Die Durchsetzung des Neo-Liberalismus führt weltweit zu immer mehr Armut, Elend und Perspektivlosigkeit
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earli schrieb:
Hier ein Artikel zum Thema:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/vor-dem-treffen-der-g8-in-belfast-die-marktwirtschaft-macht-arme-reicher/8334526.htmlIm Jahr 1990 lebten noch 43 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern in extremer Armut. Das heißt, sie hatten weniger als einen Dollar pro Tag an Kaufkraft zur Verfügung. Zehn Jahre später war es rund ein Drittel, im Jahr 2010 nur noch 21 Prozent. Wobei inzwischen als extrem arm gilt, wer 1,25 Dollar am Tag hat.
Man gucke sich nun einmal die Preise für einfachste Nahrungsmittel in Afrika an, die sind im Zeitraum von 1990 bis 2010 gararntiert mehr als 25% gestiegen.
Hunger ist die Alltagsrealität für ein Sechstel der Menschheit und – hungerbedingte Krankheiten mitberücksichtigt – die Todesursache für 10 Millionen Menschen jährlich. Spätestens seit der Explosion der Nahrungsmittelpreise 2007/2008 ist klar, dass das Milleniums-Entwicklungsziel, den Anteil der Menschen, die Hunger leiden, von 1990 bis 2015 zu halbieren, nicht annähernd erreicht werden wird. Statt zu einer Reduzierung kam es 2008 zu einem Anstieg der Zahl der Hungernden.
Quelle:
http://www.welt-ernaehrung.de/category/afrika-hungerproteste/Aber definier Du dir ruhig den Begriff Armut wie es dir gefällt , falls Du dich damit besser fühlst.
Der Kapitalismus wird sehr bald dafür sorgen, dass die Armut auch in den Industrieländern deutlich steigen wird.
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earli schrieb:
Minimee schrieb:
das Knowhow absaugen und dann schließen.
Wo gab es da Knowhow? Deren ganze Forschung bestand aus Kopieren westlicher Erfindungen. Sogar Mikrochips wurden aufgeschleift und per Mikroskop nachgeahmt.
Ich bin wahrlich auch kein Fan der UDSSR, was sie da als Kommunismus ausgegeben haben war auch Scheiße. Aber so schlecht war deren Hightech nicht, wie erklärst du dir sonst, dass sie als erste im All waren? Können die dann ja schlecht kopiert haben. Und das ohne die Hilfe von zahlreichen NS-Wissenschaftlern, die alle in die USA gegangen sind und in der Raketentechnik den anderen Nationen um Jahre voraus waren 1945.
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> Wo gab es da Knowhow?
Die DDR war im Bezug auf Chemieverfahrenstechnik recht bewandert (und die neuen Bundesländer beherbergen mittlerweile eine Menge "westdeutscher" Firmen, insbesondere die BASF. Warum? Weil da viele Leute mit Know-How leb(t)en). Aber wie alles in der DDR brach auch die Chemiewirtschaft in den 80ern ziemlich zusammen. Old story.
Aber es wurde längst nicht alles kopiert. Im Gegenteil, am Ende war das meiste extrem veraltet und verschlissen.> Entwicklungspolitik ist korrupte Scheiße, die niemandem hilft. Der Kapitalismus hingegen holt Leute aus der Armut. So sind die Fakten.
Die Faktenlage ist: Besonders die afrikanischen Staaten haben kaum eine Verbesserung erfahren (bzgl. des MDG 1), genauso hat Indien kaum Fortschritte machen können (Bevölkerung wuchs vmtl. viel zu schnell). Die Statistik ist u.a. durch Chinas Erfolg so positiv. Doch China betreibt keinen nachhaltigen Kapitalismus. Sie fahren extrem auf Verschleiß (besonders in der Rohstoffpolitik) und haben immernoch keine wissenschaftliche oder technische Innovation (geschwige denn kulturell, diesbzgl. ist das Land seit Jahrzehnten extrem verarmt). Deshalb würde ich den Kapitalismus in China (noch) nicht als Erfolg bezeichnen, denn zum einen haben sie mit MDG1 nur auf Kosten von MDG7 (Nachhaltigkeit und Umweltschutz) erfüllen können, zum anderen besteht doch eine immanente Gefahr, dass sich der Drache wieder schlafen legen könnte, wenn sie nicht langsam mal innovativ werden / die Rohstoffe knapp werden / der Klimawandel o.a. Umweltbedingungen die Situation verschlimmern.
Die anderen Gewinner sind die Südamerikaner, besonders Brasilien.In so ziemlich allen Wahlen dort zwischen 1990 und 2010 haben die linken und zentralistischen Parteien gewonnen. Die "unkapitalistische korrupte sozialistische Regierung" hat scheinbar auch maßgeblich zum Erfolg des MDG1 beigetragen. Die Menschen in Brasilien demonstrieren wohl kaum für 1,25$ pro Tag, jedoch eher weil sie eine Konsumgesellschaft werden wollen und der Kapitalismus nur wenige in den Genuss westlicher Konsumgüter bringt.
Zu glauben, dass Kapitalismus und Wettbewerb ein Garant für allgemeinen Wohlstand sind, ist extrem naiv und einfach nicht wahr. Subjektivität, Angst und Gier mach(t)en den Kommunismus und Sozialismus zunichte und den Kapitalismus ungerecht. Gerechter Kapitalismus ist ein genausoschöner Wunschgedanke wie Kommunismus.
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Minimee schrieb:
earli schrieb:
Hier ein Artikel zum Thema:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/vor-dem-treffen-der-g8-in-belfast-die-marktwirtschaft-macht-arme-reicher/8334526.htmlIm Jahr 1990 lebten noch 43 Prozent der Bevölkerung in Entwicklungsländern in extremer Armut. Das heißt, sie hatten weniger als einen Dollar pro Tag an Kaufkraft zur Verfügung. Zehn Jahre später war es rund ein Drittel, im Jahr 2010 nur noch 21 Prozent. Wobei inzwischen als extrem arm gilt, wer 1,25 Dollar am Tag hat.
Man gucke sich nun einmal die Preise für einfachste Nahrungsmittel in Afrika an, die sind im Zeitraum von 1990 bis 2010 gararntiert mehr als 25% gestiegen.
Hunger ist die Alltagsrealität für ein Sechstel der Menschheit und – hungerbedingte Krankheiten mitberücksichtigt – die Todesursache für 10 Millionen Menschen jährlich. Spätestens seit der Explosion der Nahrungsmittelpreise 2007/2008 ist klar, dass das Milleniums-Entwicklungsziel, den Anteil der Menschen, die Hunger leiden, von 1990 bis 2015 zu halbieren, nicht annähernd erreicht werden wird. Statt zu einer Reduzierung kam es 2008 zu einem Anstieg der Zahl der Hungernden.
Quelle:
http://www.welt-ernaehrung.de/category/afrika-hungerproteste/Aber definier Du dir ruhig den Begriff Armut wie es dir gefällt , falls Du dich damit besser fühlst.
Der Kapitalismus wird sehr bald dafür sorgen, dass die Armut auch in den Industrieländern deutlich steigen wird.
Tatsache ist, dass das Ziel erreicht ist, also lügt deine Quelle. Außerdem redet deine Quelle in Prognosen, angeblich sollen irgendwelche Preise sich in Zukunft irgendwie entwickeln, und angeblihc hätte das einen negativen Effekt.
Das ist aber völlig absurd, deine Quelle scheint nicht zu verstehen, was ein Preis ist. Ansonsten tut die Quelle einfach so, als würden die Einkommen weltweit in dem Zeitraum nicht steigen.
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earli schrieb:
Tatsache ist, dass das Ziel erreicht ist, also lügt deine Quelle. Außerdem redet deine Quelle in Prognosen, angeblich sollen irgendwelche Preise sich in Zukunft irgendwie entwickeln, und angeblihc hätte das einen negativen Effekt.
Das ist aber völlig absurd, deine Quelle scheint nicht zu verstehen, was ein Preis ist. Ansonsten tut die Quelle einfach so, als würden die Einkommen weltweit in dem Zeitraum nicht steigen.
Der Einzige der hier was nicht verstanden hat bis Du. Das Ziel ist nach deiner Definition von Armut erreicht (1$ bzw. 1.25$ überschritten). Das ist aber völlig Irrelevant, da die Menschen weiter Hungern.
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Minimee schrieb:
earli schrieb:
Tatsache ist, dass das Ziel erreicht ist, also lügt deine Quelle. Außerdem redet deine Quelle in Prognosen, angeblich sollen irgendwelche Preise sich in Zukunft irgendwie entwickeln, und angeblihc hätte das einen negativen Effekt.
Das ist aber völlig absurd, deine Quelle scheint nicht zu verstehen, was ein Preis ist. Ansonsten tut die Quelle einfach so, als würden die Einkommen weltweit in dem Zeitraum nicht steigen.
Der Einzige der hier was nicht verstanden hat bis Du. Das Ziel ist nach deiner Definition von Armut erreicht (1$ bzw. 1.25$ überschritten). Das ist aber völlig Irrelevant, da die Menschen weiter Hungern.
Nein. Ich rede über die Vergangenheit und deren Fakten. In den letzten 20 Jahren hat es sich besser entwickelt als je zuvor.
Deine Quelle macht was ganz anderes. Sie spekuliert über eine Preisentwicklung der Zukunft, und auf dieser Preisentwicklung spekuliert sie über Hunger in der Zukunft. Die Erfahrung der Geschichte gibt diesen Spekulationen aber Unrecht.
Seit 200 Jahren erzählt man uns jetzt, dass in wenigen Jahren angeblich die Überbevölkerung erreicht wäre und dann die Welt untergeht. Damit fing man schon um 1800 an, als die Weltbevölkerung winzig war. Hat bis heute nicht gestimmt.
Und dann verdrehst du sowieso völlig die Logik. Du tust so, als wären von Natur aus alle Menschen satt, und der Kapitalismus macht sie jetzt hungrig. Das Gegenteil ist der Fall: Von Natur aus ist der Mensch hungrig, und der muss um seine Versorgung kämpfen. Und der Kapitalismus hat es so einfach gemacht wie nie zuvor.
Dass wir Sattsein statt Hungern heute als Norm ansehen, finde ich ja auch gut. Kein Mensch sollte hungern. Aber bevor man den Kapitalismus für Hunger von ein paar Hundert Millionen verantwortlich macht, sollte man daran denken, dass der Kapitalismus ein paar Milliarden satt macht. Und den Hunger finden wir ausgerechnet in den Ländern, in denen die Regierung ihre Einwohner nicht eine freie Wirtschaft bilden lassen.
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earli schrieb:
Nein. Ich rede über die Vergangenheit und deren Fakten. In den letzten 20 Jahren hat es sich besser entwickelt als je zuvor.
Deine Quelle macht was ganz anderes. Sie spekuliert über eine Preisentwicklung der Zukunft, und auf dieser Preisentwicklung spekuliert sie über Hunger in der Zukunft.
Nein, macht sie nicht.
Spätestens seit der Explosion der Nahrungsmittelpreise 2007/2008 ist klar,
Die Explosion der Lebensmittelpreise durch Spekulanten ist etwas wovon in den letzten Jahren jeder schonmal gehört haben sollte, der Zeitung liest und Nachrichten guckt. Das ist Realität, keine Spekulation.
Vor vier Jahren spielten die Märkte verrückt. "Allein zwischen 2005 und 2008 haben sich die Preise von Weizen, Reis und Mais verdreifacht", meldet die Sachverständigengruppe "Weltwirtschaft und Sozialethik" der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Fast 80 Millionen Menschen stürzten damals laut FAO in Hunger und Armut.
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Minimee schrieb:
Spätestens seit der Explosion der Nahrungsmittelpreise 2007/2008 ist klar,
Die Explosion der Lebensmittelpreise durch Spekulanten ist etwas wovon in den letzten Jahren jeder schonmal gehört haben sollte, der Zeitung liest und Nachrichten guckt. Das ist Realität, keine Spekulation.
Die Denkweise "Man hat von A gehört und man hat B beobachtet, also muss A B bewirkt haben" sollte man hinterfragen. Meistens sind die Zusammenhänge nicht so einfach. Vielleicht hat ja auch C B bewirkt und man hat von C zufällig nichts mitgekriegt.
Wenn ich mal den Wikipedia-Artikel zu dieser Nahrundmittelkrise überfliege, dann gehen die Leute davon aus, dass es eine Vielzahl von ungünstigen Entwicklungen und Ereignissen gegeben hat, die dazu geführt haben. Als aller erstes ist in dem Artikel von Dürren die Rede, die diese Krise eingeleitet haben.
Bei einem ersten Überfliegen des Artikels ist mir nicht aufgefallen, dass Nahrunsmittelspekulationen als relevanter Auslöser dieser Krise angesehen werden. Allerdings wird natürlich darauf hingewiesen, dass die Entwicklungen an diversen Märkten indirekt auch die Nahrungsmittelpreise negativ beeinflusst haben. Zum Beispiel hat die Verteuerung von Öl zu einer Verteuerung von Dünger geführt und somit zu höheren Herstellungskosten von Nahrungsmitteln.
Edit: Der Teil aus dem Artikel ist auch interessant:
From the beginning of 2007 to early 2008, the prices of some of the most basic international food commodities increased dramatically on international markets [90]. The international market price of wheat doubled from February 2007 to February 2008 hitting a record high of over US$10 a bushel.[91] Rice prices also reached ten year highs. In some nations, milk and meat prices more than doubled, while soy (which hit a 34 year high price in December 2007[92]) and maize prices have increased dramatically.
[..]
To ensure that food remains available for their domestic populations and to combat dramatic price inflation, major rice exporters, such as China, Brazil, India, Indonesia, Vietnam, Cambodia and Egypt, imposed strict export bans on rice.[94] Conversely, several other nations, including Argentina, Ukraine, Russia, and Serbia either imposed high tariffs or blocked the export of wheat and other foodstuffs altogether, driving up prices still further for net food importing nations while trying to isolate their internal markets.
Hier wird also gesagt, dass es eine Abkapselung einiger Teilmärkte in diesem Zusammenhang gibt, die weiter steigende Preise zur Folge hat. Hier geht es also gerade darum, dass man sich von einem freien Markt entfernt.
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Gregor schrieb:
Hier wird also gesagt, dass es eine Abkapselung einiger Teilmärkte in diesem Zusammenhang gibt, die weiter steigende Preise zur Folge hat. Hier geht es also gerade darum, dass man sich von einem freien Markt entfernt.
Das muss man aber vor dem Hintergrund sehen, dass in diesen Ländern dieser hohe Exportpreis verheerend für die heimischen ärmeren Bevölkerungsschichten ist. Die machen das ja nicht aus Jux und Dollerei sondern aus "sonst hungern wir selbst".
Ich würde auch nicht glauben, dass die Finanzmärkte ursächlich für die ursprüngliche Preiserhöhung sind, aber natürlich haben die steigenden Preis das Interesse daran geweckt, dort zu spekulieren. Das treibt die Nachfrage nach dem Spekulationsgut und damit die Preise.
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Minimee schrieb:
Die Explosion der Lebensmittelpreise durch Spekulanten ist etwas wovon in den letzten Jahren jeder schonmal gehört haben sollte, der Zeitung liest und Nachrichten guckt. Das ist Realität, keine Spekulation.
Das die Preise von Spekulanten verteuert werden, bezweifle ich deutlich. Das wird auch nur von Deppen behauptet, die nicht wissen, was ein Preis ist.
Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Und die weltweite Nachfrage ist tatsächlich gestiegen. Was Spekulaten tun, ist Waren zu kaufen, wenn sie keiner haben will, und später zu verkaufen, wenn sie knapp sind. Damit dämpfen sie die Preisschwankungen. Sie machen zwar in Zeiten des Überflusses die Ware teurer, in Zeiten der Knappheit machen sie aber die Ware billiger.
Und dass dadurch die Preise oben bleiben, ist eine absurde Behauptung. Wenn der Preis für Getreide steigt, wird der Getreideanbau für die Bauern attraktiver, und dann produzieren sie mehr davon. Dadurch wird langfristig das Angebot größer und die Preise fallen wieder, bis sie sich wieder in einem normalen Kostendeckenden Niveau einpendeln. So funktioniert Marktwirtschaft. Das ist der Grund, warum im Westen alles in ausreichenden Maße vorhanden war, während man im Ostblock in Schlangen stehen durfte.
Die Preissteigerung ist übrigens im Gegenteil kein Indikator für Armut, sondern ist ein Effekt des sozialen Aufstiegs großer Teile der Weltbevölkerung, zur Zeit vor allem in China. Die geben sich halt nicht mehr mit Reis allein zufrieden und konsumieren mehr veredelte Produkte und Fleisch. Der Preis ist das Signal, das die wachsende Konsumentenseite an die Produzentenseite weiter gibt.
Übrigens: Was wirklich einen negativen Einfluss auf die Preise hat, ist die weltweit verbreitete staatliche Förderung von Biokraftstoffen. Die würden sich eigentlich am Markt vor Lebensmittelproduktion durchsetzen können, weil die Leute für Lebensmittel mehr bezahlen als für ihren Brennstoff im Auto. Erst durch die staatlichen Subventionen wird hier der Markt verzerrt, dass es auf einmal profitabler ist, Getreide als Sprit zu vermarkten staat als Nahrung.
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earli schrieb:
Die Preissteigerung ist übrigens im Gegenteil kein Indikator für Armut, sondern ist ein Effekt des sozialen Aufstiegs großer Teile der Weltbevölkerung
Könnte auch einfach nur ein Indikator für die in den letzten Jahren immer häufiger werdenden dürren und das Gesamtwachstum der Weltbvölkerung sein. Der Pris wird nicht nur von der Nachfrage, sondern auch vom ANgebot bestimmt. Und das schwächelt eben die letzten Jahre.
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otze schrieb:
earli schrieb:
Die Preissteigerung ist übrigens im Gegenteil kein Indikator für Armut, sondern ist ein Effekt des sozialen Aufstiegs großer Teile der Weltbevölkerung
Könnte auch einfach nur ein Indikator für die in den letzten Jahren immer häufiger werdenden dürren und das Gesamtwachstum der Weltbvölkerung sein. Der Pris wird nicht nur von der Nachfrage, sondern auch vom ANgebot bestimmt. Und das schwächelt eben die letzten Jahre.
Klar. Im Preis ist eine Unzahl von Informationen enthalten, auf Seiten des Angebots und der Nachfrage. Ich wollte nur Beispiele geben.
Es ist praktisch unmöglich, alle Einflüsse auf den Preis zu kennen. Wenn man es wirklich schaffen könnte, alle relevanten Informationen über Konsumenten und Produzenten zu erlangen, dann hätte die Planwirtschaft der Sowjetunion funktionieren können. Aber genau daran scheiterte sie. Wenn der Staat die Preise für eine Ware festlegt, fehlen sowohl Produzenten als auch Konsumenten die wichtigen Information zu der Ware: Soll ich davon mehr produzieren oder ist sie schon im Überfluss vorhanden, und ich produziere lieber etwas anderes, was knapp ist? Soll ich mit dieser Ware sparsam und effizient umgehen, oder kann ich davon Unmengen konsumieren?
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earli schrieb:
Das die Preise von Spekulanten verteuert werden, bezweifle ich deutlich.
Hätte ich früher auch gesagt, aber ich bin inzwischen eher vom Gegenteil überzeugt.
Der Grund darin liegt meines Erachtens in der Hebelung, die Spekulanten spekulieren zwar nach wie vor auf die Preisentwicklung des Basisprodukts, aber die Masse der Futures ist nicht mehr physisch unterlegt.
Wohin das führt, sieht man doch aktuell sehr gut am Goldpreis, wo man zwei Entwicklungen hat, die im Widerspruch zueinander stehen:
Beim Goldhändler (z.B. Läden wie proaurum) hast Du teilweise Wartezeiten für Goldprodukte, die Leute drängen bei den fallenden Goldpreisen richtig an zu Schalteröffnungszeiten.
Das sollte eigentlich zu steigenden Preisen führen, wenn reales Gold stärker nachgefragt wird muss der Preis steigen.
Aber man sieht einen rapiden Verfall des Kurses.
Das lässt sich nur mit dem Verhältnis von Kontrakten zu phyischem Produkt erklären, bei Gold lag das zeitwillig in den letzten Jahren irgendwo bei 1 zu 100 oder sowas... kein Wunder, weil die Banken mit physischem Besitz das mehrfach ausleihen, und viele Kontrakte sind gar nicht mehr unterlegt.
Die Spekulanten sehen jetzt fallende Kurse, verkaufen Kontrakte. Dadurch fallen die Preise. Da die physische Unterlegung so schwach ist, wirkt der Kontraktkurs stärker als der physische Kurs.
Ich weiß nicht, wie das Verhältnis bei Lebensmitteln ist, durch die vielen Milliarden an "freiem" Geld im Umlauf dürfte das aber ähnlich sein - wenn die Anzahl der Kontrakte Überhand nimmt, wird der Kurs durch das "virtuelle Schweinefleisch" bestimmt, und der Händler in der Markthalle schreibt hinter den Preis für das Schweinefleisch den Kurs für das virtuelle Schwein. Leider wird aber nicht bemerkt, daß es sich hier gar nicht mehr um das gleiche Produkt handelt.
Daher würde ich davon ausgehen, daß beim heutigen Verhältnis realer Produkte zu Kontrakten der Kontraktpreis bestimmend ist, nicht der Handelspreis, so daß also abstrakte Erwartungen auf Kontraktebene viel preisbestimmender sind als die tatsächliche Anzahl an Schweinen oder Körnern auf dem Marktplatz.
Das Thema mit dem steigenden Preis führt zu steigendem Angebot ist übrigens auch so ein Thema, das gilt nur für den Preis des realen Produkts. Diese Produkte haben aber Zeitkonstanten von >= 1 Jahr. In 1 Jahr können die Kontrakte aber einige Bären- und Bullenzyklen durchgemacht haben, da das alles im Sekundentakt gehandelt wird. Physische Produkte haben aber keine solchen Taktzeiten, was auch zeigt, daß die Preise hier entkoppelt sind, das gesamte Preisrauschen ist virtuell und findet oberhalb des phyischen Produkts statt. Ein Anbieter kann da gar nicht mehr darauf reagieren, weil der virtuelle Kurs auf Sicht eines Jahres viel zu oft wechselt.
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@Markus: Ich bezog mich ja auch Spekulation an sich. Spekulation gab es immer, schon Aristoteles beschrieb die Oliven-Spekulation von Thales von Milet.
Das heißt nicht, dass unser Finanzsystem funktioniert. Im Gegenteil, unser Finanzsystem ist ein Haufen Müll. Das liegt aber daran, dass Geld aus der Druckerpresse kommt, und dass an der Geldmenge willkürlich herumgeschraubt wird, um irgendwelche Effekte in der Wirtschaft zu erhaschen. Die Finanzwirtschaft kriegt Geld hinterher geschmissen, mit der sie dann Waren aufkaufen kann, die woanders dann fehlen. Das ist der ganze Fehler dieser keynesianischen Geldpolitik, mit der sie auch versuchen, Pleitestaaten zu retten usw. Die Ressourcen werden einfach verschleudert, um durch angebliche Konjunkturpakete Arbeitsplätze auf dem Papier zu schaffen, die in der Realwirtschaft nichts produzieren, was gebraucht wird. In der Realwirtschaft hingegen fehlen dann diese Ressourcen, das gilt nicht nur für Nahrung. Und sobald die Konjunkturpakete ausgeschöpft sind, sterben diese Arbeitsplätze sowieso wieder ab, weil sie wie gesagt nichts produzieren, was irgend jemand braucht (sonst hätte es diese Arbeitsplätze schon ohne Förderung gegeben).
Dieses System ist aber weder neo- noch alt-liberal. Im Gegenteil, für einen liberal denkenden Menschen ist es absurd, dass der Staat ein Monopol auf das Gelddrucken hat und nach ideologischen Kriterien die Zinsen festlegt. Der (staatlich genehmigte) Bankensektor profitiert davon enorm, während in der produktiven Wirtschaft kaum was davon ankommt. Hier entsteht die Umverteilung von unten nach oben. Mit irgendwelchen marxistischen Kapitalismusmärchen hat die Schere zwischen arm und reich nichts zu tun.
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earli: Das was Markus beeschreibt kommt auch ganz ohne physisches Geld aus. Immerhin bietet man auf virtuelle Waren in der Zukunft. Also kann man darauf auch mit Geld bieten, das man glaubt ind er Zukunft zu haben. Und man braucht überhaupt keein physisches Geld, wenn man diesen Schein eines Zukunftshandels vor eintreten der Zeit weiter gibt.
Der Verkäufer hingegen kann seine Waren 100x verkaufen, einfach weil er davon ausgeht, das die Meisten die Ware niemals physisch haben wollen und an dem bedruckten Papier interessiert sind.
Ich sehe da nicht den Zusammnhang zum Drucken von Geld oder wie das ohne Gelddrucken anders wäre. Ich sehe auch nicht das Problem im Geld drucken, sondern im "Das gedruckte Geld den Finanzmärkten schenken".
Und zu den Konjunkturpaketen: gilt das auch, wenn sie in Krisenzeiten eingesetzt werden, also wenn der Geld Staat in bereits existierende Arbeitsplätze pumpt, um diese über eine Wirtschaftskrise zu erhalten? (wenn sie vor der Krise da waren, sollten sie ja nach der Krise wieder entstehen). Das sind nämlich meines Wissens die Meisten. Niemand beschließt Konjunkturpakete in Boomzeiten.
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otze schrieb:
earli: Das was Markus beeschreibt kommt auch ganz ohne physisches Geld aus. Immerhin bietet man auf virtuelle Waren in der Zukunft. Also kann man darauf auch mit Geld bieten, das man glaubt ind er Zukunft zu haben. Und man braucht überhaupt keein physisches Geld, wenn man diesen Schein eines Zukunftshandels vor eintreten der Zeit weiter gibt.
Der Verkäufer hingegen kann seine Waren 100x verkaufen, einfach weil er davon ausgeht, das die Meisten die Ware niemals physisch haben wollen und an dem bedruckten Papier interessiert sind.
Ich sehe da nicht den Zusammnhang zum Drucken von Geld oder wie das ohne Gelddrucken anders wäre. Ich sehe auch nicht das Problem im Geld drucken, sondern im "Das gedruckte Geld den Finanzmärkten schenken".
Und zu den Konjunkturpaketen: gilt das auch, wenn sie in Krisenzeiten eingesetzt werden, also wenn der Geld Staat in bereits existierende Arbeitsplätze pumpt, um diese über eine Wirtschaftskrise zu erhalten? (wenn sie vor der Krise da waren, sollten sie ja nach der Krise wieder entstehen). Das sind nämlich meines Wissens die Meisten. Niemand beschließt Konjunkturpakete in Boomzeiten.
Daran würden die Banken aber langfristig pleite gehen, wenn der Staat sie nicht mit niedrig verzinstem Zusatzgeld bzw. Rettungspaketen privilegieren würde.
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Hier was aktuelles zum Thema Biokraftstoffe und Lebensmittel: