Elektronen in der Wissenschaftstheorie
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Gregor schrieb:
EDIT: @Bashar: Ich gehe davon aus, dass Du meine Negativäußerung bezüglich des Einflusses der Philosophie meinst.
Ich meine eigentlich speziell, dass du dein ganzes langes Posting durch einen einzigen Satz komplett entwertet hast.
Mir ist sehr klar, dass die sehr provokant ist. Ich sehe keine direkten Berührungspunkte zwischen Philosophie und "heutiger" Physik. Da Du zu dieser Aussage derart entgegengesetzt reagierst... Magst Du die "aktuellen" Einflüsse mal konkretisieren? Ich lerne immer gerne dazu.
Ich seh mich nicht in der Pflicht, jetzt irgendwas zu verteidigen, aber mal ein Name: Karl Popper.
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Habe hier noch was nettes gefunden:
http://www.martin-neukamm.de/faq-warum.htmlAber auf viele Problematiken, die von der "wissenschaftstheorie" aufgegriffen werden, muß man auch als Physiker was mitbekommen. Sei es die Frage, ob die Verseuchung des Planeten noch was mit Vernunft und Gewinn zu tun hat, oder sei es, die Frage von Lehrbuchwissen. Generell sind ja Sachbücher oft ein Blick in die Vergangenheit (genau wie jener begeisterte Blick in die Sterne), man braucht eine gewisse Zeit zum Schreiben und Veröffentlichen und wenn dann die Referenzen auch noch älter als 3-4 Jahre sind. Es ist z.B. im Moment gar nicht so einfach, ein gutes (aktuelles) Buch zum Thema FPGA zu bekommen. Die Technik ist ziemlich in Bewegung. Und die einzelnen Spezialgebiete differenzieren sich weiter und brauchen ein Integrationsmodell, sonst wirds nur blindes Datensammeln, und die besten Zusammenhänge gehen in der Einzelbetrachtung verloren.
Normalerweise müssten viel mehr Menschen an der Weiterentwicklung des Wissens und der Wahrheit teilhaben, das Wissen wird doch nicht weniger. In vielen Ländern behindern Traditionen, Armut, Totalitäre oder/und Religionen diese Teilhabe.
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Bashar schrieb:
Ich meine eigentlich speziell, dass du dein ganzes langes Posting durch einen einzigen Satz komplett entwertet hast.
Ich glaube, der Satz ist etwas falsch angekommen. Ich hatte daran gedacht, ob die Physik in der heutigen Zeit Impulse durch die Philosophie erhält. Und ich sehe nicht, dass sich diesbezüglich momentan viel tut. Ihr kommt mit naturwissenschaftlicher Aufklärung. Das war definitiv eine äußerst wichtige Entwicklung, an der die Philosophie natürlich stark beteiligt war. Inzwischen haben die Naturwissenschaften aber längst ihren Platz gefunden und es ist klar, welche Beiträge sie leisten können und welche Qualität Erkenntnisse in ihnen haben können. ...mit Ausnahme der Biologie, die in letzter Zeit ja hin und wieder ethische Fragestellungen aufwirft.
Seht Ihr momentan einen Wandel in der Physik? In der wissenschaftlichen Methode innerhalb der Physik? In der Wahrnehmung der Physik in der Gesellschaft? Etwas, das auf einer philosophischen Ebene aufgearbeitet werden muss oder das irgendwie eines Inputs aus der Philosophie bedarf? Ich sehe das nicht. Selbst fundamentale Entdeckungen in der Physik, wie momentan vielleicht das Higgs-Teilchen, ändern nichts wesentliches mehr, was die Bedeutung der Physik betrifft und was die Struktur der Physik betrifft.
...wobei... In den letzten Jahrzehnten ist in der Physik tatsächlich eine weitere Säule neben Theorie und Experiment entstanden, die vielleicht unter philosophischen Gesichtspunkten bewertet werden müsste. Und zwar die Computerphysik. Die ist insofern interessant, als sie die klassische Modellbildung teilweise verdrängt. Mit heutigen Computern kann man komplizierte Zusammenhänge eben einfach simulieren, weil man unglaublich viel Rechenleistung zur Verfügung hat. Man muss nicht mehr von den Details abstrahieren, um die Zusammenhänge überhaupt handhaben zu können. Andererseits ist natürlich die Frage, ob viele der Erkenntnisgewinne nicht gerade in dieser Modellbildung liegen und ob Simulationen bezüglich dieses Aspekts überhaupt als gleichwertig angesehen werden können. In anderen wissenschaftlichen Gebieten gibt es ja ähnliche Entwicklungen. Ich erinnere hierbei einfach mal an das 4-Farben-Problem, das lange Zeit eine offene Fragestellung in der Mathematik war und dann durch einen Computer gelöst wurde, indem einfach alle möglichen Fälle durchprobiert wurden. (Wobei das die Mathematiker hier wahrscheinlich viel besser wissen.) Sind Computerbeweise mit klassischen Beweisen gleichwertig? Letztendlich ist es ja so, dass in einen klassischen Beweis oft auch ein enormes Verständnis der Thematik eingeht und durch den Beweis explizit gemacht wird. Kann ein Computerbeweis überhaupt ähnliches leisten?
Ich könnte mir vorstellen, dass die enormen Einflüsse, die Computer auf die heutige Wissenschaft haben, philosophisch aufgearbeitet werden sollten. Aber: Auch hier ist mir nichts bekannt. Es gibt vielleicht einen gewissen Diskus bezüglich dieser Aspekte in den jeweiligen Wissenschaften selbst, mir ist aber nicht bekannt, dass dort Philosophen beteiligt sind. Weiß da einer mehr?
EDIT: Ich habe jetzt mal etwas rumgeguckt und anscheinend wird diese Thematik tatsächlich von der Philosophie aufgegriffen. Trotzdem sieht man als Physiker eigentlich nichts von einem Dialog zwischen der Physik und der Philosophie in diesem Bereich.