[Fernsehen/DVD] Mpeg2 lizensiert!?!



  • ich werds dir erklären schrieb:

    jetzt mal ehrlich, willst du dich als software- oder hardwareentwickler mit solchen lizenzgeschichten rumschlagen?

    Habe ich schon getan... ich kannte eine zeitlang das Orange-Book, Blue-Book und Red-Book (gab's noch das Green-Book) fast auswendig. Ist halb so wild. Du wendest Dich an den Lizenzgeber und füllst das Formular aus... Unterschrift drauf und Du bist Lizenznehmer. Sobald Du auslieferst, mußt Du bezahlen, bzw. je nach Modell gibt's eine Entry Fee.

    Gerade für einen Hardwarehersteller ist das kein so dramatisches Thema, da muß man sich ohnehin um CE-Kennzeichen, Sicherheitsrichtlinien, VDE-Normen, Spannungsprüfrichtlinien, diverse Spezialnormen je nach Fachgebiet, etc, kümmern... da ist die Lizenz für MPEG nur ein Häkchen mehr auf einer relativ langen Liste an Dingen, die man beachten muß.

    Ich sehe halt den Vorteil bei solchen Lizenzen, daß man schnell das komplette Material für den Markteintritt geliefert bekommt...

    Weiterhin ist das OS-Modell für solche Sachen doch oft ein Nach-Engineering... solche Sachen wie Ogg Vorbis kamen doch deutlich nach mp3 raus. Offensichtlich sind die Ersterfinder nicht geneigt auf den möglichen finanziellen Gewinn zu verzichten. Und danach gibt's freie Projekte, die technische Lösungen zur Lizenzumgehung suchen. Als kommerzieller Anbieter von Hard- und Software greife ich doch da nach der Lizenz, um einen schnellen Markteintritt mit standardisierten Normen zu haben, statt zu warten.



  • auch radio? schrieb:

    ich weiß zwar nicht ob das stimmt, aber kann es zufällig sein, dass auch Radiosignale mit mpeg2 komprimiert werden?

    Mpeg2 enthält "Spuren" für Audio und Video - lässt man das Video weg erhält man reines Audio. In einem Multifunktionsgerät ist das leichter implementierbar als für Audio einen eigenen Standard zu implementieren.

    Weiterhin ist Mpeg2 auch bißchen "überdehnt" als Begriff - einmal kann man darunter die Codierung von bewegten Bilddaten verstehen, aber Mpeg2 wird dann auch als Überbegriff für ganze Formatkombinationen verwendet.

    Siehe MPEG-2 Dateiformate
    http://de.wikipedia.org/wiki/MPEG-2#MPEG-2_Audio



  • ok, ich finds halt nur etwas komisch, das die grundlage jeder (mehr oder weniger) modernen technik patentiert ist. also benutzen auch radioemfänger dieses mpeg2? ich find das ist schon ein starkes stück. alles kommerzialisiert.

    und von mp3 brauchen wir garnicht zu reden. mp3 ist die erfindung der geldgeilheit.
    außerdem ist der codec überbewertet (eher mittelmäßige soundergebnisse, meist abhängig vom encoder).



  • Bzgl mp3 - ja, aber das liegt in der Natur aller Codierungsverfahren. Das Verfahren beschreibt ja letztlich nur den Streamaufbau, wie man elegant hinkommt ist dann Thema späterer Entwicklung und unterliegt oft einer dramatischen Weiterentwicklung. Wenn Du ein mp3 mit 128kBit von 2000 und von heute vergleichst ist das unglaublich. Aber noch erstaunlicher ist doch, daß es immer noch in das gleiche Format "reinpasst".

    Ähnlich ist das ja mit MPEG-Codierung. Da man hier ja auch bei benachbarten Bildern versucht gleiche Bereiche zu ermitteln, ist eine Echtzeitcodierung von MPEG bei Ausnutzung der Codierungsmöglichkeiten eigentlich gar nicht machbar, man muß immer einige Bilder aufheben, um eine ganze Folge untersuchen zu können. Die besten Ergebnisse werden nicht umsonst mit einer Offline-Codierung erzielt, die Echtzeitcodierung ist qualitativ schlechter je weniger Zeitversatz man dem Encoder erlaubt (Zeitversatz hier: Zeitunterschied zwischen Eingangssignal und Ausgangssignal).

    Und Standard - das ist praktisch überall nicht der technisch beste Weg, sondern nur das, worauf sich eine größere Gruppe ohne Mord und Totschlag geeinigt hat. Also etwas, womit 80% gut leben können. Den Standard technisch zu überflügeln ist fast immer relativ leicht, der Vorteil eines Standards ist aber, wenn Du ein Produkt entwickelst und Dich an den Standard hälst, daß es erst einmal immerhin auch mindestens genauso gut wie der Standard ist... das ist ein guter Ausgangspunkt. Ein Grund für das Scheitern von Projekten ist oft die Nicht-Nutzung von Standards - denn man erkennt von Anfang die technischen Defizite des Standards, und entwickelt "Alles" von Beginn an neu. Aber die Zeit lässt dann immer mehr ekelhafte Details ans Tageslicht, und man wird nicht fertig. Obwohl man eigentlich ein besseres Endergebnis erreichen könnte als der Standard, geht einem angesichts der vielen Kleinigkeiten bis zum Level des vorhandenen Standards die Luft (Geld/Zeit/Motivation) aus. Oft ist es besser zunächst den Standard zu adaptieren, ein Produkt zu haben, Geld zu verdienen, und DANN zu verbessern.

    Daher sind auch viele Firmen gerne bereit und willig, gegen Gebühren vorhandene Standards zu übernehmen. Man hat immerhin schon mal was in der Hand. Niemand erwartet aber vom Standard, daß er ein Benchmark für das optimale Resultat wäre.



  • gibts irgendwo eine (kostenlose und offizielle) spezifikation, wo ich mal reinschauen könnte?



  • spezifikation? schrieb:

    gibts irgendwo eine (kostenlose und offizielle) spezifikation, wo ich mal reinschauen könnte?

    Nö. Nichts MPEG-relevantes. Aber du findest Entwürfe. Also, beschissen formatierte Dokumente mit Fehlern drin. Hier und da fehlt auch schonmal eine Tabelle. Ich halte z.B. schon länger die Augen für vernünftige Docs zu ISO 14496 auf. Alles, was ich so gefunden habe, sind blöde Drafts.



  • ladidareloaded schrieb:

    spezifikation? schrieb:

    gibts irgendwo eine (kostenlose und offizielle) spezifikation, wo ich mal reinschauen könnte?

    Nö. Nichts MPEG-relevantes. Aber du findest Entwürfe. Also, beschissen formatierte Dokumente mit Fehlern drin. Hier und da fehlt auch schonmal eine Tabelle. Ich halte z.B. schon länger die Augen für vernünftige Docs zu ISO 14496 auf. Alles, was ich so gefunden habe, sind blöde Drafts.

    ich finde es eine riesen sauerei, dass spezifikationen geld kosten? wer hat sich denn diesen schwachsinn ausgedacht? anscheinend kosten alle spezifikationen, bzw. dokumente von der ISO geld!
    einige kosten über 200 Schweizer Franken (beim Wechselkurs vom 04.01.13 entspricht das 165,341€).
    und das nur für so ein lausiges pdf! 😡

    naja da habens wir halt wieder $$$$$$$



  • heute wieder geldgeil? schrieb:

    ich finde es eine riesen sauerei, dass spezifikationen geld kosten? wer hat sich denn diesen schwachsinn ausgedacht? anscheinend kosten alle spezifikationen, bzw. dokumente von der ISO geld!

    Ist genau wie im Supermarkt.
    Die haben soviele Bierflaschen dort, viel mehr als die je trinken können und dennoch muss ich Geld zahlen wenn ich eine davon haben will. Scheiss Kapitalisten. echt ey.



  • Shade Of Mine schrieb:

    Ist genau wie im Supermarkt.
    Die haben soviele Bierflaschen dort, viel mehr als die je trinken können und dennoch muss ich Geld zahlen wenn ich eine davon haben will. Scheiss Kapitalisten. echt ey.

    Ja, im Supermarkt muss man alles bezahlen.

    Aber ich meine, dass es auch genug Spezifikationen gibt, für die ich nichts bezahlen muss, vor allem für Zeugs aus dem Linuxbereich.

    Die dürfen ihr pdf für so viel geld behalten.



  • rolleyes schrieb:

    Aber ich meine, dass es auch genug Spezifikationen gibt, für die ich nichts bezahlen muss, vor allem für Zeugs aus dem Linuxbereich.

    Die dürfen ihr pdf für so viel geld behalten.

    Es gibt auch genug Bier das ich nicht zahlen muss. zB auf der letzten firmenfeier...

    Für Leistung Geld zu zahlen, ist das normalste der Welt.



  • Shade Of Mine schrieb:

    rolleyes schrieb:

    Aber ich meine, dass es auch genug Spezifikationen gibt, für die ich nichts bezahlen muss, vor allem für Zeugs aus dem Linuxbereich.

    Die dürfen ihr pdf für so viel geld behalten.

    Es gibt auch genug Bier das ich nicht zahlen muss. zB auf der letzten firmenfeier...

    Für Leistung Geld zu zahlen, ist das normalste der Welt.

    jaja, dreh mir nur wie worte im mund um... hast du mal die preise von den pdfs gesehen? welcher mensch zahlt so viel geld für so einen müll?



  • hast du mal die preise von den pdfs gesehen? welcher mensch zahlt so viel geld für so einen müll?

    Na wahrscheinlich eine Firma/Person, die sich einen Gewinn verspricht, wenn ein Produkt/Dienstleistung auf Basis dieser PDFs realisiert wird. :xmas1:



  • 200 CHF, das sind die Kosten von knapp 2 Stunden eines Entwicklers (Tagessatz 1000 CHF ist wohl üblich). Ist doch billig. 2 Stunden... dafür alles in einem Dokument.



  • Marc++us schrieb:

    200 CHF, das sind die Kosten von knapp 2 Stunden eines Entwicklers (Tagessatz 1000 CHF ist wohl üblich). Ist doch billig. 2 Stunden... dafür alles in einem Dokument.

    du, bzw. informatiker verdienen also in 2 stunden ca. 165€? das macht also ca. 82€ pro stunde? interessant! 😕 😃

    ne jetzt mal aus interesse, hattest du schonmal mit mp2/3/3 zu tun? weil du irgendwelche lizenzen kaufen musstest?



  • Marc++us schrieb:

    Ich sehe da nicht wirklich ein Problem.

    Siehe:

    Verschiedene notwendige Gebühren summieren sich auf über $14 in Lizenzgebühren

    Fazit:

    So wird es keine Tablets, Handhelds, eBook Reader usw. für unter 20 € geben,
    wenn die MPEG-* Lizenzen allein schon 14 $ kosten und dann kommen da ja noch ein dutzend anderer Patente hinzu.

    Patente machen Hardware also unnötig teuer.
    Was man heute schon für 20 € anbieten könnte, muss dann wegen den Patenten und der Rechtsabsicherung > 100 € kosten.

    Bezahlen muss der Kunde.

    Ich würde gerne nen eBook Reader mit ins Freibad nehmen, aber bei den heutigen Preisen ist der viel zu viel wert.
    Bei 20 € würde den keiner klauen, weil sich den jeder leisten würde.

    Patente enden ja glücklicherweise irgendwann.
    Aber wie sieht es denn mit Lizenzen aus?
    Wer ein DVD Logo oder ähnliches anbringen will, der muss also selbst dann noch Lizenzgebühren bezahlen, wenn die Patente abgelaufen sind.



  • Nein, Informatiker verdienen nicht in 2 Stunden 165 EUR. Aber der Kostensatz einer (größeren) Firma dürfte ungefähr in der Höhe liegen. Auch ein selbständiger Entwickler (Freiberufler) verlangt Tagessätze zwischen 600 und 1000 EUR, je nach Branche, Reputation und Größe des Projekts.

    Exkurs: das ist wie beim Waschmaschinenreparateur: der ist 1 Stunde da, und die Du bekommst eine Rechnung über 65 EUR. Das heißt nicht, daß der Monteur 65 EUR verdient. Aber in der Differenz stecken die ganzen Nebenkosten, die Zeiten in denen der Monteur nichts zu tun hat, der Firmenwagen, die Miete für das Firmengebäude, die Sekretärin, der Firmengewinn, etc etc etc drin.

    Ich hatte in meiner früheren Firma mit der Entwicklung von Anlagen für die Produktion von CD/DVD zu tun im Produktmanagement, und da waren wir an einigen Standardisierungsthemen beteiligt, es gab auch gewisse Kooperationen mit japanischen Firmen dazu. Ich habe allerdings keine Applikationen dafür programmiert, das war mehr theoretischer Natur im Bereich von MPEG. Und in den letzten Jahren habe ich bei einigen Standardsitzungen in der Halbleiterindustrie für Softwareschnittstellen ("SEMI") reingeschnuppert, wo das sehr ähnlich abläuft, allerdings weniger bekannt ist.



  • Solche Codecs zu entwickeln ist nunmal nicht trivial, und in der Regel arbeiten an sowas viele Leute über mehrere Jahre hinweg. Sowas muss auch irgendwie bezahlt werden, und dafür sind die Lizensgebühren da. Ja, echt schrecklich dass Leute für ihre Arbeit bezahlt werden wollen.

    Das Argument "MP3 = Geldgeilheit" kann ich nicht verstehen, gerade weil viel von den Lizensgebühren dafür an ein deutsches Institut für angewandte Forschung geht. Dort geht das Geld nicht in die Taschen eines CEO, sondern wird in andere Forschungsprojekte oder sonstige Entwicklungen investiert.

    Wenn du selbst genug Know-How hast und dich über mehrer Monate/Jahre intensiv damit Zeit verbringen willst, dann machs doch einfach selbst und entwickle einen besseren, und/oder einfacheren, und kostenlosen Codec.



  • Shit of Mine schrieb:

    Shade Of Mine schrieb:

    rolleyes schrieb:

    Aber ich meine, dass es auch genug Spezifikationen gibt, für die ich nichts bezahlen muss, vor allem für Zeugs aus dem Linuxbereich.

    Die dürfen ihr pdf für so viel geld behalten.

    Es gibt auch genug Bier das ich nicht zahlen muss. zB auf der letzten firmenfeier...

    Für Leistung Geld zu zahlen, ist das normalste der Welt.

    jaja, dreh mir nur wie worte im mund um... hast du mal die preise von den pdfs gesehen? welcher mensch zahlt so viel geld für so einen müll?

    Die Preise ergeben sich daraus, weil es eben ingenieursmäßig erarbeitete Spezifikationen sind. Dafür kannst du keine Sekräterin oder Marketing-BWLer hernehmen, sondern du brauchst dafür die entsprechenden Fachkräfte und die kosten nunmal Geld.

    Es ist auch nicht so, dass man die Kosten auf viele verkaufte Exemplare verteilen könnte, denn in Millionenfacher Ausgabe wird die Spezifikation auch nicht verkauft.

    Ob die Spezifikation als PDF vorleigt ist hier unerheblich, denn die eigentlichen Kosten stecken hier im Inhalt und nicht im Vertriebsweg.



  • TravisG schrieb:

    Das Argument "MP3 = Geldgeilheit" kann ich nicht verstehen, gerade weil viel von den Lizensgebühren dafür an ein deutsches Institut für angewandte Forschung geht. Dort geht das Geld nicht in die Taschen eines CEO, sondern wird in andere Forschungsprojekte oder sonstige Entwicklungen investiert.

    ja der witz an mp3 ist halt, dass nicht nur das Fraunhofer Insitut Patente hat, sondern auch noch diverse Firmen, d.h. solche Zahlungen gehen auch an Firmen.

    TravisG schrieb:

    Wenn du selbst genug Know-How hast und dich über mehrer Monate/Jahre intensiv damit Zeit verbringen willst, dann machs doch einfach selbst und entwickle einen besseren, und/oder einfacheren, und kostenlosen Codec.

    das ist nicht nötig. es gibt bereits einige open-source audio-codecs (vorbis,flac) und einen video-codec (theora).

    es gibt also alternativen.



  • Alternative nur für die Leute, die nicht darauf angewiesen sind, daß ihr damit codierter Stream auch auf Mainstream-Hardware läuft!

    Oder bessere Codecs, die auch wiederum mp3 erzeugen, dann wird beim Abspielgerät auch die Lizenzgebühr fällig.


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