Warum scheint "Informatik" für viele unattraktiv ?



  • knivil schrieb:

    Anscheinend hast du nur Erfahrung mit der "Jeha, Linux" bzw. "geile Dinger" Gruppe von Menschen.

    Ich habe Erfahrung mit vielen Sorten und Arten von Menschen machen dürfen. In der Informatik beobachtete ich aber nichtsdestotrotz eine sehr eindeutige Tendenz, siehe meinen Beitrag von vor ein paar Seiten. Das kann dir gefallen oder nicht, aber es ist Fakt. Denn es ist ein Erfahrungsbericht. Auch wenn sich hier natürlich nur Leute zu Wort melden, die das alles ganz ganz anders erlebt haben ...



  • Studenten allgemein sind seltsame Leute. Zumindest wenn man davon ausgeht, dass es freakig ist sich außerhalb der Uni über Themen der Studienrichtung zu unterhalten. Die Informatiker reden eben über Informatik, die Politikwissenschaftler über Politik, Mediziener über Medizin und BWL'er über BWL. Das kann ich so aus Erfahrung sagen, da 3 meiner besten Freunde diese Fächer studieren. Wenn ich dann in deren Gruppe sitze klingen die für mich auch wie Nerds in ihrem Fach. Das ist normal.

    Was aber stimmt ist die allgemeine Empfindung über das äußerliche Erscheinungsbild von Informatikern in der Uni. Warum das so ist kann ich nicht sagen. Ich studiere selbst Informatik und viele meiner Mitstudenten sehen "seltsam" aus. Nette Leute, keine Frage, aber eben seltsam.

    Ich habe ja das Gefühl, dass viele Informatikstudenten aus der "Gaming" Szene kommen. Also Leute die überdurchschnittlich viel vor dem Computer hocken und die meiste Zeit am zocken sind. Sowas kann nämlich die Sozialkompetenz, wie wir sie kennen, nachhaltig beeinflussen. Äußeres wird vernachlässigt und bei realer Kontaktaufnahme erscheinen sie eben "freakig". Sie sind es eben nicht anders gewohnt. Aber es gibt eben auch normale Informatikstudenten mit Freundin und anderen Themen als Unistoff.

    Was währe nur ein Studium ohne Klischees. Das wäre auch langweilig.
    Die Informatiker sind Nerds ohne Frauen.
    Mathematiker haben einen an der Klatsche.
    Jurastudeten haben einen Stock im Hintern.
    Medienwissenschaftler, -designer, -... sind alles Frauen.
    Sportstudenten sind gut Gebaut, attraktiv und perfekte lover.
    BWLer sind sofort nach dem Studium die bestbezahltesten Manger der Welt.
    Medizienstudenten sind 24/7 am feiern, schaffen aber trotzdem den Stoff.
    Und und und.



  • Ich glaube dann sollte ich vielleicht doch BWL und Sport studieren 😃



  • Naja,

    Informatik passt eben nicht jeden. Das was damit realisiert werden kann. Ich kenne viele die gerne Programmieren aber sich dann auch hinsetzen und dann eines der unbeliebten Fächer wie Mathematik lernen, wird dann doch zuviel.

    Grundsätzlich scheint es mir das die meisten eher Angst vor Mathe haben als vor Informatik an sich.



  • Mussie schrieb:

    Ich kenne viele die gerne Programmieren aber sich dann auch hinsetzen und dann eines der unbeliebten Fächer wie Mathematik lernen, wird dann doch zuviel.

    Das kann ich bestätigen, ich sehe es jedes Semester wieder, unter anderem auch an mir selbst. Es ist jedesmal ein Krieg mit dieser elenden Mathematik - und für viele ist es abschreckend. Das hat nichts mehr mit Informatik zu tun auf diesem Niveau, und wird einfach durchgeführt, um die Leute auszusortieren. Ich war entschlossen genug, es durchzuziehen und habe mir daher für Mathematik einfach einen Monat lang frei genommen und nur gelernt vor der Prüfung. Jetzt habe ich das schlimmste hinter mir 🕶



  • /rant/ schrieb:

    Das hat nichts mehr mit Informatik zu tun auf diesem Niveau, und wird einfach durchgeführt, um die Leute auszusortieren.

    Selten so gelacht.



  • /rant/ schrieb:

    Mussie schrieb:

    Ich kenne viele die gerne Programmieren aber sich dann auch hinsetzen und dann eines der unbeliebten Fächer wie Mathematik lernen, wird dann doch zuviel.

    Das kann ich bestätigen, ich sehe es jedes Semester wieder, unter anderem auch an mir selbst. Es ist jedesmal ein Krieg mit dieser elenden Mathematik - und für viele ist es abschreckend. Das hat nichts mehr mit Informatik zu tun auf diesem Niveau, und wird einfach durchgeführt, um die Leute auszusortieren. Ich war entschlossen genug, es durchzuziehen und habe mir daher für Mathematik einfach einen Monat lang frei genommen und nur gelernt vor der Prüfung. Jetzt habe ich das schlimmste hinter mir 🕶

    Hmmm. Ich hatte damals in meinem Informatikstudium natuerlich auch eine ganze Menge Mathematik. Zumindest in den ersten Semestern. Im hinteren Teil des Studiums habe ich aber eigentlich eher festgestellt, dass ich wesentlich zu wenig Mathematik hatte. Zumindest wurde dann ploetzlich in Buechern und Papern Mathematik genutzt, die ich einfach nicht kannte.

    Insofern kann ich nicht bestaetigen, dass die Mathematik nur zum Aussieben genutzt wird. Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.



  • Gregor schrieb:

    Insofern kann ich nicht bestaetigen, dass die Mathematik nur zum Aussieben genutzt wird. Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.

    Das größte Problem ist wohl, dass Mathe wie du sagtest hauptsächlich in den ersten Semestern gelehrt wird. Würde man die Mathematik mit irgendwelchen Anwendungen verknüpfen, wäre das für die meisten Informatiker deutlich motivierender. Ich habe immer noch keine Ahnung, wofür ich diese ganzen mehrdimensionalen Integrale brauche ...



  • Ich war letztes Jahr bei der Landes-Matheolympiade. Das ist echt krass, was dort für Gestalten rumlaufen.
    Das hat schon angefangen, als wir in unserem Aufenthaltsraum angekommen sind - totenstille, alle beschäftigen sich mit i-welchen mathematischen Dingen. Ich wär verrückt geworden, wenn es nich noch 3/4 andere gegeben hätte, denen es genauso ging, wie mir. Wir ham uns geschworen, dass wir die beiden Tage so gut wie nix über Mathe erzählen werden.
    Und diese Stille ist nur das "Gruppenverhalten" der "Frerks"(=Nerd+Freak), im einzelnen
    *TOOOOOOOOOOOORR FÜR JENA!!!!!!!* (Sry, die Euphorie konnt ich nich unterdrücken)
    sind sie noch schlimmer. Die leben in ihrer eigenen Welt. Die laufen z.B. mit einem sturen Blick nach gerade aus, und registrieren so gut wie gar nix, was um sie herum passiert. Son Typ hat mit sich selbst erzählt, ist rumgetänzelt, hat sich dabei von der Gruppe entfernt und
    *YYEEEEEEEEEEEEEEEEEAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH Nochn Tor!!!!!!!!!!!!!!!*
    hat die Aufforderung vom Betreuer, dass er bei der Gruppe bleiben soll überhaupt net mitgekriegt. Kommunikation mit denen? Unmöglich. Eine andere wirklich krasse Sache war, als ich vorm Klo mit jmnd. auf wen gewartet habe. Und da kam so nen Frerk an (vom aussehen her, war er eindeutig männlich), mit dem Blick auf den Boden gerichtet (geradeaus konnte er bei dem Buckel wahrscheinlich gar net gucken 😃 ) und geht schnurstracks auf die Damentoilette. Es war ja nich so, dass man sagen könnte, dass kann ja ma passieren - in dem Moment, in dem er die Tür öffnet, kommt eine Frau heraus!
    Und als der gesamte "Frerk-Pulk" durch die Stadt gelaufen ist, haben alle Passanten sofort gesehen, dass es sich um die Matheolympiade handelt...



  • Du fährst also zur Landes-Matheolympiade und wunderst Dich, dass die Leute sich da über Mathematik statt Fußball unterhalten? 🙄



  • Walli schrieb:

    Du fährst also zur Landes-Matheolympiade und wunderst Dich, dass die Leute sich da über Mathematik statt Fußball unterhalten? 🙄

    Gewundert, dass sie über Mathe erzählen, hat es mich net. Schrecklicher als das Mathe-Erzähle fand ich ja eigtl. auch die "Schweigestunde".

    *muss-verhindern-spiel-zu-kommentieren* ^^



  • Rab-Bit schrieb:

    Gregor schrieb:

    Insofern kann ich nicht bestaetigen, dass die Mathematik nur zum Aussieben genutzt wird. Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.

    Das größte Problem ist wohl, dass Mathe wie du sagtest hauptsächlich in den ersten Semestern gelehrt wird. Würde man die Mathematik mit irgendwelchen Anwendungen verknüpfen, wäre das für die meisten Informatiker deutlich motivierender. Ich habe immer noch keine Ahnung, wofür ich diese ganzen mehrdimensionalen Integrale brauche ...

    Auf welchen Bereich der Informatik setzt Du denn so in etwa Deinen Schwerpunkt?





  • Gregor schrieb:

    Auf welchen Bereich der Informatik setzt Du denn so in etwa Deinen Schwerpunkt?

    Grob: Softwareentwicklung. Mehr Schwerpunkt habe ich noch nicht. In welchem Bereich der Informatik braucht man denn solche fortgeschrittenen Kenntnisse der Analysis? Ein paar konkrete Beispiele fänd' ich nicht schlecht. 🙂



  • Rab-Bit schrieb:

    In welchem Bereich der Informatik braucht man denn solche fortgeschrittenen Kenntnisse der Analysis? Ein paar konkrete Beispiele fänd' ich nicht schlecht. 🙂

    In erster Linie fällt mir da die Systemtheorie mit ihren Anwendungen in der Signalverarbeitung ein: Sprachverarbeitung, Bildverarbeitung.

    Du musst es so sehen: Systemtheorie ist mehr oder weniger Fourieranalysis. Und im Prinzip ist das ein Bereich, der für die Informatik höchst interessant ist: In der Informatik geht es um die Verarbeitung von Informationen. Und wenn Du mit irgendwelchen Informationen arbeiten musst, dann musst Du die auch irgendwie darstellen. Oft liegt der Trick eines eleganten Umgangs mit irgendwelchen Daten in der passenden Darstellung. In der Signalverarbeitung hast Du es nun mit "kontinuierlichen" Systemen zu tun. Und bei allem kontinuierlichen kann man sehr schnell jede Menge Analysis gebrauchen. Durch die Fourieranalysis ist es Dir jetzt möglich, Deine Daten von einer Repräsentation in eine andere zu transformieren. Und zwar von einem Ortsraum oder Zeitraum in einen Frequenzraum. Dann wirst Du feststellen, dass manche Dinge mit den Daten im Frequenzraum plötzlich viel besser zu erledigen sind. Wieder andere Sachen sind im Zeitraum besser zu erledigen. Wenn Du jetzt Bildverarbeitung betreibst, kommen da jede Menge mehrdimensionale Integrale vor.

    Aber die Quintessenz ist natürlich vor allem, dass Dir klar ist, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Funktionen darzustellen. Du bist nicht unbedingt auf eine klassische Wertetabelle angewiesen, in der f(x) und x steht. Stattdessen weißt Du, dass es jede Menge Funktionensysteme gibt. Und davon könnte eins für Deinen Zweck besonders gut geeignet sein. Vielleicht macht es Sinn, Potenzreihenentwicklungen zu machen, vielleicht macht es auch Sinn, Deine Funktionen in trigonometrische Funktionen zu entwickeln, wie es die Fouriertransformation macht. Vielleicht brauchst Du aber auch ganz andere Systeme. Wavelets, Legendre-Polynome, Hermite-Polynome, Kugelflächenfunktionen... es gibt jede Menge. Guck Dir zum Beispiel mal so ein Paper an. In dem geht es praktisch wieder um etwas anderes: Erkennung von Formen. Und oh Wunder: Vor allem geht es darum, dass Formen mit einem bestimmten Funktionensystem besonders gut erkannt werden können.

    Aber genauso könntest Du zum Beispiel im Rahmen der Komplexitätstheorie mit höherer Analysis in Kontakt kommen. Momentan sind Untersuchungen bezüglich des Quantum Computing zwar noch nicht bis in technische Geräte vorgedrungen. Aber dort nutzt Du den Formalismus des Quantenmechanik als Grundlage für Berechnungen. Und das heißt: Enorm viel Analysis.



  • Rab-Bit schrieb:

    Würde man die Mathematik mit irgendwelchen Anwendungen verknüpfen, wäre das für die meisten Informatiker deutlich motivierender.

    lol jo das haben wir in unserer letzten Mathe Vorlesung auch erwähnt, der Professor wusste nicht was wir genau damit meinen. Ich meine was versteht man bitte an "praxisnahe Beispiele" nicht?

    http://www.youtube.com/watch?v=RhfJ4jYoQP0#t=3m29s



  • Gregor schrieb:

    Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.

    Das sehe ich genauso. Wobei ich auch die theoretische Informatik nicht unterschlagen moechte.

    Grob: Softwareentwicklung.

    Jaja, damit beschaeftigen sich alle. Selbst die Hardwareabteilung.



  • phcn.fraggle schrieb:

    lol jo das haben wir in unserer letzten Mathe Vorlesung auch erwähnt, der Professor wusste nicht was wir genau damit meinen. Ich meine was versteht man bitte an "praxisnahe Beispiele" nicht?

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen. 😃

    Wenn man lange genug reine Mathematik gemacht hat, dann denkt man nicht mehr in derartigen Kategorien. Und dann kommen derartige Dialoge mit Mathematikprofessoren dabei heraus:

    Student: Ich sehe den Bezug zur Anwendung nicht. Können sie uns da mal ein Anwendungsbeispiel nennen?!

    Professor: Natürlich kann ich das. Ich nenne Ihnen sogar eine ganze Klasse an Anwendungsbeispielen: Sei K ein Körper...

    Student: ???

    Das Problem ist, dass Informatiker mit einer ganz anderen Motivation Mathematik lernen, als es Mathematiker machen. Informatiker sind an Informatik interessiert und haben Interesse daran, die Verbindungen zwischen diesen beiden Disziplinen direkt aufgezeigt zu bekommen. Mathematiker machen aber vor allem eins: Mathematik. Für reine Mathematiker liegen auch die Anwendungsbeispiele in der Mathematik. und im Prinzip heißt Anwendung in dem Zusammenhang, dass man auf eine niedrigere Abstraktionsebene geht, so dass man es mit konkreteren Strukturen zu tun hat. Für einen Studenten in den ersten Semestern sind die Abstraktionsebenen aber natürlich alle wesentlich zu abstrakt.

    Deswegen muss man bei den Mathematikvorlesungen einfach auch etwas Durchhaltevermögen zeigen. Die Anwendungen ergeben sich schon irgendwann. Wobei das natürlich durchaus davon abhängt, was man später genau macht.

    Bei dem Schwerpunkt von Rab-Bit vermute ich, dass er wahrscheinlich tatsächlich nicht besonders viel Mathematik brauchen wird. Aber wie gesagt: Da gibt es auch ganz andere Bereiche der Informatik.



  • Anwendungsbeispiele:
    google.de
    Verschluesselung
    Logistik
    Quake 1,2,3,4 .. 2012
    http://www.video.uni-erlangen.de/cgi-bin/index.pl/455

    wahrscheinlich gibt es fuer jedes Mathe-Thema im Informatikstudiengang eine Anwendung.



  • Das denke ich auch. Das Ding mit der Informatik ist doch, dass sie keine Insel ist, auf der man sich befindet. Die Informatik entfaltet ihren größten Nutzen, wenn man sie in anderen Disziplinen einsetzt. Und in vielen dieser Disziplinen sind die 'Siebethemen' ein natürliches Werkzeug. Unter diesem Gesichtspunkt ist es doch absolut nachvollziehbar, dass man den Informatiker nicht ohne ein gewisses Rüstzeug von der Uni ziehen lässt. Man ist ja irgendwie doch noch zum Lernen da. Ein bisschen Bubblesorts implementieren kann man sich auch zuhause beibringen, aber wenn man später was reißen will, dann muss man auch durch die unangenehmen Themen durchgedrückt werden.


Anmelden zum Antworten