Bachelor vs. Master



  • Hallo!

    Habe nun bald meinen Bachelor fertig. Und wer Zeit und Lust hat den Text zu lesen, den bitte ich um seine Meinung zu dem Thema.

    Den Bachelor krieg ich zwar nicht in einem reinen Informatik Studium aber doch in einem sehr artverwandten Fachgebiet. Arbeiten möchte ich in der Softwarebranche.
    Mein Notenschnitt ist wirklich gut. Hab aber ein Jahr länger gebraucht weil ich 2 Jahre lang während des Studium noch nebenher (als Programmierer) arbeiten ging.

    Insgesamt nervt mich das Studium in letzter Zeit aber immer mehr. Es ist (aus meiner Sicht) so viel unsinnige Theorie zu lernen. Da ich die ausständigen Prüfungen nun Prüfung für Prüfung abgearbeitet habe, bin ich eigentlich die meiste Zeit daheim gesessen und habe gelernt. Nach dem Lernen war ich dann meistens auch für nichts anderes zu gebrauchen ("brainfucked"), worunter mein Hobby gelitten hat. Dieses "4 Wochen Lernen für eine einzige Prüfung, danach gleich weiter und für die nächste Prüfung lernen" öded mich einfach nur noch an.
    Ich habe auch schon Arbeitserfahrung sammeln können, sowohl auf der Uni bei einem größeren Java-Projekt (ca. 6 Monate) als auch bei meinem Nebenjob im Bereich C auf einem embedded System als auch C# für eine Windows Software (knapp 2 Jahre).

    Irgendwie reizt mich der Gedanke, dass ich mich jetzt zwar noch ins restliche Bachelor Studium rein knie, aber danach schon arbeiten gehen kann.
    Der Bachelor wird zwar immer recht skeptisch betrachtet (halber Abschluss, Studienabbrecher, ...), auf der anderen Seite aber wird bei den österreichischen Stellenausschreibungen in der Branche fast ausschließlich dieser Satz verwendet: "Abgeschlossene Ausbildung (HTL, FH, Uni, oder Ähnliches) vorausgesetzt". [HTL ist wie Gymnasium Oberstufe, nur halt sehr techniklastig]
    Das zeigt wieder, dass denen ja eh egal ist, welche technische Ausbildung man nun hat, sondern Hauptsache, man hat eine! Noch dazu kann ich ja bereits praktische Erfahrungen vorweisen.

    Was meint ihr? Was lässt man sich als "Nur-Bachelor" entgehen? Welche Jobs bleiben einem in Mitteleuropa dadurch verwehrt?
    Was hat euch der Master zusätzlich gebracht, sofern ihr einen habt?
    Oder ist gar wer dabei, der den Bachelor hat und sich mit diesem auf Jobsuche begeben hat? Mit meinen Eltern oder Studienkollegen kann man über das Thema nicht sinnvoll diskutieren weil deren Meinung nach ein Bachelor ja nichts wert ist.
    Ich bin für alle Meinungen und Vorschläge offen!

    Danke fürs Lesen!



  • Das Schöne beim Bachelor ist ja, dass man den Master jederzeit nachmachen kann.

    In deinem Fall könnte es daher durchaus Sinn machen, nach dem Bachelor direkt einen Job zu suchen. Schließlich hast du nicht viel zu verlieren: Wenn du nach einigen Jahren doch noch den Eindruck gewinnst, dass dir mit dem Master etwas entgangen ist, machst du ihn halt nach. 🙂



  • Das ist doch nur theoretisch toll. Wer jahrelang im Job ist, kann wohl kaum auf einmal kündigen und das arme Leben eines Studenten wieder führen für 2-3 Jahre. Man hat ggf. Familie zu versorgen etc. und berufsbegleitend ist auch so eine Sache. Da gibts auch weniger Geld, aber es dauert sicher auch länger und wenn mans in der Freizeit macht, brauch man wahnsinnig viel Disziplin.
    Man sollte sich also besser 3x überlegen, ob man ihn nicht direkt macht.



  • Glutamat schrieb:

    Arbeiten möchte ich in der Softwarebranche.

    Naja, wenn Du jetzt sagen kannst, dass Du die nächsten 40 Jahre irgendwelche Datenbankanwendungen oder so programmieren willst, dann sehe ich keinen Grund, warum Du den Master machen solltest. Such Dir einen entsprechenden Job und dann bist Du am Ziel.



  • Die Antwort ist wie immer: depends. Kommt ganz drauf an, was du später machen möchtest. "Softwarebranche" ist ein weites Feld. Wenn du als Codemonkey zufrieden bist, dann reicht der Bachelor dicke. Wenn du dich in ein Spezialgebiet einarbeiten willst, das keine allzu komplexen theoretischen Kenntnisse benötigt - auch da reicht dir der Bachelor.
    Willst du in hochkomplexe Probleme einsteigen, die evtl. schon ein wenig Richtung "Forschung" gehen, dann würde dir auf Dauer evtl. die Denkweise fehlen, die man vor allem anderen in einem weiterführenden Studium lernt.
    Wenn du allerdings schon sagst, dass du für die Prüfungen im Bachelor 4 Wochen durchlernst und danach auf dem Zahnfleisch gehst, solltest du dir den Master wirklich zweimal überlegen. Dort werden die Themen nicht einfacher, eher müsstest du nochmal zwei bis drei Kohlen zulegen. An einem Job, für den du den Master wirklich brauchst, weil das Niveau entsprechend hoch ist, hättest du dann vermutlich auch wenig Spaß.



  • OK danke mal für euren Input.
    Ein bisschen Zeit hab ich noch, dann kann ichs mir überlegen.
    Ich mache durchaus gerne Dinge, wo ich drüber Grübeln muss. Zum Beispiel kompliziertere Algorithmen wie FFT oder FIR Filter herleiten und dann implementieren. Oder für kleine Roboter Regelungen berechnen und simulieren und dann implementieren auf dem uC und dann austesten.
    Soll heißen: Die Jobs könnten durchaus komplizierter sein. Nur DB Abfragen einprogrammieren oder so, ne, lieber nicht, ist mir zu fad.

    Die Sache ist nur die: Die Uni Dinge sind dermaßen sinnlos, aber gleichzeitig auch extrem aufwendig. Ich studiere ein ingenieurwissenschaftliches Fach, und unsere Monsterprüfung zwingt einem zu 2 Monaten lernen. Manche, die sich schwer tun, investieren sogar 3 Monate. Nun hab ich aber leider absolut nichts von dieser Vorlesung, da es in der Praxis wirklich nicht gebraucht wird.
    Das ist das was mich nervt. Ich vergeude meine Zeit mit sinnlosen Dingen, andererseits möchte ich natürlich schon eher Jobs, die meine grauen Zellen auf Trab halten.



  • Problem A)

    Glutamat schrieb:

    Die Sache ist nur die: Die Uni Dinge sind dermaßen sinnlos, aber gleichzeitig auch extrem aufwendig.

    Forderung 😎

    Glutamat schrieb:

    andererseits möchte ich natürlich schon eher Jobs, die meine grauen Zellen auf Trab halten.

    💡 Die grauen Zellen aus Forderung B), mußt Du auch für Problem A) benutzen. 💡

    Löse das Problem irgendwie. Sieh es als Investition, finde den für Dich geeigneten Drogencocktail, irgendwas...
    Da müssen alle durch.



  • Glutamat schrieb:

    Die Sache ist nur die: Die Uni Dinge sind dermaßen sinnlos, aber gleichzeitig auch extrem aufwendig. Ich studiere ein ingenieurwissenschaftliches Fach, und unsere Monsterprüfung zwingt einem zu 2 Monaten lernen. Manche, die sich schwer tun, investieren sogar 3 Monate. Nun hab ich aber leider absolut nichts von dieser Vorlesung, da es in der Praxis wirklich nicht gebraucht wird.
    Das ist das was mich nervt. Ich vergeude meine Zeit mit sinnlosen Dingen, andererseits möchte ich natürlich schon eher Jobs, die meine grauen Zellen auf Trab halten.

    1. Ein Studium beinhaltet immer auch schwierige Veranstaltungen, die man für sinnlos erachtet oder die einem aus einem anderen Grund nicht ansprechen und nicht liegen. Ich sehe es als Qualifikation an, wenn man zeigt, dass man sich auch durch derartige Themenbereiche durcharbeiten kann. Das ist ein Nachweis bestimmter Softskills, wie zum Beispiel Disziplin.

    2. Typischerweise sind die Veranstaltungen aber trotzdem nicht sinnlos, sondern man kennt nur den Kontext nicht. Im Informatikstudium ist es zum Beispiel so, dass einige Bereiche der Theoretischen Informatik nicht so ganz schnell mit anderen Bereichen in Verbindung zu stellen sind. Die entsprechenden Verbindungen werden dann erst sehr spät im Studium hergestellt. Es ist auch nicht die Aufgabe des Professors, Euch den Kontext bei jeder Kleinigkeit explizit zu erklären. Stattdessen sollte man es als Aufgabe des Studenten sehen, den ganzen Stoff, der dargelegt wird, zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.



  • OK danke für die motivierenden Worte.

    Vielleicht nehm ich mir nach dem Bachelor mal ein bisschen eine Auszeit und starte dann mit dem Master durch. Spontanurlaub mit Freundin oder Saufurlaub mit Freunden oder was weiß denn ich.
    Ich glaub ich bin jetzt einfach schon zu lange daheim gesessen und habe Prüfung für Prüfung abgearbeitet. Hab alle Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht schon erledigt, daher hatte ich nun 8 Monate lang das Vergnügen von einer Prüfung zur nächsten zu lernen, und das ist echt fad.



  • @Glutamat: Wenn Du uns erzählst, welche Themenbereiche Du für nicht so praxisrelevant hältst, dann finden sich hier bestimmt Leute, die Dir einige schöne Beispiele nennen können, wo das dann plötzlich sehr praxisrelevant ist.


Anmelden zum Antworten