum?
    Ich würde denken das die erste Firma mehr Inhalt verkauft als Verpackung.

    Gruß Blue-Tec



  • Meiner Meinung nach ist die beste Methode, seriös und trotzdem glaubwürdig zu wirken, ein schlichtes, hellblaues Hemd. Es ist nicht aufdringlich, es provoziert nicht und wirkt trotzdem modern. (wenn man denn Menschen nach Kleidung beurteilen will)



  • satanfreze schrieb:

    Meiner Meinung nach ist die beste Methode, seriös und trotzdem glaubwürdig zu wirken, ein schlichtes, hellblaues Hemd. Es ist nicht aufdringlich, es provoziert nicht und wirkt trotzdem modern. (wenn man denn Menschen nach Kleidung beurteilen will)

    Außer im Sommer - auf keiner Farbe sieht man Schweißflecken besser als auf hellblau. 🤡



  • Die Frage ist Quatsch. Anzug und Schlips sind normale Kleidungsstücke. Am Ballermann auf Mallorca braucht man sie nicht, woanders aber schon. Deine Frau kann aus Gründen des Charakters vielleicht auf einen BH verzichten?



  • blue-tec schrieb:

    Mir geht es auch so, dass ich von einem Menschen im Anzug erst einmal erwarte das er mich anlügt, egal ob Chef, Politiker, Banker, Berater, Vertreter etc.. ist einfach so antrainiert im Laufe des Lebens. Wahrscheinlich weil man von Anzugsträgern mehr angelogen als gut beraten wurde.

    Das liegt aber auch an der oftmals vorhandenen geradezu hysterischen Faktengenauigkeit von vielen Technikern... wenn dann ein Vertriebsmann von "100.000 Möglichkeiten" spricht springt der Hardcore-Techniker auf und schreit "Das Schwein lügt! Es sind 99.978!!" Manchmal muß man aber auch einfach vorwärts kommen und kann sich in der 1. Iteration nicht um jedes Detail kümmern, sonst wird man nicht fertig. Viele Techniker fühlen sich davon oft verprellt und nicht für Ernst genommen, was die "empfundene Lüge" natürlich ebenfalls in ihre Köpfe hämmert.

    Wer immer nur Anzugträgern begegnet, die ihn belügen, sollte sich mal fragen, ob er vielleicht mangelndes Abstraktionsvermögen hat und nicht auch mal mehr Top-Down statt Bottom-Up denken sollte. ("1 Geisterfahrer? Tausende!!")

    Umgekehrt weiß ich ja auch, wenn ein Softwareprojektleiter eines Lieferanten mit Jeans und Sneakers vor mir auf dem Stuhl sitzt und mir sagt "in 4 Wochen ist alles fertig", daß er lügt...



  • Marc++us schrieb:

    ...wenn ein Softwareprojektleiter eines Lieferanten mit Jeans und Sneakers vor mir auf dem Stuhl sitzt und mir sagt "in 4 Wochen ist alles fertig", daß er lügt...

    hat aber mit jeans und sneakers nix zu tun (höchstens mit mangelnder fachkentniss)...



  • rage_quit schrieb:

    Marc++us schrieb:

    ...wenn ein Softwareprojektleiter eines Lieferanten mit Jeans und Sneakers vor mir auf dem Stuhl sitzt und mir sagt "in 4 Wochen ist alles fertig", daß er lügt...

    hat aber mit jeans und sneakers nix zu tun (höchstens mit mangelnder fachkentniss)...

    Und genau das sollte ja Hauptaussage sein. Es lügt niemand grundsätzlich weil er Anzug trägt. Wir sind einfach nur durch schlechte Erfahrungen in der hinsicht vorgeprägt.

    Marc++us schrieb:

    Wer relativ einfältig ist, könnte nun aus "Anzug => Lügner" folgern, aber bißchen mehr verlangt man dann doch schon...

    Naja das was man verlangt, und was man bekommt ist immer unterschiedlich. Ich würde zu gern auch verlangen das Leute wissen sollten das "Informatik" nicht grundsätzlich das Installieren von Rechnern und erkenntnis über alle möglichen Probleme ist. Aber fast immer, wenn ich jemanden (privat) sage das ich Diplom Informatiker bin, meinen alle das ich ihnen Sofort bei ihren Windows Problemen oder nicht funktionierenden Spielen helfen kann.

    Man sollte also niemals von dem was man von sich selbst erwartet und versucht durchzusetzen, auf andere Schließen.



  • Marc++us schrieb:

    blue-tec schrieb:

    Mir geht es auch so, dass ich von einem Menschen im Anzug erst einmal erwarte das er mich anlügt, egal ob Chef, Politiker, Banker, Berater, Vertreter etc.. ist einfach so antrainiert im Laufe des Lebens. Wahrscheinlich weil man von Anzugsträgern mehr angelogen als gut beraten wurde.

    Das liegt aber auch an der oftmals vorhandenen geradezu hysterischen Faktengenauigkeit von vielen Technikern... wenn dann ein Vertriebsmann von "100.000 Möglichkeiten" spricht springt der Hardcore-Techniker auf und schreit "Das Schwein lügt! Es sind 99.978!!" Manchmal muß man aber auch einfach vorwärts kommen und kann sich in der 1. Iteration nicht um jedes Detail kümmern, sonst wird man nicht fertig. Viele Techniker fühlen sich davon oft verprellt und nicht für Ernst genommen, was die "empfundene Lüge" natürlich ebenfalls in ihre Köpfe hämmert.

    Wer immer nur Anzugträgern begegnet, die ihn belügen, sollte sich mal fragen, ob er vielleicht mangelndes Abstraktionsvermögen hat und nicht auch mal mehr Top-Down statt Bottom-Up denken sollte. ("1 Geisterfahrer? Tausende!!")

    Umgekehrt weiß ich ja auch, wenn ein Softwareprojektleiter eines Lieferanten mit Jeans und Sneakers vor mir auf dem Stuhl sitzt und mir sagt "in 4 Wochen ist alles fertig", daß er lügt...

    Nö, es geht überhaupt nicht darum dass ein Anzugträger einen ähnliche technische Kompetenz wie ein Techniker haben muss, das ist gar nicht ihre Aufgabe. Die meisten haben halt überhaupt keine Ahnung und werfen mit ein paar Buzzwords um sich und Lügen dass sich die Balken biegen.

    Menschen in Anzügen haben nun mal für viele einen negativen Touch, ob das nun rational begründet ist oder nicht spielt keine Rolle.

    Du muss dich da nicht persönlich angegriffen fühlen.



  • Ich drehe den Spieß mal um: gibt es Anzugträger, die Ihr sehr sympatisch findet und denen Ihr Eure Freundin anvertrauen könntet? Wenn ja, was sind die entscheidenen Merkmale?



  • Ich denke alles was von diesem aufgesetzten, künstlichen Erscheinungsbild eines Anzugsträgers, der aus einem dicken Auto aussteigt und mit seinem iPhone noch nen Termin ändert, abweicht wird als sympathisch und vertrauenswürdig empfunden. Halt alles was davon weit weg ist, einen möglichst perfekten Eindruck zu hinterlassen wirkt vertrauenswürdig. Je weniger gekünstelt wird, desto ehrlicher kommt jemand rüber.

    Kurz bei gleckten Typen könnt ich mich mehrfach übergeben, versuche mir sowas aber nicht anmerken zu lassen, so wie viele das tun.



  • satanfreze schrieb:

    Ich drehe den Spieß mal um: gibt es Anzugträger, die Ihr sehr sympatisch findet und denen Ihr Eure Freundin anvertrauen könntet? Wenn ja, was sind die entscheidenen Merkmale?

    Wirklich Merkmale gibts nicht, das herauszufinden bedarf Menschenkenntniss und ist nichts was man mal so eben in 5 min Gespräch herausfinden könnte.

    1.) Falls du von der Materie ahnung hast: Stell dich dumm, aber Frage konkrete Sachen und überprüfe die Richtigkeit.
    2.) Falls du weniger Ahnung haben solltest: Lass dir Sachen konkret erklären, achte auf die Details welche dir der Verkäufer erklärt. Bohre mit typischen W Fragen nach = (Wozu brauch ich X, was bringt mir Y, welche Alternativen gibt es).
    Man merkt bei mittelmäßigen verkäufern recht schnell ob jemand nur Profit machen will oder er echt Beraten möchte.
    Klar, ein echter Profi kann einen Eskimo einen Kühlschrank verkaufen. Eine Faustregel: "So wird man nicht beschissen", gibts nicht.
    3.) Ansonsten achte ich noch drauf ob der Verkäufer auch auf Persönlicher Linie überzeugen kann: Ist er in der Lage bei einen 30 min Verkaufsgespräch auch ein wenig Smalltalk zu machen, sofern ich das Thema darauf lenke, oder presst er sofort wieder in die Verkaufsrichtung ab. Dabei ist es wichtig das der Kunde derjenige sein muss der den Smalltalk beginnt. Ich finde nichts nerviger als Verkäufer die einen dann ihre Lebensgeschichte auftischen.
    4.) Ist der Verkäufer ggf persönlich an dem Artikel interessiert. Bestes Beispiel sind bei uns Ortsansässige Gamestop shops. Wenn man dort etwas zu einen Produkt fragt Hört man oft dinge wie: Naja bei dem Teil XY zuhause hab ich viel Spaß, obwohl doch mal ab und an folgende Probleme auftreten.
    5.) Ein guter Verkäufer akzeptiert wenn Produkte anderer Unternehmen gleichwertig oder besser sein könnten: Es wird niemand sagen gehen sie zum Konkurrenten XY aber ein gutes Beispiel ist ein Versicherungsvertreter von mir. Der hat mal einige meiner Verträge durchgeschaut und meint zu einigen auch:
    XY ist eigentlich nicht schlecht, was besseres können wir auch nicht anbieten.
    Bei YZ ist schön das du dies oder jenes gemacht hast, sowas ist wichtig weil....
    Kurzum er zeigt auch bei Konkurenzprodukten was gut, schlecht sein könnte.



  • satanfreze schrieb:

    Ich drehe den Spieß mal um: gibt es Anzugträger, die Ihr sehr sympatisch findet und denen Ihr Eure Freundin anvertrauen könntet?

    Ich weiß nicht, was die Frage soll. Wenn ich meine Freundin mit jemandem nicht alleine lassen kann, dann habe ich in erster Linie ein Problem mit meiner Freundin.



  • blue-tec schrieb:

    Warum immer so krasse Gegensätze, also entweder Anzug oder Schlapperlook? Man kann doch auch gepflegt ohne Anzug ausschauen, keine Ahnung aller Steve Jobs oder so.

    Schwarzer Rollkragen, Blue Jeans und Sportschuhe sind in der Kombination vielleicht Jobs Markenzeichen, aber wirklich modisch ist anders. Wenn es nicht egal ist, wie ich rumlaufe, dann bevorzuge ich die Variante mit dem Polohemd und Lederschuhen (können u.U. auch Sneaker sein). Damit fährt man eigentlich immer ganz gut, wenn der Anlass nicht gerade einen Anzug erfordert.


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