Modernes Deutschland - Gründung einer Partei



  • Marc++us schrieb:

    Ah, ist natürlich sehr zynisch argumentiert, aber folgt einer (staatlichen) innereren Logik.

    Klar, aber deshalb haben freiheitliche Staaten ja auch Grundrechte. Sie sind gerade der Schutz des Individuums vor dem Kollektiv.

    Das haben unsere Politiker leider völlig vergessen. Sie haben nicht nur vergessen, wozu Grundrechte da sind, sondern sogar, was überhaupt Rechte sind. Sie treiben den Begriff ins Absurde, indem sie von "Recht auf Urlaub" oder "Recht auf Kindergartenplatz" sprechen. Rechte sind verkommen zu etwas, was das Individuum vom Kollektiv verliehen bekommt. Und mittlerweile sind wir so weit, dass einem als Vertreter von Freiheitsrechten schon abverlangt wird, dass man begründet, wozu man diese Rechte denn bräuchte.

    Es ist traurig. Ohne Staatsbankrott der ganzen Eurozone wird wohl nichts mehr draus.


  • Mod

    Xin schrieb:

    ...
    Selbstständige, die ihr Leben lang nie gezwungen in eine Rente einzuzahlen, stehen am Ende des Lebens ohne Vermögen da.
    ...

    Ich quote mal nur einen Teil, aber man muss sich die Ursachen ansehen: warum zahlt z.B. ein Selbständiger nicht in die Krankenkasse ein.

    Jeder Selbständige muss immer einen Mindestbeitrag in die KK und Rente zahlen, egal ob er Gewinn macht oder nicht. Ein abhängig Beschäftigter hat einen linearen Gleitbetrag bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Macht ein Selbständiger in den ersten 3 Jahren Verlust - was weder aussergewöhnlich noch dramatisch ist - hat er trotzdem noch Mindestbeiträge an der Backe. Das ist nicht wirklich balanciert.

    Siehe hier:

    http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/sr/2013/krankenkassen-nachforderungen-100.html



  • Sceloporus schrieb:

    Dass die meisten Menschen ohne Krankenversicherung ehemalige Reiche sind müsste erstmal bewiesen werden. Ich denke wir sprechen da von einer Minderheit, genauso wie hier davon ausgegangen wird, dass sich mit Grundeinkommen nur noch eine Minderheit um Luxus durch Arbeit oder eine berufliche Selbstverwirklichung bemühen würden.

    Meine Behauptung lässt sich leicht belegen, denn man ist entweder gesetzlich krankenversichert, zum Beispiel über Hartz IV oder man ist privat versichert.
    Bezahlt man seine private Krankenversicherung nicht, so ist man nicht mehr krankenversichert. Damit man sich aber privat versichern kann muss man >50k im Jahr verdienen. Das ist vielleicht nicht "reich", aber schon wohlhabend.
    Schonmal geguckt, was eine PKV im Alter kostet? Mit Selbstbeteiligung, die man vielleicht gar nicht mehr hat? Man kann sich auch mit KV seine Behandlung nicht unbedingt leisten und ist auf kostenlose Medizin angewiesen.

    Das Thema wurde vor einigen Jahren etwas entschärft, weil die PKV nun Billigtarife anbieten müssen. Eine PKV ist aber trotzdem ein lebensgefährliches Risiko, wenn der Geldfluss unerwartet stockt.

    Sceloporus schrieb:

    Wir wollen anders als Die Linke keine Staatsverwaltung. Wir wollen eine liberale Gesellschaft und dazu brauchen wir selbstbestimmte Bürger.

    Ich mag selbstbestimmte Bürger. Dafür braucht man gebildete Bürger. Und wer etwas weiß, weiß, dass er nicht alles weiß und delegiert Themen, die er nicht kompetent handhaben kann an eine vertrauenswürdige Instanz.
    Die Norweger delegieren ihre Riestereinlagen an den Staat, der damit verantwortungsvoll umgeht. Der Deutsche sponsert seine Bank.

    Sceloporus schrieb:

    Uns ist es auch wichtig, dass der Mittelstand (Gehälter zwischen 40 und 100 Tausend Euro) entlastet wird.

    Schwachsinn.

    Wer 40k€/y im Monat verdient, kann akzeptabel leben. Das gilt für 100k€/y erst recht. Das Problem sind die Niedriglöhner, die müssen erstmal auf das Niveau 40k gebracht werden.
    Und das sind diejenigen, die deutlich mehr verdienen, aber relativ schwächer belastet werden. Spitzensteuersatz? Da muss ich erstmal hin. Und es gibt Bemessungsgrenzen, wer viel verdient, wird ja nicht häufiger krank, deswegen muss er auch nicht entsprechend seines Gehaltes Sozialabgaben zahlen.

    Irgendwoher müssen die Steuern und Abgaben auch kommen. Wenn Du den Mittelstand jetzt entlastest, brechen die Einnahmen weg.

    Das steht aber im Widerspruch zu BGE. Wenn ich 10k€ bretto vom Staat bekomme, muss ich nur 20k€ brutto verdienen um das Netto zu haben, was ich bei 40k€ brutto hatte. Eigentlich nur noch 15k€, weil durch die Progression, die Steuern geringer ausfallen. Heißt, mit einer 15 Stunden Woche habe ich das gleiche Geld wie zuvor mit 40h/w. Mit 15k€ zahle ich in einer Ehe aber keine Steuern mehr. Der Staat muss sich die 10000€ also selbst stricken. Und vorsicht, wenn der Ehepartner auch 10000 Euro bekommt, dann kann ich die Arbeit inkl. jeglciher auch gleich komplett streichen. 🙂

    Sceloporus schrieb:

    Das System wird komplett vom Mittelstand getragen. Beamte, Anwälte, Politiker und Unternehmer zahlen in dieses System nicht ein, deswegen kränkelt es.

    Jedes System wird vom Mittelstand getragen. Es kippt, weil der Mittelstand in die Unterschicht gedrückt wird und die obere Schicht zwar gerne das Kapital aus der Gesellschaft zieht, aber es ungern wieder zurückpumpt.
    Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn das Geld im Fluss bleibt. Wird es gelagert, fehlt es anderswo. Darum muss der Staat Schulden aufnehmen, um es schlussendlich wieder in Form von Zinsen an die Wohlhabenden zu überweisen. Die Unterschicht kauft nämlich nur wenige Staatsanleihen.

    Kinders, beschäftigt euch mal ein wenig damit. Die Piraten hatten ein großes Ideal, aber sie haben eigentlich bisher nur eins erreicht: Sie haben gezeigt, dass jeder Hansel eine Partei gründen kann und der Bürger zu blöd ist, darauf angemessen zu reagieren, weil er die Zusammenhänge selbst kaum versteht.
    Die Piraten haben blöderweise die Notwendigkeit von Union, SPD, Grüne und FDP belegt. Laienpolitiker sollten nicht daran glauben, dass sie mit Geldtöpfen, die hunderte Milliarden im Jahr ausmachen verantwortungsvoller umgehen können, als die gegenwärtige Politik, gerade dann nicht, wenn sie sie erstmal mit Fusstritten durch die Gegend kicken, wie es das BGE macht.

    Die AfD wird viel schneller verschwunden sein, als die Piraten. Die haben inzwischen auch erkannt, dass große Worte zwar Stimmen bringen, aber keine großen Taten folgen können.

    Sucht euch eine sinnvolle Beschäftigung. Und wenn ihr doch Politiker werden wollt, meldet euch bei der Partei eures Vertrauens und macht dort die entsprechende "Ausbildung" mit kleinen Geldtöpfen.

    Marc++us schrieb:

    Im Rahmen der Harmonisierung der Abläufe ist es aber konsequent, dass der Staat irgendwann so handelt, denn die "Aussenstehenden" sind mit der Zeit echt lästig und störend. Für die braucht man ständig Ausnahmen, muss Sachen vorhalten, die sonst niemand braucht, usw. Da kommt der Verbotsgedanke automatisch.

    Ah, ist natürlich sehr zynisch argumentiert, aber folgt einer (staatlichen) innereren Logik.

    Die Amerikaner wollen keine Krankenversicherung und nun hat man sie doch gezwungen. War das eine gute oder schlechte Idee?

    Es ist nicht zynisch, es liegt nur eine falsche Grundannahme vor. Die Annahme ist, dass der Bürger ab 18 in der Lage ist, sein Leben zu organisieren. Man spricht vom mündigen Bürger.
    Die geistige Entwicklung stoppt in der Regel im Alter von 15 Jahren. Man kann also fragen, warum man nicht gleich einen 15jährigen nicht als Erwachsenen definiert?

    Ein 35jähriger und ein 15jähriger treffen häufig also aus gleichen Motiven ähnliche Entscheidungen, lediglich Erfahrungen verändern die Entscheidung.
    "Ich kann den großen Fernseher/die tollen Schuhe nicht kaufen, weil mir sonst das Geld für das Essen meiner Familie fehlt." Das sind Erfahrungswerte, die ein 35jähriger hat, ein 15jähriger hungert. Es sind wirklich Erfahrungswerte, man hat also Hunger erfahren, weil man sein Geld anderswo ausgegeben hat.
    Ich kenne einen Jugendlichen in "betreuten Wohnen", der für sich selbst einkaufen muss, der macht diese Erfahrung immer mal wieder. Im Studium (Alter 18-30 Jahre, vorher hat Mama eingekauft) habe ich häufiger mal Essen "verliehen", weil auch da diese Erfahrung gemacht wird. Mündige Bürger, die genug Geld zum Leben haben, aber hungern. Ganz einfach, weil die Leute nicht nachdenken bei grundlegenden Bedürfnissen - zukünftige Akademiker wohlgemerkt. Ich hatte weniger Geld als die meisten und habe eher besser als der Rest gegessen. Meine Eltern haben mich mit 14 alleine gelassen und sind in Urlaub gefahren. Ich konnte im Studium auch mit wenig Geld sehr gut einkaufen.

    Ich habe bisher noch nicht die Erfahrung gemacht, hunderte Milliarden zu verwalten.
    Der Unterschied ist, dass ich mir dessen bewusst bin und mir klar ist, dass bei hunderten Milliarden bereits kleine Abweichungen Millionen kosten. Dass ich da nicht locker flockig an den Stellschrauben einer Gesellschaft rotieren kann.

    Die Herrn mit dem Wunsch(!) eines BGEs sehen das locker. Wie ein 15jähriger. Wir haben auch jede Menge Bundestrainer an den Stammtischen und überall laufen Models und begnadete Sänger rum. Ich liebe die Vorentscheide von DSDS - die Shows finde ich langweilig. Warum? Da treten mündige Bürger auf, die glauben sie könnten singen, sind aber zu blöd sich vorher mal auf einem Kassettenrekorder (iPhone für die neue Generation) aufzunehmen und mal zu hören, ob das nach was klingt. Aber wählen dürfen die.

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 80% der Bürger über 18 noch nicht mündige Bürger sind, der Rest wird sich darüber im Klaren sein, dass man selbst nicht alles kann.

    Kürzlich kam im Radio ein Prominenter, der im September die FDP wählen will. Warum? Weil die gerade keiner mag und er damit ein Zeichen setzen will.
    Warum darf so einer wählen? Weil er über 18 ist und der Staat die Annahme macht, dass 18jährige mündige Bürger sind.
    Dafür muss man sich nicht qualifizieren.



  • Hi Xin,

    Xin schrieb:

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 80% der Bürger über 18 noch nicht mündige Bürger sind

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 60% der Bürger nie mündige Bürger werden.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Hi Xin,

    Xin schrieb:

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 80% der Bürger über 18 noch nicht mündige Bürger sind

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 60% der Bürger nie mündige Bürger werden.

    Ich fand die 80% schon eher wohlwollend.

    Mit 25 ist bei den meisten Menschen der Geist so gesetzt, dass er unverrückbar ist. Die rennen mit dem Kopf gegen die Wand und wenn man sie fragt, weshalb, dann weil sie das schon immer so gemacht haben. Im Alter heißt das dann "aus Tradition"...

    Bei drastischen Konsequenzen gibt's dann mal ein Umdenken. Mein Vater war militanter Raucher, das verbietet ihm niemand. Dann hatte er einen Herzinfarkt und seitdem ist er militanter Nichtraucher. Der Infarkt war ein einschneidendes Erlebnis.

    Politische Konsequenzen spüren wir ja nicht. Für Hartz IV müssen wir die Konten offenlegen, wir leben in billigen Wohnungen in unschönen Vierteln, aber es gibt Essen, Fernsehen, Medizin, Wasser, Heizung und wenn die Stromrechnung bezahlt wird tut's auch das Licht.

    Unsere Unterschicht lebt auf einem Level, weswegen Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland kommen wollen. Warum sollte man sich für Politik interessieren - läuft doch? Wenn wir hier bei griechischen Verhältnissen ankommen, wenn es keine Sozialhilfe, keine Rente mehr gibt, dann kann man sich ja nochmal drum kümmern. Bis dahin besteht doch gar kein Grund, sich ernstzunehmend mit Politik auseinander zu setzen.

    In den 50ern, kurz nachdem Adolf an den gesellschaftlichen Schrauben rotiert hat, da gab es politisch und gesellschaftlich etwas zu tun. Heute... läuft doch, da kann ich mich auf mich konzentrieren, meine Rechte, meinen Lebensstandard, meine Position in der Gesellschaft. Wie ein Dreijähriger.

    Warum sollte man heute noch mündiger Bürger werden?

    Mit Dreijährigen macht man aber kein BGE.

    Als 10jähriger habe ich ein Wort gelernt: "Konsumterror". Das Problem, Geld zu haben und nicht mehr zu wissen, was man damit eigentlich konsumieren sollte. Das Wort ist etwas aus der Mode gekommen. Aber eine halbe Generation später hatte die Auswahl zwischen Nintendo oder Playstation, jeder hatte eigene Fernseher und Computer und Computerspiele und das wurde frei Haus geliefert. Ist ja selbstverständlich, das braucht man heute.

    Und das haben viele der heute 25jährigen gelernt. Konsum ist normal und andere haben zu liefern. Es war früher doch auch so, das ist ein Recht. Wozu brauche ich Bildung, man hat doch ein Grundrecht auf Konsum, oder etwa nicht?

    Hinweis: Nein, die derzeit 25jährigen sind nicht alle Sozialschmarotzer. Ich kenne einige sehr patente und fleißige Leute in dem Alter. Manche sind zu anständigen jungen Leuten erzogen worden, manche mussten aber nach der Schule erstmal aufholen, als sie merkten, dass Konsum kein Grundrecht ist und mache machen nix und hartzen rum.

    Meine Eltern haben gerne konsumiert, ich bekam reichlich zu Weihnachten oder Geburtstagen, es gab Taschengeld. Aber wenn das nicht reichte, musste ich als Kind arbeiten gehen. Und so ein Computer ist teuer, das wusste ich auch als Kind, denn ich musste selbst sehen, wie das finanziert wird. Und vorher halt bei Spielzeug aus dem Katalog, da wurde monatelang hingespart.

    Aber was macht die erste Generation, die mit dem BGE aufwächst? Die damit aufgewachsen ist ausreichend Geld als Grundrecht zu besitzen? Die gehen dann arbeiten? Wäre ich in einer solchen Umgebung studieren gegangen? Oder arbeiten?
    Ich glaube nicht. Ich hätte mir einfach mein Spielzeug gekauft und fertig.



  • Hat das BGE eigentlich schon jemand durchgerechnet?

    Derzeitige Einnahmenseite Bund: ~300Mrd
    Derzeitige Einnahmenseite Länder: ~300Mrd

    Kosten BGE ( 800€/Monat ):

    12 * 800€ * 70 Mio ( ich rechne hier mal 10 Mio Kinder raus, die ja bei weitem keine 800€ brauchen )
    = 672Mrd

    D.h. nur fürs BGE wirdjetzt schon mehr benötigt, als der Staat insgesamt überhaupt einnimmt. Da kommen jetzt noch Kosten für Bundeswehr, Polizei, Staatsangestellte, usw. dazu.

    Da müsste man noch ENORM Steuereinnahmen generieren, um überhaupt Ansatzweise die Kurve zu kriegen. Solange bis mir einer eine plausible Rechnung ( mit Zahlen ) vorlegt, die wenigstens einigermaßen auch Worst-Case-Szenarien ( z.B. 20% der Menschen wollen nicht arbeiten, oder Einbruch der Wirtschaftsleistung um 20% ) mit berücksichtigen, halte ich das Konzept für unsinnig, obwohl es in der Theorie natürlich ein gutes Konzept für die Zukunft ist.



  • Xin schrieb:

    Eine PKV ist aber trotzdem ein lebensgefährliches Risiko, wenn der Geldfluss unerwartet stockt.

    Da sind wir uns ja einig, oder nicht? Bürgerversicherung!

    Xin schrieb:

    Sceloporus schrieb:

    Wir wollen anders als Die Linke keine Staatsverwaltung. Wir wollen eine liberale Gesellschaft und dazu brauchen wir selbstbestimmte Bürger.

    Ich mag selbstbestimmte Bürger. Dafür braucht man gebildete Bürger. Und wer etwas weiß, weiß, dass er nicht alles weiß und delegiert Themen, die er nicht kompetent handhaben kann an eine vertrauenswürdige Instanz.
    Die Norweger delegieren ihre Riestereinlagen an den Staat, der damit verantwortungsvoll umgeht. Der Deutsche sponsert seine Bank.

    Es erscheint mir sehr naiv zu glauben, dass der Staat besser mit Werten (Geld) umgehen kann als ein Wirtschafsunternehmen oder eine Bank.
    Du führst Norwegen als Referenz auf und hast dir eine aktuell (!) frische Rosine herausgepickt aus einem Komposthaufen.

    Der Staat sollte nur die Grundabsicherung übernehmen, für alle! Aber eben auch nicht mehr. Der Staat muss effektiv wirken und effizient arbeiten, da klappt nur mit einem schlanken Verwaltungsappart.

    Xin schrieb:

    Sceloporus schrieb:

    Uns ist es auch wichtig, dass der Mittelstand (Gehälter zwischen 40 und 100 Tausend Euro) entlastet wird.

    Schwachsinn.

    Wer 40k€/y im Monat verdient, kann akzeptabel leben. Das gilt für 100k€/y erst recht. Das Problem sind die Niedriglöhner, die müssen erstmal auf das Niveau 40k gebracht werden.
    Und das sind diejenigen, die deutlich mehr verdienen, aber relativ schwächer belastet werden. Spitzensteuersatz? Da muss ich erstmal hin. Und es gibt Bemessungsgrenzen, wer viel verdient, wird ja nicht häufiger krank, deswegen muss er auch nicht entsprechend seines Gehaltes Sozialabgaben zahlen.

    Wer 40 000 bis 100 000 Euro aktiv (also über Löhne/Gehälter) verdient hat dafür in der Regel sehr hart gearbeitet, entweder ein eigenes Unternehmen aufgebaut (das Arbeitsplätze und Mehrwerte für unsere Gesellschaft schafft) oder durch Studium und viel Engagement sich hoch gearbeitet. Das sollte honoriert werden können.

    Erst ab 100 000 bis 150 000 Euro gibt es kaum noch vertretbare Gründe zu behaupten, dass dieses Geld in Relation mit Engagement stehen könnte. Hier sollte der Spitzensteuersatz hinverlagert werden, nicht zu den "Normalos" mit mittelern Einkommen.

    Xin schrieb:

    Irgendwoher müssen die Steuern und Abgaben auch kommen. Wenn Du den Mittelstand jetzt entlastest, brechen die Einnahmen weg.

    Das steht aber im Widerspruch zu BGE. Wenn ich 10k€ bretto vom Staat bekomme, muss ich nur 20k€ brutto verdienen um das Netto zu haben, was ich bei 40k€ brutto hatte. Eigentlich nur noch 15k€, weil durch die Progression, die Steuern geringer ausfallen. Heißt, mit einer 15 Stunden Woche habe ich das gleiche Geld wie zuvor mit 40h/w. Mit 15k€ zahle ich in einer Ehe aber keine Steuern mehr. Der Staat muss sich die 10000€ also selbst stricken. Und vorsicht, wenn der Ehepartner auch 10000 Euro bekommt, dann kann ich die Arbeit inkl. jeglciher auch gleich komplett streichen. 🙂

    Wir haben auf der Webseite einige Ansätze stehen, zum Beispiel sollen Steuervereinfachungen Lücken schließen, die uns Millarden kosten. Zudem sollen passive Einkommen (Mieten, Zinsen, Dividenden, Erbschaften usw.) höher versteuert werden.

    Wenn du mit BGE und einer 15h Woche tatsächlich gleiches Einkommen hast wie vor BGE mit einer 40h Woche dann ist das doch super. Gleichermaßen kannst du dir dann aber auch ausmalen, wie dein Einkommen mit BGE und einer 40h Woche sein kann. Motivation anyone?

    Xin schrieb:

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 80% der Bürger über 18 noch nicht mündige Bürger sind, der Rest wird sich darüber im Klaren sein, dass man selbst nicht alles kann.

    Die Bürger sind auch deswegen nicht mündig, da wir ihnen gar nicht die Motivation dazu gegeben haben. Wir waren alles mal fähige Urwaldmenschen, jetzt sind wir herrentreue Staatsdiener. Ein Staat, der sich nicht einmischt, erzieht seine Bürger damit.

    EDIT: Viele Tippfehler...



  • It0101 schrieb:

    D.h. nur fürs BGE wirdjetzt schon mehr benötigt, als der Staat insgesamt überhaupt einnimmt. Da kommen jetzt noch Kosten für Bundeswehr, Polizei, Staatsangestellte, usw. dazu.

    Fun Fact: Der Staat gibt schon heute mehr aus, als er einnimmt. Ein großer Teil der Ausgaben sind außerdem Zinslast. Ein weiterer Teil sollte ganz abgeschafft werden.



  • earli schrieb:

    It0101 schrieb:

    D.h. nur fürs BGE wirdjetzt schon mehr benötigt, als der Staat insgesamt überhaupt einnimmt. Da kommen jetzt noch Kosten für Bundeswehr, Polizei, Staatsangestellte, usw. dazu.

    Fun Fact: Der Staat gibt schon heute mehr aus, als er einnimmt. Ein großer Teil der Ausgaben sind außerdem Zinslast. Ein weiterer Teil sollte ganz abgeschafft werden.

    Ändert nichts an der Tatsache, dass derzeit nur 600Mrd verfügbar sind. Wenn das BGE so im Bereich bis max 400 Mrd. liegen würde, hätte ich gesagt, dass man den Rest schon noch irgendwo herholen kann, aber wir sind weit davon entfernt.

    Also wo sollen die knapp 700Mrd herkommen? Steuererhöhungen führen eigentlich immer zwangsläufig zu einem Einbruch in einem anderen Bereich. Entweder beim Konsum der Privatleute oder bei der "Investitionstätigkeit" der Unternehmen.



  • Theoretisch ganz einfach: Wir müssen unsere Wertschöpfung erhöhen. Praktisch natürlich gar nicht so leicht.

    Wir sollten jetzt auch noch gar nicht großartig die Finanzierbarkeit diskutieren, sondern eher die Sinnmäßigkeit als wirtschafts- und sozialpolitisches Konzept.

    Wir streben ein belastbares Finanzierungsmodell für das BGE an und suchen hierfür auch explizit mehrere (!) Experten aus den Bereichen VWL, Mathematik usw. Aber so lange wir dieses Modell nicht haben, können wir darauf auch nicht eingehen.

    Das BGE bedeutet für uns eher ein langfristiges Oberziel, welches wir anstreben sollten und das aus genannten Gründen. Mal eben schnell ein BGE einführen wäre auch nicht unser Motto, dafür müssten wir erstmal einige Vorbereitungen treffen.

    Die Agenda sähe grob so aus:

    1.) Reform der Sozialversicherung
    1.1) Arbeitslosenversicherung könnte durch das BGE überflüssig werden
    1.1) Kranken- und Pfelgeversicherung sind in der derartigen Form extrem unwirtschaftlich. Wir finanzieren über unsere Beiträge alles x-fach mit. Die AOK, Barmer, BKK, TK usw. haben alle jeweils eine eigene Geschäftsführung, Marketing-Abteilung, Selbstverwaltung... Unser Vorschlag wäre eine Einheitskasse... eine Bürgerversicherung, in der jeder Bürger versichert ist. Dies würde die Beiträge für die Mittelschicht senken. (Gehälter und Löhne verdienen soll wieder Spaß machen!)
    1.3) Reform der Rentenversicherung, auch diese zur Bürgerversicherung machen. Arbeiter, Landwirte und Angestellte gemeinsam verwalten.
    1.4) Errichtung einer Kontrollinstanz für die (nun überschaubar verwaltete) Sozialversicherung mit Zielen der kontinuierlichen Verbesserung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit.

    1. Steuerkonzept überarbeiten
      2.1) Steuern vereinfachen, unternehmerische Steuerlast besser planbar machen, Lücken schließen
      2.2) Mittelstand entlasten, durch Wegfall der Steuerprogression, geringere Steuern auf aktive Einkommen (Gehälter und Löhne verdienen soll wieder Spaß machen!)
      2.3) Passive Einkommen hoch besteuern, pauschal 50% auf alle Erträge.
      2.4) Heute arbeiten in Produktionsstätten kaum mehr Menschen. Trends wie Industrie 4.0 zielen auf das Idealbild einer quasi menschenleeren, jedoch sich selbst optimierenden Fabrik ab. Darüber freuen wir uns, denn das macht eine moderne Nation aus. Menschen sollen von der Arbeit befreit werden. Die gewonnene Produktivität sollte jedoch einen Teil für das Gemeinwohl leisten. Die (jährlich steigende!) Maschinenproduktivität kann direkt oder indirekt besteuert werden.

    2. Verschlankung der rein-staatlichen Sozialleistungen durch ein Bürgergeld
      3.1) Schließung von Behörden für Bafög, Kindergeld, Wohngeld, HartzIV, Beihilfen usw., für das Bürgergeld ist das Finanzamt zuständig.
      3.2) Festlegung der Höhe des BGE und von Pfändungsgrenzen etc.

    3. Einführung des BGE

    Als fünfter Bereich käme noch der Ausgabenbereich (alles außer BGE/Bürgergeld) hinzu. Wir wollen zum Beispiel eine hochmoderne, jedoch schlanke und auf Effizienz getrimmte Verteidigung haben. Der Staat soll sich selbst optimieren können mit Hilfe der Bürger. Steuerverschwendung (diverse Projekte, aktuell die nicht zulassungsfähige Kampfdrohne) sollen vermieden werden, Konzepte wie OpenData sollen dabei helfen.



  • Sceloporus schrieb:

    Xin schrieb:

    Eine PKV ist aber trotzdem ein lebensgefährliches Risiko, wenn der Geldfluss unerwartet stockt.

    Da sind wir uns ja einig, oder nicht? Bürgerversicherung!

    Was die PKV angeht, so gehört sie in meinen Augen abgeschafft. Ob das sofort mit der Bürgerversicherung gleichzusetzen ist, ist damit noch nicht gesagt.
    Auch die Bedenken, die zur Bürgerversicherung stehen, müssen konstruktiv diskutiert werden. Nur weil ich das eine nicht will, heißt das nicht, dass "Basta - Bürgerversicherung!" die Antwort ist. "Alternativlos" haben wir schon in der Bundesregierung.

    Sceloporus schrieb:

    Es erscheint mir sehr naiv zu glauben, dass der Staat besser mit Werten (Geld) umgehen kann als ein Wirtschafsunternehmen oder eine Bank.

    Es scheint mir deutlich naiver zu glauben, dass ein Wirtschaftsunternehmen, das per Definition irgendwie Gewinne machen muss, das nicht mit Hilfe des Geldes seiner Kunden tut. Wessen Geld könnte das wohl sein...? Ah... meins. ^^

    Sceloporus schrieb:

    Der Staat sollte nur die Grundabsicherung übernehmen, für alle! Aber eben auch nicht mehr. Der Staat muss effektiv wirken und effizient arbeiten, da klappt nur mit einem schlanken Verwaltungsappart.

    Wer den schlanken Verwaltungsapparat verlangt, sollte sich bewusst sein, dass nicht alle Entscheidungen, die andere vor einem getroffen haben, aus purer Idiotie getroffen wurden. Für die meisten Vorschriften gibt es Gründe. In der Regel auch gute Gründe, die derjenige, der mal eben die Forderung nach Verschlankung aufstellt in der Regel nicht kennt. An dem Punkt waren wir ja schon: Einfach mal die Stellschrauben drehen, ohne zu wissen, was dann passiert. Bei den Informatikern/Admins gibt's da den Spruch "Never touch a running system.".
    Ein laufendes System ist vielleicht nicht optimal, aber es ist bis man weiß was man tut immernoch besser als ein kaputtes System.

    Statt großspurig Forderungen aufzustellen, geh die Sache lieber kleiner an. Entstauben, statt verschlanken... Abbau von Bürokratie heißt das ja so schön... was über Jahrzehnte aufgebaut wurde, sollte auch über Jahrzehnte wieder abgebaut oder ersetzt werden.
    Kippt ihr das Verwaltungssystem könnte es sein, dass dann nichtmals mehr ein Ineffizientes da ist.

    Sceloporus schrieb:

    Xin schrieb:

    Wer 40k€/y im Monat verdient, kann akzeptabel leben. Das gilt für 100k€/y erst recht. Das Problem sind die Niedriglöhner, die müssen erstmal auf das Niveau 40k gebracht werden.
    Und das sind diejenigen, die deutlich mehr verdienen, aber relativ schwächer belastet werden. Spitzensteuersatz? Da muss ich erstmal hin. Und es gibt Bemessungsgrenzen, wer viel verdient, wird ja nicht häufiger krank, deswegen muss er auch nicht entsprechend seines Gehaltes Sozialabgaben zahlen.

    Wer 40 000 bis 100 000 Euro aktiv (also über Löhne/Gehälter) verdient hat dafür in der Regel sehr hart gearbeitet, entweder ein eigenes Unternehmen aufgebaut (das Arbeitsplätze und Mehrwerte für unsere Gesellschaft schafft) oder durch Studium und viel Engagement sich hoch gearbeitet. Das sollte honoriert werden können.

    Ich habe nichts dagegen, gut honoriert zu werden.

    Ich weiß aber auch, dass ich dank meines Studiums mehr verdiene als viele meines Umfeldes, die teils auch hart arbeiten.

    Sceloporus schrieb:

    Erst ab 100 000 bis 150 000 Euro gibt es kaum noch vertretbare Gründe zu behaupten, dass dieses Geld in Relation mit Engagement stehen könnte. Hier sollte der Spitzensteuersatz hinverlagert werden, nicht zu den "Normalos" mit mittelern Einkommen.

    Nebenher sollte Dir auch bewusst sein, dass der Spitzensteuersatz auch nur auf die Spitze gezahlt wird. Das darunter liegende Gehalt wird normal besteuert. Die Frage nach dem Spitzensteuersatz stellt sich also erst, wenn man vorher dank des niedriger besteuerten Einkommens bereits akzeptabel am Leben teilhaben kann und für das, was da noch mehr verdient wird, wird dann der Spitzensteuersatz bezahlt.

    Es spricht aber nichts gegen eine Limousine der oberen Mittelklasse vor der Tür bevor man den Spitzensteuersatz zahlt.

    Wir Normalos zahlen die Steuern auch dafür, dass wir Normalos einen Staat haben, der für sichere Straßen, für Bildung und Kultur, Polizei und Feuerwehr sorgt. Steuern zahlt man nicht, weil man muss, sondern weil man was dafür bekommt. Ich zum Beispiel habe meine Schulbildung und mein Studium dafür bekommen, entsprechend ist es auch in Ordnung, dass ich diesen Kredit nun auch abbezahle und dafür sorge, dass jüngere studieren können und damit in die Lage kommen später meine Rente zahlen.

    Sceloporus schrieb:

    Wir haben auf der Webseite einige Ansätze stehen, zum Beispiel sollen Steuervereinfachungen Lücken schließen, die uns Millarden kosten. Zudem sollen passive Einkommen (Mieten, Zinsen, Dividenden, Erbschaften usw.) höher versteuert werden.

    Wenn das gerade bei Erbschaften oder Mieten so einfach wäre... ^^

    Sceloporus schrieb:

    Wenn du mit BGE und einer 15h Woche tatsächlich gleiches Einkommen hast wie vor BGE mit einer 40h Woche dann ist das doch super. Gleichermaßen kannst du dir dann aber auch ausmalen, wie dein Einkommen mit BGE und einer 40h Woche sein kann. Motivation anyone?

    Überhaupt nicht, weil die Stunde viel weniger relatives Einkommen generiert mit dem BGE.
    Heute ist der Unterschied von 15 auf 40h/w eine Verdopplung des Gehaltes. Da lohnt sich der Stundenlohn noch halbwegs. Mit BGE wären noch 25% zusätzliches Einkommen drin, obwohl ich mit 15h bereits meine Limousine oberer Mittelklasse vor der Tür habe. Für die 25% steh ich doch morgens nicht mehr auf. Der Stundenlohn mancher 1 Euro-Jobber wäre höher, lass mal stecken.
    Da arbeitet man ja nur noch für die Steuern...

    Motivation wäre hier politisch zerstört worden.

    Sceloporus schrieb:

    Xin schrieb:

    Gehe mal einfach von der Annahme aus, dass 80% der Bürger über 18 noch nicht mündige Bürger sind, der Rest wird sich darüber im Klaren sein, dass man selbst nicht alles kann.

    Die Bürger sind auch deswegen nicht mündig, da wir ihnen gar nicht die Motivation dazu gegeben haben. Wir waren alles mal fähige Urwaldmenschen, jetzt sind wir herrentreue Staatsdiener. Ein Staat, der sich nicht einmischt, erzieht seine Bürger damit.

    Das stimmt - deswegen lehne ich das BGE.

    Er muss sich da einmischen, wo der Urwaldmensch Scheiße bauen kann, den der Rest der Bürger bezahlen soll: Rente, Krankenversicherung, Bildung. Dafür braucht er Steuern.

    Auch hier kann man die Rosinen aus dem Mist picken: Die skandinavischen Länder zahlen die höchsten Steuern - und sind sehr zufrieden mit dem, was sie haben. Da ist ein funktionierendes Staatsmodell, das Steuereinnahmen und glückliche, zufriedene und abgesicherte Bürger produziert, weil der Staat Dienstleister ist. Die zahlen mehr, bekommen aber auch mehr. Alles Lebensnotwendige ist geregelt, auch dann, wenn das eigene Leben mal in Schieflage gerät.
    Da sollten wir vielleicht mal genauer hingucken.



  • Sceloporus schrieb:

    Theoretisch ganz einfach: Wir müssen unsere Wertschöpfung erhöhen. Praktisch natürlich gar nicht so leicht.

    Praktisch aber dafür komplett daneben.

    Wir können den Planeten nicht noch mehr ausbeuten. Wachstum hat einfach keine Zukunft, wir brauchen ein Konzept, um zu schrumpfen, damit unser Planet uns noch ertragen kann.

    Sceloporus schrieb:

    Wir sollten jetzt auch noch gar nicht großartig die Finanzierbarkeit diskutieren

    Genau, das diskutieren wir, wenn ihr den Kanzler stellt, hm?

    Na, dann mal gute Nacht...



  • Xin schrieb:

    Überhaupt nicht, weil die Stunde viel weniger relatives Einkommen generiert mit dem BGE.
    Heute ist der Unterschied von 15 auf 40h/w eine Verdopplung des Gehaltes. Da lohnt sich der Stundenlohn noch halbwegs. Mit BGE wären noch 25% zusätzliches Einkommen drin, obwohl ich mit 15h bereits meine Limousine oberer Mittelklasse vor der Tür habe. Für die 25% steh ich doch morgens nicht mehr auf. Der Stundenlohn mancher 1 Euro-Jobber wäre höher, lass mal stecken.
    Da arbeitet man ja nur noch für die Steuern...

    Diesen Gedankengang verstehe ich nicht ganz. Mit BGE hat man immer seine, sagen wir 700 Euro. Okay. Wenn ich jetzt arbeiten gehe, ist das für mich ein Mehraufwand und diesen stelle ich meinen Mehreinnahmen gegenüber.

    Ich hatte dazu schon mal folgendes geschrieben:

    ich schrieb:

    Heute bekommt eine Kassierein oder ein Kassierer in Vollzeit im Einzelhandel 2000 Euro brutto, netto 1300 Euro. Ist marktüblich und es gibt etliche Bürger, die diesesn Job machen müssen bzw. es in ihrer Zwangslage "wollen".

    Mit BGE, beispielsweise 700 Euro, könnte der AG zwar theoretisch argumentieren, jetzt käme der AN ja auch mit 600 Euro netto aus... allerdings würder der AG dann kaum noch Leute finden, da diese Arbeit dann einfach zu schlecht bezahlt wäre für die Arbeitszeit oder den Arbeitsaufwand. Für 600 Euro netto in Vollzeit arbeiten? Wieso? Die Leute könnten einfach zu Hause sitzen und sich nach anderen Gelegenheiten umschauen, die bessere Konditionen haben.

    (by the way ist das natürlich genau der Grund, warum viele gegen das BGE sind, weil Arbeitskraft teurer wäre, insbesondere im Bereich, den wir heute als "Niedriglohnbereich" bezeichnen)

    Schwierige, harte, "dreckige" Arbeit müsste mit BGE einfach höher bezahlt werden. Nur für Arbeit, um die sich die Menschen sowieso reißen, die also vielen Menschen Spaß macht (Kunst? Design?), würde dann wirklich schlechter bezahlt werden, alle anderen Arbeiten würden im Preis gleich bleiben oder sogar steigen, insbesondere nervige und anstrengende Tätigkeiten wie Landarbeit, Fließbandarbeit, Kassieren und Kloputzen würden teurer werden, da es dann keine Zwangslagen mehr gibt, mit denen die Menschen dazu getrieben werden.

    Aber Fließbandarbeiter, Landarbeiter und Kassierer werden in naher Zukunft sowieso die Ausnahme sein. Schlangestehen an der Kasse im Einzelhandel gehört bald der Vergangenheit an, dann geht ihr mit eurer Einkaufstüte durch den Ausgang und habt automatisch bezahlt.

    Xin schrieb:

    Er muss sich da einmischen, wo der Urwaldmensch Scheiße bauen kann, den der Rest der Bürger bezahlen soll: Rente, Krankenversicherung, Bildung. Dafür braucht er Steuern.

    Gerade durch das heutige Steuersystem muss ich doch die Scheiße (Verschwendung, Bankenrettung und lustlose Menschen) mittragen, die andere verbocken. Eine Liberlisierung würde eher dafür sorgen, dass wir abgesehen von unserer Grundabsicherung nur eigene Fehltritte zahlen.



  • Sceloporus schrieb:

    Xin schrieb:

    Überhaupt nicht, weil die Stunde viel weniger relatives Einkommen generiert mit dem BGE.
    Heute ist der Unterschied von 15 auf 40h/w eine Verdopplung des Gehaltes. Da lohnt sich der Stundenlohn noch halbwegs. Mit BGE wären noch 25% zusätzliches Einkommen drin, obwohl ich mit 15h bereits meine Limousine oberer Mittelklasse vor der Tür habe. Für die 25% steh ich doch morgens nicht mehr auf. Der Stundenlohn mancher 1 Euro-Jobber wäre höher, lass mal stecken.
    Da arbeitet man ja nur noch für die Steuern...

    Diesen Gedankengang verstehe ich nicht ganz. Mit BGE hat man immer seine, sagen wir 700 Euro. Okay. Wenn ich jetzt arbeiten gehe, ist das für mich ein Mehraufwand und diesen stelle ich meinen Mehreinnahmen gegenüber.

    Ohne BGE brauche ich für 700 Euro ca. 15 Stunden pro Woche. Das sind 65 Stunden pro Monat, also 10,76€/h. Für 1400 brauche ich 40 Stunden pro Woche - das sind 8 Euro pro Stunde gesamt. Faktisch arbeite ich 65 Stunden für 700 Euro und 108 Stunden für die zweiten 700 Euro. Für den Mehrverdienst arbeite ich also für einen Stundensatz von 6,48€ - gemischt 8 Euro/Stunde. Aber 100% mehr Gehalt als wenn ich nur 15h/w arbeite.
    Ich überlege mir häufiger von 40 auf 32 Stunden runter zu gehen. Finanziell ist lohnen sich diese 8 Stunden eigentlich nicht wirklich.

    Packen wir das BGE dazu. 700 Euro für 0 Stunden. Geiler Stundenlohn. Jetzt verdiene ich 700 Euro in 15h/w dazu, wie gehabt 10,76€/h und 100% mehr Einkommen. Im Schnitt habe ich also jetzt 21,52€/h pro Stunde Arbeit im Portemonnaie.
    Ich bin jetzt da, wo ich vorher mit 40h/w wäre. Um jetzt 50% mehr Gehalt zu bekommen, müsste ich jetzt für 6,48€/h weiterarbeiten. Die zweiten 700 Euro hätten also den dreifachen Aufwand wie die ersten 1400.

    Wozu sollte ich also arbeiten? Ich habe doch schon 1400 Euro mit viel weniger Aufwand - warum soll ich jetzt für 6,48€, ein Drittel von dem, was ich vorher pro Stunde im Portemonnaie habe, weiterarbeiten? ICH BIN DOCH NICHT BLÖD! Lohnt doch gar nicht. Würde doch alles an den Staat gehen. 1400 Euro reichen für eine angenehme Wohnung, ein passables Auto und die Rente ist dank BGE sicher. Also Füße hoch und RTL go!
    Für 1400 Euro bei 15h/w würde ich keinen Handschlag mehr tun. Wenn ich alleine überlege, wieviel Geld ich ausgebe, um die Fahrtkosten zu bezahlen, ich könnte viel billiger und besser essen, wenn ich das Essen zu Hause selbst kochen könnte. Obwohl 1400€ für mich derzeit einen großen Rückschritt bedeuten, könnte ich aufgrund der wenigen Arbeit viele Kosten einsparen (was übrigens meinen Tankwart, meiner bevorzugten Dönerbude, dem Mann am Hähnchengrill usw. den Job kostet). Da ich weniger unterwegs bin, reicht ein einfacheres Auto, was meinen freundlichen Audi-Händler stören könnte und wiederum den Typen am Band, der meinen Audi zusammengesetzt hat.

    Steuern kann ich dann leider kaum noch zahlen.

    Klar, das wird sich alles verschieben, der Unterschied wird nicht so krass sein, aber das BGE wird immer die erste Arbeitsstunde deutlich aufwerten und jede weitere abwerten.

    Wir werden alle trotzdem arbeiten. Damit wir nämlich überleben, müssen wir für die Dienstleistungen und Waren mehr Geld nehmen. Damit reicht das BGE leider nicht mehr zum Leben, daher müssen wir weiter für kleines Geld arbeiten. Das BEDINGUNGSLOSE Verschenken von Geld wird eine Inflation auslösen, also sämtliche monetären Ersparnisse vernichten - also Renten, Firmenrücklagen, Sparverträge.
    Bis sich das ganze wieder da einpendelt, wo es gerade ist. Geld wird nur in bedeutend kleiner Menge verschenkt, so dass es im Alltag keine Rolle für den einzelnen spielt.

    Xin schrieb:

    Er muss sich da einmischen, wo der Urwaldmensch Scheiße bauen kann, den der Rest der Bürger bezahlen soll: Rente, Krankenversicherung, Bildung. Dafür braucht er Steuern.

    Gerade durch das heutige Steuersystem muss ich doch die Scheiße (Verschwendung, Bankenrettung und lustlose Menschen) mittragen, die andere verbocken. Eine Liberlisierung würde eher dafür sorgen, dass wir abgesehen von unserer Grundabsicherung nur eigene Fehltritte zahlen.[/quote]
    In Deinem System sind wir alle 'lustlose Menschen'. Aber Du hast recht - bezahlen müsste ich die dann nicht mehr. Irgendwer müsste mich dann bezahlen. Hoffentlich bist Du dann noch da und arbeitest für mich.

    Wenn eine Partei das umsetzt, was ihr da als "modernes Deutschland" verkauft, dann zahlen wir alle, bis wir pleite sind. Das ist reinste Idiotie.
    Fangt an nachzudenken, bevor ihr von Politik phantasiert und tut mir einen Gefallen: Macht niemals Politik.



  • Zumal das BGE keiner ernst nimmt, bevor nicht mal jemand mit einer konkreten wasserdichten Berechnung daher kommt. Bis dahin werden das 90% der Bevölkerung als Spinnerei sehen.



  • It0101 schrieb:

    Zumal das BGE keiner ernst nimmt, bevor nicht mal jemand mit einer konkreten wasserdichten Berechnung daher kommt. Bis dahin werden das 90% der Bevölkerung als Spinnerei sehen.

    Ich habe Angst davor, dass mal mehr als 50% da erst in ihr Portemonnaie gucken und dann den Verstand einschalten.

    Als ich hörte, dass die Deutschen eher mehr Steuern zahlen wollen (wo ich auch dazu gehöre), war ich schon sehr positiv überrascht. Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich das Gefühl hatte, dass Vox Populi mal was intelligentes von sich gegeben hat.



  • Die Inflation ist höchst strittig. Äpfel, Brot und Cola kaufen wir sowieso alle schon ob mit BGE oder ohne. Wenn es so ist wie du, Xin, sagst, dann leben wir alle nur noch von ~1400 Euro im Monat, das würde eher eine Deflation hervorrufen.

    Xin schrieb:

    Packen wir das BGE dazu. 700 Euro für 0 Stunden. Geiler Stundenlohn.

    Falsche Denkweise.

    Xin schrieb:

    Jetzt verdiene ich 700 Euro in 15h/w dazu, wie gehabt 10,76€/h und 100% mehr Einkommen. Im Schnitt habe ich also jetzt 21,52€/h pro Stunde Arbeit im Portemonnaie.
    Ich bin jetzt da, wo ich vorher mit 40h/w wäre. Um jetzt 50% mehr Gehalt zu bekommen, müsste ich jetzt für 6,48€/h weiterarbeiten. Die zweiten 700 Euro hätten also den dreifachen Aufwand wie die ersten 1400.

    Du solltest lieber nicht das BGE in den Stundenlohn mit einbeziehen.

    Xin schrieb:

    Wozu sollte ich also arbeiten? Ich habe doch schon 1400 Euro mit viel weniger Aufwand - warum soll ich jetzt für 6,48€, ein Drittel von dem, was ich vorher pro Stunde im Portemonnaie habe, weiterarbeiten? ICH BIN DOCH NICHT BLÖD! Lohnt doch gar nicht. Würde doch alles an den Staat gehen. 1400 Euro reichen für eine angenehme Wohnung, ein passables Auto und die Rente ist dank BGE sicher. Also Füße hoch und RTL go!

    Wem hier im Forum würden denn noch so wie Xin 1400 Euro im Monat reichen? Füße hoch und RTL go? Mal bitte kommentieren.



  • Xin schrieb:

    Als ich hörte, dass die Deutschen eher mehr Steuern zahlen wollen (wo ich auch dazu gehöre), war ich schon sehr positiv überrascht.

    Muss wohl eine Umfrage unter mehrheitlich verbeamteten Grünen/SPD-Wählern gewesen sein 🤡
    Du darfst gerne mehr zahlen, wenn ich im Gegenzug weniger zahlen muss. Win-Win Situation! 👍


  • Mod

    Sceloporus schrieb:

    Wem hier im Forum würden denn noch so wie Xin 1400 Euro im Monat reichen? Füße hoch und RTL go? Mal bitte kommentieren.

    Du willst eine Partei gründen und findest 1400 Euro zu wenig zum guten Leben? 😮 Ich glaube du hast überhaupt gar keine Ahnung, wie viele Leute von wesentlich weniger Geld leben müssen. Und dabei sogar noch ganz zufrieden sind. Besonders wenn sie dafür nicht einmal mehr ihrem (meistens eher anstrengendem oder unangenehmen) Beruf nachgehen bräuchten.



  • 1400 Euro im Monat

    Mir. Als (fast) Dauerstudent habe ich etwa 500 im Monat ausgegeben. 120 Euro Krankenversicherung, 200 Euro Miete (WG), da bleiben dann noch 180 fuer Essen, Trinken und alles andere. Bei 700 Euro fuer lau unter den heutigen Verhaeltnissen ... gigantisch geil ... nie wieder arbeiten bzw. nur das, was ich moechte.


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