Wann kommt DMark II oder Nord-Euro?



  • @High Performer
    Zum Verständnis: Wenn die EZB eine gedeckelte Geldmenge ausgibt und die nach einer Zinsperiode verzinst zurückverlangt, haben einige Marktteilnehmer Geld verloren und andere Gewinne erwirtschaftet. Der Euroraum hat aber auch Verpflichtungen nach Außen hin. Wenn innen einer andauernd Schulden macht, keine Gewinne erwirtschaftet und das geliehene Eurogeld außerhalb des Euroraums ausgibt, muß letztlich die ganze Gemeinschaft für die sündigen Schuldenbrüder einstehen, wenn die Pleite gehen. Das geht nur gut, wenn sich alle halbwegs an die Anstandsregeln (Maastricht- Verträge) halten. Die wurden und werden aber mit Füßen getreten. Maastricht ist tot, sinnvoller Ersatz nicht in Sicht. Der Euro ist tot, es glaubt nur noch keiner dran. Jedenfalls haut das deswegen nicht hin, Länder mit völlig unterschiedlicher Leistungsfähigkeit auf eine gemeinsame Währung festzuklopfen.

    Griechenland:
    Hab' prinzipiell nix dagegen, das Preisniveau kam mir zuletzt durchgeknallt vor. Eigentlich wollte ich den Sommer nach Rhodos, mit 'nem Mietwagen durch die Insel. Hab' mich wegen der Krawalle kurzfristig für Tunesien umentschieden und gut war's - die Tanken wären trocken gewesen.

    Schau' sie Dir einzeln an, die PIIGS und dann begründe, warum auch nur einer Nachsicht verdient hätte, warum man sich da solidarisch zeigen sollte. Wenn's um den Euro geht, müßten die den Eurozirkel verlassen oder Konkurs melden. Mangels Rechtsrahmens wird das nicht passieren, ergo der Euro sterben.



  • @pointercrash():

    Der Euro ist tot, es glaubt nur noch keiner dran.

    Warum glaubst Du, dass keine Rettung möglich ist? Ich denke, wenn man die Sache mittel- und langfristig betrachtet, dann ist es durchaus möglich, dass die betroffenen Länder auch im Euro-Raum wieder auf die Beine kommen. Ob die jetzt im Euroraum bleiben bzw. der Euroraum erhalten bleibt und das Lohnniveau und die Lebenshaltungskosten und der Lebensstandard allgemein der Leistungsfähigkeit angepasst wird, oder ob diese Länder (oder alle EU-Staaten) wieder eine eigene Währung bekommen und selbiges passiert (Lohnniveau, Lebenshaltungskosten, Lebensstandard). Wo ist da der große Unterschied? Wichtig wäre, dass die Bevölkerung und auch Politik (obwohl ich es Herrn Papandreou hoch anrechne, dass er endlich mal Maßnahmen ergreift und versucht aufzudecken und auszubügeln, was die Vorgängerregierungungen angerichtet haben) endlich Verantwortung übernehmen und nicht stattdessen noch dreist Generalstreiks und Randale anzetteln.
    Ich befürchte halt, dass ein Euro-Kollaps auch unsere Geldvermögen zerstören würde. Das wäre, wie ich bereits schrieb, für die meisten Deutschen ein Desaster.

    Das geht nur gut, wenn sich alle halbwegs an die Anstandsregeln (Maastricht- >Verträge) halten.

    ACK! Aber warum sollten wir nicht die Chance haben, das zu ändern? Der Euro ist erst zehn Jahre alt. Ich finde, er hat eine zweite Chance verdient. Findest Du nicht? Ich war auch einer der wenigen, die sich auf den Euro gefreut haben. Ich sehe auch heute noch nicht ein, warum der Euro als Teuro verschrien ist. Das ist IMO zum größten Teil der Meinungsmache der Medien geschuldet.



  • Das Thema ist eher, dass wir einige Länder im Euro-Raum mit durchfüttern müssen. 😃



  • ist e snicht eher so, dass sich Deutschland ganz gut füttern lässt? Mir war da was von wegen Lohndumping und EU-Binnenmarkt...



  • Hi otze,

    otze schrieb:

    ist e snicht eher so, dass sich Deutschland ganz gut füttern lässt? Mir war da was von wegen Lohndumping und EU-Binnenmarkt...

    Bringst Du hier nicht irgendwie was durcheinander?
    Meines Wissens nach kassiert Deutschland nicht nur einfach vom Europäischen Binnenmarkt Gelder ab, sondern liefert dafür ausgezeichnete Produkte Made in Germany dafür.

    Auch die Griechen, die sich so bitter über die Deutschen beschwert haben, daß die sie ja mit ihren Produkten die sie ihnen erst verkauft hätten ja nur in die Kriese gebracht hätten übersehen eine Kleinigkeit: Sie haben gekauft, weil sie haben wollten. Und wenn Deutschland ihnen nichts verkauft hätte, dann hätten sie eben woanders gekauft. Dabei aber wahrscheinlch entweder mehr dafür bezahlen müssen oder ein schlechteres Produkt bekommen. So gesehen war es für sie noch das beste und billigste, in Deutschland zu kaufen.

    Nur der dümmste Hund beist in die hand die ihn füttert.

    Gruß Mümmel



  • Hi High Performer,

    High Performer schrieb:

    Als Schuss vor den Bug der anderen Länder? Ja, würde sicher die gewünschte Wirkung nicht verfehlen. Wenn dadurch allerdings der gesamte Währungsraum kollabieren würde, dann sollte man evtl. von solchen Experimenten Abstand nehmen.

    Warum soll dabei der gesamte Währungsraum kollabieren. Im Gegenteil, es würde ungemein disziplinierend wirken und es ginge endlihc wieder aufwärts. Und auch die Spekulanten würden sehen, daß im Bedarfsfal kurzer Prozess gemacht wird.

    Gruß Mümmel



  • Hi muemmel,

    nein, ich bringe nichts durcheinander, die Geschichte ist nur komplizierter, als es ausschaut.

    muemmel schrieb:

    Bringst Du hier nicht irgendwie was durcheinander?
    Meines Wissens nach kassiert Deutschland nicht nur einfach vom Europäischen Binnenmarkt Gelder ab, sondern liefert dafür ausgezeichnete Produkte Made in Germany dafür.

    Was ihre lokale Wirtschaft natürlich komplett kaputt macht. Das sorgt für einen stetigen Geldabfluss in Richtung Deutschland und zunehmend stärkere Abhängigkeit Griechenlands. Wichtig ist, dass die Waren nicht aus Deutschland gekauft wurden, weil sie "nur" besser waren, sondern auch billiger.

    Und nun kommt das Problem der Schuldenhilfe: Die Schulden waren an ein ganzes Paket von Bedingungen geknüpft. Zum Beispiel, dass die Griechen deutsche U-Boote kaufen. Ein Akt der Nächstenliebe war das sicherlich nicht. Hinzu kamen noch andere direkte Einflussnamen seitens der EU in die Politik. Diese Maßnahmen haben übrigens zum restlosen Absturz der Wirtschaft dort geführt. Wir haben also Geld gegen die Macht über einen Staat getauscht. Früher hätte man dafür mit ner Armee einrücken müssen.

    Ausserdem muss man noch die normalen Effekte der Schulden in einer solchen Situation beachten. Uns kostet es sehr wenig, den Griechen Geld zu leihen, denn das Geld kommt immer wieder zu uns zurück, sobald die Griechen von uns Güter kaufen (müssen). Ein Großteil der Kosten der Produkte sind ja nicht Material sondern immaterielle Werte, die immer vor Ort bleiben: Arbeitskraft und Know-How. Für uns ist das also nur gut getarnte Wirtschaftsförderung. Und sie kostet uns nicht einmal was.

    Leider merken Hunde oftmals zu spät, dass das Futter, dass sie gekriegt haben, Giftig war. Allerdings ist ihnen dann erlaubt, zuzubeißen, sofern sie noch können.



  • otze,

    das ist ja wohl das krudeste zum Thema Wirtschaftsabhängigkeiten, was ich je gehört habe.

    Es hat keiner die Griechen gezwungen, den Staatsapparat in Korruption versinken zu lassen, noch einen völlig überzogenen Militärhaushalt zu betreiben - das ist deren Privatspaß. Die U-Boote waren schon vor der Krise bestellt, solche Verträge sind meist mit derart saftigen Strafzahlungen bewehrt, daß es nicht viel teurer wird, sich das Zeug liefern zu lassen, als es zu stornieren. Ohne solche Sicherheiten kann eine Werft auch nicht "einfach so" mal loslegen und Schiffe bauen.

    Natürlich besteht ein Schiff nicht nur aus Stahl, der ja auch überwiegend zugekauft werden muß, sondern aus Arbeitsleistung und Umsetzung von know-how. Das wird ja auch nicht kostenlos erzeugt. Ein Schwerlastarbeiter auf einer Schiffswerft will ja auch seinen Lohn, Rente etc., ab 50 wird die Gesundheit zu einer wichtigen Frage. Aber auch der Konstrukteur brauchte seine Ausbildung an der Uni, auch ihn gibt's nicht für lau. Die ganzen Vorinvestitionen und laufenden Kosten fließen in einen Preis, der konkurrenzfähig ist oder auch nicht. Arbeitskraft und know- how bleiben eben nicht vor Ort. Ich weiß nicht, wie Du auf die Idee kommen kannst, daß das Wirtschaftsförderung ist, die nichts kostet.

    Stell' Dir vor, Du produzierst die schönen Michel- Murmeln und der griechische Nachbar Waskostas will alle kaufen, weil der klamm ist, leihst Du ihm das Geld, kriegst es wieder zurück und gibst dafür Deine Murmeln her. Mit dem Geld kaufst Du wieder buntes Glas ein und produzierst neue Michel- Murmeln. Nun hast Du schon das zweite mal die Produktionskosten ausgelegt und Bruder Waskostas kauft Dir wieder alle Murmeln ab - auf Pump mit Deinem Geld. Was meinst Du, wie lange Dein Murmelverkauf so bestehen kann?
    Also, von nix kommt nix - weder Schulden noch Gewinn.



  • Warum soll dabei der gesamte Währungsraum kollabieren.

    Weil der Euro-Zusammenbruch, schenkt man den vielen, wie Pilze aus dem Boden spriesenden Experten Glauben, per se unausweichlich ist, egal ob mit oder ohne Insolvenzregelungen.
    Das Bild vom Zusammenbruch des Euro-Raumes geistert inzwischen derart oft durch die Gazetten, dass man kaum glauben kann, dass dies nicht wenigstens im Bereich des Möglichen liegt. Gerade eben wieder der Kommentar des Britischen Außenministers (obwohl ich gerade in Großbritannien nicht unbedingt einen Hort der Stabilität sehe, da dort ebenfalls ein völlig zügelloses und völlig überbordendes Bankensystem das Land beherrscht, denn außer den Banken gibt es ja nicht mehr viel in GB). Aber wie gesagt, gerade der britische Außenminister gießt hier wieder fleißig Öl ins Feuer. Na ja, der ist nicht allein, neben den tausenden "Experten" von allen möglichen Institutionen.

    Vielleicht wird das ja eine self fullfilling prophecy?

    Ich kapiere nicht, warum man z.B. den Iren nicht einfach das Geld, das sie aktuell benötigen, zukommen lässt, und zwar zinsfrei. Das würde den nimmersatten, völlig durchgeknallten Spekulanten ein klein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.

    Auch wenn es mir geradezu als modern erscheint, auf die Eurozone einzuprügeln und den Untergang des Euro heraufzubeschwören, wirkt das auf mich inzwischen ein wenig bizarr. Denn es gibt genügend andere Staaten außerhalb der Eurozone, denen das Wasser bis zum Halse steht. Auch die USA stehen in der Verschuldung nicht besser da als der Euroraum. Aber niemand spekuliert auf den Zusammenbruch des Dollars. Statt dessen wurde der Anleihenaufkauf der FED über 600 Milliarden Dollar vom Markt anscheinend völlig ignoriert. Warum können die USA eine derart grenzenlose Geldpolitik betreiben, ohne auch nur einen Hauch von Skepsis auszulösen? An den Gold- und anderen Rohstoffmärkten ist durch deutlich sinkende Kurse zu erkennen, wie der Dollar kurz nach der angekündigten 600-Milliarden-Spritze wieder deutlich stärker notiert. Warum nur?!

    Aber nein, alles OK, hauen halt alle auf die Eurozone drauf. Liegt ja weit weg jenseits des Atlantiks, und betrifft die anderen Teile der Welt nicht, wenn Europa zugrunde geht. Mal kräftig draufhauen, damit die Volatilität und Nervosität und damit auch die Gewinnchancen lukrativ bleiben. Im Prinzip sollte die EZB genau wie die FED vorgehen und die Sache selbst in die Hand nehmen, statt völlig durchgeknallten Spekulanten das Feld zu überlassen.



  • High Performer schrieb:

    Weil der Euro-Zusammenbruch, schenkt man den vielen, wie Pilze aus dem Boden spriesenden Experten Glauben, per se unausweichlich ist, egal ob mit oder ohne Insolvenzregelungen.
    Das Bild vom Zusammenbruch des Euro-Raumes geistert inzwischen derart oft durch die Gazetten, dass man kaum glauben kann, dass dies nicht wenigstens im Bereich des Möglichen liegt. Gerade eben wieder der Kommentar des Britischen Außenministers (obwohl ich gerade in Großbritannien nicht unbedingt einen Hort der Stabilität sehe, da dort ebenfalls ein völlig zügelloses und völlig überbordendes Bankensystem das Land beherrscht, denn außer den Banken gibt es ja nicht mehr viel in GB).

    Zusammenbruch ist was anderes als Ende. Zusammenbruch wäre unausweichlich, wenn die PIIGS alle Pleite gehen, ein politisches Ende zeichnet sich ab, wenn sich die Nettozahler schleichend überfordert sehen.

    High Performer schrieb:

    Ich kapiere nicht, warum man z.B. den Iren nicht einfach das Geld, das sie aktuell benötigen, zukommen lässt, und zwar zinsfrei. Das würde den nimmersatten, völlig durchgeknallten Spekulanten ein klein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.

    Genau das gibt ihnen den Spielball in die Hand, es waren ja die nimmersatten Spekulanten, die Irland in den Ruin trieben. Wetten, bei denen man den Einsatz zurückbekommt, wenn man verliert sind doof, weil dann Staaten und Steuerzahler von vorneherein als Verlierer feststehen.

    High Performer schrieb:

    Warum können die USA eine derart grenzenlose Geldpolitik betreiben, ohne auch nur einen Hauch von Skepsis auszulösen? An den Gold- und anderen Rohstoffmärkten ist durch deutlich sinkende Kurse zu erkennen, wie der Dollar kurz nach der angekündigten 600-Milliarden-Spritze wieder deutlich stärker notiert. Warum nur?!

    Als Leitwährung ist der Dollar derzeit nicht austauschbar und wir stehen an der Vorstufe eines Währungskriegs. Also haben all diejenigen den Amis Dreck abgekauft, die nicht wollen, daß der Dollar wegknickt, neben der EZB sind das China, Japan und einige Schwellenländer. Für die Märkte ein Zeichen, daß die Amis eine verlängerte Galgenfrist haben, um wieder auf die Beine zu kommen.

    High Performer schrieb:

    Aber nein, alles OK, hauen halt alle auf die Eurozone drauf. Liegt ja weit weg jenseits des Atlantiks, und betrifft die anderen Teile der Welt nicht, wenn Europa zugrunde geht. Mal kräftig draufhauen, damit die Volatilität und Nervosität und damit auch die Gewinnchancen lukrativ bleiben. Im Prinzip sollte die EZB genau wie die FED vorgehen und die Sache selbst in die Hand nehmen, statt völlig durchgeknallten Spekulanten das Feld zu überlassen.

    Jetzt hör' mal auf mit den kindischen Tiraden, das mit den durchgeknallten Spekulanten hast Du schon oft genug zitiert, die sind aber auch nicht an allem Schuld. Wenn sich soundsoviele EU- Staaten gleich auf Kosten der Steuerzahler verpflichten, die Banken rauszupauken, sich rausstellt, daß die anderen ein Jahrzehnt lang Strukturschwächen nicht bekämpft, sondern weiter haben einreißen lassen, hat erstmal die Politik an allen Fronten versagt. Aber statt mit ökonomischer Vernunft reagiert die EZB damit, ihr Hemdchen in die lautesten Fürze zu hängen, die da in Frankreich geblasen werden. Das paßt mir ganz und gar nicht.

    Was die Amis machen, ist sehr gewagt, auch Du dürftest mitbekommen haben, wie sehr sie internationale Kritik daran kratzt. Auch die Chinesen sind höchst beeindruckt, wenn man ihnen die künstliche Unterbewertung des Yuan vorwirft. Das ist also zutiefst zwecklos.

    Aber der Euro hat sich gerade seiner Rechtsgrundlage entledigt und diverse politische Kräfte wollen die EZB zum "Burning- Man- Festival" umgestalten; dann habe ich nicht nur das Recht, sondern die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, das Pfand, zu dem uns das BVG verdonnert hat, jetzt zurückzuverlangen: Ich will die DM zurück, besser jetzt als später. Später wird teurer.



  • Ich will die DM zurück

    Ich bin nicht sicher, ob ein Weg zurück zum Nationalstaat für Deutschland überhaupt noch möglich ist. Dann wäre die EU auf jeden Fall erledigt. Die anti-europäischste Partei ist momentan wohl die FREIHEIT. Der Rest ist für die EU.



  • ..



  • Erhard Henkes schrieb:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,730333,00.html

    Erst die Griechen, jetzt die Iren. Europas Finanzminister haben ein Rettungspaket über bis zu 100 Milliarden Euro für den Inselstaat beschlossen. Die Regierung des Landes hatte in einer demütigenden Kehrtwende darum gebeten - die Wut in Irland ist groß, Finanzmister Schäuble kündigt harte Vorgaben an.

    Ansonsten hätten wir morgen früh eine "Bankpanik" erlebt. ⚠

    Nun steht uns noch Portugal bevor. Das kann man als EU gerade noch weg stecken. 🙄
    Aber Spanien wäre der technische KO. 👎

    Du meinst also, ein Schrecken ohne Ende wäre besser als ein Ende mit Schrecken?

    Strukturell hat das Irland- Desaster eine völlig andere Geschmacksrichtung, das waren keine Hallodri- Budgeds wie in Griechenland und Portugal, sondern das neoliberale Musterland hat in einer einzigen Blase alles verzockt, was man anderen Eurostaaten an Steuereinnahmen entzogen hat.
    Zur Erinnerung:
    Durch extrem niedrige Unternehmenssteuern hat man nahezu alle internationalen Unternehmen dazu verleitet, die Europazentralen in Irland aufzuziehen, wenigstens in Irland Töchter zu gründen und Gewinne dort zu versteuern bzw. darüber billiges Geld zu besorgen. Und jetzt ist das staatsgewordene Steuersparmodell darauf angewiesen, daß die arbeitenden steuerzahlenden europäischen Bürger für sie tief in die Tasche greifen und alle freikaufen, die Irland was geliehen haben, vorwiegend Banken und anderen institutionelle Zocker? Irgendwie echte Ironie.
    Ist Dir nicht klar, daß die 70 - 100 Mrd €, über die jetzt beschieden wird, längst nicht alles war? Bis jetzt hat die EZB irische Schrottpapiere mit 130 Mrd € Frischgeld goutiert, das findet mittlerweile der Öffentlichkeit entzogen statt; Trichet ist nur noch Sarkozys verlängerter Arm, der aber mit allen europäischen Werten spielt. Der "Euro- Fonds", den Deutschland vor der Währungsunion partout nicht wollte, ist "über die Hintertür" errichtet worden und gefüllt mit Papieren, vor denen wir uns fürchten sollten! Die EZB verkommt gerade zur "Bad Bank", ohne daß irgendjemand auch nur einen Ton dazu sagt oder was dagegen machen könnte.

    Gerade die uneingeschränkte Zusage, den Euro halten zu wollen, provoziert zu Tests durch "die Märkte" und Loslassen von jeglicher Haushaltsdisziplin. Portugal mühte sich lange ab, kriegt aber keine Konsolidierung auf die Reihe, werden die abgeklopft, geht's ohne Rettungsschirm nicht weiter. Wird an Spanien gerüttelt, wird auch Italien fallen. Spätestens dann wird's zu teuer, da sind 750 Mrd € wie ein Papierschirmchen im Hagelsturm.

    Die EU wie der Euro sind wünschenswert, die Ausführung ist aber völlig dilettantisch geraten. Wo sich aber ein Rest Vernunft eingeschlichen hatte (No- Bailout- Klausel, Maastricht- Kriterien), wird alles in einen Wahnsinn pervertiert, der uns noch teuer zu stehen kommen wird. Will man die EU retten, muß der Euro saniert werden, aber nicht durch Blankoschecks für Zocker und Schuldenmacher auf Kosten der Steuerzahler. Das muß zwangsläufig zumindest mittelfristig schiefgehen.

    Belogen, betrogen, verraten und verkauft - wir haben die DM weggegeben gegen die Versicherung, daß über den Euro so hart gewacht wird wie früher die DM gehütet wurde. Davon ist nichts, aber auch gar nichts mehr übriggeblieben. 😞

    Eine Bankenpanik erscheint mir als annehmbareres Übel, als der Rattenschwanz, der uns jetzt umgehängt wird.



  • Hi,

    die Frage ist doch eigentlich nur - sollten wir jetzt die große Rettungsblase (denn auch dabei handelt es sich um eine Blase) platzen lassen und wenigstens das retten was uns noch verblieben ist,

    oder sollen wir uns stückchenweise auffressen lassen, und erst dann die Reißliene ziehen, wenn wirklich nichts aber auch gar nichts mehr im Topf ist.

    Ich bin dafür JETZT die Reißleine zu ziehen und danach mit den geeigneten Partnern einen Hart-Euro-Raum zu gründen.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Ich bin dafür JETZT die Reißleine zu ziehen und danach mit den geeigneten Partnern einen Hart-Euro-Raum zu gründen.

    Und wie sollen wir dann die angrenzenden Entwicklungsländer ausbeuten?



  • volkard schrieb:

    muemmel schrieb:

    Ich bin dafür JETZT die Reißleine zu ziehen und danach mit den geeigneten Partnern einen Hart-Euro-Raum zu gründen.

    Und wie sollen wir dann die angrenzenden Entwicklungsländer ausbeuten?

    Genauso wie damals, als wir noch die D-Mark hatten, Dummerchen 😉 .
    Der Unterschied: Es gab regelmäßige Abwertungen gegenüber der D-Mark, aber man konnte man schon damals Verträge in D- Mark abschließen und Wechselkursverluste zu Lasten des Kunden auf Bankgarantien zeichnen lassen. Schlecht ging's uns damals nicht, da waren wir noch Exportweltmeister.

    Zwei "Fall"- Beispiele genügen Dir also nicht? Nicht meine Geschichte mit dem Murmelhändler Michel? Welches Argument kannst Du also anführen, daß Steuergelder aus Deiner Tasche zur Stützung eines Staates dienen sollen, der davon lebte, Steuerminimierung zu optimieren? Oder den anderen, der seinen Touristen nicht mal mehr Sprit geben kann?



  • Hi,

    auch wenn sicher die meisten die BILD-Zeitung nicht als seriös ansehen (ist sie ja auch nicht), sollte einem dieser Ausschnit aus einem Beitrag
    http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2010/11/24/irland-pleite/muessen-wir-am-ende-fuer-ganz-europa-zahlen.html
    doch zu denken geben:

    Prof. Max Otte (FH Worms): „Deutschland ist Hauptbürge für den Euro. Die Finanzmärkte würden Deutschland wohl eine Verdoppelung der heutigen Schulden zugestehen. Damit kann man den Euro noch lange stützen.“

    • Wie lange hält der Euro das noch aus?

    Otte: „Solange wir Deutschen die Garantien unterschreiben, hält der Euro noch einige Jahre. Griechenland, Irland und Portugal haben zusammen weniger als ein Viertel der deutschen Wirtschaftsleistung. Auch Spanien bekommen wir noch gerettet.“ Kämen Frankreich oder Italien dazu, würde es aber kritisch ...

    nunja, max Otte ist nicht irgendwer.

    Gruß Mümmel



  • Die Rettungszusage hat nicht viel bewirkt, trotz enormer Risikoaufschläge auf den Zins mögen die Anleger irische Papiere nicht so gern - was ist denn da schiefgelaufen? Nur einen Tag Juhu und Bahai?

    Was in der EZB derzeit abgeht, wird nicht öffentlich diskutiert, ich kriege auch schlecht Summen zusammen, bisher undementiert sind 130 Mrd €, die schon an Irlands Banken ausgegeben wurden. Dazu braucht der irische Staat weitere 70-100 Mrd, um seine eigenen Bankengarantien einzulösen. Was die EZB gerade an schlechten Papieren gegen Geld einlagert, ist jeglicher Kontrolle entzogen. Daß ausgerechnet das "wirtschaftskompetente Dreamteam" Tigerente in so einer Siutation hilfloser reagiert, als ein Dreijähriger im Sandkasten, dem man das Schäufelchen entwendet hat, sollte stutzig machen.

    Momentan sieht es so aus, als wäre Spanien als Nächster in den Fokus gerückt, dann steht Italien unmittelbar davor, abgeklopft zu werden, angesichts dessen desolaten Zustands dürfte das Ergebnis klar sein.

    Hier sind alle so lässig drauf und glauben an den ewigen Euro, aber jemand wird irgendwann die Zeche bezahlen müssen, das sind die Staaten, die zuletzt am Tisch sitzen und nicht diejenigen, die darunter ihren Rausch ausschlafen. Es wird darauf zugesteuert, die Wirtschaftsleistung einer gesamten Generation zu verpfänden, das ist entschieden zuviel.



  • Was ich ebenfalls Mist finde, ist, dass bei jeder Panikmeldung der Goldpreis um 10% steigt.



  • F98 schrieb:

    Was ich ebenfalls Mist finde, ist, dass bei jeder Panikmeldung der Goldpreis um 10% steigt.

    Das ärgert Dich nur, weil Du nicht rechtzeitig Gold- oder Silberzertifikate gekauft hast. 😉


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