Nur gute Schüler dürfen am Schüleraustausch teilnehmen - Gerecht?



  • @otze/LeGaN/...
    Bei der 6 bzw. 12 Monate Variante muss man sich selbst melden dass man da mitmachen möchte. Es gibt diverse Organisationen die bei der Abwicklung helfen (Visum organisieren etc.), aber grundsätzlich geht das nicht von den Schulen aus soweit ich weiss. Inwieweit das vom Bund/Land/... gestützt wird weiss ich nicht - ich vermute aber dass es da irgend was gibt.

    Das andere (2 Wochen Variante) sind Reisen die von der Schule organisiert werden, ähnlich einem Schikurs, nur dass man dabei halt nach England/Frankreich/... fährt und sich dort ein wenig die Gegend anguckt. Und dass man dabei normalerweise bei irgendwelchen Familien einquartiert wird die bei irgendeinem Austauschprogramm mitmachen -- damit die ganze Sache billiger wird.
    Soweit ich weiss sind diese Reisen allerdings nicht vom Bund/Land/... gestützt, d.h. es müssen sowieso die Schüler bzw. deren Eltern zahlen.

    Und dann sehe ich nicht ein dass man schlechten Schülern verbieten sollte mitzufahren.
    Die sitzen sonst sowieso nur ein paar Tage in einer anderen Klasse und gucken in die Luft - können sie genau so gut mitfahren.
    Genau so wie ich es nicht gerecht fände jedem ein gratis Keks zu geben fände ich es nämlich auch nicht gerecht jmd. zu verbieten sich ein Keks zu kaufen.



  • Bitte nicht "Schüleraustausch" und "Auslandsjahr" verwechseln. An meiner Schule durfte (musste?) am Schüleraustausch (2 Wochen) jeder Schüler teilnehmen, ein Auslandsjahr wurde dagegen nur mit entsprechenden Noten gestattet. (Bei einem Auslandsaufenthalt von 2 Wochen kann man sich ja einfach krank schreiben lassen, da hat man seinen Urlaub. 🤡)

    Edit: Ack hustbaer (Edit2: Auch wenn ich das Keksbeispiel nicht verstehe, als Keksverteilungseauftragter sollte man das vielleicht.)



  • cooky451 schrieb:

    Bitte nicht "Schüleraustausch" und "Auslandsjahr" verwechseln.

    Nur weil das an allen mir bekannten Austauschprogrammen "austausch" hieß(und exakt so praktiziert wurde) darf ich das nicht mit "Auslandsjahr" verwechseln? 👍



  • Steht nicht der Begriff "Austausch" dafür, dass auch Schüler des anderen Landes und besuchen?

    Ich interpretiere den Begriff "Schüleraustausch" aus den Erfahrungen meiner Schulzeit so, dass Schüler aus Deutschland bei Familien im Ausland leben, und im Gegenzug die Kinder eben dieser Familien bei unseren Familien in Deutschland leben und zur Schule gehen. Meist nur für einen kurzen Zeitraum.

    Beim "Auslandsjahr" oder "Sprachurlaub" oder wie auch immer das heißt, werden Schüler bei Familien untergebracht, die selbst keine Kinder im gleichen Alter haben müssen und diese demnach auch nicht zu unseren Familien nach Deutschland schicken.

    Mag natürlich regional Besonderheiten geben 😉



  • Fremdsprache schrieb:

    Wie findet ihr das, wenn beim Schüleraustausch zum besseren Verständnis in den Fremdsprachen nur die guten Schüler ins Ausland wie England oder Frankreich dürfen?

    Was für eine Hassfrage...

    Bei uns hieß das Klassenfahrt und da wurden alle eingepackt. Das fand ich unfair, denn ich war schlecht in Englisch.

    Ich war aber nicht grundsätzlich unmotiviert, mir hat nur nie einer erklärt/verständlich gemacht, warum ich toll englisch sprechen soll, um drei oder viermal je 45 Minuten Zeit in der Klasse hinter mich zu bringen. Mein Leben fand in Deutschland statt, ich brauchte anderswo kein Englisch.
    Es gab kein Internet, es gab keine englischsprachigen Bücher, höchstens in der Stadt in der Bahnhofsbuchhandlung und da durfte ich sowieso nicht hin, zumal das 90 Minuten Busfahrt bedeutete, die die Grenzen meiner Welt als 14jähriger deutlich überschritt. Unser Buchladen hatte Bücher auf Bestellung, ohne Buchkatalog ging da nix und woher sollte ein englischer Buchkatalog herkommen!? Wozu überhaupt, Bücher gab's doch auf Deutsch!? Außerdem war lesen eh scheiße, seitdem man in der Schule dazu gezwungen wurde.

    Andersrum war die Erkenntnis, dass wir nach England fahren und die Engländer kein Deutsch sprechen für mich der Startschuss Englisch zu lernen - am Ende der 8. Klasse. Ob das gerecht war, weiß ich nicht, aber ich hätte es gerechter gefunden, wenn mir früher jemand erklärt hätte, dass mein Leben nicht zwangsläufig auf'm Dorf stattfindet. Dass da eine Welt ist, die nicht deutsch spricht, wusste ich aus dem Fernsehen, aber dass das mich betreffen konnte, hat mir keiner gesagt oder gezeigt. Das muss man erstmal bewusst in Verbindung mit sich selbst bringen. Klar, war ich schon im Ausland, aber die sprachen auch kein Englisch.
    Wenn Englisch nicht nur ein paar Minuten in der Woche eingenommen hätte, sondern man uns vielleicht auch andere Fächer in Englisch vermittelt hätte, damit Englisch sinnvoll in meinem Leben stattgefunden hätte.

    Den Rückschluss "schlecht in Englisch" => hat sich nicht angestrengt, keine Lust, den Marc++us da macht finde ich ungerecht.

    Schüler sind auch berechnend, genauso wie wir als Erwachsene. Man tut, was nötig ist und man lässt, was überflüssig ist. Das habe ich getan. "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir"... toller Spruch... das kapiert vielleicht jemand, der seinen Vater arbeiten sieht, aber mein Vater fuhr morgens weg und kam irgendwann wieder. Das wurde Arbeit genannt. Wir konnten alles bezahlen, ich wusste, dass mal mehr und mal weniger Geld da war, aber der Automat hat immer Geld ausgespuckt, wenn man die Karte reinschob. "Arbeit" spielte in meinem Leben überhaupt keine Rolle, frühstens als ich Ferienjobs hatte und da verlangte auch keiner was Qualifiziertes von mir. Ich ging morgens zur Schule und kam dann irgendwann zurück, weil man das von mir erwartete, nicht weil ich verstand, was da passierte. Man erwartete von mir in den Kindergarten zu gehen, zur Schule, zur Kommunion und das alles habe ich ohne Widerspruch gemacht, weil alle das so gemacht haben. Überhaupt auf die Idee zu kommen, mal irgendwo "Nein" zu sagen oder die Aktionen zu hinterfragen, bin ich gar nicht gekommen. Das wurde von außen so beschlossen und dann war das halt so und alle machten mit.

    Und wer sich heute dafür interessiert, warum Kinder in die Schule oder zum Kommunions- odr Konfirmandenunterricht gehen, der muss die Kinder nur mal fragen: Sie haben genausowenig eigene Gründe. Ich habe Konfirmandenunterricht gegeben (ja, das geht notfalls auch als Katholik, wenn der Doktor der Theologie mit geistig hochtrabenden Texten und Bibelstellen einen 12jährigen nicht dazu bewegen kann in irgendeiner Form zu reagieren, aber ein Zivi mit blöden Sprüchen schon...). Und dort war genau das Thema - ohne Pfarrer: "Warum seid ihr eigentlich hier, wenn ihr keinen Bock habt?" Weil man es von ihnen erwartet, keiner wollte da sein. Manche kamen dann doch gerne, weil ich die Sache auflockerte, kindgerechter und spaßiger anlegte.
    Wie gut ein Kind in einem Fach ist, hängt stark davon ab, was der Lehrer macht. Meine Englischlehrerin gab mir eine vier. Dafür musste ich nichts tun.

    Mit welchem Recht kann man mir vorhalten, dass ich eine Fahrt nicht verdient hätte?
    Mit welchem Recht kann man mir eine schlechte Note geben? Ich war Kind, mir hat keiner erklärt, wozu das ganze gut sein soll und ich habe getan, was nötig war. Das mehr besser wäre, habe ich erfahren, als kommentarlos mehr gefordert wurde - oder ich auf einmal im Ausland stand und mich mit Englisch durchschlagen musste.

    Mit welchem Recht, kann man einem Kind etwas anhand von Noten verweigern oder es anhand von Noten als gut oder schlecht einstufen? Das letzte, was die Fähigkeiten eines Kind beurteilen kann, sind die Noten. Sie könnten ein Indiz sein - oder vollkommener Unsinn. Eine Note ist ein Summe aus Sympathie des Lehrers, der Didaktischen Qualität des Lehrers, aus den Umständen in denen das Kind lebt, aus der Begeisterung und Laune des Kindes. Und mit dem Wunsch des Kindes, seine Fähigkeiten überhaupt zeigen zu wollen: eine große Diskrepanz im Schulsystem: Mädchen wollen gefallen und zeigen, was sie können. Ich kenne Jungs, die die Aufgaben problemlos lösen können, weil es geübt ist und sitzt, aber die Arbeit ist nicht interessant, also malen sie. Da besteht überhaupt nicht die Notwendigkeit eine eins zu schreiben - "Ich kann's doch..."

    Ein Schüleraustausch sollte jedes Kind machen, dass die Gelegenheit hat - vollkommen unabhängig davon, ob es gut oder schlecht benotet ist.


  • Mod

    Xin schrieb:

    Man tut, was nötig ist und man lässt, was überflüssig ist. Das habe ich getan.

    Ist ja auch ok. Und für den Schüleraustausch nimmt man die Leute mit, die das nicht für überflüssig gehalten haben.

    Btw, ich bin damals nicht zum Schüleraustausch nach Frankreich mitgefahren, da zu schlecht - Französisch hat mich nicht die Bohne interessiert, und Frankreich auch nicht, ebensowenig zog ich daraus die Motivation, um so viel zu lernen, daß ich mitgedurft hätte. Ich habe aus dem Schüleraustausch keinen Mehrwert für mich gezogen (BASIC war damals interessanter), und wurde dann in der Reihe der 20 Auserwählten demzufolge nicht berücksichtigt. Habe mich aber auch nicht beschwert. Andere haben sich richtig angestrengt beim Lernen, um zu dürfen, wäre nicht gerecht gewesen, wenn ich gedurft hätte...

    Xin schrieb:

    Den Rückschluss "schlecht in Englisch" => hat sich nicht angestrengt, keine Lust, den Marc++us da macht finde ich ungerecht.

    Im folgenden Absatz erklärst Du doch lange und ausführlich, daß Du Dich nicht angestrengt hast und keine Lust hattest, weil Du den Nutzen nicht gesehen hast. Und warst deswegen schlecht in Englisch. Das ist ja auch völlig ok, Minimalprinzip. Aber mit dem Minimalprinzip räumt man halt keine Belohnungen ab. Der Sinn einer Belohnung ist die Belobigung dafür, daß man von sich aus mehr tut als es das Minimalprinzip verlangt.



  • cooky451 schrieb:

    Bitte nicht "Schüleraustausch" und "Auslandsjahr" verwechseln.

    Verwechsel du das mal nicht. "Auslandsjahr" ist eine Spielart des "Schüleraustausch".



  • Marc++us schrieb:

    Weiterhin wird mir schlecht, wenn ich in solchem Zusammenhang das Wort "gerecht" lese... gerecht heißt nicht "alle gleich", sondern "jedem angemessen".

    Es kann doch nur das zweite gemeint gewesen sein, denn sonst müsste man die Frage nicht stellen, ob das gerecht ist, sondern hätte seine Antwort ("nein") schon.



  • Interessant ist eher die Frage ob es (paedagogisch) sinnvoll ist jemanden auf eine Sprachreise zu schicken. Soll ja durchaus vorkommen das man dabei 10 mal mehr mitbekommt als das mit Schulunterricht moeglich ware. Die Lernumgebung 'Schule' ist ja leider nicht fuer jeden optimal.
    Den Willen braucht es natuerlich in jedem Fall.



  • Marc++us schrieb:

    Xin schrieb:

    Man tut, was nötig ist und man lässt, was überflüssig ist. Das habe ich getan.

    Ist ja auch ok. Und für den Schüleraustausch nimmt man die Leute mit, die das nicht für überflüssig gehalten haben.

    Die Logik verstehe ich nicht.

    Für die Schule nimmt man doch auch die Kinder mit, die das für überflüssig halten.

    Marc++us schrieb:

    Btw, ich bin damals nicht zum Schüleraustausch nach Frankreich mitgefahren, da zu schlecht - Französisch hat mich nicht die Bohne interessiert, und Frankreich auch nicht, ebensowenig zog ich daraus die Motivation, um so viel zu lernen, daß ich mitgedurft hätte. Ich habe aus dem Schüleraustausch keinen Mehrwert für mich gezogen (BASIC war damals interessanter), und wurde dann in der Reihe der 20 Auserwählten demzufolge nicht berücksichtigt. Habe mich aber auch nicht beschwert. Andere haben sich richtig angestrengt beim Lernen, um zu dürfen, wäre nicht gerecht gewesen, wenn ich gedurft hätte...

    Die Verteilung ist für Dich sicher gerecht ausgefallen.
    Die Frage ist eher, ob es in einer Schule gerecht ist nur 20 Plätze anzubieten, genauso wie es in meiner Schule ungerecht war, nur wenige Plätze für die Informatik begeisterten anzubieten.

    Wie gerecht ist es für den 21., der vielleicht zu den Lernschwachen gehört und sich auf Teufel komm raus angestrengt hat, viel mehr als der 1.?
    Ich habe mal mit lernschwachen Kindern gearbeitet. Gehört das zur Erfahrung, die die Schule vermitteln soll? "Du kannst Dich anstrengen, wie Du willst, Du bist eben scheiße?"
    Ist das gerecht?
    Während meines Abiturs renovierte mein Vater das Haus. Ich musste in der Zeit im Keller wohnen, während mein Vater den Boden des darüberliegenden Wohnzimmers mit einem Presslufthammer und Wände mit dem Vorschlaghammer bearbeitete.
    Ich habe ein Abitur nicht geschafft. Ist das gerecht?

    Kinder sind von so vielen Gegenbenheiten abhängig, aber am Ende sind sie für ihre Noten alleine verantwortlich und das Leben, dass man ihnen mit diesen Noten erlaubt.
    Gerade bei den schwächeren Schülern tue ich mich äußerst schwer damit. Ich habe viele jugendliche und junge Erwachsene im Bekannten und Freundeskreis, eine ganze Reihe davon hochintelligent, aber mit schlechten Noten. Sie hatten einfach Pech mit den Gegebenheiten. Ist es gerecht, diese Leute von solchen Erfahrungen auszuschließen?

    Ich halte nichts von Gleichmacherei, aber ich halte viel von Chancengleichheit bei Kindern und Jugendlichen. Die Aussieberei beginnt früh genug, heute bei 10jährigen in der 4. Klasse und ich halte da überhaupt nichts von.

    Marc++us schrieb:

    Xin schrieb:

    Den Rückschluss "schlecht in Englisch" => hat sich nicht angestrengt, keine Lust, den Marc++us da macht finde ich ungerecht.

    Im folgenden Absatz erklärst Du doch lange und ausführlich, daß Du Dich nicht angestrengt hast und keine Lust hattest, weil Du den Nutzen nicht gesehen hast. Und warst deswegen schlecht in Englisch. Das ist ja auch völlig ok, Minimalprinzip. Aber mit dem Minimalprinzip räumt man halt keine Belohnungen ab. Der Sinn einer Belohnung ist die Belobigung dafür, daß man von sich aus mehr tut als es das Minimalprinzip verlangt.

    Mit Belohnungen und dem Mangel daran bin ich vorsichtig. Hat Dich denn die Tatsache weitergebracht, dass Du nicht mitfahren durftest? Dir entgeht ja nicht nur die Erfahrung, dass man in Frankreich Französisch spricht, dass die Menschen dort anders sind, dass die Landschaft anders ist, die Luft anders riecht und das Essen anders schmeckt.

    Du scheinst mir mit Basic gut gefahren zu sein, so dass Du Dir Frankreich vermutlich auch selbst geben kannst, wenn Dir danach ist, doch gehört die Erfahrung, dass die Welt größer ist als das eigene Dorf nicht für einen gebildeten Bürger dazu? Und so sehr ich Busreisen hasse, so wichtig finde empfinde ich auch auf der Reise die auf einer Weltkarte sichtbaren Strecke erFAHREN zu haben.

    So ein Trip nach Frankreich ist doch so unendlich viel mehr, als die französische Sprache, gerade doch auch für diejenigen, die sich im Frontalunterricht hängen lassen.

    'lang und ausführlich' - meine Gedankenwelt ist nunmal so, auch ein kleines Thema zieht bei Betrachtung über Stammtischniveau nervig große Kreise und ich habe noch nicht den passenden verlustfreien Komprimierungsalgorithmus gefunden... Ich arbeite dran. 🙂



  • Wenn die Schule also ein "Event" anbietet für das es weniger Plätze als "Bewerber" gibt, sollte es gar nicht stattfinden?


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