Fachkräftemangel: Gibt es so etwas wirklich ???
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volkard schrieb:
redrew99 schrieb:
Wer Liberalität will, der muss auch für Chancengleichheit sorgen, sonst stimmt die Glaubwürdigkeit nicht mehr.
Den Satz verstehe ich nicht.
Damit meine ich, daß die Forderung nach mehr Liberalität z.B. auf den Arbeitsmärkten (Konkret: Abschaffung des Kündigungsschutzes für Informatiker) oftmals damit begründet wird, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln (--> weniger Arbeitslose).
Welchen Sinn macht eine Liberalisierung aber, wenn Arbeitgeber z.B. einen 55-jährigen Informatiker entlassen dürfen. Dieser hat auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nicht die gleichen Chancen wie ein 30-jähriger.Die Forderung nach mehr Liberalität ist dann nur eine Schutzbehauptung, um Klientelpolitik zu betreiben.
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Volkhardt schrieb:
War mir neu. Ein Lichtblick, aber nicht genug. So heiß es: Den könnte ich ja doch nur maximal 5 Jahre behalten.
Ich gehe mal davon aus, daß Du der Ansicht bist, daß geschlossene Verträge von den Vertragsparteien einzuhalten sind.
Was macht denn ein Arbeitnehmer, wenn sich der Arbeitgeber nicht an den Arbeitsvertrag hält?
Klagen? - Dann bekommmt er Recht, wird aber entlassen.
Wird er also in der Regel nicht machen, schließlich gibt es weniger Jobs als Jobsuchende. Was also tun?
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redrew99 schrieb:
Welchen Sinn macht eine Liberalisierung aber, wenn Arbeitgeber z.B. einen 55-jährigen Informatiker entlassen dürfen. Dieser hat auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nicht die gleichen Chancen wie ein 30-jähriger.
Warum sollte ein AG einen 55-jährigen bei guten Leistungen einfach so entlassen wollen? Und wenn die Leistungen nicht stimmen, ist der richtige Weg dem AG einfach das Entlassen zu verbieten?
Und warum hat ein 55-jähriger grundsätzlich schlechtere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
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maximAL schrieb:
redrew99 schrieb:
Welchen Sinn macht eine Liberalisierung aber, wenn Arbeitgeber z.B. einen 55-jährigen Informatiker entlassen dürfen. Dieser hat auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nicht die gleichen Chancen wie ein 30-jähriger.
maximAL schrieb:
Und warum hat ein 55-jähriger grundsätzlich schlechtere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt?
Das ist eine gute Frage, die Argumente vieler Arbeitgeber sind z.B.
- ein 55-jähriger ist in der Regel physisch nicht so belastbar wie z.B. ein 30-jähriger.
-die Wahrscheinlichkeit, daß ein 55-jähriger krankheitsbedingt ausfällt, ist höher als bei einem 30-jährigen.
-die Lernfähigkeit eines 55-jährigen ist in der Regel nicht mehr so gut wie die eines 30-jährigen.
- ein 55-jähriger Arbeitnehmer ist in der Regel nicht mehr so flexibel wie ein 30-jähriger (Z.B. in Bezug auf einen Arbeitsplatzwechsel in eine andere Stadt)
maximAL schrieb:
Warum sollte ein AG einen 55-jährigen bei guten Leistungen einfach so entlassen wollen?
Da kann es sehr viele Gründe geben.
Eventuell sucht ein 30-jähriger gleichguter Arbeitnehmer(Ein Informatiker aus einem Land mit geringerem Gehaltsniveau (evtl. Indien oder Russland?)) einen Job, und ist bereit , für die Hälfte des Gehalts des 55-jährigen zu arbeiten?
Eventuell fürchtet der Arbeitgeber, daß der Arbeitnehmer nicht mehr bis zur Rente durchhält und längere Zeit krank wird. Da es auf dem Arbeitsmarkt genügend qualifizierte Kräfte gibt, geht der Arbeitgeber dann vielleicht lieber auf Nummer Sicher.
maximAL schrieb:
Und wenn die Leistungen nicht stimmen, ist der richtige Weg dem AG einfach das Entlassen zu verbieten?
Hat das jemand behauptet? (bitte Angabe mit Zitat)
Bitte definiere "wenn die Leistungen nicht stimmen".
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http://www.ardmediathek.de/das-erste/report-muenchen/von-wegen-dringend-gesucht-die-legende-vom-heiss?documentId=11094906
Nochmal amtlich:
"Fachkräftemangel ist ein Mythos" Q.E.D.
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Fachkräftenmangel gibt es nicht nur hier bei uns in Deutschland, sondern jetzt auf verstärkt in Griechenland. Eine Bekannte von mir war Englisch Lehrerin und hat sich entschieden nicht irgendwo in Deutschland in die Pampa zu ziehen, wo es den meisten Fachkräftenmangel gibt, sondern nach Griechenland an der Strand zu ziehen um dort Englisch und Deutsch zu unterrichten. Sie hat sofort eine Stelle bekommen.... hier die Info zur gefunden: http://themen.t-online.de/news/griechenland
Viel Erfolg
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Hm. Also ich sehs grade extrem bei mir und Freundin:
Sie (Projektleitung, MBA, BWL-Studium): ca. 30 Bewerbungen, 9 Absagen, ein "wir schauen mal" 20mal Schweigen. Das ist offenbar Fachkräfteüberschuss in dem Bereich.Ich (Quereingestiegener Entwickler ohne irgendwelche Nachweise im IT-Bereich): 0 Bewerbungen, 1 Xing-Profil, jede Woche 1-2 unangeforderte Anschreiben, davon die Hälfte durchaus nicht uninteressante Jobs. Wenn da kein Fachkräftemangel ist, warum fragen die mich alle??
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@pumuckl:
No offense, aber inwiefern ist Deine Freundin eine Fachkraft? Wofür genau?
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Marc++us schrieb:
No offense, aber inwiefern ist Deine Freundin eine Fachkraft? Wofür genau?
Was versteht Ihr unter dem Begriff "Fachkraft"?
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Marc++us schrieb:
@pumuckl:
No offense, aber inwiefern ist Deine Freundin eine Fachkraft? Wofür genau?Wobei das Beispiel ja auch ohne diese Gegenüberstellung funktioniert, oder? Und wenn sie nicht als Fachkraft zu sehen ist, dann verstärkt das das Argument doch nur, oder?
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@Gregor: Fachkräftemangel bezieht sich nach meinem Verständnis in erster Linie auf die "Indianerebene", d.h. Ingenieure, Entwickler, Programmierer, also Personen zur Lösung technischer Probleme.
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Marc++us schrieb:
@Gregor: Fachkräftemangel bezieht sich nach meinem Verständnis in erster Linie auf die "Indianerebene", d.h. Ingenieure, Entwickler, Programmierer, also Personen zur Lösung technischer Probleme.
Wenn das die Definition von Fachkraft ist, ist die Antwort auf deine Frage offensichtlich: sie ist keine Fachkraft
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Dachte ich mir.
Aber in meiner provokativen Frage liegt genau die Antwort auf ihr Problem.
Projektleitung mit BWL und MBA als Hintergrund ist ein bißchen wie ein ITler, der nur UML kann.
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Marc++us schrieb:
Projektleitung mit BWL und MBA als Hintergrund ist ein bißchen wie ein ITler, der nur UML kann.
Boom! Auf den Punkt gebracht. Das ist ein Problem dieser Studiengänge
Leute, die wirklich die Arbeit machen und technisch die Probleme angehen und nicht nur als Manager tätig sein können oder wollen sind eben wirklich rar. Und von denen werden auch zu wenige ausgebildet. Das Problem liegt definitiv in der Art der Studiengänge. Sehr viel Wischiwaschi oder man landet (wie ich nach einer "Ehrenrunde" ;)) in einem extrem technischen Studiengang, was für viele abschreckend ist
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Mit einer der Gründe, warum ich der Meinung bin, BWLer braucht die Welt nicht.
Aber jeder Studierte - egal in welcher Fachrichtung - sollte ein gewisses Fundament in diesem Bereich haben.
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árn[y]ék schrieb:
Mit einer der Gründe, warum ich der Meinung bin, BWLer braucht die Welt nicht.
Aber jeder Studierte - egal in welcher Fachrichtung - sollte ein gewisses Fundament in diesem Bereich haben.Ich sehe das ein bisschen anders...
Jede Firma hat einen gewissen Verwaltungsapparat, der nicht direkt etwas mit der Produktion, Entwicklung oder was auch immer zu tun hat. Der ist aber durchaus nötig, weil eben in jeder Firma auch diverse Verwaltungsangelegenheiten erledigt werden müssen, sei es nun die Buchhaltung, die Personalabteilung oder was auch immer. Ganz ohne geht es nicht. Vielleicht ist es naiv von mir, aber ich denke, dass ein BWL-Studium einen auf eine Tätigkeit in so einem Verwaltungsapparat durchaus vorbereitet.
...wenn man eine "Fachkraft" ist, dann möchte man vermutlich mit derartigen Verwaltungsaufgaben möglichst nichts zu tun haben. Aber irgendwer muss sie ja machen.
Was wichtig ist, ist, dass das Gleichgewicht zwischen Verwaltung und Produktivbereich stimmt. Bürokratie jeder Art hat leider die Eigenschaft, wie ein Krebsgeschwür zu wachsen. Man braucht ein bisschen davon, aber wenn man nicht aufpasst, dann wird daraus ein bösartiger Tumor, der unter anderem einen Großteil der verfügbaren Energie verschlingt. Was ich sagen will ist, dass es vermutlich schnell so weit kommen kann, dass der Produktivbereich zu einem großen Teil Dinge für die Verwaltung erledigt, also quasi eine Art Angestellter der Verwaltung ist. Dabei sollte es eigentlich andersherum sein. Die Verwaltung sollte den Produktivbereich unterstützen.
/rant/ schrieb:
Leute, die wirklich die Arbeit machen und technisch die Probleme angehen und nicht nur als Manager tätig sein können oder wollen sind eben wirklich rar. Und von denen werden auch zu wenige ausgebildet. Das Problem liegt definitiv in der Art der Studiengänge. Sehr viel Wischiwaschi oder man landet (wie ich nach einer "Ehrenrunde" ;)) in einem extrem technischen Studiengang, was für viele abschreckend ist
Wer studiert, will nach oben kommen. Das Problem ist, dass "oben" eben Managertätigkeiten gefragt sind. Gibt es Karrierepfade, die in eine technische Ausrichtung bis zum Schluss behalten?
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Was Verwaltungsaufgaben betrifft, gebe ich dir durchaus Recht. Aber auch hier entsteht das Problem, dass Leute (eben die BWLer) Tatbestände verwalten sollen, die sie fachlich in keinster Weise durchblicken können, weil das Fachwissen fehlt. Daher kommt es ja auch so oft zu Spannungen zwischen den "Fachkräften" und den "Managern". Zudem braucht es m.E. für Buchführung und etwas Verwaltungssicherheit kein 5jähriges Studium, auch wenn man natürlich jedes Fachgebiet beliebig akademisch ausweiten kann. Wenn sich die Volkswirte dann auch noch als "Unternehmensberater" aufspielen und ihren schon im Studiem angelegten Gottkomplex auszuleben beginnen, wird es übel.
Dann doch lieber einen Naturwissenschaftler mit einer Zusatzqualifikation, zum Beispiel einem MBA oder entsprechenden Wahlkursen. So jemand hat dann wenigstens Ahnung von dem, was er da verwaltet, managed und berät. Aber dafür müsste man sich halt durch ein MINT-Fach "quälen". Viele BWLer sehen in ihrem Fach hingegen einen schnellen, günstigen Einstieg in die Leitungsetagen der Unternehmen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, keine Frage.
Oder zusammengefasst: Guter BWLer mit ordentlich Background und Interesse am Gebiet? Top! 99% der BWLer, wie sie frisch aus den Krawattenbunkern ausgebrütet kommen? Absoluter Flop.
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Gregor schrieb:
Wer studiert, will nach oben kommen. Das Problem ist, dass "oben" eben Managertätigkeiten gefragt sind. Gibt es Karrierepfade, die in eine technische Ausrichtung bis zum Schluss behalten?
Ich weiss nicht, wie ich deine erste Aussage hier beurteilen soll. In der Regel ist es wohl wahr. Ich persönlich studiere nicht Software Engineering, um nachher "nur" ein Manager zu sein, sondern um das zu tun, was ich jetzt schon tue, aber signifikant mehr zu verdienen (sprich: viele bei uns im Studiengang studieren des Geldes wegen). Ich krieche bereits jetzt in allerhand interessanten Projekten herum und genau das möchte ich auch später tun. Es gefällt mir so. Nur werden die Projekte, Teams und Saläre immer grösser.
Dabei sind immer mehr auch sehr viele Managertätigkeiten gefragt, was bei uns im Rahmen des technischen Studiums auch berücksichtigt wird - einen reinen Manager kann man dafür aber freilich nicht gebrauchen! Das sagt auch jeder, der einmal in einem grossen Projekt Erfahrungen sammeln konnte, welches unter Aufsicht von einem Manager stand, der von der eigentlichen Tätigkeit keinen Plan hatte. Und genau solche Leute züchten die Studiengänge à la reine BWL mit jedem Semester in Massen heran. Schade eigentlich, denn die Leute gehen davon aus, dass sie ja Wirtschaft studiert haben, was ja so gefragt sei.
Ich habe nichts gegen BWL-Studenten (ich habe ja im Nebenfach anfänglich auch BWL studiert) und kenne einige geniale Köpfe, aus denen sicherlich in den nächsten 10 Jahren etwas Grosses erwachsen kann. Aber in einem gesunden System können nicht alle Topmanager sein. Persönlich verstehe ich auch nicht, warum man das sein wollte.
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[quote="/rant/"]
Gregor schrieb:
Ich persönlich studiere nicht Software Engineering, um nachher "nur" ein Manager zu sein
Wo du das erwähnst... Ich glaube (oder glaube es zu glauben), dass auch ein Manager als Weiterentwicklung eines Technikers funktioniert. Schwer zu erklären... Irgendwann fängt man an zu programmieren und es macht einem Spass. Dann programmiert man paar Jahre, sammelt Erfahrung und kennt das Programmieren schon so gut, dass das Programmieren an sich nicht mehr so faszinierend ist. Dann will man irgendwann mehr schaffen. Das geht nicht, wenn man nur programmiert. Also wird man vielleicht Softwarearchitekt. Man programmiert nicht mehr alles aus, aber man entwirft die Software und verspürt dabei dieselbe (oder sogar eine größere) Befriedigung, wie früher beim Programmieren, auch wenn man selber kein Programmierer mehr ist. Weil man einfach mehr schafft. Man hockt nicht mehr tagelang davor und schreibt langweiligen Routinecode, den man schon in ähnlicher Form zigfach geschrieben hat, sondern man entwickelt das ganze auf einem wesentlichen abstrakteren Level und überlässt das Coden den anderen. So, und wenn sich ein Softwarearchitekt weiterentwickelt, wird er VIELLEICHT zu Projektmanager. Und schafft vielleicht noch mehr, hat aber vielleicht immer noch einen sehr engen Bezug zu der Software. Da muss man aufpassen. Es sind auf dem Nivea sicherlich Manager-Skills gefragt. Ich würde aber nicht zu einem reinen Manager verkommen wollen, sondern vielleicht eine Kombination aus Projektmanager, Softwarearchitekt und Requirements Engineer. Das seh ich dann immer noch als Weiterentwicklung eines ursprünglich rein technischen Berufs.
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@Mechanics: da stimme ich weitgehend zu, und deswegen hat es auch ein Projektleiter mit Hintergrund BWL und MBA schwer, eine Stelle zu finden.