Mathestudium - kleiner Gewissenskonflikt



  • Hallo

    Ich habe vor kurzem mit einem Mathestudium angefangen.
    Vorgenommen hatte ich mir, jeden einzelnen Beweis nachzuvollziehen(*1), zu verstehen und mir zu merken(*2).
    Dabei stelle ich aber jetzt schon fest, nach gerade mal wenigen Wochen, dass mir die Zeit davonläuft und
    wie naiv mein Vorhaben war.
    Zwar bin ich in der Lage, die Beweise nachzuvollziehen, aber scheinbar brauche ich dafür zu lange,
    oder aber, das Studium wird zu schnell durchgezogen. 😃
    Um im vorgegebenen Zeitrahmen zu bleiben, blieb mir also nichts anderes übrig, als einige Beweise zu
    überspringen(-1), wobei ich aber schon darauf achte, die Quintessenz der Sätze(S), Propositionen(P)
    und Korollare(K) mitzunehmen.
    Die SPKs schreibe ich alle mit, auf einem extra Block. Aber selbst dabei fällt mir jetzt schon auf,
    dass ich die meisten SPKs gar nicht mehr aus dem Stegreif aufschreiben könnte(
    -2).

    Mein Vorhaben, Punkte (*1), (*2) sind also innerhalb kurzer Zeit aufgrund Zeitmangel(-1) und begrenzter
    Merkfähigkeit(
    -2) 😃 gescheitert.

    Nach Durchsicht alter Klausuren habe ich festgestellt, dass die meisten Beweise auch gar
    nicht abgefragt werden, sondern dass sich der Klausureninhalt eher auf einer Art anwendungsbezogenem
    (Mathematiker)Niveau befindet. Wenn ich mich auf die Klausuren konzentriere, werde ich diese sehr
    wahrscheinlich irgendwie bestehen, denn die bisher behandelten Themen sind für mich diesbezüglich
    nachvollziehbar.
    Dennoch habe ich jetzt schon das Gefühl irgendwie zu schummeln, weil ich ja eigentlich jeden einzelnen
    Beweis durcharbeiten wollte und das zieht mich soweit runter, dass ich mir anfange einzureden, nicht
    für diese Materie geeignet zu sein und damit aufzuhören.

    Vllt. sollte ich ja meine Einstellung noch einmal überdenken und anders an die Sache herangehen, bevor ich aufgebe.
    Übersprungene Beweise könnte in den Semesterferien oder nach dem Studim nachholen. Meine Motivation
    ist jedenfalls stark ins Wanken geraten und wenn sich nichts grundlegendes ändert, wird es vermutlich auch
    so bleiben.

    Was denkt Ihr darüber?
    Vielleicht gibt es ja hier den einen oder anderen, der in ähnlicher Situation ist/war und etwas dazu schreiben möchte?
    Wie ging es Euch, wie lief es bei Euch, in Eurem Studium?

    Kein Ding



  • Reduziere dein Vorhaben doch erstmal auf 'Sätze mit Namen'.
    Das ist denke ich in Ordnung.

    Richtig viel verstanden hab ich auch erst bei der Vorbereitung aufs Vordiplom.
    Gibt's das überhaupt noch?



  • Bleib dran, im ersten Semester kommt halt viel neues. Du hast ja auch noch nach der Vorlesungszeit Zeit Sachen nachzuholen. Es ist auch nicht unbedingt notwendig jeden Beweis zu behalten. Auch wirst du merken das sich viele Prinzipen (sofern man sie einmal verinnerlicht hat) immer wieder vorkommen. Es wird dir zunehmend leichter fallen, Beweise zu verstehen und damit auch, dir zu merken.

    Wichtig ist nur das du die Sachen auch verstehst und in Zusammenhang bringen kannst. Ein Prof kann dir in der Prüfung schonmal verzeihen wenn die du einen Beweis nicht eins zu eins runterbehten kannst, dafür aber die Zusammenhänge verinnerlicht hast. Im Gegenteil, man merkt sehr schnell wenn ein Prüfling nur auswendig Sachen runterbetet und bei weiterführenden Fragen dann aber stockt.
    Zusammenhänge zu erkennen wird viel lieber gesehen als auswendig runterbeten (zumindest hier an meiner Uni).

    Ich persöhnlich finde dein Ziel zwar unglaublich lobenswert, aber auch etwas zu hoch gegriffen. Ich wünsche mir allerdings manchmal auch ich hätte es so gemacht :).

    Fazit: Nein, es ist nicht notwendig jeden scheiß zu behalten. Wenn du merkst das du die Sachen verstehst die du lernst ist Mathe definitiv was für dich.



  • Ich denke, es geht vielen so, der in so einem Fachbereich mit dem Studium anfängt. Es geht zwar inhaltlich "von vorne" los aber in einem recht hohen Tempo, an das man sich erst mal gewöhnen muss. Immer schön mitschreiben, nacharbeiten und die Übrungsaufgaben machen. Das wird schon. Kannst ja auch mal deine Kommilitonen fragen, wie die das sehen. Denen fällt das bestimmt genauso schwer.

    Meine ersten Semester sind schon eine Weile her. Ja, es gab sicher Vorlesungen, wo ich mich so durchgewurschtelt habe und andere die spannender waren. Ich hatte Mathe zwar nur als Nebenfach, aber saß mit den Diplom-Mathematikern in einigen Vorlesungen drin. Dass ich in den mündlichen Prüfungen einen Beweis bringen musste, kam selten vor.

    Wichtig ist am Ende (also nach dem Studium), dass man schonmal von diversen Dingen etwas gehört hat, die Zusammenhänge kennt und weiß, wo man wieder nachgucken kann.



  • In einem MINT-Studiengang verliert jeder, außer den absolut Begabtesten, irgendwann zeitweise den Anschluß. Die Loser fliegen komplett raus, die Interessierte und klugen kämpfen sich durch und überwinden alle Hürden.

    Mach Dir keinen Kopf deswegen. Mathe dürfte so ziemlich der schwierigste aller Studiengänge sein (ich habe kein Mathe studiert, erkenn das aber neidlos an).
    MINT-Fächer insgesamt sind sehr anspruchsvoll. Alles andere, vllt abgesehen von Philosophie, ist nur Kindergarten auf Abi-Niveau.



  • Es ist utopisch und auch sinnlos jeden Beweis verinnerlichen zu wollen.
    Wichtiger ist meines Erachtens nach ein grundlegendes Verständnis, so dass dir viele bewiesene Sachen auch anschaulich direkt einleuchten.(zugegebenerweise bei den Anfängen einfacher :P)



  • Hast Du mal die Beweise vom Anfang nochmal angeschaut? Nach einiger Zeit kriegt man den dreh raus, und die meisten beweise sind wirklich nur noch handwerk. Ohne ne Menge Arbeit zu investieren klappt das natürlich nicht. Aber das lohnt sich auf jeden Fall. Dran bleiben! Es ist aber durchaus okay, nicht immer alles parat zu haben. Wenn du so durchs semester kommst, dass du die aufgaben lösen kannst und die wesentlichen inhalte und beweise kennst, dann ist das sicher prima. Die restlichen X% kannst du dann in der vorlesungsfreien zeit dazupacken. Du wirst merken, dass das dann auch immer schneller geht.

    Edit: wichtig ist auch das was "namenloser" gesagt hat. Du schulst deine mathematische intuition. Dadurch werden dir it der zeit dinge einfach einleuchten. Allerdings ist es wichtig, auch die fähigkeit zu trainieren, etwas total einleuchtendes dann auch in einen formalen beweis gießen zu können. -- also regelmäßig den realitätscheck machen!


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