Programmieren im Studium



  • Wurstinator schrieb:

    Hallo,
    ich beende bald die zwölfte Klasse und mache mir darum so langsam Gedanken wegen meinem weiteren Leben nach dem Abitur 🙂
    Eine der ersten Sachen, die mir einfällt wäre das Informatik-Studium. Das meiste dabei dreht sich wohl um Mathe und Theorie. Ich gehe zZt in ein paar Vorlesungen und bis auf ein paar Zeilen Pseudocode war da nichts praktisches bei.
    Sachen wie die theoretische Informatik sind zwar nett, aber letztendlich bringt einem dieses Wissen ja nur was, wenn es auch irgendwie umgesetzt wird - z.B. in ein Programm.
    Darum: Lernt man im Studium überhaupt das praktische Programmieren? Oder kann man seinen Master auch machen, ohne auch nur eine Zeile Code geschrieben zu haben?
    Gleich dazu gilt meine Frage über die Berufe für Informatik-Studenten: Hat man da überhaupt noch was mit Programmierung zu tun oder ist man dann meistens sowas wie Berater oder Teamleiter?

    Wie wärs als Alternative mit einem grundsoliden Ingenieurstudiengang? Z.B. Informationstechnologie. Da kannst du dir dann immernoch überlegen ob du am Ende unbedingt viel programmieren willst, oder eher in eine andere Richtung gehen willst. Aber grundsätzlich sind auch in diesem Fach Programmierkenntnisse von Vorteil.



  • Ich würds so einteilen:

    Falls du hauptsächlich programmieren willst -> Fachinformatiker Anwendungsentwicklung
    Falls du sowohl programmiern als auch die Konzepte verstehen willst -> FH Informatik
    Falls dich hauptsächlich Theorie und Forschung interessieren -> UNI Informatik

    Kommt auf dich an 🙂

    Ich kann den Informatik Studiengang an der HTWG Konstanz empfehlen

    Kannst dir ja mal n paar programmierlastige Vorlesungen anschaun
    Programmiertechik 2
    Algorithmen und Datenstrukturen
    Software Qualitätssicherung

    Betriebssysteme (Systemcalls im kernel mode implementieren) und Linux Treiberprogrammierung (PCI Treiber implementieren) sind auch interessant aber für die beiden sind die Skripte leider nicht öffentlich.

    Ansonsten wurde auch noch z.B. in Rechnerarchitekturen (Assembler) und Rechnernetze (Socket Programmierung) Code geschrieben.



  • In Tübingen werden für das (Bio-/Medien-)Informatikstudium keine Programmierkenntnisse vorausgesetzt. Programmiert wird trotzdem schon vom ersten Semester an viel, viel mehr, als vielen lieb ist. Deshalb: Eine nur theoretische Ausrichtung eines Informatik-Studiums lässt sich definitiv nicht verallgemeinern, das ist von Uni zu Uni anders.

    Link zur (meiner Meinung nach sehr guten) Informatik 1 Vorlesung:
    Link zur Informatik 1

    Edit: Mein Eindruck ist, dass sich Erstsemester mit Programmierkenntnissen (oder dem was sie dafür halten...) in C++, Pascal & Co schwerer tun als Neueinsteiger. Die Fähigkeit einigermaßen logisch zu denken mal vorausgesetzt. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass bei uns anfangs funktional und im 2. Semester dann streng objektorientiert programmiert wird.



  • XDVD schrieb:

    Deshalb: Eine nur theoretische Ausrichtung eines Informatik-Studiums lässt sich definitiv nicht verallgemeinern, das ist von Uni zu Uni anders.

    Ja das wollt ich damit auch nich gesagt haben. Bei FHs gibts auch große Unterschiede. Tendenziell bilden Universitäten halt eher für die Forschung aus und das is ja auch wichtig.



  • @ cooky451:

    In der Zwölf sollte man bereits programmieren können. 🕶

    Ja, mit verketteten Listen als Höhepunkt 😃

    Bei dem, was einige angebliche Studenten hier Tag ein Tag aus für Fragen stellen, hast du ca. ~8 Semester. 🙄

    Wieso, belästigen euch hier oft doofe Studenten? 🙂

    Wie viel hat man dann später im Beruf damit zu tun?
    Kommt darauf an, wie sehr du bereit bist deine Seele zu verkaufen. 😉

    Sind die Programmierjobs nicht eher die, wo man weniger Seele braucht?

    Ich würde sagen (ohne selber studiert zu haben) wenn du wirklich einfach nur programmieren willst und dich die Hintergründe (/Mathe) weniger interessieren, dann studier halt nicht. Allerdings solltest du dir das gut überlegen, denn so eine Meinung kann sich natürlich auch schnell wieder ändern.

    Edit:
    Und wenn dich die Hintergründe interessieren und du trotzdem viel schreiben möchtest, kauf dir ein Buch und lern es. Das ist ja jetzt nun auch kein Ding der Unmöglichkeit, für so was braucht man keine Vorlesungen.

    Doch, mich interessieren die Hintergründe schon. Aber das Programmieren ist (zumindestens zur Zeit) ja immer noch die Haupttätigkeit, die mich mit Informatik verbindet.
    Klar, ein Buch(-Stapel :)) würde es auch tun, aber ich denke natürlich auch ans Geld. Mein Bruder hat nach seinem Abi als Programmierer gearbeitet und nach 5 Jahren ganze 2500€ Brutto verdient. Das ist nicht mein Ziel 🙂

    @ It0101:

    Wie wärs als Alternative mit einem grundsoliden Ingenieurstudiengang? Z.B. Informationstechnologie. Da kannst du dir dann immernoch überlegen ob du am Ende unbedingt viel programmieren willst, oder eher in eine andere Richtung gehen willst. Aber grundsätzlich sind auch in diesem Fach Programmierkenntnisse von Vorteil.

    Informationstechnologie? Wo ist da der Unterschied zur Informationstechnik?

    @ Sovok:
    Hm, ich werd mich mal über FHs informieren. Danke schonmal für diese Kurzfassung.
    Was hab ich mir eigentlich unter Informatik-Forschung vorzustellen?

    Deine Links werd ich mir vielleicht morgen ansehen. Heute ist es mir dann doch etwas zu spät 😃
    Konstanz wäre kaum eine Wahl für mich, da ich dann jedes mal durch halb Deutschland reisen müsste, wenn ich mal meine Familie besuchen will 🙂

    @ XDVD: Dasselbe wie bei Sovok: Heute werd ich mir das nicht mehr ansehen, morgen vielleicht. Aber danke, vor allem das erste Video scheint ja interessant für mich zu sein, da der Dozent zu erklären scheint, was die Informatik letztendlich ist.



  • Wurstinator schrieb:

    Was hab ich mir eigentlich unter Informatik-Forschung vorzustellen?

    Hier n paar Beispiele aus den Bereichen Context Awareness und Handies:

    http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.94.2540&rep=rep1&type=pdf
    http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_177481.pdf
    http://www.dgp.toronto.edu/~mchi/download/p155-massimi.pdf
    http://mobileaccessibility.cs.washington.edu/publications/kane-assets09.pdf

    Is auf jeden Fall genauso spannend wie zu programmieren 😉 aber muss dich halt interessieren.



  • Wurstinator schrieb:

    Wieso, belästigen euch hier oft doofe Studenten? 🙂

    Na, ich will mir kein Urteil über deren geistige Leistungsfähigkeit erlauben, aber einige zeigen doch eine erstaunliche Lernresistenz.

    Wurstinator schrieb:

    Sind die Programmierjobs nicht eher die, wo man weniger Seele braucht?

    😃
    Die meisten Informatiker scheinen reine Schreiberling-Stellen möglichst vermeiden zu wollen.



  • Wurstinator schrieb:

    Was hab ich mir eigentlich unter Informatik-Forschung vorzustellen?

    Vieles. Ein paar praxisrelevantere "Wie" Beispiele:

    • Wie lasse ich meinen Mars-Roboter autonom die Planeten Oberfläche absuchen? (Fernsteuerung ist schlecht, weil die Verzögerung schon zu groß ist.)
    • Wie könnte ein computergesteuertes Auto im normalen Verkehr zurecht kommen?
    • Wie kann man ein sichere Kommunikation (z.B. zwischen Bank und Kunden) über ein unsicheres Medium (z.B. Internet) gewährleisten (unter Rahmenbedingung x,y,z)?
    • Wie kann ich meine Flugzeugsoftware auf Korrektheit prüfen? Wie kann ich *beweisen*, dass sie tatsächlich die gewünschten Eigenschaften erfüllt?
    • Wie könnte ein selbst-lernenden Spamfilter funktionieren?
    • Wie kann ich Audio-Dateien effizient und ohne großen Qualitätsverlust komprimieren? (Das entsprechenden Fraunhofer Institut kann von der Antwort "mp3" immer noch gut leben ;).)


  • Wurstinator

    Wie lange Zeit hat man denn zum "selbstständig einarbeiten"?

    Das ist gar nicht so einfach zu beantworten.

    Pro Übungsblatt hatte man immer eine Woche Zeit. Und wenn Programmierung notwenig war und nach der Sichtweise des Prof's der Kenntniss-Stand nicht gegeben war, wurden immer genügend Materialien mitgeliefert damit man sich einarbeiten kann. Nicht selten passierte es deswegen auch das man bereits bestehende Programmier-Beispiele nahm und für die Aufgabe anpasste.

    Aber der Kerngedanke hinter einer Vorlesung war vielmehr das in der Vorlesungen die Theorie gelehrt wurde, während in den Übungen es mehr ums Praktische ging. Thema Grundlagenvorlesung: Sortier- /Suchalgorithmen, Suchbäume, -> Übungsaufgabe Implementieren sie das ! Digitale Filter -> Berechnung mittels MATLAB. Das selbstständige Einarbeiten blieb daher über mehrere Vorlesungen ein andauernder Prozess welcher aber nicht durch das Hauptstudium unterbrochen wurde. Wurde im Grundstudium vermehrt Java bevorzugt, ging es im Hauptstudium mehr um C und C++.

    Selbstständig heißt halt selbst und ständig und nicht selbst und bald fertig . 🙂



  • Wurstinator schrieb:

    @ nman: Hab schon gegooglet und mehrere Sachen gefunden. Aber eigentlich ging es da immer darum, dass das Studium eben sehr theoretisch ist usw. Infos zum praktischen Anteil gab es kaum.

    Naja, klar. Weil all die enttäuschten Informatik-Anfänger da draußen, die sich dachten, dass sie jetzt zu tollen Programmierern berufsausgebildet werden, zunächst mal von Mathevorlesungen, Algodat, Komplexitätstheorie, Theoretischer Informatik etc. völlig erschlagen sind und nicht wissen, was das mit Informatik zu tun haben soll. Der praktische Anteil variiert meistens stark und in der Studieneingangsphase ist er nochmal kleiner. Und über Sachen, die im fünften Semester passieren, schreibt schon kaum mehr jemand.

    Wenn du sagst, man kann nacher einigermaßen programmieren, möchte ich nochmal an meine zweite Frage erinnern: Wie viel hat man dann später im Beruf damit zu tun?

    Das wird stark davon abhängen, welchen Beruf du dir aussuchst. 🙂

    Wirklich, das lässt sich schwer verallgemeinern, das Spektrum möglicher Tätigkeiten ist sehr, sehr breit.

    Als reiner Codemonkey für völligen 0815-Standardmist wirst du idR. einfach nicht arbeiten wollen; wenn dir die Aufgabenstellungen und das Gehalt beim Warten irgendwelcher PHP-CMSe nicht zu mühsam sind, spricht aber natürlich nichts dagegen, dass du sowas machst.

    Und natürlich gibt es haufenweise anspruchsvollere Entwicklungsjobs, wo du auch als Hochschulabgänger als Entwickler nicht überqualifiziert bist. Nur sind das idR. dann eben keine "Hier, schreib diese, diese und diese Funktionen"-Jobs, sondern welche, wo du bereits bei der Planungsphase dabei bist, architektonische Entscheidungen triffst und eben insbesondere heikle Sachen auch selber machst.

    Aber um es nochmal zu betonen: Was du in deinem Beruf machst, entscheidest immer du selbst, nicht dein Abschluss.


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