Kennt ihr Aussteiger aus der IT?
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Es gibt immer wieder Menschen, die merken, dass das erlernte Fachgebiet doch nicht das richtige ist. Sowas kommt immer wieder vor. Wichtig ist eben nur, dass man das rechtzeitig erkennt und die Konsequenzen zieht.
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Ich bin auch 2003 aus der IT ausgestiegen und repariere nun Aufzüge. Die neue Arbeit bringt weniger Geld, fordert mich geistig und auch körperlich, aber macht mich 100mal glücklicher als die Undankbarkeit die ich in der IT erlebt habe.
Mein Tipp, wenn man in so langer Zeit nicht glücklich geworden ist, dann wechsle. Du lebst nur einmal und dies nicht mal sehr lange.
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Lichtweite schrieb:
Ich bin auch 2003 aus der IT ausgestiegen und repariere nun Aufzüge. Die neue Arbeit bringt weniger Geld, fordert mich geistig und auch körperlich, aber macht mich 100mal glücklicher als die Undankbarkeit die ich in der IT erlebt habe.
Hmm... ich glaube, dass in der IT ein rauerer Ton herrscht. Gute Leistungen sind selbstverständlich, Fehlschläge ergeben sich nunmal durch die Art der Aufgabe und hier findet das meiste Feedback statt. 'Undankbarkeit' kenne ich in dem Sinne also auch durchaus - ich gehe vielleicht anders damit um.
Lichtweite schrieb:
Mein Tipp, wenn man in so langer Zeit nicht glücklich geworden ist, dann wechsle. Du lebst nur einmal und dies nicht mal sehr lange.
Sehe ich auch so.
Ansonsten ist mir mein Leben auch zu kurz: wenn es geht möchte ich mit 45 einen Cut machen, die Programmierung als reines Hobby betreiben und beruflich nach etwas anderem suchen.
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Naja,
aussteigen ist ja gut und schön. Wenn ich aber andere Berufszweige (Verkäufer, Bau) sehe, sehe ich auch dort gewisse Probleme an denen man verzweifeln kann.
In einem Laden habe ich schon erlebt dass der Kunde König ist und den Verkäufern auf der Nase herumtanzen darf. Der Kunde hat in 99% der Fälle immer Recht und geht bei einer Beschwerde nicht ohne einen Einkaufsgutschein nach Hause. Das geht soweit dass das schon zu einem Problem für die Verkäuferinnen wird.
Als Bauarbeiter ist man ständig dem Wetter ausgesetzt, die Chefs, die ich soweit kennenlernte, waren ständig gereizt, anscheissen war die normale Art der mündlichen Kommunikation (was aber auch manchmal notwendig ist wenn man beispielsweise neben einem laufenden Gerät steht), man wurde ständig unter Druck gehalten dass man ja eh 10 andere Leute als Ersatz hätte. Als Fortbewegungsmittel dienten 4 Reifen mit Blech drumherum (und dass auch im Winter). Man wurde regelrecht genötigt im Winter mit abgefahrenen Sommerreifen zu fahren,... Seriosität und Bau sind eben nicht gerade gute Freunde.
Und da sprechen wir noch nicht von Zeitarbeit, wenn man diese von dem Arbeitsamt aufgedrückt bekommen hat.
Fazit: Pass auf dass du nicht vom Regen in die Traufe kommst. Versuche doch mal die Firma zu wechseln. Informatik ist doch ein riesiges Gebiet. Kannst ja immer noch Lehrer, Projektleiter, Berater,... werden.
Hmm... ich glaube, dass in der IT ein rauerer Ton herrscht
Bsp.: Administrator: Keiner sieht dass das Netzwerk funktioniert, aber jeder meckert wenn etwas mal nicht funktioniert.
Ich muss sagen, wenn ich wieder ABAP programmieren müsste, würde _ich_ aus der IT aussteigen und alles was ich über das Programmieren weiß, gnadenlos wegsaufen
Das nenne ich mal angewandte Qualitätssicherung
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Xin schrieb:
Ansonsten ist mir mein Leben auch zu kurz: wenn es geht möchte ich mit 45 einen Cut machen, die Programmierung als reines Hobby betreiben und beruflich nach etwas anderem suchen.
ack, in dem alter würd ich gern meine dritte karriere - als erotikfotograf - starten... das wär voll geil
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Vielleicht hast Du bisher einfach nur in den falschen Firmen gearbeitet. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Unternehmen können diesen meist nicht gleichermassen gerecht werden. Ich habe schon in vielen Firmen als Software-Entwickler gearbeitet und oft festgestellt, dass die Arbeit in kleinen und mittleren Unternehmen mehr Spass macht. Auch regionale Unterschiede der Unternehmenskulturen sind möglich. Grosse Firmen machen Ihre Mitarbeiter oft krank.
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´Aussteiger´ ist heute ein allgemeines Phänomen mit sehr vielen oft persönlichen Gründen. In der Bankenbranche gibt es davon reichlich, in der Politik weniger. Manche steigen auch gar nicht aus, sondern werden ausgestiegen.
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Versuch es doch mal in der IT-Beratung. Vielleicht ist das ja ein Zweig der dich interessiert.
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Hi!
Ich kenn sowohl Einsteiger als auch Aussteiger, man muss halt erstmal fühlen was zu einem passt.
LG
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Papagono schrieb:
Hi!
Ich kenn sowohl Einsteiger als auch Aussteiger, man muss halt erstmal fühlen was zu einem passt.
LG
Da gebe ich dir recht. Ich finde es ist immer schwer Fuß zu fassen, egal in welcher Branche. Gerade in der heutigen Zeit, wo es so viele Arbeitssuchende gibt.
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Hallo Aussteiger,
ioch kann dich sehr gut verstehen. Ich bin seit 20 Jahren in der Software-Entwicklung und ich kann dich sehr gut verstehen. Ich kann nicht nur etwas programmieren, ich habe schon manche schwierigen Sachen gemacht. Habe mmich "hochgearbeitet" von einfachen Design machen können zu schwierigerem Design, Analyse und Konzeption machen. Und wie sieht es jetzt nach 20 Jahren aus bei mmir: Boilerplate Codierung mit Java. Design, Analyse, Konzeption: alle nichts, nada, null.
Der Architekt ist bei uns einfach ein Gott in kugelsicherer Generalsstellung. Er hat ein rein statisches Denken, da er selbst kaum entwickelt hat. Es wird einfach drauflosprogrammiert ohne irgendeine Analyse. Wenn man versucht zu erklären, dasss man sich erst mal was überlegen muss, wird man zu den Sitzungen einfach nicht mehr eingeladen. Fertig.
Das Problem ist das du nach so langer Zeit noch nicht zum Projektleiter oder höher aufgestiegen bist.
Das sowieso nicht. Entwickler und Projektleiter sind völlig verschiedene berufe. Ein guter Entwickler ist noch lange kein guter Projektleiter und umgekehrt funktionniert das gar nicht. Eine Idee wäre als Architekt zu arrbeiten. Mir persönlich geht die Zweiteilung zwischen Architekt und Codierern ziemlich auf den Keks. Das ist wie bei Analysten und Programmierern früher auf den Mainframes. Okay, es gibt auch gute Architekten. Aber es auch wieder eine Tätigkeit, bei der man aus der Entwicklung draußen ist.
Nach vier Firmen bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich und die IT-Branche nicht harmonieren.
Früher war die Software-Entwicklung anders. Es gab nicht so viel Open Source. Man musste die Dinge selber entwickeln. So war die Arbeit auch interessant und abwechslungsreich. Nicht nur Glue Code schreiben, um verschiedene Tools, Frameworks, etc. zusammenzuhängen um Daten von A nach B zu schieben. Wenn du das damals miterlebt hättest, wüsstest du, dass es nicht ein Problem der IT-Branche mit dir ist, sondern die IT-Branche nnicht mehr die gleiche ist.
Ich würde dir empfehlen einen Tapetenwechsel zu machen. Die IT würde ich nicht verlassen. Du kommst dann nie wieder zurück. Wechsle zum Beispiel zu einer Firma, die nur im Technikumfeld und Industrie tätig ist. Da wird noch eher ingenieursmäßig gearbeitet. Oder lerne eine neue Programmiersprache, wechsle die Technologien, um was neues zu erleben.
Ich muss sagen, wenn ich wieder ABAP programmieren müsste, würde _ich_ aus der IT aussteigen und alles was ich über das Programmieren weiß, gnadenlos wegsaufen
Hähäää :-). Wir können hieraus ein gewisses Grundlagenverständnis für die Software-Entwicklung erkennen...
Grüße, Saxo
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Aussteiger schrieb:
Nun zu meiner Frage, kennt ihr Aussteiger aus der IT? Wenn ja, was mache die jetzt so?
Ein Freund von mir hat etwa 6 Jahre in der Softwareentwicklung gearbeitet. Irgendwann ödete ihn das alles einfach nur noch an. Er kündigte, war ein Jahr arbeitslos und beschloss dann freier Journalist zu werden. Inzwischen ist er so gut im Geschäft, dass er sich sogar einen Manager leistet, der den administrativen Kram usw. für ihn erledigt. Nachteilig in dem Job ist der unglaubliche Stress und die extreme Reisetätigkeit. So kann es passieren, dass er in wenigen Stunden am anderen Ende der Welt sein muss. Aber es macht ihm Spaß (sagt er) und er verdient im Schnitt etwa das Fünffache wie vorher.
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Vergaß ich noch zu erwähnen. Ein Kollege von mir ist aus der Software-Entwicklung ausgestiegen und macht jetzt tatsächlich Projekt-Leitung. In seiner Freizeitt programmiert er coole Spiele mit Go und programmiert was und womit es ihm Spaß macht. Er ist genau deswegen aus der SW-Entwicklung ausgestiegen, weil ihm auch immer öde Java-Projekte langweilig wurden. Die ganze Zeit während er zu Hause entwickelt, ist er für seine Freundin nicht ansprechbar. Macht auch nicht jede Frau mit ...
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Saxo schrieb:
Er ist genau deswegen aus der SW-Entwicklung ausgestiegen, weil ihm auch immer öde Java-Projekte langweilig wurden.
Das ist jetzt aber kein Grund, aus der IT oder aus der Softwareentwicklung auszusteigen. Die IT ist sehr vielschichtig und man kann sehr viele unterschiedliche Sachen machen. Ich hab auch eine Weile Java und C# Projekte gemacht und fand es langweilig, jetzt arbeite ich an einem C++ Projekt, das mir sehr viel Spass macht. Aber immer noch als Softwareentwickler. Niemand zwingt dich, die langweiligen Java Projekte zu machen.
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Mechanics schrieb:
Saxo schrieb:
Er ist genau deswegen aus der SW-Entwicklung ausgestiegen, weil ihm auch immer öde Java-Projekte langweilig wurden.
Das ist jetzt aber kein Grund, aus der IT oder aus der Softwareentwicklung auszusteigen.
Naja, der persönliche Bezug zu dem ganzen Zeug muss einfach noch da sein. Wenn jemand jahrelang nur Programme entwickelt, kann es schon passieren, dass ihn sämtlicher Softwarekram einfach nur noch ankotzt. Man muss schon in Programmierlaune sein, sonst nervt es. Ich kann das sehr gut nachempfinden. Wenn ich einen Job hätte, in dem ich jeden Tag Quelltexte in die Kiste reinhacken dürfte, würde ich auch irgendwann durchdrehen.
Btw, und ich glaube auch, dass viele Programmierer unterfordert sind, weil sie zum xten Mal irgendwas programmieren sollen, das sie im Schlaf beherrschen. Dann kommt auch Frust auf.
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Z schrieb:
Naja, der persönliche Bezug zu dem ganzen Zeug muss einfach noch da sein. Wenn jemand jahrelang nur Programme entwickelt, kann es schon passieren, dass ihn sämtlicher Softwarekram einfach nur noch ankotzt.
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Btw, und ich glaube auch, dass viele Programmierer unterfordert sind, weil sie zum xten Mal irgendwas programmieren sollen, das sie im Schlaf beherrschen. Dann kommt auch Frust auf.Ich weiß, und ich kann das auch gut nachvollziehen. Ich wollte nur nochmal darauf hinweisen, dass man auch in der IT selbst sehr abwechslungsreiche Aufgabenbereiche finden kann.
Ich war auch selber schon ausgebrannte und konnte Computer nicht mehr sehen. Mich interessiert das alles auch bei weitem nicht mehr so sehr wie früher. Und mein letzter Job hat mich schon ziemlich angekotzt, konnte das alles nicht mehr sehen. Dann hab ich den Job gewechselt und mache wieder was interessantes, und ich glaube, das wird mich auch langfristig interessieren. Und es würde immer noch genügend Bereich in der IT geben, in denen ich bisher keine oder kaum Erfahrung habe und die mich potenziell auch interessieren würden. Das sollte man immer bedenken, bevor man sagt, die ganze IT besteht aus langweiligen Progrämmchen in Java und ich kann das ALLES nicht mehr sehen.Dein Beispiel mit dem freien Journalisten ist natürlich interessant. Wenn man dann sowas erreicht, kann man natürlich auch mal aus der IT aussteigen Aber sowas finde ich dann doch wahrscheinlicher:
http://www.williamrobertson.com/assets/images/will-robertson-will-code-html-for-food.jpg
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Mechanics schrieb:
Dein Beispiel mit dem freien Journalisten ist natürlich interessant.
Ja, aber dazu braucht man erstens Talent und zweitens dauert es einige Zeit, bis man sich einen Namen gemacht hat. Zuerst schrieb er nur für Online-Magazine. Dabei kam nicht viel rüber. Es ist wie mit jeder Selbständigkeit: die erste Zeit ist die Schwierigste. Man darf nur nicht aufgeben.
Mechanics schrieb:
Wenn man dann sowas erreicht, kann man natürlich auch mal aus der IT aussteigen Aber sowas finde ich dann doch wahrscheinlicher:
http://www.williamrobertson.com/assets/images/will-robertson-will-code-html-for-food.jpgIn Deutschland nicht. Hier hat man relativ viel Zeit, um sich umzuorientieren. Wenn man merkt, dass einen die ganze Branche nicht mehr interessiert, sollte man das definitiv tun. Nichts ist schlimmer, als sich jahrzehntelang mit Widerwillen zur Arbeit zu schleppen.
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redrew99 schrieb:
- Dir einen Job zu suchen, wo Du unterrichten kannst.
Dazu muss man nicht gut sein.
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Ich bekomme hier in unserer Genossenschaft mit, dass man anscheinend tatsächlich in der Beratung auch Geld verdienen kann, nicht allein in der Umsetzung. Das haben andere ja auch schon erwähnt, dass das ggf. was für Dich wäre.
Und ja, ich kenne Aussteiger, auch aus eigener unternehmensinterner Erfahrung. Allerdings besteht da kein kontakt mehr. Aber der grund des Ausstiegs war, dass die Branche halt nichts ist.
Letztendlich machen sehr viele Studenten die gleichen Erfahrungen. Eine Menge Studiengänge (so auch meiner: Medienwissenschaft / Erziehungswissenschaft) haben keine äquivalenten Berufe. Insofern ist man später eigentlich zum Quereinstieg gezwungen, wenn man sich zusätzlich freiwillig in irgendeine Richtung nebenqualifiziert hat. Heißt, ein solcher (meist geisteswissenschaftlicher) Studienabschluss bedeutet meist zwangsläufig einen Quereinstieg. Und wenn man dann merkt, dass es eigentlich nix ist, ist ein Wechsel nur konsequent. Man sollte halt nur wissen, wohin.
Ich muss aber sagen, dass die Arbeit in der IT-Bude um einiges entspannter ist als in einer Werbeagentur (habe Ausbildung zum Werbekaufmann gemacht). dadurch, dass Kunden häufig vom eigentlichen Softwareentwicklungsprozess nicht viel Ahnung haben, lässt sich etwas Druck rausnehmen. Wenn trotzdem Druck entsteht, ist der meist dem Projektleiter geschuldet. Werbung ist etwas, was theoretisch jeder könnte. Das heißt, der Kunde kann reinreden "Son Logo kann doch nich so lange dauern ... sowas zusammenklickern". Das ist in der Softwareentwicklung häufig nicht so.
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@Aussteiger
Hast Du inzwischen einen adäquaten Beruf gefunden?Mir (ich arbeite inzwischen seit 30 Jahren, 24 davon in der IT) geht es seit einiger Zeit ebenso, daß ich keine große Lust mehr auf diese Branche habe.
Angefangen hat das ganze Übel vor einigen Jahren mit einem neuen Chef. Dieser wurde zwar inzwischen versetzt, aber der Spaß an der Arbeit kam nicht zurück.Sicherlich auch aus dem Grund, weil der sogenannte technologische Fortschritt (man sehe sich nur die Menge der Klassen im MS.NET-Framework an!) in dieser Branche doch primär aus monetären Gründen der Softwareriesen vorangetrieben wird, und nicht etwa um das (Arbeits-)Leben der Entwickler zu erleichtern, oder gar die Welt zu verbessern.
Nun mag mancher wieder einwerfen, daß man nur zu faul sei, sich mit den neuesten Techniken vertraut zu machen. Aber wenn man so lange dabei ist wie ich, dann kann man die Hintergründe durchaus durchschauen und irgendwann ist man's einfach leid.
Insbesondere, wenn das "Neue" offensichtlich nicht besser, sondern nur anders ist als das "Alte".Leider habe ich selbst aber auch keinen blassen Schimmer, welchen Beruf ich die nächsten Jahre/Jahrzehnte ausüben möchte. Daß man in Deutschland als Seiteneinsteiger nicht in alle Branchen rein kommt, macht es auch nicht leichter.
Soviel dazu von mir
MfG
liju1970