Science Fiction in Science Fiction?
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Kennt jemand _irgendeine_ SF-Geschichte, in der "Zukunfts-Science Fiction" eine Rolle spielt, also dass z.b. eine der Figuren einen SF-Roman liest?
Ursprünglich gingen mir nur mal wieder die extrem dämlichen "Wissenschaftler" in Prometheus durch den Kopf, in deren Jugend SF offenbar keine Rolle spielte. Dabei fiel mir aber auf, dass in keiner mir bekannten SF-Story spekulativ auf die Zukunft Bezug genommen wird, wie wir es in unserer SF tun.
Als ob sich in der Zukunft niemand mehr für die Zukunft interessieren würde!?
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Raumschiff Voyager:
In der Folge in der der Doktor den mobilen Transmitter aus der Zukunft bekommt. Das Zukunftsraumschiff ist ja für die Gegenwart Science-Fiction. Die Technologie des Zukunftsraumschiffs ist der Voyager ja auch weit überlegen.
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Hmm, für den Doktor ist das ja aber keine Fiktion sondern real, so wie z.B. der TNG-Reisende für Wesley Crusher.
Ich wollte eher darauf hinaus, dass die SF-Charaktere offenbar keine Träume/Phantasien bzgl. ihrer ferneren Zukunft haben.Und auch zur (dann) überlieferten SF findet man üblicherweise keine Bezüge. Zwar werden gerne mal historische Begebenheiten wie der 2. Weltkrieg für einen Zeitreise-Plot benutzt, Dinge wie z.B. die Aasimovschen Robotik-Gesetze hingegen habe ich bis jetzt noch in keiner anderen SF-Geschichte erwähnt gefunden.
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Metabegründung: Wer will lesen, was andere Leute lesen? Es ist äußerst selten, dass überhaupt Medienkonsum in den Medien gezeigt wird, weil es langweilig ist. Daher wird in der Regel höchstens kurz erwähnt, was die Charaktere mögen, damit man ein Gefühl für sie bekommt. Gerade Science Fiction ist jedoch meistens weniger charaktergetrieben, sondern handlungsgetrieben. Wir wollen sehen, wie die Helden Probleme lösen, nicht, was sie abends als Bettlektüre lesen.
Erschwerend kommt noch ein weiterer Metagrund hinzu: Man müsste zwei Settings einführen. Bei Science Fiction ist das Setting selbst einer der Darsteller. Wenn man nun den Medienkonsum einer der Charaktere zeigt, dann müsste man ein weiteres Setting einführen, hätte davon aber für den Plot der Geschichte und zur Beschreibung des eigentlichen Settings nichts gewonnen. Daher wird, wenn Medienkonsum in der Science Fiction gezeigt wird, eines von zwei Szenarien eintreffen: 1. Das Medium spielt in der Gegenwart des Settings und kann somit benutzt werden, um dessen Beschreibung weiter zu vertiefen oder 2. Es spielt in unserer Gegenwart, Vergangenheit oder nahen Zukunft, so dass es dem Zuschauer bereits vertraut ist. Niemals wird es in der Zukunft des SF-Settings spielen und niemals zwischen unserer Zeit und der Zeit des SF-Settings.
Dritter Metagrund: Wenn man neue Sachen für die Science Fiction in der Science Fiction erfindet, dann muss man sich fragen, wieso diese Dinge nicht in das eigentliche Setting eingeflossen sind. Sind sie langweilig? Dann ist es nicht wert, darüber zu berichten. Sind sie spannend? Dann ist es eine verpasste Gelegenheit, sie nicht in das eigentliche Material einzubauen.
P.S.: Mir fällt ebenfalls kein einziges Beispiel ein, in dem es anders wäre.
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Ich denke SeppJ hat das schon weitgehend erklaert. Wenn man sowas machen wuerde, dann waere das sehr kompliziert, man muesste einen Autor einfuehren, der vor der eigentlichen Person handelt und ueber Dinge spekuliert, die aber fuer die handelnde Person ja eigentlich kaum Auswirkungen haben. Da man sich ehh in einer fiktiven Geschichte befindet, wird daher immer ein Weg gesucht, wie die zweite Fiktion zur Realitaet der ersten Person wird und diese sich also direkt damit beschaeftigen muss. Zum Beispiel gibt es ein Buch von Lem ueber einen Raumfahrer. Der liest aber nicht darueber, wie sich die Welt nach 100 Jahren veraendert hat, nein er kehrt nach 100 Jahren Raumflug auf die Erde zurueck und erlebt es selbst. Ansonsten ginge die Handlung um einen Menschen (der zufaellig Astronaut ist), der ein Science Fiction Buch liest. Wie langweile waere das denn?
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Ich glaube ihr misversteht die Frage (oder ich).
Ein kurzer Hinweis darauf dass eine der handelnden Personen ein SciFi Buch liest/einen SciFi Film oder eine SciFi Serie guckt wäre ja schon ausreichend. 1-2 Sätze worum es dabei geht reichen schon.
Das ist weder langweilig, noch gibt es ein Problem dass der Leser sich an ein zusätzliches Setting gewöhnen müsste, noch ein Problem dass man irgendwelche grossartigen Dinge dafür erfinden müsste und sich dann die Frage stellt warum die in der eigentlichen Geschichte nicht vorkommen.
Wobei ich letzteres sowieso nicht als Problem sehe. Ganz einfaches Beispiel: Sagen wir es macht für die eigentliche Geschichte Sinn dass man z.B. nicht beamen kann, und nur mit beschränkter Geschwindigkeit von Planet zu Planet oder Stern zu Stern reisen kann...
Trotzdem kann ja jemand in der Geschichte einen Film gucken wo die lustig rumbeamen und irre schnell mit Raumschiffen rumfliegen können.
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hustbaer hat meine Frage verstanden.
Ich erwarte nicht, dass eine Geschichte in der Geschichte in der Geschichte erzählt wird, sondern wundere mich nur drüber, dass in der SF-"Zukunft" offenbar kein SF mehr existiert. Und scheinbar nie existiert hat.Das mit dem mangelnden "Medienkonsum in den Medien" geht tatsächlich in die gleiche Richtung, ist aber m.E. bei weitem nicht so absolut wie das Fehlen von SF-Referenzen in der SF.
Das Ganze soll auch keine Beschwerde sein, ich bin halt nur grad über das (vermeintliche?) Phänomen gestolpert. Und da ich mit Sicherheit nur einen Bruchteil aller SF-Stories kenne eben hier die Frage nach eventuellen Gegenbeispielen.
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Ingo der Wisser schrieb:
Zurück in die Zukunft Teil 1
Als der Vater von Mc Fly in der Vergangenheit Science Fiction Comics liest.
Gleiches gilt für den Jungen der Mc Fly sieht, wie er im Schutzanzug aus der Scheune kommt, nach dem er mit dem De Lorean da reingekracht ist.Nicht ganz.
Was ich suche ist ein Charakter aus der Zukunft, der eine SF-Story liest/sieht, die für den Charakter SF darstellt.
Behelfsweise würde auch ein Charakter aus der Zukunft reichen, der sich z.B. ST:TNG o.ä. reinzieht, und sei es nur zu seiner Belustigung über die primitiven Vorstellungen von "damals".
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Mir fällt jetzt auf die Schnelle auch nix ein. Bei Asimov lesen/gucken die auch immer nur historische Romane.
Wobei sich diese durchaus in der Zeit zwischen unserer Zeit und der Zeit der eigentlichen Geschichte spielen. Im Foundation Zyklus gibt es zumindest eine Erwähnung von solchen Romanen die in der Anfangszeit der galaktischen Besiedelung spielen.
Und bei anderen SciFi Romanen fällt mir auf die Schnelle gar nix ein.
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Jansen schrieb:
Behelfsweise würde auch ein Charakter aus der Zukunft reichen, der sich z.B. ST:TNG o.ä. reinzieht, und sei es nur zu seiner Belustigung über die primitiven Vorstellungen von "damals".
Also das beste was mir dazu einfällt sind in Voyager die Captain Proton Geschichten auf dem Holodeck.
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Jansen schrieb:
hustbaer hat meine Frage verstanden.
Ich erwarte nicht, dass eine Geschichte in der Geschichte in der Geschichte erzählt wird, sondern wundere mich nur drüber, dass in der SF-"Zukunft" offenbar kein SF mehr existiert. Und scheinbar nie existiert hat.Ich habe dich wohl durchaus verstanden. Aber solch eine Nebensatzcharakterisierung ("…und er legte sein SF-Buch weg, das er gerade las, als der Plot zur Tür hereinkam.") macht man einfach nicht. Show, don't tell. Wenn es wichtig ist, dass ein Charakter ein Hobby hat, dann ist es nicht genug zu sagen, dass er dieses Hobby hat, es muss ja auch irgendeine Auswirkung haben oder zumindest irgendwie Stimmung machen. Das ist einfach, wie man Geschichten erzählt. Am ehesten findest du solche Wegwerfcharakterzüge daher wohl in schlechter Fanfiktion.
Medienkonsum kann natürlich auch ein stimmungsmachendes Details im Hintergrund sein. Die Charaktere können sich zum wöchentlichen Filmabend treffen, als der Plot hereinmarschiert kommt. Aber auch da, ist es wesentlich einfacher, Bezüge zu unserer Zeit herzustellen. Denn wenn man sagt, dass die Charaktere auf einem Filmabend sind, dann liegt es nahe zu sagen, was sie gucken. Da kommt ein "Wow, die gucken in 500 Jahren noch Casablanca! Das kenn ich!" einfach besser als die bloße Aussage, dass sie einen SF-Film mit nicht näher beschriebenem Inhalt sehen. Denn das wirft eher unangenehme Fragen auf, wie um was es in der Science Fiction der Science Fiction geht. Ich weiß, genau das willst du wissen, aber genau das müsste dann ja auch der Autor beantworten. Dann greifen wieder die anderen von mir erläuterten Gründe.
Gruum schrieb:
Also das beste was mir dazu einfällt sind in Voyager die Captain Proton Geschichten auf dem Holodeck.
Was dort aber gemacht wird, um zu zeigen, dass der Konsument dieser Medien als Hobby die Vergangenheit, nicht die Zukunft, hat. Das ist sogar teilweise plotrelevant, dass er sich wegen dieses historischen Hobbys mit dem 20. Jahrhundert (allgemein) gut auskennt.
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Gruum schrieb:
Also das beste was mir dazu einfällt sind in Voyager die Captain Proton Geschichten auf dem Holodeck.
Ähh ja, ich glaube, das wäre für den zweite Aspekt ("alte SF") ausreichend.
Fehlt also nur noch ein Beispiel für "zukünftige SF".SeppJ schrieb:
Aber solch eine Nebensatzcharakterisierung ("…und er legte sein SF-Buch weg, das er gerade las, als der Plot zur Tür hereinkam.") macht man einfach nicht. Show, don't tell.
Jane Berrenroddy schrieb:
"Herein" sagte Picard und legte sein Buch beiseite.
Data konnte beim Eintreten gerade noch einen Blick auf den Titel werfen, War of the Worlds.
"Ich nahm an, dass wir uns auf einer wissenschaftlichen Mission befinden, Captain!? Planen Sie eine Invasion?"Aber du hast insofern Recht, als dass das natürlich nur für alte SF-Klassiker so einfach geht. Bei Zukunfts-SF müsste der Buchtitel schon sehr sprechend sein, um klar zu machen, dass es sich um SF handeln soll.
Und nein, ich will nicht wissen, wovon die SF-SF handelt; es ist noch nicht mal so, dass ich mir explizit wünsche, dass sie vorkommt; ich will nur wissen, _warum_ sie (scheinbar) nicht vorkommt. Können Plot-Schwierigkeiten der einzige Grund sein?
PS. Andererseits würde allein die Erwähnung eines Klassikers implizieren, dass das SF-Genre in der (fiktiven) Zukunft bekannt und demzufolge vermutlich auch lebendig ist. Insofern bräuchte es die SF-SF wohl gar nicht ...
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Ich denke da wie E.G. Wells es mit seiner "Zeitmaschine" beschrieben hat: die weiteren Zustände der Zukunft können mit einem Hebel umgelegt werden. Die Zukunft der Zukunft kann die Gegenwart, die Vergangenheit oder sonstwas sein. SF ist reine Phantasie und hat keine Regeln oder Grenzen. SF->SF: Der Euro ist gerettet. SF->SF->SF: Es gibt wieder die Mark
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Bei Perry Rhodan wird ab und zu die Zukunft angesprochen - weniger in Geschichten sondern in Unterhaltungen der Leute.
Denn mal ehrlich: wer will genau wissen was eine Person gerade liest? Das wird nur kurz erwaehnt - auf die Geschichte wird nur eingegangen wenn es zur Geschichte beitraegt.
Bei Lem gibt es zB in den Sterntagebuechern einige Sci-Fi Geschichten die von Ijon Tichy erzaehlt werden.
Bei Terminator ist die Zukunft auch ein sehr wichtiger Bestandteil der Geschichte.
PS:
Das Problem ist, dass Sci-Fi kein richtiges Genre ist. Man erfaehrt zB oefters dass Personen einen Action Film gesehen haben, oder eine Romanze gelesen haben. Aber Sci-Fi kann alles sein - deshalb ist es nichtssagend: ein Sci-Fi Buch. Da kann der Leser wenig damit anfangen. Einen Krimi dagegen - da weiss jeder was gemeint ist.