Physiker in der Softwareentwicklung?



  • Hat jemand Erfahrung mit Physikern in der Softwareentwicklung,
    vielleicht weil er selbst einer ist oder entsprechende Kollegen kennt?

    Wie schätzt Ihr entsprechende Karrieremöglichkeiten in einer Firma ein?
    Wie sieht es aus mit entsprechenden Kenntnissen und resultierenden
    Leistungen, auch im Vergleich zu Informatikern oder Ingenieuren, aus?

    Ich habe ein Angebot, bin aber unsicher, ob ich das leisten kann
    bzw. ob ich nicht als Programmierknecht versumpfe.

    Danke für die Hilfe.



  • Was kannst du den ?

    *edit
    Wie schätzt du dein Können ein ?



  • C++ war tägliches Brot, Fähigkeiten sind recht ordentlich. Ich weiss aber nicht, was im Vergleich ein Informatiker drauf hat, da ich ja keine Programmiertheorie etc kenne.



  • Ich habe Erfahrung mit einem Physikstudenten (Sohn). Sie haben ihm
    ein Semester Java vorgeworfen ... Ein Entwickler wird's so eher nicht.
    Wie auch.



  • Ich bin Diplom-Physiker und arbeite bei einer Softwareingenieur-Consulting-Firma in Frankreich.
    Am Anfang wurde ich mit vorbehalt eingestellt, 3 Monate Probezeit mit niedrigerem Gehalt. Dann ham die aber schnell gesehen dass ich die Softwareentwicklung mindestens ebensogut beherschte wie die gelernten Informatiker. Muss dazusagen, dass ich schon immer in der Freizeit geproggt hatte und auch während des Studiums Informatik gehört und u.a. C++ gelernt hatte.
    Den Rest des Konw-hows hab ich mir on-the-job angeeignet und bin jetzt nach 10 Jahren von einem Ingenieur/Informatiker-Kollegen nicht mehr zu unterscheiden. (Bzw. wenn, dann nur positiv 😉 )
    War aber auch eine bewusste Entscheidung dass ich unmittelbar keine Führungsposition anstrebte. Sonst müsste man in D wohl Doktortitel mitbringen.

    Also mein Rat:
    Das nötige mathematische/logische und systematische Denkvermögen wirst du als Physiker mitbringen. Und das konkrete Know-How ist dazulernbar (inklusive Softwaredesign, Projektmanagement etc.), zur Not am Anfang unter Opferung von etwas Freizeit.



  • Sunset schrieb:

    C++ war tägliches Brot, Fähigkeiten sind recht ordentlich. Ich weiss aber nicht, was im Vergleich ein Informatiker drauf hat,.

    Wahrscheinlich einfach "mehr Erfahrung".
    Versuch es einfach mal ! Unsicher brauchst du nicht zu sein wenn du deine Fähigkeiten als "recht ordentlich" beschreibst.



  • Sheldor schrieb:

    Sunset schrieb:

    C++ war tägliches Brot, Fähigkeiten sind recht ordentlich. Ich weiss aber nicht, was im Vergleich ein Informatiker drauf hat,.

    Wahrscheinlich einfach "mehr Erfahrung".

    Denke ich nicht. Durch ein Studium kriegt man keine Erfahrung. Die kriegt man, wenn man Dinge praktisch anwendet.

    Informatiker koennen sich natuerlich auf ganz unterschiedliche Dinge spezialisieren. Die Schwerpunkte, die ich damals in meinem Info-Studium gesetzt habe, haben dazu gefuehrt, dass ich eine ganze Menge "Werkzeuge" kennen gelernt habe. Damit meine ich Ideen, wie man bestimmte Dinge loest. Das faengt damit an, dass man mal lernt, was Dynamic Programming ist und was es mit Divide&Conquer-Algorithmen auf sich hat. Man kriegt auch einen gewissen Schatz an Algorithmen und Datenstrukturen mit auf den Weg, ueber die man vielleicht nicht komplett stolpert, wenn man sich nur in seinem Hobby mit Programmierung beschaeftigt. Dann lernt man natuerlich alle moeglichen Spezialwerkzeuge kennen. Zum Beispiel beschaeftigt man sich mit Mustererkennung und lernt dort von Kuenstlichen Neuronalen Netzen bis zu Bayes-Klassifikatoren alles moegliche kennen. Und diesbezueglich gibt es natuerlich diverse Bereiche, die alle ihren eigenen Methodenschatz bieten.

    Das ist dann interessant, wenn etwas entwickelt wird, in dem man derartiges anwenden kann. Bei 95% aller Softwareprojekte wird man derartige Spezialwerkzeuge aber nicht anwenden koennen. Da kann man einen Informatiker nehmen oder einen Physiker oder auch einen Fachinformatiker(AE). Spielt praktisch keine Rolle, da man oft nur mit einer Programmiersprache umgehen koennen muss und nichts braucht, was darueber hinaus geht. ...IMHO.

    Ein weiterer Vorteil von Informatikern ist, dass sie bestimmte Problemstellungen vermutlich besser einschaetzen koennen. Informatiker sollten sehen, wenn ein Problem vermutlich NP-vollstaendig oder sogar PSPACE-vollstaendig ist. Das heisst auch, dass sie es vermeiden koennen, dass ein Projekt in eine Richtung laeuft, das in so einer Sackgasse endet. Dann kann vielleicht darauf hingearbeitet werden, diese Problemstellung zu umgehen, indem man stattdessen ein aehnliches Problem loest, das nicht so komplex ist. Aber auch hier gilt: Ich denke, dass man in 95% aller Softwareprojekte ueberhaupt nicht mit derartigen Problemstellungen in Kontakt kommt.

    Bei allen Studien gilt, dass man das, was man im Studium lernt, nur sehr begrenzt im spaeteren Beruf einsetzen kann. Eine direkte Anwendung des Gelernten wird einem nur in Ausnahmefaellen gelingen. Das, was man aus dem Studium in erster Linie mitnimmt, ist die Arbeits- und Denkweise. Die kann aber in unterschiedlichen Studiengaengen durchaus aehnlich sein. Zumindest kann es da Schnittmengen geben, die alles beeinhalten, was man fuer eine spaetere berufliche Taetigkeit als Voraussetzung braucht. Und genau so sehe ich die Softwareentwicklung. Im Prinzip ist das ein Bereich, fuer den man Faehigkeiten benoetigt, die in vielen Faellen bei Absolventen diverser Studiengaenge vorhanden sind. Und zwar von den Absolventen eines MINT-Fachs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik).



  • Work's fine!

    Gregor schrieb:

    Sheldor schrieb:

    Sunset schrieb:

    C++ war tägliches Brot, Fähigkeiten sind recht ordentlich. Ich weiss aber nicht, was im Vergleich ein Informatiker drauf hat,.

    Wahrscheinlich einfach "mehr Erfahrung".

    Denke ich nicht. Durch ein Studium kriegt man keine Erfahrung. Die kriegt man, wenn man Dinge praktisch anwendet.

    Durch praktische Erfahrung aber innovative Reflektion im Studium. Neue Problemmuster können nur aus einer unbekannten Konfiguration von bestehenen Problemmustern gebildet werden. Wobei in jeder Übungsaufgabe sehr wohl eine praktische Reflektion vorherrscht.

    Gregor schrieb:

    Ein weiterer Vorteil von Informatikern ist, dass sie bestimmte Problemstellungen vermutlich besser einschaetzen koennen. Informatiker sollten sehen, wenn ein Problem vermutlich NP-vollstaendig oder sogar PSPACE-vollstaendig ist. Das heisst auch, dass sie es vermeiden koennen, dass ein Projekt in eine Richtung laeuft, das in so einer Sackgasse endet. Dann kann vielleicht darauf hingearbeitet werden, diese Problemstellung zu umgehen, indem man stattdessen ein aehnliches Problem loest, das nicht so komplex ist. Aber auch hier gilt: Ich denke, dass man in 95% aller Softwareprojekte ueberhaupt nicht mit derartigen Problemstellungen in Kontakt kommt.

    Bei allen Studien gilt, dass man das, was man im Studium lernt, nur sehr begrenzt im spaeteren Beruf einsetzen kann. Eine direkte Anwendung des Gelernten wird einem nur in Ausnahmefaellen gelingen. Das, was man aus dem Studium in erster Linie mitnimmt, ist die Arbeits- und Denkweise. Die kann aber in unterschiedlichen Studiengaengen durchaus aehnlich sein. Zumindest kann es da Schnittmengen geben, die alles beeinhalten, was man fuer eine spaetere berufliche Taetigkeit als Voraussetzung braucht. Und genau so sehe ich die Softwareentwicklung. Im Prinzip ist das ein Bereich, fuer den man Faehigkeiten benoetigt, die in vielen Faellen bei Absolventen diverser Studiengaenge vorhanden sind. Und zwar von den Absolventen eines MINT-Fachs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik).

    Da steht uns mehr eine Renaissance bevor. Früher war Theoretische Informatik mehr ein "Karrierekiller" in der Industrie. Funktionale Systemkomponenten - wie in dyn. programming - die durch die Komplexitätstheorie klar als machbaren Automationsprozess gestaltet werden können, werden durch neuartige Systeme abgedeckt. D.h. diese 95% erledigen die Maschine. Die 5% graue Wolke in der die menschliche Kreativität verlangt ist, fordert dann überhaupt noch Informatiker.



  • Das, was man aus dem Studium in erster Linie mitnimmt, ist die Arbeits- und Denkweise. Die kann aber in unterschiedlichen Studiengaengen durchaus aehnlich sein.

    Treffer. Egal ob Physiker, Informatiker etc. (nicht-technische Studiengänge
    wie Philosoph oder Sozialarbeiter nehme ich mal aus).

    Gerade Informatiker zeichnen sich leider durch ausgeprägte Scheuklappen aus,
    ich hatte da schon genug als Kunden - es fehlt die Lockerheit ein Problem
    überhaupt zu erkennen und zu akzeptieren ("kann doch nicht sein") 😋


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