Studiumsdauer?



  • Ich bin in den frühen Zwanzigern und habe einen guten Fachinformatiker-Abschluss und einen guten B.Sc. (FH) in Informatik. Im Moment studiere ich Informatik (M.Sc.) an einer Universität "im Osten".

    Bisher habe ich mein Studium in Regelstudienzeit durchgezogen. Leider zeichnet es sich ab, dass ich für meinen Masterabschluss länger brauche oder der Abschluss eher schlechter wird.

    Ich höre immer von vielen Seiten, dass ein längeres Studium automatisch als negativ beurteilt wird. Wieso ist das so? Ich mag mein Studiumsfach, bin nicht Faul und auch sonst ein guter Informatiker.

    😕



  • donald-knuth schrieb:

    Ich höre immer von vielen Seiten, dass ein längeres Studium automatisch als negativ beurteilt wird. Wieso ist das so? Ich mag mein Studiumsfach, bin nicht Faul und auch sonst ein guter Informatiker.

    Ich habe Informatik auf Diplom studiert. 8 Semester Regelstudienzeit, nach 12 Semester hatte ich die Pappe.

    Ich hatte bisher keine Probleme einen Job zu finden.

    Ich habe die vier Semester nicht Party gemacht und ich halte mich auch nicht für überdurchschnittlich dämlich. Anderslautende Meldungen kommen selbstverständlich vor, sind aber zu vernachlässigen. 😉

    Aber ich habe eben nicht ausschließlich Informatik studiert, sondern mich mit der FH und dem Studentenwerk teils auch via Anwalt angelegt, mit Kommilitonen das Studentenwohnheim vernetzt, und ich kann definitiv sagen, dass ich jedes verlegte Kabel in den Fingern hatte. Wir haben im Haus renoviert, ich hatte die finanzielle Organisation, wir haben große Partys organisiert und es gab auch durchaus immer mal wieder mal Bier und Wein. Außerdem habe ich private Projekte.
    Und manchmal mal war ich auch nur faul.

    Wenn Du Ausbildung, Informatik Bachelor und Master in Regelstudienzeit hinter Dich bringst und ich dann entscheiden muss, ob ich einen Mitt-Zwanziger haben möchte, der tolle Noten hat, aber ansonsten keine Lebenserfahrung hat, da würde ich skeptisch werden.

    Ein Informatik-Studium ist nicht nur die Beschäftigung mit Informatik, sondern dient auch dazu, sich einen Überblick über die Welt zu verschaffen. Einen Blick auf die Politik zu werfen, auf die Gesellschaft. Mit anderen intellektuell nicht vollkommen unbegabten Menschen zu diskutieren, Meinungen auszutauschen und Meinungen zu bilden. Eine Person zu werden und auf eigenen Beinen sicher stehen zu können. Darum schätzt man Auslandserfahrung: die Chance, dass Mama dann sonntags gekocht hat und die Wäsche gewaschen hat, ist eher gering.

    Wäre da einer Spätzwanziger, der etwa so gut ist (oder sogar besser, weil er ja beim Master auf Qualität statt auf Zeit geachtet hat), dessen Lebenslauf auch hergibt, dass er nicht nur im Keller gesessen hat, dann wäre der für mich interessanter.

    Kommt da ein Mittzwanziger, der schlechtere Noten als Du hast, aber schonmal ein paar Projekte in den Fingern hatte, tendiere ich ebenfalls zur Person mit den schlechteren Noten, wenn Du außer einem Studium in Regelstudienzeit nichts zu bieten hast.

    Ein Personaler ist immer ein Individuum. Der eine mag es so, der andere so. Du studierst für Dich, für Deine Bildung und nicht dafür, dass Du eine Hochglanzbroschüre für einen Personaler darstellst.
    Studiere so, dass Du das Maximum für Dich rausholen kannst und wenn der Personaler Dich fragt, wieso Du die Regelstudienzeit nicht eingehalten hast, dann wirst Du genug Antworten finden. Ansonsten such Dir einen anderen Personaler, als Master mit guten Noten wirst Du ja wohl kaum ein großes Problem haben, einen Job zu finden.

    Ein Informatiker, der von sich behauptet, nicht faul zu sein, hat in meinen Augen seinen Job verfehlt. Wie willst Du gut sein, wenn Du nicht faul bist?
    Warum setzt man sich sonst an einen Computer? Weil man die Scheiße schließlich nicht von Hand machen will, wenn es eine while-Schleife genauso gut tut.
    Ich habe keinen Bock auf lange Quelltexte: unproduktiv, unübersichtlich, schlecht wartbar, fehlerträchtig. Und ich bin zu faul viel zu schreiben. Ich will doch nur mein Problem lösen, kurz und knapp. Dafür lerne ich in Templates zu denken, damit ich es nicht immer wieder lösen, testen und debuggen muss.

    Ich bin faul.
    Wir haben bei 10 Entwicklern ca. 1000 Bugmeldungen in Bugzilla pro Jahr. Ich hatte 2012 im August zwei, 2013 bin ich für einen Bug zuständig, den ich vermutlich nicht verschuldet habe, dessen Zuständigkeit also vermutlich die Tage wieder abwandert. Damit wäre ich wieder bei 0 Bugs für 2013.
    Debuggen ist anstrengend, wer zu faul für anstrengende Jobs ist, vermeidet sie. Wenig Bugs zu produzieren, halte ich für eine gute Eigenschaft.



  • donald-knuth schrieb:

    Ich bin in den frühen Zwanzigern und habe einen guten Fachinformatiker-Abschluss und einen guten B.Sc. (FH) in Informatik. Im Moment studiere ich Informatik (M.Sc.) an einer Universität "im Osten".

    Bisher habe ich mein Studium in Regelstudienzeit durchgezogen. Leider zeichnet es sich ab, dass ich für meinen Masterabschluss länger brauche oder der Abschluss eher schlechter wird.

    Ich höre immer von vielen Seiten, dass ein längeres Studium automatisch als negativ beurteilt wird. Wieso ist das so? Ich mag mein Studiumsfach, bin nicht Faul und auch sonst ein guter Informatiker.

    😕

    Bullshit. Da kräht kein Hahn nach ob es 1-2 Semester mehr sind.



  • Prof84 schrieb:

    Bullshit. Da kräht kein Hahn nach ob es 1-2 Semester mehr sind.

    Was ist dein Erfolgsrezept, um viel Geld als gutes Softwareentwickler zu verdienen? Wie bist du dahin gekommen, wo du gerade bist?



  • donald-knuth schrieb:

    Prof84 schrieb:

    Bullshit. Da kräht kein Hahn nach ob es 1-2 Semester mehr sind.

    Was ist dein Erfolgsrezept, um viel Geld als gutes Softwareentwickler zu verdienen? Wie bist du dahin gekommen, wo du gerade bist?

    Du, ich habe jetzt wenig Zeit.
    Nutz die Suchfunktion und gebe mein Alias für dieses Unterforum ein.



  • donald-knuth schrieb:

    Prof84 schrieb:

    Bullshit. Da kräht kein Hahn nach ob es 1-2 Semester mehr sind.

    Was ist dein Erfolgsrezept, um viel Geld als gutes Softwareentwickler zu verdienen? Wie bist du dahin gekommen, wo du gerade bist?

    Das Erfolgsrezept ist, nicht als Softwareentwickler zu arbeiten 😉
    Viel Geld gibt es heute als Angestellter nicht mehr für ausübende Tätigkeiten.



  • Minimee schrieb:

    Das Erfolgsrezept ist, nicht als Softwareentwickler zu arbeiten 😉
    Viel Geld gibt es heute als Angestellter nicht mehr für ausübende Tätigkeiten.

    Was wäre eine Alternative?



  • Nicht mit Ausblick auf Geld Taetigkeiten ausueben.



  • Minimee schrieb:

    Das Erfolgsrezept ist, nicht als Softwareentwickler zu arbeiten 😉
    Viel Geld gibt es heute als Angestellter nicht mehr für ausübende Tätigkeiten.

    Als Softwareentwickler stimme ich dem zu.

    Allerdings möchte ich hinzufügen, dass es finanziell, wie auch arbeitstechnisch, noch sehr viel Platz nach unten gibt.

    Ein "Indoorjob without heavy lifting" besitzt bereits einen gewissen Wert, dazu kommt dass die Bezahlung zumindest soweit ausreichend ist, dass ich in Monaten, wo das Geld knapp ist, nicht auf den Besuch im Steak-Restaurant verzichten muss oder dort auf ein Steak.

    Das sollte man als gute Lebensqualität durchaus anerkennen. Geld ist kein Luxusproblem, man wird damit nicht reich, aber arm ist man deswegen auch nicht.



  • interessiert doch keinen. Einmal hat ein Personaler gefragt, warum ich so lange beim Studium gebraucht habe. Dann hab ich ihm halt erzählt, was die Normstudiendauer ist, was der Durchschnitt ist, und wie lange ich gebraucht habe.
    Ich lag im Durschschnitt, allerdings mit Praxiserfahrung (da ich immer nebenher als Programmierer gearbeitet habe), und noch dazu mit guten Noten.
    Letztlich hätten sie mich dann genommen (nur ich wollte dann nicht mehr;-)), also scheint die Studiendauer doch nicht so wichtig zu sein.

    Ich kenn sogar ein paar Leute, die sind über 30 und studieren noch. Who cares?
    Und vergiss eines nicht: du lebst für dich, nicht für den perfekten Lebenslauf und schon gar nicht für irgendeinen Personaler.

    Lies mal die Biographie von Linus Torvalds, der Typ hat seine halbe Jugend vorm PC verbracht und wenig Interesse an Job und Uni gehabt. Er hat das getan, was ihm Spaß gemacht hat, und hat seine volle Leidenschaft in die Entwicklung von seinem Betriebssystem gesteckt. Ich behaupte mal, der hat jetzt seinen Traumjob, nicht nur finanziell!

    Solange du das, was du tust, mit Leidenschaft tust, wirst du einen guten Job finden. Tja, dann bist du halt 30 wenn du deinen Master hast. Na und? Dafür hast du die Zeit halt voll nutzen können, um dich z.B. im Bereich der Bilderkennung zu spezialisieren, und genau deswegen wirst du genommen bei einem Job wo genau das Wissen gefragt ist, und nicht der Wirtschaftsinformatiker, der mit 25 fertig war und "relativ gut" mit Java und C# Windows Anwendungen erstellen kann.



  • Ich möchte zu bedenken geben, dass die Erfahrungen aus den Diplomstudiengängen eventuell heute nicht mehr ohne weiteres anzuwenden sind. Logischerweise ist es an der einen Uni so und an der anderen so, aber insgesamt hat die Bolognisierung auch das Ziel, die tatsächlichen Studiendauern mehr an die Regelstudienzeit anzugleichen -- zum Teil, indem man "Bummelanten" frühzeitig rauswirft, aber nicht nur.



  • Ein real existierendes Beispiel von Regelstudienzeiten: Bachelor 9 Semester, Master 6 Semester. Insgesamt also 15 Semester, und das ganz ohne besondere Anträge. Kein großer Unterschied zum Diplomstudium, vielleicht mal von der Kategorie "20,5 Semester oder mehr" in der Statistik abgesehen, aber da gibt es doch eh nur Einzelfälle.


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