Strukturplagiate in der Wissenschaft



  • Hallo zusammen,

    ich bin mir nicht sicher ob es hierhin oder besser nach "Beruf und Ausbildung" passt. Auf jeden Fall werden Physiker/Mathematiker auch damit zu tun haben. Es geht um Strukturplagiate.

    Man formuliert zwar selbst, folgt dabei aber den Gedanken und Argumentationsketten anderer.
    

    Wie sollte man diese kenntlich machen? Besonders in Grundlagenkapitel hat man ja eigentlich kaum "Eigenleistung", sondern formuliert nur um und schreibt bekannte Informationen auf. Häufig liest man ja, dass viel übernommen wurde und "nur" durch eine Fußnote kenntlich gemacht wurde. Sagen wir mal man hätte 2 Seiten Grundlagen zu irgendeinem Thema und würde dann nur am Ende hinschreiben (vgl. Autor Bla Seite 2 - 10). Reicht das? Man möchte ja nicht verstecken, dass man nur zusammenfasst aber im Grunde wird das dadurch ja ausgedrückt.





  • Plagiat würde ich das nicht nennen, das ist ja kein Ausgeben fremder Gedanken bzw. Leistungen als eigene.



  • Bashar schrieb:

    Plagiat würde ich das nicht nennen, das ist ja kein Ausgeben fremder Gedanken bzw. Leistungen als eigene.

    Meine Meinung, aber ich hatte öfters gehört, dass eine kurze Referenz zu "wenig" ist. Aber wie Otze das geschrieben hat habe ich es auch immer gehandhabt.



  • Bei physikalischen Grundlagen wird man selten eine "persönliche Argumentationskette" vorfinden, die speziell einem Autor zuzuordnen ist. Dafür sind sich auch die entsprechenden Kapitel in Lehrbüchern viel zu ähnlich.

    Strukturplagiate sind kein wirkliches Problem in der Physik. Otzes Hinweis ist nur bei einer erkennbar eigenständigen Argumentation eines Autors relevant.

    Fachbekanntes Grundlagenwissen ist grundsätzlich überhaupt nicht zitierpflichtig, es sei denn man übernimmt die Ausführungen wörtlich. In der Physik dienen hierbei Zitate der weiterführenden Informationsmöglichkeit für den Leser.



  • Bei meiner Bachelorarbeit in Physik sagte mir mein Betreuer, dass ich bei Grundlagenwissen die Quelle nur angeben müsse, wenn ich es wörtlich übernehmen (wovon ausdrücklich abgeraten wurde). Er empfahl eine einleitende Quellenangabe, wie die von otze, wenn man sich wirklich sehr eng an einer Vorlage orientiert, so dass nicht nur phys. Grundlagen allgemein, sondern z. B. auch Beispiele des jeweiligen Autors, oder eine historische Einleitung vom Autor übernommen werden. Allerdings meinte mein Betreuer und auch meine Gutachter, dass grundsätzlich ein Strukturplagiat eher in Geisteswissenschaften/Wirtschaftswissenschaften zu finden sei, da sich in den Naturwissenschaften über Jahre Herleitungsreihenfolgen bei vielen Themen etabliert haben (oder kaum variiert werden können), die Grundgliederungen von Arbeiten (Einleitung, Theorie, Aufbau, Auswertung, Diskussion) meistens gleich sind.



  • So "richtige" Grundlagen, die jeder kennt, sollte eigentlich keinen so großen Anteil der Arbeit einnehmen. Es wird aber einen großen Teil Grundlagen geben, die man sich für die Arbeit erst angeeignet hat, da sieht das offensichtlich schonmal anders aus.

    Am Ende muss man die Frage stellen, ob man guten Gewissens unterschreiben kann, keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt zu haben.



  • In der Physik ist üblicherweise alles als bekanntes Grundlagenwissen zu werten, was Teil eines Diplom/Bachelor/Master-Studiums ist. Hierfür kann, aber muss man keine Quellen angeben. Die Selbstständigkeitserklärung trifft hier nicht zu. Ob man sich dieses Wissen noch neu aneignet, weil man Veranstaltungen nicht besucht hat, ist nicht relevant.

    Verwendet man hingegen im Grundlagenteil Paper usw., die nicht allgemein bekannt sind, bzw. neu sind, also gerade kein fachbekanntes Grundlagenwissen, muss man dies angeben.



  • bachelorSchreiber schrieb:

    Auf jeden Fall werden Physiker/Mathematiker auch damit zu tun haben. Es geht um Strukturplagiate.

    Gerade Mathematiker und Physiker haben damit praktisch gar nichts zu tun.

    Man formuliert zwar selbst, folgt dabei aber den Gedanken und Argumentationsketten anderer.
    

    Beide Fächer folgen keinen (persönlichen) Gedanken und Argumentationsketten. Bekannte Theoretische Grundlagen haben vielfach nur endliche Möglichkeiten der Darstellungsreihenfolge, da sie in gewisser Hinsicht naturgegeben sind. Wenn man mit eigenen Worten formuliert und eventuell die wichtigsten Fakten mit einem Beleg versieht, ist das nach dem, was ich in Arbeiten gesehen habe, ausreichend. Um sich Einzelbelege zu sparen, kann man es so regeln, wie otze es vorgeschlagen hat.


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