Warum scheint "Informatik" für viele unattraktiv ?
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Du fährst also zur Landes-Matheolympiade und wunderst Dich, dass die Leute sich da über Mathematik statt Fußball unterhalten?
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Walli schrieb:
Du fährst also zur Landes-Matheolympiade und wunderst Dich, dass die Leute sich da über Mathematik statt Fußball unterhalten?
Gewundert, dass sie über Mathe erzählen, hat es mich net. Schrecklicher als das Mathe-Erzähle fand ich ja eigtl. auch die "Schweigestunde".
*muss-verhindern-spiel-zu-kommentieren* ^^
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Rab-Bit schrieb:
Gregor schrieb:
Insofern kann ich nicht bestaetigen, dass die Mathematik nur zum Aussieben genutzt wird. Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.
Das größte Problem ist wohl, dass Mathe wie du sagtest hauptsächlich in den ersten Semestern gelehrt wird. Würde man die Mathematik mit irgendwelchen Anwendungen verknüpfen, wäre das für die meisten Informatiker deutlich motivierender. Ich habe immer noch keine Ahnung, wofür ich diese ganzen mehrdimensionalen Integrale brauche ...
Auf welchen Bereich der Informatik setzt Du denn so in etwa Deinen Schwerpunkt?
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Gregor schrieb:
Auf welchen Bereich der Informatik setzt Du denn so in etwa Deinen Schwerpunkt?
Grob: Softwareentwicklung. Mehr Schwerpunkt habe ich noch nicht. In welchem Bereich der Informatik braucht man denn solche fortgeschrittenen Kenntnisse der Analysis? Ein paar konkrete Beispiele fänd' ich nicht schlecht.
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Rab-Bit schrieb:
In welchem Bereich der Informatik braucht man denn solche fortgeschrittenen Kenntnisse der Analysis? Ein paar konkrete Beispiele fänd' ich nicht schlecht.
In erster Linie fällt mir da die Systemtheorie mit ihren Anwendungen in der Signalverarbeitung ein: Sprachverarbeitung, Bildverarbeitung.
Du musst es so sehen: Systemtheorie ist mehr oder weniger Fourieranalysis. Und im Prinzip ist das ein Bereich, der für die Informatik höchst interessant ist: In der Informatik geht es um die Verarbeitung von Informationen. Und wenn Du mit irgendwelchen Informationen arbeiten musst, dann musst Du die auch irgendwie darstellen. Oft liegt der Trick eines eleganten Umgangs mit irgendwelchen Daten in der passenden Darstellung. In der Signalverarbeitung hast Du es nun mit "kontinuierlichen" Systemen zu tun. Und bei allem kontinuierlichen kann man sehr schnell jede Menge Analysis gebrauchen. Durch die Fourieranalysis ist es Dir jetzt möglich, Deine Daten von einer Repräsentation in eine andere zu transformieren. Und zwar von einem Ortsraum oder Zeitraum in einen Frequenzraum. Dann wirst Du feststellen, dass manche Dinge mit den Daten im Frequenzraum plötzlich viel besser zu erledigen sind. Wieder andere Sachen sind im Zeitraum besser zu erledigen. Wenn Du jetzt Bildverarbeitung betreibst, kommen da jede Menge mehrdimensionale Integrale vor.
Aber die Quintessenz ist natürlich vor allem, dass Dir klar ist, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Funktionen darzustellen. Du bist nicht unbedingt auf eine klassische Wertetabelle angewiesen, in der f(x) und x steht. Stattdessen weißt Du, dass es jede Menge Funktionensysteme gibt. Und davon könnte eins für Deinen Zweck besonders gut geeignet sein. Vielleicht macht es Sinn, Potenzreihenentwicklungen zu machen, vielleicht macht es auch Sinn, Deine Funktionen in trigonometrische Funktionen zu entwickeln, wie es die Fouriertransformation macht. Vielleicht brauchst Du aber auch ganz andere Systeme. Wavelets, Legendre-Polynome, Hermite-Polynome, Kugelflächenfunktionen... es gibt jede Menge. Guck Dir zum Beispiel mal so ein Paper an. In dem geht es praktisch wieder um etwas anderes: Erkennung von Formen. Und oh Wunder: Vor allem geht es darum, dass Formen mit einem bestimmten Funktionensystem besonders gut erkannt werden können.
Aber genauso könntest Du zum Beispiel im Rahmen der Komplexitätstheorie mit höherer Analysis in Kontakt kommen. Momentan sind Untersuchungen bezüglich des Quantum Computing zwar noch nicht bis in technische Geräte vorgedrungen. Aber dort nutzt Du den Formalismus des Quantenmechanik als Grundlage für Berechnungen. Und das heißt: Enorm viel Analysis.
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Rab-Bit schrieb:
Würde man die Mathematik mit irgendwelchen Anwendungen verknüpfen, wäre das für die meisten Informatiker deutlich motivierender.
lol jo das haben wir in unserer letzten Mathe Vorlesung auch erwähnt, der Professor wusste nicht was wir genau damit meinen. Ich meine was versteht man bitte an "praxisnahe Beispiele" nicht?
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Gregor schrieb:
Ich sehe es eher andersherum: Im Informatikstudium sollte mehr Mathematik betrieben werden.
Das sehe ich genauso. Wobei ich auch die theoretische Informatik nicht unterschlagen moechte.
Grob: Softwareentwicklung.
Jaja, damit beschaeftigen sich alle. Selbst die Hardwareabteilung.
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phcn.fraggle schrieb:
lol jo das haben wir in unserer letzten Mathe Vorlesung auch erwähnt, der Professor wusste nicht was wir genau damit meinen. Ich meine was versteht man bitte an "praxisnahe Beispiele" nicht?
Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Wenn man lange genug reine Mathematik gemacht hat, dann denkt man nicht mehr in derartigen Kategorien. Und dann kommen derartige Dialoge mit Mathematikprofessoren dabei heraus:
Student: Ich sehe den Bezug zur Anwendung nicht. Können sie uns da mal ein Anwendungsbeispiel nennen?!
Professor: Natürlich kann ich das. Ich nenne Ihnen sogar eine ganze Klasse an Anwendungsbeispielen: Sei K ein Körper...
Student: ???
Das Problem ist, dass Informatiker mit einer ganz anderen Motivation Mathematik lernen, als es Mathematiker machen. Informatiker sind an Informatik interessiert und haben Interesse daran, die Verbindungen zwischen diesen beiden Disziplinen direkt aufgezeigt zu bekommen. Mathematiker machen aber vor allem eins: Mathematik. Für reine Mathematiker liegen auch die Anwendungsbeispiele in der Mathematik. und im Prinzip heißt Anwendung in dem Zusammenhang, dass man auf eine niedrigere Abstraktionsebene geht, so dass man es mit konkreteren Strukturen zu tun hat. Für einen Studenten in den ersten Semestern sind die Abstraktionsebenen aber natürlich alle wesentlich zu abstrakt.
Deswegen muss man bei den Mathematikvorlesungen einfach auch etwas Durchhaltevermögen zeigen. Die Anwendungen ergeben sich schon irgendwann. Wobei das natürlich durchaus davon abhängt, was man später genau macht.
Bei dem Schwerpunkt von Rab-Bit vermute ich, dass er wahrscheinlich tatsächlich nicht besonders viel Mathematik brauchen wird. Aber wie gesagt: Da gibt es auch ganz andere Bereiche der Informatik.
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Anwendungsbeispiele:
google.de
Verschluesselung
Logistik
Quake 1,2,3,4 .. 2012
http://www.video.uni-erlangen.de/cgi-bin/index.pl/455wahrscheinlich gibt es fuer jedes Mathe-Thema im Informatikstudiengang eine Anwendung.
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Das denke ich auch. Das Ding mit der Informatik ist doch, dass sie keine Insel ist, auf der man sich befindet. Die Informatik entfaltet ihren größten Nutzen, wenn man sie in anderen Disziplinen einsetzt. Und in vielen dieser Disziplinen sind die 'Siebethemen' ein natürliches Werkzeug. Unter diesem Gesichtspunkt ist es doch absolut nachvollziehbar, dass man den Informatiker nicht ohne ein gewisses Rüstzeug von der Uni ziehen lässt. Man ist ja irgendwie doch noch zum Lernen da. Ein bisschen Bubblesorts implementieren kann man sich auch zuhause beibringen, aber wenn man später was reißen will, dann muss man auch durch die unangenehmen Themen durchgedrückt werden.
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Ich habe mal einen Thread zur Mathematik in der Informatik gestartet:
http://www.c-plusplus.net/forum/p2125792#2125792
Ich würde mich freuen, wenn sich weitere Leute daran beteiligen.