Medieninformatik <-> (Angewandte) Informatik, Pro und Kontra
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Jester schrieb:
Merkst Du was? Das ist ein wesentlicher Anteil Web-Entwicklung, und zwar sowas wie "Kommentarfuntkion bauen, Anbindung an Twitter" und eben die Benutzung fertiger Tools wie UDK oder andere Engines. Eben alles was nötig ist, um als Bindeglied zwischen Informatik und Medien-Produzenten zu fungieren. Das ist aber alles weit entfernt von dem was in einem Informatik-Studium vermittelt wird.
Vergiss nicht, dass es sich da um eine Fachhochschule handelt, ich waere ueberrascht wenn dort im Informatik-Studium allzu viel Informatik gelehrt wird.
Ich habe mal ein Jahr Medieninformatik an einer Uni studiert, das war so zu 80% das gleiche wie Informatik, allerdings hatte man vor allem den technischen Teil gekuerzt und eben durch diversen Medienkram ersetzt. Ueber die Sinnhaftigkeit kann man sich streiten, fuer mich schien das jedenfalls interessanter, da mich E-Technik und Physik nicht sonderlich interessiert.
Dann bin zu Informatik an eine FH gewechselt und von richtiger Informatik war dort nicht mehr so viel zu sehen. Das ging zum Grossteil mehr in Richtung Softwareentwicklung in verschiedensten Bereichen.
Bei den Medieninformatikern war das meiner Beobachtung nach eben eher im Multimedia-Bereich angesiedelt, dazu noch 3D Grafik, Videobearbeitung etc.
Auch hier kann man sich ueber den Sinn streiten, schliesslich sind die Leute dann weder tolle Mediendesigner noch Informatiker (oder zumindest Softwareentwickler). Der ganze Webkram ist letztendlich auch einer der wenigen Bereiche in der Praxis, wo diese Kombination Sinn macht, da man beide Bereiche auf nicht uebermaessig hohem Niveau vereinen muss. Und genau da sind afaik auch viele der Absolventen gelandete. Andere arbeiten auch als stinknormale Softwareentwickler, denn wie wir alle wissen ist ein Informatikstudium dafuer eh nicht noetig.
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Ok. Also der Unterschied wird ja so oder so immer geringer aber generell lässt sich doch sagen das Universitäten theoretisch und Forschungs-orientiert sind und Hochschulen praktisch. Was soll man denn machen, wenn man FH-Student ist? Abbrechen weil für Softwareentwicklung reicht ne Ausbildung?
Kann ich mir nur schwer vorstellen. Jede halbwegs Interessante Stelle als Software-Entwickler setzt ein Studium voraus, das wird auch seine Gründe haben.
Nenn mir Teile der richtigen Informatik und ich sag dir, ob es Teil meines FH-Studiums ist. Dann gucken wird, ob an der FH überhaupt Informatik unterrichtet wird. Die Ziele sind unterschiedlich, die Schwerpunkte. Aber das macht ein FH-Studium doch nicht minderwertiger,...
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ruhig_brauner schrieb:
Nenn mir Teile der richtigen Informatik und ich sag dir, ob es Teil meines FH-Studiums ist. Dann gucken wird, ob an der FH überhaupt Informatik unterrichtet wird. Die Ziele sind unterschiedlich, die Schwerpunkte. Aber das macht ein FH-Studium doch nicht minderwertiger,...
Ich habe an einer FH studiert und wir hatten ebenso theoretische Informatik und vieles mehr.
Natürlich kann ich nicht konkret mit einem Studium an der Uni vergleichen, entsprechend kann ich nichts benennen, von dem ich nichts weiß.Allerdings finde ich mich gut zurecht und in den Bereichen, in denen ich aktiv bin, finde ich in der Regel keine Lektüre, die das erklärt, was ich tue. Entsprechend laufen da draußen auch keine Uni-Absolventen rum, die tun, was ich mit meinem Compiler tue oder was wir hier in der Firma in 3D konstruieren.
Trotzdem kommen wir hier klar.FH-Studium heißt nicht, dass man unfähig wäre. "richtige" Informatik ist eine sehr fragliche Sache. Ich habe "Praktische Informatik" studiert: Probleme lösen, dafür schreibe ich halt keine Papers.
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Xin schrieb:
ruhig_brauner schrieb:
Nenn mir Teile der richtigen Informatik und ich sag dir, ob es Teil meines FH-Studiums ist. Dann gucken wird, ob an der FH überhaupt Informatik unterrichtet wird. Die Ziele sind unterschiedlich, die Schwerpunkte. Aber das macht ein FH-Studium doch nicht minderwertiger,...
Ich habe an einer FH studiert und wir hatten ebenso theoretische Informatik und vieles mehr.
Natürlich kann ich nicht konkret mit einem Studium an der Uni vergleichen, entsprechend kann ich nichts benennen, von dem ich nichts weiß.Allerdings finde ich mich gut zurecht und in den Bereichen, in denen ich aktiv bin, finde ich in der Regel keine Lektüre, die das erklärt, was ich tue. Entsprechend laufen da draußen auch keine Uni-Absolventen rum, die tun, was ich mit meinem Compiler tue oder was wir hier in der Firma in 3D konstruieren.
Trotzdem kommen wir hier klar.FH-Studium heißt nicht, dass man unfähig wäre. "richtige" Informatik ist eine sehr fragliche Sache. Ich habe "Praktische Informatik" studiert: Probleme lösen, dafür schreibe ich halt keine Papers.
Stimme 100% zu.
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ruhig_brauner schrieb:
Ok. Also der Unterschied wird ja so oder so immer geringer aber generell lässt sich doch sagen das Universitäten theoretisch und Forschungs-orientiert sind und Hochschulen praktisch. Was soll man denn machen, wenn man FH-Student ist? Abbrechen weil für Softwareentwicklung reicht ne Ausbildung?
Kann ich mir nur schwer vorstellen. Jede halbwegs Interessante Stelle als Software-Entwickler setzt ein Studium voraus, das wird auch seine Gründe haben.
Ja, Informatik oder vergleichbares Studium wird gern vorausgesetzt. Und vergleichbar heisst meiner Erfahrung nach, dass man irgendwas aus dem MINT-Bereich studiert hat und halbwegs programmieren kann. Letztendlich musst man vor allem strukturiert und analytisch denken können, der akademische Grad ist nur deine Durchhaltebescheinigung. Damit weist man nach, dass man sich auch in anspruchsvollere Sachen einarbeiten kann und das halbwegs selbstständig, ohne alles vom Meister haarklein vorgegeben zu bekommen.
ruhig_brauner schrieb:
Nenn mir Teile der richtigen Informatik und ich sag dir, ob es Teil meines FH-Studiums ist. Dann gucken wird, ob an der FH überhaupt Informatik unterrichtet wird. Die Ziele sind unterschiedlich, die Schwerpunkte. Aber das macht ein FH-Studium doch nicht minderwertiger,...
Also ich habe an besagtem Jahr an der Uni (Medieninformatik!) wahrscheinlich mehr Informatik gesehen als im gesamten FH-Studium. Gerade da große Feld der theoretischen Informatik war da stark unterrepräsentiert. Formale Sprachen? Ein bisschen. Automatentheorie? Etwas. Komplexität? Reicht um die O-Notation zu verstehen. Berechenbarkeit? Kann man wohl irgendwie machen. Gerade Logik wurde noch intensiver behandelt. Trotzdem habe ich im gesamten Studium keinen einzigen Beweis führen müssen.
Die Praktische Informatik war auch nicht so der Hammer. Algorithmen? Ja, Quicksort und ähnlich anspruchsvolles. Datenstrukturen? Verkettete Listen und ganz einfache Bäume. Betriebsysteme? Eher ein ausufernder Linux-Kurs.Ansonsten waren die Kurse immer sehr praxisnah gehalten. Grundlegende(!) Theorie in der Vorlesung, dazu jede Menge praktische Übungen mit Programmieraufgaben und Belegen. Und leider keiner Möglichkeit sich (abgesehen von der Diplomarbeit) auf ein Thema wirklich zu spezialisieren.
Das will ich hier natürlich nicht verallgemeinern und schon gar nicht Fachhochschulen schlecht reden, aber so kanns eben auch laufen.
Die Medieninformatiker konnten wenigstens lustige Belege machen, so in 3D und bunt. Während wir wieder irgendwelche Linux Kommandezeilenprogramme basteln durften
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maximAL schrieb:
heisst meiner Erfahrung nach, dass man irgendwas aus dem MINT-Bereich studiert hat und halbwegs programmieren kann. Letztendlich musst man vor allem strukturiert
Mathematik
Ingenieurwissenschaften
Naturwissenschaften
Tatenverarbeitung
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Mich würde mal interessieren, in welcher FH du warst.
Das von dir genannte haben wir bereits jetzt nach der hälfte des 2. Semesters durch. Natürlich ist das nicht viel aber ich denke, darauf wird jetzt in anderen Modulen aufgebaut und so das theoretische Wissen immer vermehrt.
Bei uns haben wir meist wöchentlich Vorlesungen und alle zwei Wochen Übungen. In den Übungen wird halt praktisch umgesetzt, was wir theoretisch lernen. Klingt ja auch sinnvoll. In einigen Modulen (Prg) haben wir ein 1:1 Verhältnis zwischen Übung und Vorlesung,...
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volkard schrieb:
maximAL schrieb:
heisst meiner Erfahrung nach, dass man irgendwas aus dem MINT-Bereich studiert hat und halbwegs programmieren kann. Letztendlich musst man vor allem strukturiert
Mathematik
Ingenieurwissenschaften
Naturwissenschaften
TatenverarbeitungMathematik
Informatik
Naturwissenschaften
TechnikMich würde mal interessieren, in welcher FH du warst.
Das von dir genannte haben wir bereits jetzt nach der hälfte des 2. Semesters durch. Natürlich ist das nicht viel aber ich denke, darauf wird jetzt in anderen Modulen aufgebaut und so das theoretische Wissen immer vermehrt.
HTW Dresden. Allerdings sollte ich hinzufügen, dass inzwischen viele Profs gewechselt haben und der Lehrplan deshalb und auch wegen der Bachelor/Master Umstellung womöglich wieder deutlich anders aussieht.
Und Leider hatte ich den Eindruck, dass die Fächer im Hauptstudium alle noch viel praktischer ausgelegt waren, als im Grundstudium. Rückblickend finde ich das GS ganz OK, weil es halt noch gewisse Grundlagen vermittelt hat. Das HS hat mich dagegen inhaltlich oft gelangweilt, weil es zu einem großen Teil nur Programmierfirlefanz war und es wie gesagt keine vernünftigen Vertiefungsmöglichkeiten gab. Da belegt man dann halt Assembler, Java, Java 3D und ähnlich komplexe Themen weil einem nichts besseres einfällt.
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Hallo,
ich denke, das Studium + generell die Ausbildung ist eine wichtige Ausgangsbasis, aber gerade in der IT ist auch persönliches Interesse gefragt.
Ich würde am Ende des Studiengangs gerne in Bereiche wie CAD-Entwicklung, Spiele-Entwicklung (aus offensichtlichen Gründen aber nicht zwangsmäßig), Grafik- / Audio-Programmierung oder Softwareentwicklung für Grafik-Bearbeitung etc.
Du willst also in den Bereichen arbeiten:
*CAD-Entwicklung:
numerische Mathematik und Bildverarbeitung sind da gefragt, dazu können dir aber andere mehr sagen (ich glaube Xin arbeitet in der Branche?)*Spiele-Entwicklung:
ich denke da hast du eine Chance, wenn du gut bist. Dort ist Praxis gefragt, die lernst du ohnehin nicht im Studium, also hau rein und entwickle mal irgendwelche tollen Demos.*Grafik- / Audio-Programmierung:
Für Audio Programmierung brauchst du ein sehr technisches Studium. In Elektrotechnik haben wir einiges in die Richtung gelernt, Fouriertransformation, Z-Transformation und ähnliches.
Ist jedenfalls ein sehr komplexes Thema, und in der Branche hast du als Medieninformatiker definitiv keine Chance. Dafür fehlt dir die mathematisch technische Basis.*Grafik-Bearbeitung:
Wenn du damit meinst, Algorithmen zur Bildverarbeitung zu entwickeln, dann brauchst du wieder eine gute mathematische Basis.
Oft laufen Bildverarbeitungssysteme an den verschiedensten Orten, z.B. öffentliche Überwachung, Mautsysteme, o.ä.
Eingesetzt werden dort oft embedded systems in Kombination mit Linux. Oft werden auch Digitale Signalprozessoren verwendet, um gewisse Aufgaben besonders schnell abarbeiten zu können. Das geht dann schon wieder in Richtung Elektrotechnik, also wieder nix mit Medieninformatik.Was ich damit sagen möchte: sobald es um technische mathematische Aufgaben geht, sind entsprechend technische Ausbildungen gefragt.
Schau dich nach Studien um, in denen du Bildverarbeitung mit technischem Background lernst.
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Ich bleib fürs erste bei meinem Bachelor Informatik. Wenn ich nach den 3 Jahren weiß, was ich machen möchte, kann ich meinen Master dann ja anpassen.
Bis dahin werde ich mir die Grundlagen von Grafik und Audio selber beibringen. Da schreck ich auch nicht vor Mathematik zurück.
Ich hab wohl leider gedacht, dass Medieninformatik sich auf die Informatik in Medien-Bereichen konzentriert. Mir kommt es immer noch ein wenig unüberlegt vor, einen Studiengang Medieninformatik zu nennen und dann genau diese SChwerpunkte weg zu lassen. Wer aber im Bereich der Grafik-Programmierung oder Audio-Programmierung landen möchte, muss sich selber was zusammen schustern. (Wie du bereits meintest.)
Danke für eure Hilfe nochmal, ohne den Thread hätte ich sicher viel zu viel Zeit mit dem Gedanken verschwendet. Momentan steht der Master in MI zwar noch zur Auswahl aber Wechseln ist keine Option mehr.