Warum sollte man für Linux entwickeln wenn der Markt aus Otto Normalverbraucher besteht?



  • Entwickler schrieb:

    Also nach folgendem Szenario sollt ihr euch orientieren:

    Ihr arbeitet in einem Software Entwicklungsunternehmen, dass momentan eine Desktop Anwendung für den Otto Normalnutzer entwickelt, die der Otto Normalnutzer auch kauft und jetzt wird die Frage in den Raum geworfen:
    "Warum solltet ihr die Software nach Linux portieren?"

    Deswegen habe ich dich im gleichen im ersten Kommentar gefragt, was du eigentlich willst. Das ist das erste mal, dass du die konkret eine Ausgangsstellung beschreibst, wie du sie dir vorstellst.
    Ja, wenn du die Frage so formulierst, lohnt es sich wahrscheinlich nicht, für Linux zu entwickeln. Wir haben die Entwicklung für Linux auch eingestellt. Wir entwickeln Software im PDM/CAD Bereich. Früher waren hier die verschiedenen Unix Workstations viel interessanter als Windows. Hat sich in den letzten Jahren aber geändert und die Nachfrage nach Unix Versionen war nicht mehr so groß. Deswegen haben wir beschlossen, den Aufwand für Tests und Support nicht mehr zu betreiben und uns auf Windows zu konzentrieren.

    Wenn du jetzt also der Chef einer Softwarebude wärst, die nachweislich Geld mit Windows Software für Endkunden verdient (wir haben natürlich nicht für Endkunden entwickelt, aber darum gehts ja in deiner Frage) und dich fragst, ob es sich lohnt, auf Linux zu portieren, dann lohnt es sich wahrscheinlich nicht. Natürlich müsste man das aber trotzdem genauer analysieren. Nehmen wir z.B. irgendwelche Audio Software. Gibts unter Windows zig Konkurrenten, einige groß und bekannt. Du könntest also vielleicht mit einem 5% des Gesamtmarkts für Musiksoftware rechnen. Wenn du die Software für Linux portierst, hast du vielleicht keine oder nur einen ernsthaften Konkurrenten und könntest mit 50% des Linux Marktes rechnen, was dann in absoluten Zahlen wieder ähnlich wäre.

    Dass Software nicht immer entwickelt und weiterentwickelt wird, um damit Geld zu verdienen, kann ich dir bestätigen, wenn dir das nicht eh schon klar war. Wir haben auch Software für Endkunden angeboten und ständig weiterentwickelt. Hat natürlich überhaupt keinen interessiert. War auch nicht viel Aufwand. Waren sehr stark abgespeckte Versionen unserer Hauptsoftware, die schnell zusammengebaut wurden. Das konnte man ab und zu auf Messen zeigen. Ja, wir sind sogar für Privatkunden präsent, uns kennt jeder und kann ausprobieren, bla bla. Hat echt keinen interessiert. Genauso wie in meiner letzten Firma. Wir haben Datenbankanalysesoftware für Firmen geschrieben. Gab auch eine Version für Privatkunden, die irgendwas in Outlook machen konnte. War auch irgendwo gelistet, konnte man kaufen und gab kostenlose Demos. Hat natürlich auch überhaupt keinen interessiert, damit wollten wir nur unseren Unternehmenskunden zeigen, dass wir aktiv und bekannt sind.



  • Als Hobbymusiker kann ich bei Musiksoftware mitreden. Da gibt es einen neuen Stern im Himmel der mich mein Cubase verkaufen liest, der nennt sich Bitwig und läuft wunderbar und hat selbst jede Menge Echtzeit-DSP-Magic, kann aber auch mit VST-Instrumente erweitet werden. Hier ist ein ganz ganz großer Name U-he(Diva ist der erste Software-Analog Synthesizer der auch wirklich analog klingt, da er wirklich analoge Schaltkreise per Wahrscheinlichkeit emuliert.) Die Firma hinter Urs Heckmann (u-he) ist mir ihren Produkte ebenfalls schon im Beta-Stadium für Linux.

    Das alles ist eine kleine Sensation, da Linux für das Musikmachen in der Vergangenheit die wirklich allerletzte Wahl war. Dank Bitwig kann sich das ändern, das ist übrigens zu 95% in Java geschrieben, die U-he Dinger glaube ich in C++.



  • Rustiger schrieb:

    Aber auch Programme wie Photoshop und ganz besonders AfterEffects fehlen mir auch unter Linux.

    Warum nutzt du anstatt AfterEffects nur nicht Jahshaka, wo doch simbad folgende Behauptung aufgestellt oder ist er etwa im Unrecht oder hast du jetzt Raubkopien?

    simbad schrieb:

    KLEINBUCHSTABEN schrieb:

    Das ist ganz einfach. Nehmen wir einen Grafiker, Webdesigner etc. der das auch als Freelancer beruflich ausübt.

    Wir reden ja von Otto Normalverbrauchern. Da fallen Freelancer/Unternehmen/Unternehmer raus. Der Otto Normalverbraucher gibt, wie ich schon vorher sagte, kein Geld für etwas aus das er, wenn auch aus anderer Quelle, für umsonst kriegen kann.

    und

    simbad schrieb:

    Ja. Alles Software die der Otto Normalverbraucher problemlos durch freie Varianten ersetzen kann, wenn er es nicht irgendwie illegal zum laufen bringt.

    http://www.jahshaka.com/

    und der Kauf von proprietäre Software sollte auch als normal gelten.

    Ganz deiner Meinung und Softwarehersteller sollten besser ihre Produkte mit Patches versorgen und nicht einfach nur den Bugfix in die nächste Version verschieben für die wieder Geld verlangt wird, dann wäre der Ruf von propritärer Software beim Otto Normalverbraucher viel besser.
    Es sollte auch möglich sein, einzelne Teile, wie z.B. Codecs die z.B. neue CPU Features nutzen, gegen Geld günstig nachzurüsten.
    Bei einem Videoschnittprogramm brauche ich z.B. nicht immer ständig ein neues Interface, sondern einfach nur neue Codecs die z.b. CUDA nutzen können oder eben einen neuen Codec können usw.



  • Viel schlimmer finde ich eines der neuere Kaufmodelle, wo man nur noch für ein Monat oder ein Jahr die Software mieten kann. Ich hoffe GEGL kann in Gimp bald sein ganzen Potential entfalten, dann kann man wirklich PS lebe wohl sagen. Jahshaka habe ich auch mal probiert, weiß jetzt nicht mehr was mich da abgestoßen hat. Blender finde ich erstklassig genau wie LibreOffice, da brauch es für mich überhaupt nichts kommerzielles. Fehlen irgendwie noch die großen Spielekracher, die ich zwar nicht oft spiele, aber so alle paar Jahre kommt dann mal was auf dem Markt was mich dann doch mal interessiert, wie jetzt Elite oder so.

    Linux hat schon, gerade im letzten Jahr(durch Bitwig, 3D-Engines, Steam etc.) einen extremen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ich hoffe es geht weiter so. Derzeit brauche ich mein Windows noch um glücklich zu sein.


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