Auf was soll ich mich spezialisieren?



  • Hi,
    ich steh bald vor dem Problem, dass ich mich im Studium auf eine Fachrichtung spezialisieren muss.
    In Frage kommen für mich Medien-Informatik und Embedded Systems.

    Medien-Informatik ist bei uns nicht das, was in vielen Hochschulen gelehrt wird: D. h. Bisschen Photoshop und ein bisschen programmieren, sondern der Schwerpunkt ist die informationelle Verarbeitung. Dabei kommt eben viel Mathematik ins Spiel. Bei der Bildverarbeitung z. B. diskrete Fouriertransformation.
    Anwendungsgebiete sind z. B. in der Autoindustrie (Fahrspurerkennung, Einparkhilfe) oder auch anderen Teilen in der Industrie, wo z. B. Kameras die Fließbänder nach Mängelprodukten abscannen. Aber auch die Spielindustrie wäre denkbar (wobei die Programmierer dort angeblich schlecht bezahlt werden bei vielen Überstunden...)

    Bei dem Schwerpunkt Embedded Systems ist ein großer Schwerpunkt Realzeitsysteme: Design und Implementierung. Mobile Robotik: Kartenerstellung, Navigation. Ubiquitous Computing: verteilte interaktive Systeme, die umgebungsabhängig reagieren und interagieren.

    Ich finde beides interessant. Embedded Systems behandelt quantitativ jedoch mehr Themen als Medien-Informatik ( 6 vs. 5 Module).

    Neben dem Interesse, sind für mich auch folgende Punkte wichtig:

    - In welchem Bereich kann man sich am leichtesten selbstständig machen?

    Wenn ich mir vorstelle, ich würde mich im Bereich Embedded Systems selbstständig machen, dann wären meine Abnehmer hauptsächlich Firmen. Ich musste ebenfalls Hardware einkaufen und ggf. entwickeln (hier hätte ich nicht wirklich Kenntnisse und wäre gleich am Anfang von Elektrotechnikern abhängig). Der nächste Punkt: Ich müsste die Hardware produzieren lassen --> Weiterer Overhead, mit weiteren Risiken.
    Im Medieninformatikbereich kann ich hingegen eine Software schreiben, die auf vorhandene Standardkomponenten läuft.

    - In welchen Bereichen kann man seine Kenntnisse überall einsetzen?

    Hier gewinnt meiner Ansicht nach Medieninformatik. Ich kann die Software für's iPhone programmieren, für den PC, für den Mikrocontroller, für Systeme, die in den Weltraum geschossen werden etc.

    - Wo ist die Nachfrage höher. Jetzt und in naher Zukunft? Was hat mehr Potential?

    Robotik hat z. B. jede Menge Potential. Aber das erfordert sehr viel Entwicklungsaufwand und m. A. n. ist hier das Risiko ziemlich hoch. Man braucht die passende Hardware, die Software muss intelligent sein und da das Thema ziemlich speziell ist, braucht man auch aufgeschlossene Abnehmer. Möglicherweise ist man mit einer Idee viel zu früh auf dem Markt und niemand interessiert sich dafür. Oder soll ich ein eigenes OS programmieren? Blödsinn. Die momentanen OS' (auch die im Nischendasein wie QNX, Minix etc.) erfüllen ihren Zweck und eine weitere Nische wäre nicht rentabel.
    Die Zukunft liegt in der Automatisierung. Wo heute noch Arbeiter am Fließband stehen, werden in 10-15 Jahren Roboter die Menschen komplett ersetzen. Klar, man braucht Roboter (Embedded Systems), aber man braucht auch die Software, die Gegenstände erkennt, damit sie manipuliert werden können (Medien-Informatik).

    - Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

    Gerade Nischen können sehr viel Geld abwerfen, aber wenn eine Nische zu speziell ist (wie z. B. Robotik), kann das auch ein Risiko sein.
    Robotik finde ich z. B. sehr speziell. Es hat sicherlich Zukunft, aber m. A. n. ist kaum dafür jemand aufgeschlossen außer vielleicht das japanische Volk. Drohnen sind langsam im Kommen, aber da gibt es momentan so viele Start-Ups und auch Firmen, die sehr viele Jahre Know How vorweisen können, da wird man nicht mithalten können. Israel hat seit den 80er Drohnen, aber man erkennt sehr gut an diesem Beispiel, wie riskant Robotik sein kann, denn erst jetzt, 30 Jahre später, gibt es einen Boom. Man muss eben zur richtigen Zeit gewisse Dinge umsetzen.
    Medien-Informatik: Wird aufjedenfall gebraucht. Ob in der Medizin, in der Industrie, Spielebranche oder bei den Consumern (z. B. Augment Reality): Die Einsatzgebiete sind unglaublich vielfältig!

    Was die beruflichen Chancen und Möglichkeiten angeht, finde ich, dass Medieninformatik gewinnt, aber Embedded Systems wird auch zunehmend relevanter, ist aber verdammt speziell und vor allem interdisziplinär. Man wird da kaum (für einen gewissen Zeitraum) alleine etwas auf die Beine stellen können, außer man ist eben interdisziplinär begabt.

    Was denkt ihr dazu?!

    Liebe Grüße
    Steffo



  • Realzeitsysteme

    Das Ding heisst ECHTzeitsystem.

    In welchem Bereich kann man sich am leichtesten selbstständig machen?

    Warum willst du dich selbstaendig machen? Die Probleme siehst du ja selbst.

    Im Medieninformatikbereich kann ich hingegen eine Software schreiben, die auf vorhandene Standardkomponenten läuft.

    So naive war nichtmal ich.

    Medieninformatik. Ich kann die Software für's iPhone programmieren

    Kann ich auch, genauso viele andere. Dafuer braucht man nicht zu studieren.

    Klar, man braucht Roboter (Embedded Systems), aber man braucht auch die Software, die Gegenstände erkennt, damit sie manipuliert werden können (Medien-Informatik).

    Und die Software laeuft wo? Richtig auf dem eingebetteten System.

    Ansonsten: Deine Argumente fuer Medieninformatik sind Scheinargumente. Sie koennen auch leicht fuer eingebettete Systeme formuliert werden. Wenn du Medieninformatik waehlen moechtest, dann nimm es. Punkt!



  • Steffo schrieb:

    - In welchem Bereich kann man sich am leichtesten selbstständig machen?

    Definiere "selbständig machen". Nach dem, was du danach geschrieben hast, scheint das für dich zu bedeuten, eine eigene Firma zu gründen, eigene Produkte zu entwickeln etc. Damit fängt man normalerweise nicht direkt nach der Uni an, sondern erst, wenn man etwas Berufserfharung gesammelt hat. Selbständig machen kann aber auch einfach bedeuten, dass man als Freelancer arbeitet, sprich, als reiner Dienstleister für Firmen, die z.B. für einen bestimmten Zeitraum oder ein bestimmtes Projekt einen Spezialisten brauchen. In dem Fall ist alles, was du mitzubringen hast, dein Wissen (und deine Erfahrung). Jegliche Hardware würde dir von der Firma gestellt (auch der Rechner, auf dem du arbeitest wird in den meisten Fällen Firmeneigentum sein, aus Sicherheitsgründen).

    - In welchen Bereichen kann man seine Kenntnisse überall einsetzen?

    In allen denkbaren Bereichen, und noch mehr. Was du an Spezialwissen im Studium lernst, muss nicht zwangsläufig mit dem zu tun haben, was du später arbeitest, auch wenn es ein guter Grundstein sein kann. Mehr als ein Grundstein wird es aber auch nicht wirklich sein, weil die meist eher theoretischen Dinge, die man im Studium lernt (inklusive der Programmierprojekte) eher akademischer Natur sind und Arbeitserfahrugn in "echten" Projekten nicht ersetzen können.

    - Wo ist die Nachfrage höher. Jetzt und in naher Zukunft? Was hat mehr Potential?

    Die Nachfrage ist am höchsten bei Flexibilität. Jetzt und erst recht in naher Zukunft, weil nie ganz sicher ist, wie sich die Industrie und das Angebot entwickeln wird. Wichtig ist vor allem, sich nicht der Illusion hinzugeben dass das Studium aus dir das macht, was du dein ganzes Leben lang sein wirst. Grade in der schnellebigen Software-Industrie sind eigenständige Weiterbildung und lebenslanges Lernen der Schlüssel zum Erfolg, sonst gehörst du innerhalb von 5-10 Jahren zum Alteisen. Das bedeutet vor allem, dass du mit der Entscheidung deines Studienschwerpunktest in keinster Weise festlegst, was du z.B. in 10 Jahren machst.

    - Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

    Gut. Und sie werden besser, je besser und flexibler du bist. Spezialisten werden immer gebraucht und gut bezahlt. Nur sind die Dinge, in denen man Spezialist ist, oft nach 5-10 Jahren überholt, veraltet und durch neue Dinge (Techniken, Sprachen, etc.) ersetzt. Die besten Karten hat also jemand, der durch Talent, Fleiß und den Willen zur Fortbildung relativ schnell zum Spezialisten in irgendwas neuem werden kann.

    Zu deiner Wahl: Mach, was dir im Moment am meisten liegt. Je mehr Spaß du beim Lernen hast, umso besser wirst du. Die nötigen Grundlagen, um in der Software-Entwicklung voranzukommen, lernst du in beiden Studiengängen (strenggenommen brauchst du dazu nichtmal Informatik zu studieren).



  • OK, danke für eure Antworten.
    Habe heute erfahren, dass ich parallel ebenfalls bei anderen Modulen teilnehmen darf, die insgesamt nicht 12 ECTS-Punkte überschreiten. Das gibt mir Freiraum für ungefähr 2 fachfremde Module und das ist schon ziemlich viel. 🙂

    L. G.
    Steffo


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