Bankwesen als Aufhänger für Antisemitismus



  • Hallöle,

    Im Netz trifft man oft auf Spinner, die meinen, dass eine ominöse "jüdische Weltverschwörung" das internationale Bankwesen kontrollieren würde. Begründet wird dies mit jüdischen Vorfahren mächtiger Banker und irgendwelchen, aus dem Kontext gerissenen Tora-Stellen.

    Könnt ihr mir Tips geben, wo ich mehr zu dieser speziellen, antisemitischen Verschwörungstheorie finde? Ich nehme an, die Antisemitismusforschung setzt sich schon lange damit auseinander.

    Danke im Voraus ...


  • Mod

    Z schrieb:

    Könnt ihr mir Tips geben, wo ich mehr zu dieser speziellen, antisemitischen Verschwörungstheorie finde? Ich nehme an, die Antisemitismusforschung setzt sich schon lange damit auseinander.

    Was möchtest du wissen? Herkunft? Inhalt? Bedeutung? Wirkung? Verbreitung? Psychologische Analyse? Philosophische Einordnung?

    Welche dieser Fragen wird nicht auf Wikipedia beantwortet? Falls du nicht schon selbstständig Wikipedia gelesen haben solltest: Schäm dich! Hier ist ein Einstieg:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Protokolle_der_Weisen_von_Zion



  • SeppJ schrieb:

    Z schrieb:

    Könnt ihr mir Tips geben, wo ich mehr zu dieser speziellen, antisemitischen Verschwörungstheorie finde? Ich nehme an, die Antisemitismusforschung setzt sich schon lange damit auseinander.

    Was möchtest du wissen? Herkunft? Inhalt? Bedeutung? Wirkung? Verbreitung? Psychologische Analyse? Philosophische Einordnung?

    Welche dieser Fragen wird nicht auf Wikipedia beantwortet? Falls du nicht schon selbstständig Wikipedia gelesen haben solltest: Schäm dich! Hier ist ein Einstieg:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Protokolle_der_Weisen_von_Zion

    Die "Protokolle" sind mir bekannt. Der rhetorisch geschickte Antisemit bezieht sich aber in der Regel nicht darauf, weil er weiß, dass sie der Allgemeinheit längst als riesengroßer Bullshit bekannt sind.

    Mich interessiert speziell dieser absurde Glaube an einen weltweit agierenden, angeblich jüdischen Finanzapparat und der Ursprung diesbezüglicher Scheinargumente. Mithin auch die Dummheit der Vertreter dieses Glaubens. Also quasi alles, das mit Antisemitismus und Finanzwirtschaft zu tun hat.


  • Mod

    Du suchst Naziseiten? Die sind (auf englischem Google) eigentlich auch leicht zu finden, aber ich glaube, ich darf da in einem deutschen Forum nicht hin linken.



  • SeppJ schrieb:

    Du suchst Naziseiten?

    Eher nicht. Ich suche mehr nach fundierten Analysen antisemitischer Argumente, von Leuten, die sich professionell mit sowas beschäftigen. Dumpfe Nazi-Propaganda ist nicht wirklich hilfreich.





  • Z schrieb:

    Hallöle,

    Im Netz trifft man oft auf Spinner, die meinen, dass eine ominöse "jüdische Weltverschwörung" das internationale Bankwesen kontrollieren würde. Begründet wird dies mit jüdischen Vorfahren mächtiger Banker und irgendwelchen, aus dem Kontext gerissenen Tora-Stellen.

    Könnt ihr mir Tips geben, wo ich mehr zu dieser speziellen, antisemitischen Verschwörungstheorie finde? Ich nehme an, die Antisemitismusforschung setzt sich schon lange damit auseinander.

    Danke im Voraus ...

    Naja, was heißt da groß Verschwörungstheorie?

    Geld ist Macht, Banken haben das Geld, viele Banken sind traditionell in jüdischen Händen. Folglich haben Juden die Macht. Wie solls auch anders sein, früher durften sich christliche Verbrecher nicht auf dem Finanzmarkt austoben, also haben es halt jüdische Verbrecher getan.



  • Geld ist Macht, Banken haben das Geld, viele Banken sind traditionell in jüdischen Händen. Folglich haben Juden die Macht. Wie solls auch anders sein, früher durften sich christliche Verbrecher nicht auf dem Finanzmarkt austoben, also haben es halt jüdische Verbrecher getan.

    Seit wann ist dann die Welt so Schwarz/Weis ? Tsss...

    Was heist denn heutzutage schon Institut XYZ liegt in den Händen von Gruppe ABC ?



  • Fincki schrieb:

    http://zfa.kgw.tu-berlin.de/bibliothek.htm

    Thx, da schaue ich mich mal um.

    Ethon schrieb:

    Geld ist Macht, Banken haben das Geld, viele Banken sind traditionell in jüdischen Händen. Folglich haben Juden die Macht.

    Das ist IMHO eins der Hauptargumente des finanzwirtschaftsbezogenen Antisemitismus'. Mehr als falsche Prämissen und einen Fehlschluss vermag ich aber nicht darin zu erkennen.



  • Z schrieb:

    Ethon schrieb:

    Geld ist Macht, Banken haben das Geld, viele Banken sind traditionell in jüdischen Händen. Folglich haben Juden die Macht.

    Das ist IMHO eins der Hauptargumente des finanzwirtschaftsbezogenen Antisemitismus'. Mehr als falsche Prämissen und einen Fehlschluss vermag ich aber nicht darin zu erkennen.

    Inwiefern ist das antisemitisch?
    Und was ist daran falsch, dass eben viele einflussreiche Banken von jüdischen Familien gegründet wurd? Das ist eine Tatsache und komplett wertugsfrei.



  • Ethon schrieb:

    Z schrieb:

    Ethon schrieb:

    Geld ist Macht, Banken haben das Geld, viele Banken sind traditionell in jüdischen Händen. Folglich haben Juden die Macht.

    Das ist IMHO eins der Hauptargumente des finanzwirtschaftsbezogenen Antisemitismus'. Mehr als falsche Prämissen und einen Fehlschluss vermag ich aber nicht darin zu erkennen.

    Inwiefern ist das antisemitisch?
    Und was ist daran falsch, dass eben viele einflussreiche Banken von jüdischen Familien gegründet wurd? Das ist eine Tatsache und komplett wertugsfrei.

    Richtig; diese Aussage allein ist nicht antisemitisch. Mehr hast du ja auch gar nicht geschrieben, nicht wahr? 😃



  • Du hast mich ertappt, ich habe eine fundamentale Abneigung gegen Größen der Finanzwelt. 😉

    Und Antisemit bin ich laut Wikipediadefinition auch, schließlich wünsche ich Juden da hin, wo ich auch Christen, Moslems und andere radikal-religiöse Spinner haben möchte: Auf einen anderen Planeten. :p



  • Warum interessierst du dich eigentlich für den Aufhänger (einen von vielen möglichen)?



  • Ethon schrieb:

    Und Antisemit bin ich laut Wikipediadefinition auch, schließlich wünsche ich Juden da hin, wo ich auch Christen, Moslems und andere radikal-religiöse Spinner haben möchte: Auf einen anderen Planeten. :p

    Nope, wer gegen religiösen Fanatismus ist, ist deshalb nicht automatisch gleich Antisemit.

    Bashar schrieb:

    Warum interessierst du dich eigentlich für den Aufhänger (einen von vielen möglichen)?

    Die These vom jüdisch gesteuerten Weltkapitalismus begegnet mir oft in politischen Diskussionen. Sie stößt auf erstaunlich wenig Widerspruch, was auf insgeheime Zustimmung, oder mindestens viel Ahnungslosigkeit hindeutet.

    Normalerweise verstecken sich Antisemiten hinter Israelkritik (was nicht heißen soll, dass jeder Israelkritiker Antisemit ist), aber auch als Antikapitalist o.ä., der den Juden den Schwarzen Peter zuschiebt, wird man oft akzeptiert, während man mit anderen antisemitischen Thesen sofort auf die Nase fällt.



  • Inwiefern ist das antisemitisch?
    Und was ist daran falsch, dass eben viele einflussreiche Banken von jüdischen Familien gegründet wurd? Das ist eine Tatsache und komplett wertugsfrei.

    Weil du nach Strich und Faden pauschalisierst und du dir daraus Vorurteile ableitest.

    Seit wann haben Gründungsväter was in ihren internationale/multinationale global Firmen zu sagen? Haben sie soviel Macht, dass sie die Welt regieren könnten? Und ich weis nicht, zwei riesige Banken mit viel Macht, ich glaube bei sich überlappenden Interressen würde es schnell zum Krieg kommen selbst wenn die Gründungsvater Pazifisten wären. Der Film "Die Welle" lässt grüßen...

    Geld ist Macht? Seit wann das denn? Ich dachte Geld wäre eine Droge und so einige säumige Kreditnehmer werden abhängig! Selbst so manche Firmen geraten in ihre Abhängigkeit, da sie ja vielleicht nicht ganz liquid sind und so abhängig von der Laune der Kunden werden,...

    ....

    Und Antisemit bin ich laut Wikipediadefinition auch, schließlich wünsche ich Juden da hin, wo ich auch Christen, Moslems und andere radikal-religiöse Spinner haben möchte: Auf einen anderen Planeten. :p

    Da hilft nur die Erlösung, ähh Endlösung... 😮



  • Z schrieb:

    Normalerweise verstecken sich Antisemiten hinter Israelkritik (was nicht heißen soll, dass jeder Israelkritiker Antisemit ist), aber auch als Antikapitalist o.ä., der den Juden den Schwarzen Peter zuschiebt, wird man oft akzeptiert, während man mit anderen antisemitischen Thesen sofort auf die Nase fällt.

    In was für Diskussionen bewegst du dich denn da? Hört sich irgendwie an, als ob du in irgendwelchen Naziforen trollst oder so ... oder hat das auch einen Sinn? Diese Leute sind doch nicht Antisemiten geworden, weil sie glauben, dass "die Juden die Banken kontrollieren", sondern ihr vorhandener Antisemitismus bricht in der Form hervor, dass sie solche Verschwörungstheorien glauben. Das hat mit Fakten nichts zu tun. Ich hab es jetzt nicht nachgeprüft, aber wahrscheinlich stimmt es, dass im Bankwesen überproportional viele Juden vertreten sind. Und? Wenn man das als Problem ansieht, dann sieht man "die Juden" als eine Verschwörung gegen "uns", und da spielt es dann überhaupt keine Rolle, ob es Banken, Medien oder die Politik ist, die "die Juden" angeblich kontrollieren.



  • Bashar schrieb:

    In was für Diskussionen bewegst du dich denn da? Hört sich irgendwie an, als ob du in irgendwelchen Naziforen trollst oder so

    Es sind politische Foren, in denen sich vielleicht 10% Rechtsradikale und Islamophobiker herumtreiben. Reine Naziforen sind mir dann doch zu ekelhaft.

    Dass Antisemitismus nicht allein aufgrund einer möglicherweise hohen Konzentration von Juden im Bankgewerbe entsteht, nehme ich auch an. Antisemitismus, so wie auch Fremdenfeindlichkeit, wird erlernt. Oft schon in frühester Jugend. Und wer erstmal derartig vorgewärmt ist, der ist sehr empfänglich für schräge Thesen, die seine Ressentiments zu bestätigen scheinen.



  • Dass Antisemitismus nicht allein aufgrund einer möglicherweise hohen Konzentration von Juden im Bankgewerbe entsteht, nehme ich auch an. Antisemitismus, so wie auch Fremdenfeindlichkeit, wird erlernt. Oft schon in frühester Jugend. Und wer erstmal derartig vorgewärmt ist, der ist sehr empfänglich für schräge Thesen, die seine Ressentiments zu bestätigen scheinen.

    Oder wie August Bebel (?) mal treffend gesagt hat: "Antisemitismus ist der Sozialismus der Dummen". Für Leute, die gerne eine starke Meinung vertreten aber keinen Lust haben sich mit Details auseinanderzusetzen.



  • Der Begriff "Antisemitismus" wird falsch verwendet. Zu den Semiten gehoeren auch die Araber (und viele andere z. T. historische Voelker), weil sie einer Sprachfamilie angehoeren.



  • gigg schrieb:

    Der Begriff "Antisemitismus" wird falsch verwendet. Zu den Semiten gehoeren auch die Araber (und viele andere z. T. historische Voelker), weil sie einer Sprachfamilie angehoeren.

    Find ich auch, aber was willste machen? Antijudaismus? Klingt nach Luther. Der "moderne" Antisemitismus zielt auf die genetische Herkunft, nicht auf auf die religiöse Überzeugung.



  • gigg schrieb:

    Der Begriff "Antisemitismus" wird falsch verwendet. Zu den Semiten gehoeren auch die Araber (und viele andere z. T. historische Voelker), weil sie einer Sprachfamilie angehoeren.

    Der Begriff "Antisemitismus" wurde von Wilhelm Marr in seiner Propagendaschrift "Das Judentum vom nichtkonfessionellem Standpunkt betrachtet" (oder so ähnlich) -- im späten 19. Jhdt. eingeführt. Er wollte mit dem Begriff seinem Judenhass einen wissenschaftlichem Anstrich verpassen. Es handelt sich also um die Selbstbezeichnung von Antisemiten im 19./20. Jahrhundert. Heute bezeichnet sich freilich so gut wie niemand mehr als Antisemit, was aber natürlich nicht heißt, dass es das Phänomen nicht mehr gibt. Deswegen finde ich es ein wenig problematisch zu sagen, dass der Begriff falsch verwendet wird. Das ist -- meiner Meinung nach -- ein bisschen so als ob man sagt, der Begriff Nationalsozialismus trifft nicht auf das dritte Reich zu.

    Gruß


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